Livebericht Huntress (mit Hopelezz ) |
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Ein Livebericht von Opa Steve aus Köln (Underground) - 26.01.2014 (16777 mal gelesen) |
Als wir Jill vor dem Auftritt noch zum Interview treffen, war die Band erst 30 Minuten vorher aus Hamburg eingetroffen. Jill erzählt noch beiläufig, dass sie sich in Hamburg den Magen verdorben hatte. Zu diesem Zeitpunkt wissen wir noch nicht, dass der Gig in Hamburg sogar deswegen gecancelt werden musste, aber das Facebook-Foto von Jill - lediglich in Socken und kotzend vor dem Klo - ging ja schon tags drauf durch die Metal-Blätter. Angesichts der stressigen Umstände ist die ganze Band aber hochgradig relaxt und professionell, und Jill soweit erholt, dass sie am Abend auf die Bühne gehen kann. Normalerweise sind ca. 50 Gäste natürlich kein Riesenpublikum, was eine Band glücklich macht. Angesichts der Buchungshektik und komplett fehlenden Werbung (der Club nahm den Gig erst wenige Tage vorher ins Programm auf) kann man angesichts des Newcomer-Status von HUNTRESS bei 50 Leuten doch schon sagen, dass es zumindest eine Fanbasis gibt, die über alle Schritte der Kalifornier informiert ist. Ebenso überrascht waren im Vorfeld die Wuppertaler HOPELEZZ. Die Vorgruppe hat das Vergnügen, die Leute beim zweiten Bier warmzuspielen, und auch sie erfuhren erst 6 Tage zuvor, dass sie sich einen Opener-Slot vor HUNTRESS ergattert haben. Etwas unpassend zum Headliner gibt es moderneren Metal, der zum Glück neben seinen Core-Elementen auch eine gute Portion Death intus hat. Mit 'Made Of Stainless Steel' geht der Reigen mit dem Opener des aktuellen Albums los, der vor allem von Frontmann Patrick geprägt wird. Die Screams muss man zwar mögen, und besonders variantenreich ist das Programm dieser Spielart bekanntlich nicht, aber Patrick sorgt mit seiner Agilität für die nötige Dynamik. Die geringsten freundlichen Kopfnicker in der distanzierten ersten Reihe nimmt dieser direkt zum Anlass, ins Publikum zu laufen und Leute zum Mitbrüllen und Bangen zu animieren. Die steten Aufforderungen, mal näherzukommen, tragen dann auch langsam kleine Früchte, und die Band erspielt sich ihren verdienten Achtungserfolg bei einem Publikum, welches eigentlich wegen ganz anderer Musik gekommen ist. Mir persönlich hängt noch 'Struggle For Life' ganz gut im Ohr, aber insgesamt bin ich in dieser Metal-Ausrichtung einfach zu wenig zu Hause, als dass ich jetzt richtig mitgerissen worden wäre. Aber der Frontmann hat Format - das muss man ihm lassen, und die Band macht einen tighten Eindruck. HUNTRESS lieben das Theatralische. OK, Jill liebt es. Die Jungs hingegen stiefeln - immer noch höchst entspannt - in ihren Holzfäller-Hemden rum und bauen erst mal selbst ihr Equipment auf. Im Gegensatz zu ihrer gerade abgeschlossenen Tour mit LAMB OF GOD sind die Adressen für HUNTRESS alleine natürlich eine gute Spur kleiner, und im Opener 'Senicide' muss Jill für ihren dramatischen Auftakt mit der Feuertür neben der Bühne vorliebnehmen, die sie mit dem ersten Schrei aufstößt und das Publikum mit einem Kung-Fu-Kick in High-Heels begrüßt. Diese Art von Show und ihr Hexen-Ding muss man mögen, man kann vielleicht auch darüber etwas schmunzeln, da gerade anfangs die großen Gesten auf der spartanischen Bühne etwas hölzern und deplatziert wirken. Eine kleine Nebelmaschine