Livebericht Walking Papers |
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Ein Livebericht von Stormrider aus Frankfurt am Main (Nachtleben) - 20.06.2013 (12734 mal gelesen) |
Sind es nicht immer die Abende an die man keine Erwartungshaltung hat, die einem auf Dauer nachhaltig im Gedächtnis bleiben werden. Einen solchen erleben wir am 20.06.2013 im Nachtleben in Frankfurt. Relativ kurzfristig und ohne große Werbung bitten dort die WALKING PAPERS zum Tanz. Eigentlich eine Band die eher dem härter ausgeführten Blues zuzurechnen ist, als dem Metal. Warum sie nun trotzdem eine Relevanz für unser Magazin hat, ergibt sich aus der Tatsache, dass mit Duff McKagan der ehemalige Bassist von GUNS N' ROSES und VELVET REVOLVER den Tieftöner bedient. Wer die Gunners zu ihrer Hochzeit Anfang der 90er noch livehaftig gesehen hat (und dazu zähle ich mich glücklicherweise), hat hier die Möglichkeit einen Jugendhelden in intimer Atmosphäre auf der Bühne zu sehen. Intim bedeutet in diesem Fall, dass das Nachtleben (das geschätzt ca. 200 – 250 Personen fasst) ungefähr zur Hälfte gefüllt ist. Ich gestehe, ich kenne, als ich das Nachtleben betrete, keinen einzigen Song der WALKING PAPERS, und das dürfte vielen Anwesenden ähnlich gehen. Denn gerade in den ersten drei Songs kommt nicht so richtig Stimmung auf. Irgendwie hat man erwartet, dass Duff durch seine Vergangenheit gleich ein etwas größeres, rockstarischeres Flair verbreitet; tut er aber nicht. Nein, vielmehr gibt er ganz den ruhigen Bassisten, der stoisch seinen Part zockt und den anderen das Rampenlicht überlässt. Das Publikum braucht ein paar Minuten, um sich daran zu gewöhnen, denn immerhin steht hier ein Originalmitglied der legendären Formation auf einer Bühne von knapp 50cm Höhe, und auch, um zu realisieren, dass die anderen drei Bandmitglieder eine richtig klasse Show abliefern. Sowohl Drummer Barrett Martin, der richtig kraftvoll und ausdrucksstark spielt, dabei zu keiner Sekunde vergisst, den Zuschauern durch Stick-Spinning, trommeln mit den Händen und technischen Finessen etwas zu bieten, als auch Benjamin Anderson an den Tasten, der wild headbangt, wissen zu überzeugen. Über allem thront aber Sänger/Gitarrist Jeff Angell, und nicht wie erwartet Duff McKagan. Seine Performance hat etwas von einem kunstvollem Bohemian, die er durch seine Optik mit Hut passend unterstreicht. Egal ob mit kraftvoller Stimme gegen den Krieg zu wettern, oder zerbrechlich, nur von den anderen drei Instrumenten begleitet, die echte Liebe zu beschwören, seine Performance hat irgendwie etwas Magisches. Dazu weiß er das Publikum zu gewinnen, indem er zweimal die Bühne verlässt, um im Zuschauerraum zu singen und die Anwesenden aktiv einzubeziehen, sich leidend auf dem Boden zu wälzen und die Gitarre ebenfalls mit leiden zu lassen. Immer mehr vergisst man dabei, wer hier bereits Millionen von Platten verkauft hat, und nimmt irgendwann die Band homogen als Ganzes wahr, es gibt daher völlig zu Recht keinen Song aus der ruhmreichen Vergangenheit ('So Fine' hätte sich da ja zum Beispiel angeboten), und ich muss sagen, ich habe im Nachhinein auch keinen vermisst. Man muss an diesem Abend wirklich keinen Song kennen, um trotzdem 85 Minuten lang gebannt zu werden (eine Vorband gibt es keine, was bei einem Preis von EUR 15 an der Abendkasse auch nicht zu beanstanden ist). Als das Konzert um kurz vor 23 Uhr vorbei ist, dauert es keine zehn Minuten bis sich die komplette Band am Merch-Stand einfindet, fleißig Autogramme schreibt und für Fotos zur Verfügung steht. Die Preise sind mit CD für EUR 10 und Shirt für EUR 15 schon fair, das CD & Shirt-Paket gibt es sogar für EUR 20. Entsprechend viele CDs können auch abgesetzt werden. So sieht man nicht nur stapelweise GNR CDs in den Händen, sondern auch jede Menge WALKING PAPERS Artikel, die signiert werden. Ich glaube, dass nicht nur ich mein Bild eines Rockstars dieser Größenordnung an diesem Abend etwas nachjustieren muss, denn so unprätentiös wie sich Duff McKagan hier in das Team einreiht, macht das schon Eindruck. Ich hatte keine echten Erwartungen an den Abend, oder besser, ich wusste nicht, was ich erwarten sollte. Wer aber ein Herz für härter gespielten Blues hat, und sich auf die Show einlässt, der sollte nicht nur zufrieden sein, eines seiner Jugendidole mal hautnah und nicht nur auf Leinwand zu sehen, sondern auch ein tolles Konzerterlebnis mit nach Hause nehmen. Es sind eben die Abende von denen man nichts erwartet, die nachhaltig Eindruck schinden. |
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