Ein Interview von Eddieson vom 22.04.2020 (30168 mal gelesen)
Anfang des Monats veröffentlichten die saarländischen Thrasher GODSLAVE in einer schicken Doppel-CD ihre früheren Outputs "Out Of The Ashes" & "Into The Black". Gitarrist Bernie bezog dazu Stellung und stellte auch ein neues Album in Aussicht.
Hi Bernie! Wie geht es dir?
Bernie: Danke der Nachfrage, alles super hier. Das Home-Office seit Wochen ist 'ne Herausforderung, aber es gibt Schlimmeres. Wir proben seit Wochen nicht mehr, sondern treffen uns zweimal die Woche in Skype, da bekommt man einiges geschafft, freut euch drauf!
Vor einiger Zeit habt ihr die Doppel-CD "Out Of The Ashes/Into The Black" veröffentlicht, welche euer ausverkauftes Album und eine ausverkaufte EP enthält. Wie kam es zu der Veröffentlichung? War es euer Wunsch oder wurdet ihr vermehrt von Fans darauf angesprochen?
Bernie: Die beiden besagten Scheiben sind seit Jahren ausverkauft, und wir wurden immer wieder nach ihnen gefragt. Deshalb haben wir schon letztes Jahr entschieden, dass die wieder erhältlich sein müssen. Eine Doppel-CD lag da sehr nah und da wir nie einfach nur was nochmal veröffentlichen wollten, kam uns schnell die Idee mit den drei exklusiven Bonus-Tracks, die wir live im Studio aufgenommen haben. Da hatten wir ganz schön Schiss vor und genau deshalb haben wir's gemacht. [lacht]
Wenn du dir die die beiden Veröffentlichung heute mal so anhörst. Wie siehst du die Entwicklung von GODSLAVE zwischen 2008 und 2020?
Bernie: Oh je, da liegen WELTEN dazwischen! Wir sind nach wie vor super stolz auf die beiden Scheiben, mit denen bei uns ja damals alles so richtig Fahrt aufgenommen hatte. Ich würde auch nichts dran ändern wollen! Wir haben über einen Remix nachgedacht, aber der Sound ist auch heute noch mega! Seit Manni in der Band ist, hat sich bei uns musikalisch wahnsinnig viel verändert. Er schreibt den Großteil der Songs und hat's einfach drauf. Das werdet ihr dann auch auf dem nächsten Album 2021 hören. Innerhalb von knapp zehn Jahren ändert sich wahnsinnig viel, das ist 'ne verdammt lange Zeit. Wir sind sehr dankbar, dass sich bei uns auch nach vielen Rückschlägen alles zum Guten entwickelt hat. Einer dieser Rückschläge sind Thommys Stimmbandprobleme, die schon bei den "Into The Black" Studio-Sessions bei ihm zu tierischen Schmerzen geführt haben. Dadurch musste er seinen Stil grundlegend ändern. Also rückblickend auf die letzten zehn Jahre kann ich nur sagen, wir sind eine komplett andere Band, aber die Jungs von damals sind immer noch da, weiser, älter, aber dadurch auch mit deutlich mehr Erfahrung und Biss.
Mit 'Insomniaddict 2020', 'Scholar Eclipse 2020' und 'Slaves To The Black 2020' habt ihr drei Songs in ein modernes Gewand gepackt. Warum gerade diese Songs und habt ihr ein paar Veränderungen an den Tracks vorgenommen oder sie eins zu eins übernommen?
Bernie: Wir haben innerhalb der Band die drei Songs ganz schnell identifiziert, weil wir die schon seit zehn Jahre bei fast jeder Show live spielen. Und dadurch verändern sich Songs ganz automatisch. Wir haben bewusst gar nichts geändert, sondern einfach nur die aktuellen Versionen live aufgenommen. Dazu gehört Thommys "neuer" Gesangsstil, neue Soli und eine Anpassung der Geschwindigkeiten an die Live-Situation. Das "2020" am Schluss heißt also genau das: Das ist die aktuelle Version dieser Songs.
Der klassische Aufnahmeweg ist erst Schlagzeug, dann Bass, Gitarre und am Ende der Gesang. Die Songs habt ihr aber live im Studio eingespielt. Warum?
Bernie: Weil wir nicht dachten, dass wir sowas könnten. [lacht] Man kennt das im Metal ja von KREATOR und das ergibt schon einen ganz speziellen, sehr direkten Sound. Für ein komplettes Album käme das für uns nicht in Frage, weil man dafür unfassbar viel Zeit zum Proben und Aufnehmen benötigt, bei dieser Session konnten wir das aber ausprobieren. Wir spielen die Songs seit Jahren gemeinsam live, kennen sie aus dem Effeff. Und was soll ich sagen: Das war 'ne ganz schön krasse Erfahrung, die man sich im Video zur Single 'Insomniaddict 2020' anschauen kann:
Nun habt ihr letztes Jahr mit "10/10" alte und rare Songs veröffentlicht und jetzt abermals die Vergangenheit neu veröffentlicht. Wird also Zeit für etwas Aktuelles. Wie weit seid ihr denn mit dem neuen Album und was kannst du uns dazu sagen?
