Manic Abraxas - Skinformation

Review von Chaosswampchicken vom 21.08.2024 (11010 mal gelesen)
Manic Abraxas - Skinformation Wie auch schon bei meiner letzten Review habe ich mal wieder entschieden, was ich besprechen möchte, indem ich durch das vorhandene Pressematerial gescrollt bin, und bei MANIC ABRAXAS hielt ich inne und dachte mir: "Geiles Artwork, darauf habe ich Bock." Ich kannte weder die Band noch ihren Musikstil, aber, hey, das macht das Ganze noch viel spannender. Gegründet in 2012, hat das Trio aus Bangor, Maine, in den USA mit "Skinformation" schon ihren vierten Longplayer auf den Markt geworfen. Den musikalischen Stil der Jungs kann man wohl am besten als einen Mix aus schwerem Doom und Stoner Rock bezeichnen, mit einer guten Portion Punk - ich bin gespannt, was mich hier erwarten wird. Das Overall-Thema hier ist wohl das Erkunden einer fiktionalen, dystopischen Cyberpunk-Welt, mit gesichtslosen Assassinen und geheimnisvollen Hackern, ein Ort, an dem Informationen die Währung sind. Und nun kommen wir zum wichtigen Teil dieser Review, der Musik.

Ein Blick in eine unschlüssige Zukunft


Eröffnet wird das Album mit 'Manic Abraxas'. Dieser sich vorstellende Song wäre perfekt für ihr selbstbetiteltes Debüt aus dem Jahre 2015 gewesen, immerhin kommt er aber jetzt. Der Track setzt definitiv den Ton und die Stimmung für das Album; der Einfluss von Größen wie VOIVOD oder VENOM ist vor allem in den Vocals direkt zu hören. Ein beckenlastiges Schlagzeug leitet das Ganze instrumental ein und stürzt sich sogleich auch in einen Blastbeat-Fiebertraum, ein melodisches Riff untermalt das Ganze und rundet es ab. Zur Mitte hin empfinde ich das Ganze, durch den Einsatz verzerrter Gitarren, eher als Chaos und ein wenig störend, aber das ist meine Meinung, vielleicht geht es euch hier ja anders. Der Gesang von Dallas Seger ist im Gegensatz zu früheren Veröffentlichungen vielschichtiger geworden, ein klein wenig lässt man hier auch die frühen CELTIC FROST durchblicken. Zum Ende hin wird die Musik noch mal schön treibend und melodisch mit dunklen und dreckigen Riffs sowie einer zähen Bassline von Justin Hamm.

Weiter geht es dann mit 'TranscendX'. Ein punkiges, fast schon MOTÖRHEADeskes Riff führt uns durch den Track, das galoppierende Drumming von Schlagzeuger Thomas Bennett gibt hier zusätzlich Dynamik. Natürlich werden hier die Synths nicht vernachlässigt, und höre ich da ein Theremin?, allerdings alles in einem Rahmen, der nicht überhand nimmt. Zwischendurch bekommt man auch den Eindruck, der Sound käme aus einem alten Radio. Ich mag es, wie die Band sich ausprobiert und verschiedene Elemente in ihre Musik einbaut. Einen weiteren "Was ist das denn jetzt?"-Moment gibt es dann bei 'Winter's Mute'. Der Rhythmus hier lässt gleich mehrere Fanlager aufhorchen: Der Rhythmus erinnert mich ein wenig an DEF LEPPARD, während der dunkle, langsame und schwere Gesang unterlegt mit Elektronik-Elementen dann doch an Herrn Steele und TYPE O NEGATIVE erinnert. Der rauschende Bass und die melodramatischen Bariton-Goth-Vocals haben so eine unwiderstehliche Boshaftigkeit und Dunkelheit in jedem Wort und Ton, haut ein paar Dungeon Synths darüber (Dungeon Synth ist ein Musikgenre, das sich Ende der 1980er-Jahre/Anfang der 1990er-Jahre entwickelte und mit Elementen beziehungsweise Thematiken arbeitet, die typischerweise im Black Metal aufgegriffen werden. Die Stücke sind im Gegensatz zum Black Metal elektronisch und Ambient gehalten. Dungeon Synth wird häufig mit Computerspielmusik verglichen, da die Künstler oftmals in Videospielen aufgegriffene Inhalte adaptieren und verarbeiten) und wir haben PERTURBATOR, die (ja, sie kommen noch einmal) TYPE O NEGATIVE spielen.

