Interview mit JJ von Harakiri For The Sky

Ein Interview von T.Roxx vom 11.03.2018 (20547 mal gelesen)
Das neue Album von HARAKIRI FOR THE SKY bietet einmal mehr atmosphärische, ausufernde Songs in gewohnter erstklassiger Qualität. Anlass genug, um mit JJ sowohl über das neue Album, über Touraktivitäten und Album-Versionen zu sprechen.

Herzlichen Glückwunsch zu eurem neuen Album "Arson". Jetzt wo das Album draußen ist, wie sehr seid ihr mit eurem Werk zufrieden? Würdet ihr rückblickend noch etwas ändern wollen?

JJ: Also wir sind alle sehr zufrieden, wie sich alles entwickelt hat. Wir sind beide sehr stolz auf dieses Album und würden bislang daran nichts ändern. Für uns beide ist dieses Album der Höhepunkt unseres bisherigen Schaffens mit HFTS und wir sind froh, dass sich alles zu unseren Gunsten entwickelt hat.

Wie sehr seid ihr mit den bisherigen Reaktionen von Zines und Fans zu "Arson" zufrieden?

JJ: Ja, die Reaktionen waren eigentlich überwiegend sehr gut. Fast schon ein bisschen zu gut. Ich habe zur Band schon gesagt, dass mir die Total-Verrisse fehlen wie bei den vorherigen Alben à la „der Sänger von HFTS ist eine Hardcore/Emo-Schwuchtel“ oder „jeder der überlangen Songs ist langweiliger und einschläfernder als der andere“. Vor allem die, in denen ich persönlich beleidigt werde, habe ich immer gern gelesen. Ansonsten mach ich mir nichts aus Reviews. M.S. liest die meisten, ich lasse das komplett aus.

Was ist der größte Unterschied zwischen den Alben "Arson" und "Trauma"?

JJ: "Arson" ist meiner Meinung nach etwas ausgewogener als "Trauma", sowohl was den Sound betrifft, als auch in puncto Lyrics und Songwriting. Wir haben, jeder für sich, lange an den eigenen Parts gefeilt, bis das Album soweit war und ich finde das merkt man dem Album auch an.

Haben die Texte auf "Arson" ein Konzept, das sie verbindet?

JJ: Nein. Das war auf "Trauma" so, aber auf "Arson" steht jeder Song für sich selbst und bearbeitet ein anderes Kapitel meines Lebens.

Was inspiriert euch zum Beispiel zu Songtiteln wie 'Heron Waltz'?

JJ: Das ist schwer zu sagen. Die Titel sind einfach irgendwann in meinem Kopf oder in meinem Notizbuch angeführt. Oft erinnere ich mich gar nicht daran, sie notiert zu haben. Meist hat der Titel eines Songs jedoch einen direkten Bezug zum Inhalt, was auch bei diesem Song der Fall ist, wenn auch mehr in metaphorischer Hinsicht, wie man meinem Statement zur Video-Veröffentlichung entnehmen kann.

Die meisten eurer Kompositionen sind erneut sehr ausladend. Diese überlangen Kompositionen ziehen sich wie ein roter Faden durch eure bisherigen Alben. Würdet ihr unterschreiben, dass das ein Markenzeichen von euch ist?

JJ: Ja, irgendwie schon. Lange Songs im Black Metal oder Post Rock sind ja aber doch keine Seltenheit, weshalb ich nicht verstehe, warum wir so oft darauf angesprochen werden. Atmosphäre aufzubauen, ist eben meist nicht in fünf Minuten erledigt, weshalb ein Song eben Zeit braucht, sich zu entwickeln. Die langen Songs geben mir die Chance, mich in einem ausgiebigen Text und M.S. sich in seiner Musik auszudrücken. Ich denke also nicht, dass wir daran etwas ändern oder etwa aus einem Song zwei machen werden.

Bleiben wir noch kurz bei der Spielzeit: Der Bonustrack 'Manifesto' (GRAVEYARD LOVERS-Cover) ist der kürzeste Song des Albums, allerdings alles andere als nur ein "Bonus". Er birgt einige musikalische Überraschungen und zeigt, dass ihr durchaus auch Atmosphäre und Emotionen in 5-Minuten-Tracks packen könnt, ohne das etwas fehlt. Wird es derartige, kürzere Songs künftig öfters von euch geben?

JJ: Wie ich bereits in der letzten Frage erklärt habe, eher nicht. Es gibt eben meist mehr zu sagen, als in einen 4-5-Minuten Song zu verpacken ist. Da 'Manifesto' eine Coverversion ist, hatten wir auf die Länge keinen Einfluss. Songs wie selbiger sind aber auch nach dem Schema A geschrieben, was so viel heißt wie Strophe/Strophe/Refrain/Strophe/Refrain/Bridge/Refrain oder so in die Richtung. Das wird es bei HFTS eher nie geben.

Als Vinyl-Liebhaber musste ich "Arson" natürlich auch auf Vinyl haben. Aber ich muss gestehen, dass ich von der Vielzahl der verschiedenen angebotenen Vinyl-Versionen für einen Moment etwas überfordert war. Inwiefern habt ihr als Künstler Einfluss darauf, wie viele verschiedene Versionen von eurem Album produziert werden und wie steht ihr als Fans dazu?

JJ: Na ja, natürlich haben wir darauf Einfluss. Im Falle von "Arson" gibt es jedoch nur zwei verschiedene Versionen in unterschiedlichen Farben, eine Deluxe-LP, die mehr wie ein übergroßes Buch aussieht als wie eine LP und den Bonustrack 'Manifesto' enthällt und die normale Gatefold-LP ohne 'Manifesto', die natürlich um einiges günstiger zu erwerben ist als die Deluxe-LP. So kann sich der Fan aussuchen, was ihm das gute Stück wert ist. Ich selber bin auch Vinyl-Freak und habe mich deshalb sehr gefreut über all die unterschiedlichen Farben und die Deluxe-Ausgabe des Albums.

2016 hatte ich das erste Mal Gelegenheit, euch live auf dem Eindhoven Metal-Meeting zu sehen. Im Vorfeld habe ich mich gefragt, wie ihr euch dort mit eurem atmosphärischen Material schlagen werdet. Letztendlich war die kleine Halle für euch zu klein, die Leute standen bis in den Vorraum, um euch zu sehen oder wenigstens zu hören. Es war ein grandioser Gig. Wie habt ihr diesen Auftritt in Erinnerung?

JJ: Ich denke, dass es ein sehr guter Auftritt war. 45-50 Minuten finde ich die optimale Spielzeit, eine Dreiviertelstunde, in der man alles geben kann, ohne dass es dem Publikum langweilig wird. Das Festival selbst war ebenfalls schwer in Ordnung. Tolle Band-Auswahl, ich hoffe, eines Tages wieder dort auftreten zu können.

Dieses Jahr seid ihr für das Party.San Open Air bestätigt, wo ich mich erneut sehr auf euch freue. Sind - abgesehen von Festival-Gigs - ausgiebige Tourneen zur Promotion von "Arson" geplant?

JJ: Ja, wir spielen jetzt im März mit DOOL eine fast dreiwöchige Tour und wahrscheinlich auch eine zweiwöchige Ende des Jahres. Zudem werden wir wahrscheinlich eine Tour in Asien spielen. Festivals sind natürlich auch einige dabei.

Vielen Dank für das Interview!

JJ: Danke für das Interview und für den Support.

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