Bernie: Wir arbeiten schon seit einem guten Jahr am neuen Album, das im Frühjahr 2021 rauskommen wird. Corona hat uns aber in Sachen Finanzierung ein bisschen 'nen Strich durch die Rechnung gemacht, wir müssen schauen, ob wir das noch zeitlich, wie geplant, hinbekommen. Wenn uns jemand hier unterstützen möchte, kann sich er/sie super gern mal in unserem Shop umschauen. Wir haben circa 15 Songs im Korb, die wir aber nicht alle auf das Album packen werden, sondern auch für andere spannende Zwecke nutzen werden. Wir gehen im August ins Studio. Es klingt vielleicht langweilig, aber es wäre auf der anderen Seite auch ziemlich erbärmlich, wenn das nicht jede Band zu ihrem neuen Album sagen würde: Das Ding wird ganz schön heftig geil. Diejenigen, die uns fleißig auf Social Media folgen, haben bestimmt auch schon gesehen, dass es zum Album noch etwas anderes ganz Spezielles geben wird, dazu sage ich aber bewusst nicht mehr. Wenn ihr's wissen wollt: Facebook und Instagram.
Momentan haben wir ja mit Corona weltweit eine sehr spezielle Situation. Was glaubst du: Wie wirkt sich das Virus und seine Folgen vor allem auf die Konzerte sowohl große Veranstaltungen als auch Underground-Shows in den nächsten Wochen und Monaten aus?
Bernie: Die News ist ja bereits raus: Es wird ALLES abgesagt! Das ist schon ein ganz schön krasser Einschnitt. Wir merken es im Kleinen dadurch, dass uns ein paar Tausend Euro für das neue Album fehlen, die wir jetzt irgendwie auftreiben müssen. Menschen, die damit ihren Lebensunterhalt verdienen, haben ja noch ein größeres Problem, sie können nicht arbeiten! Dieser krasse Ausfall wird sich sehr negativ auf die Landschaft auswirken, ich gehe aber davon aus, dass sich 2021 wieder eine gewisse "Normalität" einstellen wird.
In einem Interview von Ende 2018 ging es um ein Konzert, bei dem die Fans die Setlist bestimmen durften, vor allem hat dich die Wahl zu 'Zombie Panic Holcaust' etwas "aufgeregt" und du sagtest, dass ihr den Song dort das letzte Mal gespielt habt. Habt ihr euch bisher daran gehalten?
Bernie: Yes, und dabei bleibt es auch. Aufgeregt hab ich mich aber nicht, dass der gewählt wurde, das war nicht überraschend.[lacht] Ist halt ein Fave einiger sehr aktiver Leute unserer Slavecrew und das ist völlig in Ordnung (Gruß an Lorenz und die Saalfelder). Das Ding ist aber eine absolute Katastrophe und hinterlässt bei den Leuten, die den Song nicht in- und auswendig kennen, nur ein großes Fragezeichen. Deshalb wird der auch keinen Weg mehr zurück ins Live-Set finden!
Wenn du etwas an der nationalen Underground-Szene ändern müsstest: Was wäre das?
Bernie: Dinge entwickeln sich, das ist der natürliche Verlauf der Dinge, die man nicht ändern muss. Viel wichtiger ist es, sich an die nicht veränderbaren Entwicklungen anzupassen, Stichwort Streaming. Was mich aber nach wie vor und für immer aufregen wird, sind die vielen Dogmen, dass man als Band dies und das machen und dies und das lassen muss. Das ist einfach ganz großer, dummdämlicher Bullshit! Niemand muss irgendetwas! Musik ist Kunst und in der ist ALLES erlaubt! Auf beiden Seiten: Der Künstler darf machen, was er will und der Rezipient darf mögen oder kacke finden, was er will! Wer bei diesem Satz zusammenzuckt, weiß, dass ich ihn direkt damit anspreche. Ich bin es soooo leid, ständig zu hören und zu lesen, was Bands alles tun dürfen, sollen oder müssen. Lasst es doch einfach sein, Leute! Jeder darf tun und lassen, was er will, das ist doch das Schöne an Musik und Kunst.
Ein schönes Schlusswort. Bernie, ich danke dir für deine Zeit und das Interview. Bleibt alle schön gesund.
Bernie: Ich hab zu danken, hat mich gefreut! Bleibt auch alle gesund und seid lieb zueinander! Das ist der einzige Weg.