steht zwar daneben, aber angesichts des absolut mickrigen Lichts, welches das Underground in seinem kleinen Saal betreibt, wäre die Band im Nebel vermutlich komplett verschwunden oder über irgendetwas gestolpert. Wie auch Patrick von HOPELEZZ nutz Jill den Kontakt zum Publikum, spielt die böse Verführerin vor allem bei den männlichen Besuchern mittleren Alters, welche auf die unerwartete Aufmerksamkeit auch mal mit verlegenen roten Bäckchen reagieren. Die ganz Coolen hingegen brüllen gemeinsam mit Jill 'I Want To Fuck You To Death', während Ehefrau und minderjährige Punk-Tochter direkt grinsend nebendranstehen. Insgesamt brauchen auch HUNTRESS ein wenig Zeit, um sich richtig locker zu machen. Nach 'Blood Sisters' bedankt sich Jill erst einmal beim Publikum für das Erscheinen an einem tristen Sonntagabend und freut sich, dass den Anwesenden HUNTRESS wichtiger sind als ein faules Wochenende auf der Couch. Die deutlich erhöhte Aktivität treibt in dem kleinen Clubraum die Temperaturen nun deutlich nach oben. Jills Beschwörungsgestik wird routinierter, und sie entledigt sich ihres doch zu warmen Umhangs. Blake an der Klampfe stimmt mit ein in die ganz großen Posen, soweit es der Platz denn möglich macht, während Anthony stets abgeklärt seine Epiphone bearbeitet. Man muss natürlich ehrlich sein und feststellen, dass Jill noch nicht zu den großen Sängerinnen des Genres gehört und das instrumentale Niveau von HUNTRESS auf der Bühne qualitativ ein Stück höher liegt als der Gesang. Gerade die hohen Töne wie z. B. im endgeilen 'Zenith' verlangen ihr einiges ab. Aber durch ihre ungewöhnliche Art, melodisch zu brüllen, klingt sie im Stil unverkennbar und das Gesamtpaket mit dem ganzen Image wirkt auch mit zunehmender Spieldauer immer geschmeidiger. Die okkulte Wirkung kommt bei dem Funzellicht immer besser zur Wirkung, und die Jungs spielen sich regelrecht in einen Rausch. Im Laufe des Gigs nimmt sich Jill zunehmend Auszeiten während längerer Instrumentalphasen, und kniet vor den Drums meditierend nieder, während die Drums die Saitenfraktion immer weiter nach vorn treiben. Der Energielevel liegt am Schluss insgesamt sehr hoch und es gibt keine Ausfallerscheinungen. Nach dem halben aktuellen Album "Starbound Beast" greifen die Kalifornier am Schluss noch mal zu ihrem Video-Hit 'Eight Of Swords' zurück und blasen die Attacke nochmal mit allen Kräften ins bangende Publikum. Es hätte insgesamt gerne länger dauern dürfen, aber ansonsten beweisen HUNTRESS, dass sie es durchaus ernst meinen, sich den Weg in den Metal-Olymp zu erarbeiten. OK, lieber 50 Minuten Vollgas als 80 Minuten Mittelmaß. Ich freue mich schon darauf, die Band mal unter besseren Bedingungen live länger erleben zu dürfen und bin mir sicher, dass sie es mit ihrer Einstellung und ihrem Enthusiasmus noch ein gutes Stückchen nach oben schaffen. Natürlich nimmt sich die Band auch nach dem Abbau der Bühne viel Zeit für das verbleibende Publikum, und während Jill wieder in Ermangelung irgendwelcher Berührungsängste jeden noch so verschwitzten Headbanger für ein Foto umarmt, sorgen die Jungs für entspannte Plausch-Atmosphäre am Merch-Stand. Das Interesse an der Band ist bei allen Besuchern sehr hoch und diese ist nochmal doppelt verblüfft und glücklich angesichts des hohen Zuspruchs. |
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