Livebericht Riverside (mit Dianoya und Jolly) |
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Ein Livebericht von Dweezil aus Glasgow (Classic Grand) - 16.03.2013 (15518 mal gelesen) |
Polens größter musikalischer Exportschlager neben VADER oder BEHEMOTH geht - mit einem fantastischen neuen Album im Rücken - auf Europatour. Die ost-europäische Antwort auf PORCUPINE TREE, die sich im Laufe der letzten Jahre konstant zu einer DER Größen im Prog-Bereich hochgearbeitet hat, muss nun beweisen, dass sie auch live und auf Headliner-Level den eigenen hohen Standards gerecht wird. Zunächst bekommen wir jedoch zwei Vorbands geboten. Die ebenfalls aus Polen stammenden DIANOYA spielen Prog-Metal, der stark an THRESHOLD, neuere DREAM THEATER oder auch PAGAN'S MIND erinnert und dürfen auf der - mit Schlagzeugen und Keyboards leicht überfüllten - Bühne eröffnen. Die vertrackten Rhytmen werden wohl dosiert neben gut bratenden Riffs eingesetzt und der Sänger macht mit seiner Damian Wilson-(THRESHOLD)Gedächtnisstimme eine sehr gute Figur. Die Ansagen in breitem osteuropäischem Akzent sind noch etwas holprig, die Publikumsreaktion eher verhalten, doch merkt man den Jungs an, dass sie es verdammt ernst meinen, wenn sie sagen wie sehr sie sich darüber freuen zum ersten mal international zu touren und wie dankbar sie RIVERSIDE für diese Chance sind. Sympathische Truppe, die musikalisch mehr als solide agieren. Mit dem zweiten Supportact habe ich da schon mehr Hader. JOLLY aus New York bieten modernen Prog-Rock mit einer gewissen Popschlagseite, ohne jedoch die ganz großen Refrains und Hooks landen zu können. Vieles klingt somit eher verwaschen und albern, als ohrwurmtauglich zu sein; PAIN OF SALVATION-lite quasi. Dazu passt auch der extravagante Hut (mit Federschmuck) und das Make-up vom Frontmann, der aussieht wie ein billiger Abklatsch von Daniel Gildenlöw (und dem Schweden freilich auch gesanglich nicht annähernd das Wasser reichen kann). Einige Songs gehen gut ins Ohr, erinnern dabei mal an PAIN OF SALVATION, mal an PINK FLOYD oder auch eine poppigere Variante von TOOL, anderes ist dafür Fremdschämen pur und schlimmer als einige von NEAL MORSE's Schmachtfetzen. Die Spannung auf den Headliner steigt also, vor allem bin ich gespannt, wie das altersmäßig sehr gemischte Publikum reagieren wird, da RIVERSIDE ja durchaus in der Lage sind, auch mal die Prog-Metal Keule auszupacken. Die Halle ist übrigens mehr als gut gefüllt und ich bin positiv überrascht, welch ein buntes Publikum die polnischen Progger in Schottland ansprechen (die deftigen Ticketpreise sind möglicherweise nicht weiter negativ ins Gewicht gefallen, weil doch eine ganze Menge Prog-Fans der gesetzteren Generation YES oder Syd Barret-FLOYD anwesend zu sein scheinen.) Welche Zweifel man auch immer gehabt hat, ob der Performance, des Sounds oder der Publikumsreaktion; sie alle werden vom ersten Ton an hinfällig. RIVERSIDE wählen mit 'New Generation Slave' einen gewagten Einstieg, da der Song zunächst nur vom Gesang getragen wird und nicht etwa (wie ein konventioneller Konzert-Opener) mit einem fulminanten Riff eröffnet wird. Dieser Kniff sichert dem Quartett allerdings sofort die gesamte Aufmerksamkeit des Saals, und von da an frisst ihnen das Publikum förmlich aus der Hand. Ich bin durchaus überrascht von den unterhalterischen Qualitäten von Fronter Mariusz, der (ähnlich einem Mikael Akerfeldt) ganz prog-untypisch das Publikum animiert, witzige Ansagen bringt und das ganze Erlebnis zu einer klasse Rock Show werden lässt und nicht zu einer bloßen Zurschaustellung des musikalischen Talents der involvierten Musiker. Besonders das Material des neuen Albums, welches heute natürlich im Mittelpunkt steht, lässt einen öfter an DEEP PURPLE denken denn an GENESIS oder FLOYD. Keyboarder Michal hat hier natürlich seine großen Auftritte und spielt wie ein junger Jon Lor... ähem Gott. Die drückenden Orgelriffs, die herrlich abwechslungsreichen, dabei aber immer tighten Drums, die wunderbar melodischen, nie in sinnloses Gegniedel verfallenden Gitarrensoli und das fantastische Bassspiel (was Mariusz da an Fingerakrobatik zeigt ist wahrlich nicht von dieser Welt) verschmelzen zu einer der besten Live-Darbietungen, die man dieser Tage sehen kann. Sowohl was die musikalische Qualität angeht, als auch was Songwriting und Emotionen anbelangt. Heftigeres Material der mittleren Phase, von z.B. "Anno Domini High Definition" ('Driven To Destruction' knallt live deutlich mehr als auf Platte) wechselt sich mit melancholischen Seelenstreichlern ab, bei denen erstmal kollektive Gänsehaut angesagt ist. Kurzum, ein perfekter Auftritt, der RIVERSIDEs Ansprüche auf ihren Platz im Prog-Olymp noch einmal deutlich unterstreicht. |
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