Ein Interview von Eddieson vom 24.02.2021 (26667 mal gelesen)
ANGELUS APATRADIA fliegen musikalisch ja leider immer noch ein wenig unterm Radar der breiten Metalszene. Doch das soll sich mit dem aktuellen und selbstbetitelten Album hoffentlich ändern. Sänger Guillermo sagt uns warum.
Hola Guillermo. Wie geht es dir?
Guillermo: Hi Jan. Danke, mir geht es so weit ganz gut. Hoffe dir auch.
Danke, ja. Das neue Album trägt den Titel "Angelus Apatrida" und ist am 5. Februar erschienen. In meinen Ohren klingt das Teil etwas aggressiver als der Vorgänger "Cabaret De La Guillotine". Es scheint so, als ob ihr all die Wut, die diese Pandemie mit sich bringt, in das Songwriting gepackt habt.
Guillermo: Oh ja, das haben wir. Musikalisch und auch technisch. Wir hatten dadurch natürlich viel Zeit neue Musik zu schreiben und zu produzieren. Außerdem haben wir die Gitarren etwas runtergestimmt, dazu kommt noch, dass wir mit dem amerikanischen Produzenten-Guru Zeuss gearbeitet haben, der dem Sound die Stärke und Kraft verpasst hat, die er braucht. Natürlich wurden die Songs von der momentanen Pandemie beeinflusst. All die Wut, all die schlechten Gefühle, die angespannte Situation sowohl im persönlichen Bereich als auch global. Aber nicht nur die Pandemie beeinflusste uns, sondern auch die sozialen Probleme haben immer einen Platz in unseren Songs.
Im Gegensatz zum klassischen Heavy Metal oder Death Metal ist Thrash Metal am besten geeignet, um auf soziale Ungerechtigkeiten, politische Probleme und all den kranken Scheiß um uns herum, den wir tagtäglich sehen müssen, aufmerksam zu machen.
Guillermo: Ganz genau! Wir verstehen unsere Musik als Sprachrohr für das, was in unseren Köpfen vorgeht und an die Öffentlichkeit gebracht werden muss. Wir schreiben immer über soziale Ungerechtigkeiten, die jeden Tag um uns herum passieren. Die Pandemie hat bei vielen Leuten eine radikale Seite zu Tage gebracht, bis hin zum Extremismus, und davon handeln unsere Songs. Von dem, was alles in den letzten schlimmen Monaten passiert ist. Es geht gar nicht mal um Politik, sondern einfach um Menschenrechte, Intoleranz und Fanatismus.
Lass uns dann mal kurz über zwei meiner Lieblingssongs des Albums sprechen. 'Indoctrinate' und 'Into The Well'.
Guillermo: 'Indoctrinate' dreht sich vor allem um das Gemeinschaftsgefühl innerhalb der Metalszene, darum, dass man sich nicht indoktrinieren lassen soll von irgendwelchen extremen Populisten. Wir sind alle eins, egal welche Farbe deine Haut hat, egal zu welchem Gott du betest, ob du generell religiös bist, auch die sexuellen Neigungen sind überhaupt nicht wichtig. Wir sind alle gleich und das muss man den Leuten immer wieder deutlich machen. Auch und vor allem in der Metalszene, wo es in letzter Zeit immer wieder zu homophoben und rassistischen Übergriffen gekommen ist.
Da bin ich ganz bei dir. Auch wenn es abgedroschen klingt, muss man den Leuten eben jenes immer wieder ins Gesicht sagen.
Guillermo: Ganz genau. 'Into The Well' hingegen ist ein sehr persönlicher Song. Und wer immer schon mal mit Depressionen und richtiger Angst zu tun hatte, wird die Worte des Textes gut verstehen.
Warum habt ihr eigentlich die Gitarren etwas runtergestimmt?
Guillermo: Das war mehr ein Unfall. Eines Tages spielte ich einige Riffs, die wir schon aufgenommen hatten, mit einer anderen Gitarre, die auf Standard D gestimmt war. Und plötzlich klang alles wesentlich dicker, sodass wir uns entschieden haben, dies auf dem kompletten Album zu spielen.
Musikalisch seit ihr sehr am erfolgreichen Sound des Bay Area Thrash orientiert. Trotz alledem fliegen ANGELUS APATRADIA immer noch so ein wenig unterm Radar. Glaubst du, dass es eine Band aus Südeuropa immer noch schwerer in der Metalszene hat als zum Beispiel eine Band aus Deutschland?
Guillermo: Ja, das ist gut möglich. Spanien hat sehr wenig erfolgreiche Musik nach ganz Europa exportiert, und das, obwohl wir hier eine sehr starke Metalszene haben. In der heutigen Zeit ist es verdammt schwer sich einen Namen in der Szene zu machen. Aber wir sind hier und verbessern uns immer mehr. Das neue Album sorgt für viel Aufmerksamkeit über die gesamte Welt verteilt. Es bricht unsere eigenen Rekorde und verkauft sich überragend. Ich kann es kaum abwarten, dies mit den Fans auf den Konzerten zu teilen.
Ihr hattet den letzten Wechsel in eurem Line-up in 2002. Was ist euer Geheimnis für eine stabile Truppe?
Guillermo: Von Anfang an ist es das, was wir tun möchten. Vielleicht ist "unser kleines Geheimnis", dass wir das praktizieren, was wir predigen. Diese Band besteht aus vier Mitgliedern, keiner ist der Boss. Wir sind alle gleich, Freunde seit den frühen Kindheitstagen, und schauen alle in die gleiche Richtung. Wir sind zusammen groß geworden. Im musikalischen Sinne, aber auch im persönlichen. Die meisten von uns würden sicherlich nicht mal ein Instrument spielen, wenn sie nicht in dieser Band wären. Für mich ist es ein echtes Privileg mit diesen Jungs zusammen Musik zu machen und das schon länger als mein halbes Leben.
Das ist doch ein schönes Schlusswort. Guillermo, vielen Dank.
Guillermo: Ich danke dir! Bleibt gesund und schaut mal auf unserer Instagram- und Facebook-Seite vorbei. Außerdem hört mal via Spotify bei uns rein.