Livebericht Cheeno (mit Agrypnie ) |
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Ein Livebericht von Opa Steve aus Frankfurt am Main (Die Halle) - 04.04.2009 (23448 mal gelesen) |
(Klick auf die Fotos führt zur Gallery) Zugegebenermaßen war nach einer überzeugenden CD-Kritik von CHEENOs Debütalbum die Neugierde sehr groß, wie das aufwändig produzierte Material on stage rüberkommen würde. Diese Neugierde durfte dann auch kürzlich befriedigt werden, als CHEENO einen kleinen Gig mit AGRYPNIE in Frankfurt am Start hatten. Da kurzfristig noch eine spontane Anreise möglich wurde, gurkte ich dann mal ins Frankfurter Hinterland, um mir die Saarländer Newcomer mal genauer anzuschauen. "Die Halle" entpuppte sich als gemütlicher kleiner Konzertclub mit Kneipen-Charakter. Bei quasi geschenktem Eintritt von 6 Euro lief alles recht entspannt ab - was auch bedeutete, dass alles bisschen später wurde. Da Carsten von CHEENO auch bei AGRYPNIE den Bass wirbelt, entschied man sich dafür, dass die eigentliche Vorgruppe den Mittelpart des Abends übernehmen sollte. Also bequemten sich AGRYPNIE kurz nach 21 Uhr mal auf die Bühne und zogen rasch einen Großteil der Anwesenden vor die Boxen. AGRYPNIE sind irgendwie eine bunte Truppe. Der Zorn, den der ehemalige NOCTE OBDUCTA Sänger in seinen Titeln spüren lässt, wird optisch durch seine teilweise sehr junge Begleitband nicht unbedingt repräsentiert. Die Jungs präsentieren sich eher bodenständig, was ja per se begrüßenswert ist - wenn sich auch irgendwie das "Gesamterlebnis" des dezent avantgardistischen Black Metals nicht einstellt. So mischen sich finstere Titel wie die "Kerkerseelenwanderung" mit verblüffend guter Laune auf der Bühne, und die Band ist durchaus auch mal zu Scherzen aufgelegt. So gibt es süffisante "Balladen"-Ankündigungen, und Torsten stimmt das Publikum gegen Ende direkt mal darauf ein, dass man sich selbstverständlich noch eine Weile mit "Zugabe!"-Rufen feiern lassen möchte, bevor man mit 'Exit' und 'Auf den nackten Korridoren' den Gig beendet. Den Zwischenslot übernehmen dann TAKE A SEAT, eine relativ junge Kapelle, die auf jeden Fall noch mehr Bühnenerfahrung sammeln muss. Weder beim Soundcheck noch beim Gig selbst machten sie den Eindruck, wirklich lenken zu können, und so verpuffte das Material beim Publikum, welches dem Stoff eher so nebenbei beim Bier lauschte. Lediglich Klamper Lukas legte sich etwas ins Zeug, während der Rest eher zaghaft am Fleck stand. Die Songs sind grob der Rubrik "Alternative-Metal" zuzuordnen, wobei die Arrangements zwar nicht schief gewickelt waren, aber doch streckenweise ein bisschen umständlich wirkten. Aber wie sagt man so schön: Learning by doing, also lassen wir der jungen Band noch etwas Zeit, sich zu entwickeln. Auf CHEENO war ich dann doch gespannt wie ein Flitzebogen, und während ich mich noch im Soundcheck wähnte, hatte die Truppe auch schon losgelegt. Vor allem Joey und Carsten posten vom ersten Takt an, was das Zeug hält. Hier war ganz klar alte Schule angesagt, so wie es die SCORPIONS in den frühen Jahren taten. Ich finde es auch ziemlich geil, wenn man den Musikern auf der Bühne die Begeisterung ansieht, denn ich will kein klinisches Video oder einfach einen "Job" sehen, sondern mitgerissen werden. Dies gelang CHEENO sehr gut, und die Wirkung stellte sich beim Publikum auch schnell ein. Auch Fans, die ursprünglich bei AGRYPNIE abgingen und sich anschließend im Hintergrund hielten, fanden im Laufe der Songs wieder den Weg vor die kleine Bühne, und mit jedem weiteren Titel flogen auch mehr Matten. Geboten wurde natürlich hauptsächlich Material vom aktuellen Album, wobei aus Zeitgründen auf den langen Titeltrack verzichtet werden musste. Besonders gefreut habe ich mich darüber, dass CHEENO einen guten Mixer im Team haben. Ich hatte ja schon Bedenken, dass die Feinheiten im Sound der CD auf der Bühne fehlen würden. Natürlich kamen auch alle Titel etwas heftiger und direkter rüber, aber gezielt eingestreute Effekte konnten das Flair der Songs durchaus reproduzieren. Mehr ginge natürlich nur mit wesentlich größeren Produktionen, so dass man Sample-Einspieler oder mehrere Vocals nutzen würde. Aber das Resultat war auch so schon absolut befriedigend. Sängerin Jenny stellte ihr Können bei vielfältigen Stimmeinsätzen unter Beweis, egal ob ruhige Parts oder die extrem hohen Kopfstimmen bei 'Silicium'. Lediglich zum Schluss des Gigs merkte man ihr leichte Konditionsschwierigkeiten an. CHEENO übererfüllten meine (vorsichtig realistischen) Erwartungen, und für die Livequalitäten dieser Band gehen beide Daumen hoch. Limitiert wurde das Event lediglich durch die etwas zu familiäre Atmosphäre. Was bedeutet: etwas mehr Publikum darf es ruhig sein, und bei Basser Carsten kam gegen Ende zu häufig der Scherzkeks durch, was von AGRYPNIE-Fronter Torsten vor der Bühne noch weiter angeheizt wurde. Nichts gegen Humor beim Gig, aber zuviel albern ist zuviel albern - zumal das zur Musik auch überhaupt nicht passt und ein Stück der Magie nimmt. Meine Anerkennung gilt allen Truppen des Abends, die hier für gnadenlos wenig Geld dem Publikum was bieten wollen. Es ist für mich unverständlich, warum sich nicht mehr Supporter für solche Veranstaltungen einfinden, die einfach mal ohne finanzielles Risiko paar neue Bands kennenlernen wollen. Aber das ist wohl das Ergebnis der aktuellen Fanspaltung: die einen lassen sich für viel Geld in den Mega-Hallen einquetschen, die anderen pflegen die "alles-umsonst"-Kultur vor dem heimischen Internet und verwechseln dies mit dem wahren Leben. Und beide Typen Fans wissen gar nicht, was sie versäumen. Daher umso mehr Anerkennung und Dank, dass Bands wie diese die Szene lebendig halten und sich den Arsch abspielen. Weiter so! |
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