Interview mit Mika Tauriainen von Entwine

Ein Interview von des vom 13.04.2009 (11957 mal gelesen)
Die finnischen Goth-Rocker ENTWINE brachten mit "Painstained" kürzlich ihr neues, sehr gelungenes Album heraus. Der Sänger der Band, Mika Tauriainen, stand uns am Telefon Rede und Antwort zu Themen wie, ob das neue Album nun Radio-Rock sei, wie der Songwriting-Prozess bei ENTWINE funktioniert und wo er sich in zehn Jahren sieht.

Hallo Mika! Ihr habt ein neues Album draußen, "Painstained". Wie zufrieden bist Du damit?

Mika Tauriainen: Ich bin ziemlich zufrieden damit. Zum ersten Mal habe ich das Gefühl, dass ich wirklich nichts anders machen würde, wenn ich das Album nochmals aufnehmen würde. Aus meiner Sicht ein wirklich sehr gutes Album.

 Warum hat es diesmal länger gedauert, bis ihr ein neues Album raushattet, fast drei Jahre?

Mika: Eigentlich nur zweieinhalb Jahre, um präzise zu sein. Wir waren eigentlich die ganze Zeit auf Tour bis zum Sommer 2008, wo wir noch einige Festivals spielten. Wobei, im letzten Jahr spielten wir nur wenige Shows, um genug Zeit für das neue Album zu haben, das etwa ein Jahr brauchte. Nur deshalb hat es so lange gedauert. Wir sind nicht die Art von Band, die ihre Songs im Bus schreibt oder so, wir brauchen wirklich unsere Zeit dafür. Wir hatten auch nicht wirklich eine Pause.

Irgendwann in den letzten Jahren habt ihr eure Keyboarderin Riita verloren?

Mika: Ja, das ist ein paar Jahre her. Sie hatte eine Tochter, die zu jener Zeit begann zur Schule zu gehen und Riita musste sich entscheiden. Und natürlich ist das Kind die Nummer 1. Wir hatten auch keinen Streit deswegen. Im Moment suchen wir auch nicht nach einem neuen Keyboard-Player, derzeit benötigen wir keinen.

Live arbeitet ihr mit Einspielungen oder engagiert ihr einen Tour-Keyboarder?

Mika: Diese Dinge kommen von der Hard-Disc zusammen mit den anderen Sound-Effekten, die wir bei Konzerten einsetzen. Machine-Stuff [lacht]

Bei einigen der Songs des neuen Albums hatte ich das Gefühl, dass sie fürs Radio gemacht wurden. War das die Intention?

Mika: Nein, ganz im Gegenteil. Wir dachten eigentlich, dass dieses Album das aggressivste ist seit langem. Es war ziemlich bizarr, als wir das in mehreren Reviews lasen. Wir dachten ok, what the fuck is going on? Wir hielten es für etwas anderes, aber man weiß eigentlich nie, was der Radio-Stuff ist und was nicht. Wir haben eigentlich nie gedacht, dass es mehr ein Radio Ding ist. Wir machten, was sich gut anhörte - und nun ist es was es ist. Das neue Album geht aus meiner Sicht viel tiefer als die früheren. Die Lyrics sind viel durchdachter und haben mehr Botschaft und sind nicht so offensichtlich. Ich glaube wirklich, dass es das Album ist, in das man am schwierigsten reinfindet. Ich meine, ich weiß natürlich nicht, wie es anderen Leuten damit geht, aber ich würde es nicht als Radio-Sache bezeichnen

Wie läuft das bei Euch ab mit dem Songwriting; stimmt es, dass Deine Bandkollegen die Songs fertigmachen und Du dann die Lyrics und Gesangsmelodien dazu schreibst?

Mika: Wir machten es auch diesmal wieder so. Wir haben herausgefunden, dass dies für uns eine sehr produktive Art zu schreiben ist. Ich brauche meine Ruhe, wenn ich meine Lyrics schreibe. Diesmal nahm ich meinen Computer und ging in unseren alten Proberaum in meiner Heimatstadt. Dort blieb ich etwa 8 Wochen, bis ich fertig war. Dann nahmen wir unsere Demos für die Produzenten auf und schlussendlich geing es dann ins Studio, um die Masterpieces aufzunehmen. Ich weiß nicht, wie es bei anderen Bands läuft, aber der ganze Prozess dauert bei uns immer ziemlich lange. Auch das nächste Album wird wieder mit der selben Methode aufgenommen werden.

Ich habe irgendwo gelesen, dass alle deine Kollegen neben der Musik noch einem Job nachgehen, nur Du lebst ein Rock'n'Roll Leben. Was heißt das?

Mika:  [lacht] Ich arbeite nicht, ich tue nichts anderes. Vor ein paar Jahren habe ich auch nebenher gearbeitet, aber wenn ich das immer machen müsste, wäre ich tot. Ich brauche einfach meine Zeit für mein Schreiben. Das ist einfach meine Art zu arbeiten und die Musik ist die Priorität Nummer 1 für mich. Ich kann keine Risiken eingehen [lacht]. Das ist meine Art zu leben. Okay, ich schwimme nicht im Geld im Moment, das letzte Album ist schon zweieinhalb Jahre her und ich brauche natürlich auch ein Einkommen. Nächstes Mal wirds besser :-)

Wie verkauft sich das neue Album oder ist es noch zu früh, um danach zu fragen?

Mika: Keine Ahnung; ich sollte mal nachfragen, habe aber auch nicht daran gedacht. Ehrlich gesagt denke ich an so etwas nicht mehr, wie wird sich das verkaufen,... Damit bin ich durch, das hatte ich in der Vergangenheit. Als wir damals tourten mit dem "DiEversity"-Album dachten wir, das wird jetzt der Durchbruch - und dann kam raus, dass es doch nicht so groß war und wir dachten, was ist los? Und beim nächsten Album "Fatal Design" dachten wir wieder, es muss jetzt passieren und nichts geschah. Aber ich habe erkannt, dass es schlussendlich einfach Musik ist und es das wichtigste ist, dass wir die Gelegenheit haben, Shows zu spielen. Die Hauptsache sind einfach die Live-Shows, ich bin einfach froh, in einer Band zu spielen und scher mich nicht mehr um Verkäufe; das interessiert mehr die Plattenfirmen. Die können darüber nachdenken. The main thing is Rock'n'Roll!

 Wo siehst Du Dich in zehn Jahren, willst Du dann noch immer das selbe machen?

Mika: Ich hoffe es! Es ist nicht so, dass ich mir das ausgesucht habe, die Musik hat vielmehr mich ausgesucht. Ich sehe mich nicht in einem 9-to-5 Job. Was ich mir vorstellen könnte, ist ein Fußballmanager zu sein oder ein Produzent. Ich habe zwei Leidenschaften in meinem Leben, Fußball und Musik.

Geht ihr auch auf Tour dieses Jahr oder spielt ihr Festivals?

Mika: Wir sind gerade in Finnland unterwegs und planen, Deutschland, England und den Rest von Europa im kommenden Herbst zu touren. Festivals spielen wir heuer keine, weil wir gerade unsere Agentur gewechselt haben. Wir haben dadurch etwas Zeit verloren und waren daher zu spät dran für die Festivals.

Danke für das Interview. Gibt es noch etwas, was Du loswerden möchtest?

Mika: Vergesst diesen Pirate-Stuff im Internet und kauft das neue Album, damit wir die Möglichkeit haben zu touren! Und ich spreche hier von allen Bands, die ihr mögt! Denn sonst bekämen wir kein Geld für unsere Alben.

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