Livebericht Cannibal Corpse (mit Krisiun und Hideous Divinity) |
---|
Ein Livebericht von Eddieson aus Lingen (Alter Schlachthof) - 07.05.2016 (24625 mal gelesen) |
Ich bin heute in Lingen. Nein, nicht um irgendwelche bescheuerten Fun-Shirts bei EMP zu kaufen, sondern CANNIBAL CORPSE dabei zuzusehen, wie sie den Alten Schlachthof in Schutt und Asche legen. Es sind wirklich ein paar merkwürdige Tourdaten dabei, aber weil CANNIBAL CORPSE ja eh ständig irgendwo unterwegs sind, ist es mal ganz erfrischen sie nicht immer an derselben Steckdose zu sehen. Deswegen mache ich mich auf den Weg nach Lingen im Emsland. Es ist eine entspannte Autofahrt. Das Wetter ist gut, die Autobahn ist frei und die letzten 30 Kilometer über Land sind gut zu schaffen, der ein oder andere Blitzer am Straßenrand zwingt mich auf die Bremse zu treten, trotzdem komme ich relativ pünktlich am Alten Schlachthof an. Der Alte Schlachthof ist ein Kinder- und Jugendzentrum, welches ein sehr vielschichtiges Programm aufweisen kann. Neben CANNIBAL CORPSE und KRISIUN sind dort Schriftsteller Heinz Strunk, Singer/Songwriter Olli Schulz und PYOGENESIS zu Gast. Nebenbei gibt es Programme für Kinder und verschiedene Workshops werden angeboten. Aber darum soll es heute nicht gehen. Heute geht es um Metal, genauer gesagt um Death Metal. CANNIBAL CORPSE sind eine Institution des Metal. Kompromisslos sind sie ihren Weg gegangen. Weder eine Christa Jenal, noch eine Tipper Gore oder ein Bob Dole konnten sie auf dem Weg zur Spitze aufhalten. Es gibt ein paar Probleme an der Kasse mit der Gästeliste, dank des örtlichen Veranstalters und dem Tourmanager von CANNIBAL CORPSE komme ich dann aber doch noch rein. An dieser Stelle meinen herzlichen Dank nochmal. Die Italiener von HIDEOUS DEVINITY haben ihr Set schon begonnen und befinden sich auf den letzten Metern. Eine gute Menge an Zuschauern hat sich schon vor der Bühne zusammengefunden. Durch die Deckenfenster strömt noch helles Tageslicht in den Konzertraum, was dem Ganzen eine etwas andere Atmosphäre verleiht. Was auffällt, ist, dass HIDEOUS DEVINITY ohne Bassist auf der Bühne stehen. Nun sagt mir die Bands nichts und ich habe keine Ahnung, ob das immer so ist (später erfahre ich dann, dass der Bassist nur bei diesem Auftritt gefehlt hat). Jedenfalls spielen sie sehr modernen Metal, der mich aber leider nicht mitreißt. Dennoch sind einige Fans da, was den Italienern sichtlich gut tut. Die meist typische Zeit von 30 Minuten für einen Umbau wird auch in Lingen gut eingehalten. KRISIUN sind nun am Zug. Das Tageslicht stört mich doch leider etwas, aber die Band ist natürlich Profi genug, auch bei solchen Lichtverhältnissen eine dunkle Stimmung zu erzeugen. Ihr Mix aus Blastbeat und Melodie kommt gut beim Publikum an. Der Raum ist mittlerweile gut gefüllt, dennoch findet man hier und da einige Lücken, wo man entspannt stehen kann. KRISIUN legen sich mächtig ins Zeug und schaffen es in kurzer Hand das Publikum auf ihre Seite zu ziehen. Sie können nicht nur musikalisch überzeugen, sondern kommen auch extrem sympathisch rüber, wissen es zu schätzen, was die Fans für sie getan haben. KRISIUN haben es geschafft. Sie stammen aus einem armen Land (Brasilien), reisen nun um die Welt und haben ihr Hobby zum Beruf gemacht. Sie wissen, wem sie das zu verdanken haben und das lassen sie dem Publikum auch mehrmals am heutigen Abend wissen. Ein starker und sympathischer Auftritt des Trios. Und dann sollte kommen, worauf die Lingener und die Zugereisten gewartet haben. Mittlerweile ist es dunkel geworden, CANNIBAL CORPSE betreten die Bühne, nachdem der Umbau knappe 45 Minuten gedauert hat, stellen sich auf und legen mit dem Opener 'Evisceration Plague' schon mal ein ordentliches Midtempo-Brett hin. Die Bühne in ein blutrotes Licht getaucht, schafft dies eine fast unheimliche Atmosphäre. Die Band steht fest auf ihren Plätzen, bewegt sich nicht, schüttelt lediglich ihre Köpfe. Kein Kontakt zum Publikum und schon geht es mit 'The Time To Kill Is Now' weiter, welches wesentlich zügiger läuft, als noch der Opener. Auch 'Scourge Of Iron' und 'Death Walking Terror' kommen extrem fett rüber. Dann der nächste Überhit 'Stripped, Raped and Strangled'. Die Menge tobt, die Band zeigt sich kühl. Ich bin mir nicht sicher, ob sie keinen Bock haben oder doch so routiniert sind und einfach ihr Ding durchziehen. Wie auch immer es ist, es passt. Das Licht passt, die nicht vorhandene Bühnenaction passt und die Musik spricht sowieso für sich. Das sind nun mal CANNIBAL CORPSE. Und so ziehen sie gnadenlos ihr Set durch. Weiter geht es, und man arbeitet sich durch die komplette Diskografie. Mit 'Pit Of Zombies', 'The Wretched Spawn', 'Covered With Sores', 'Born In A Caskes', 'I Cum Blood', vielen mehr und natürlich dem CANNIBAL-CORPSE-Song schlechthin: 'Hammer Smashed Face'. Am Ende des Sets bin ich doch anfangs etwas skeptisch. War das nun gut oder war es doch eher Dienst nach Vorschrift, und komme zu dem Ergebnis, dass es beides war. CANNIBAL CORPSE sind routiniert, das liegt nun mal in der Natur der Sache, dennoch war es ein kompletter Abriss in 17 Songs. Das Konzert mit dem brachialen 'Evisceration Plague' zu eröffnen, und natürlich mit 'Hammer Smashed Face' und 'Devoured By Vermin' zu beschließen, ist schon geil. Auch der nicht vorhandene Kontakt zum Publikum sorgt für eine gewisse Atmosphäre, es wirkte als müsse das so, es ist gewöhnungsbedürftig, aber es war passend und stimmig. Ja, CANNIBAL CORPSE haben an diesem Abend in Lingen alles richtig gemacht. Der Sound passte, das Licht passte und die Stimmung passte. Die Fahrt ins beschauliche Emsland hat sich also gelohnt, ach, egal wo man hinfährt, CANNIBAL CORPSE lohnen sich immer! |
Alle Artikel