Es ist Zeit für die "Skinformation"


Mit 'Skinformation' kommen wir in das letzte Drittel des Machwerkes und haben gleichzeitig den Titeltrack des Albums. Eröffnet wird er abermals mit einem schweren, sich wälzenden und rauschenden Bass; es folgen ein simples, aber effektives Riff und das beckenlastige Schlagzeug, das ich schon weiter oben erwähnt habe. Hier passt es in meinen Augen noch mal etwas besser, da es die grandiose Bassline unterstützt, ohne von ihr wegzunehmen. Im weiteren Verlauf werden die Riffs verzerrter und das Ganze bekommt so einen "Ausgebrannter Lautsprecher"-Charakter. Vom Gefühl her scheinen die Musik, die Instrumente sowie die Vocals jeweils ihren eigenen Weg zu gehen, sie funktionieren einzeln ganz gut, aber irgendwie gibt das keine homogene Masse, zumindest bei diesem Song. Hervorheben muss ich allerdings das clevere Drumming und das Solo zum Ende hin, das wirklich Unbehagen auslöst.

'Cyber Satyr' ist mit 2:44 der kürzeste Song auf dem Machwerk der Jungs aus Maine, aber dafür hat der auch ordentlich Groove und, okay okay, aber hör ich das richtig? Wenn da nicht der ganz so große Schatten von GLEN DANZIG über diesem Track schwebt, aber urteilt selbst. Der Bass hier ist besonders dreckig und schwer, genau mein Fall, hört es euch unbedingt an.

Damit kommen wir nun auch schon zum Closer von "Skinformation", 'Neurogenic Magician'. Dieser Track wartet mit einem nicen Riff auf, das sich leise aus dem Hintergrund immer lauter nach vorne spielt und seinen Platz fordert. Vom Klangkonzept sowie von den Arrangements her ist es eines der aggressiveren Stücke - clever, dieses ans Ende zu setzten, um das Ganze mit einem "Aha" zu beenden. MANIC ABRAXAS wissen mit treibenden Elementen umzugehen und setzten diese effektiv in diesem sowie anderen Songs der Platte ein. Die Bridge überrascht mit einem Doppelgitarren-Sound im Stile der legendären THIN LIZZY, nicht zu vergessen der tolle Rock-Chorus. Bassist Justin Hamm und Gitarrist Dallas Seger teilen sich hier die Vocalparts, was zu einem interessanten Stilmix im Gesang führt.

Fazit


Wie beschreiben wir jetzt MANIC ABRAXAS und "Skinformation"? Der Sound ist experimentell, man probiert vieles aus, manches davon zündet direkt, anderes braucht etwas länger - beispielsweise die Tracks mit progressivem Einschluss. Man kann es auch als kleine Hommage an Oldschool-Größen verschiedener Genre der 80er und 90er sehen, THIN LIZZY, TYPE O NEGATIVE oder auch VENOM und VOIVOD. Das Album macht Spaß, es versprüht diesen nicen, primitiven und unfertigen 80er-Jahre-Sound. Zeitreise gefällig?


Gesamtwertung: 7.5 Punkte
blood blood blood blood blood blood blood dry dry dry
Trackliste Album-Info
1. Manic Abraxas
2. TranscendX
3. Nanodust
4. Winter's Mute (featuring QUAL)
5. Skinformation
6. Cyber Satyr
7. Dark Builder
8. Neurogenic Magician
Band Website: //manicabraxas.bandcamp.com/album/skinformation
Medium: CD, Digital
Spieldauer: 36:23 Minuten
VÖ: 02.08.2024

Besucher-Interaktion

Name:
Kommentar:
(optional)
Meine Bewertung:
(optional)
(Hinweis: IP-Adresse wird intern mitgespeichert; Spam und Verlinkungen sind nicht gestattet)

Artikel über soziale Netzwerke verbreiten