Interview mit Torsten und Eddie von Mors Cordis

Ein Interview von Kex vom 03.09.2011 (10271 mal gelesen)
Ich durfte "Injection" rezensieren und befasste mich in diesem Rahmen auch mit den alten Songs von MORS CORDIS. Beide Alben zu hören hat mir eine Menge Spaß gemacht, großes Kompliment. Dabei haben sich einige Fragen angesammelt, die mir Eddie und Torsten beantworteten.

Wie kamt ihr auf die Idee HipHop mit Metal zu verbinden - im deutschen Raum ist das bisher ja eher unüblich.

Torsten: In den 90ern gab es ja bereits Bands, die das gemacht haben (SUCH A SURGE, BLACKEYED BLONDE usw.). Damals wurde das mit "Crossover" umschrieben. Heutzutage ist Crossover aber bei vielen Genrepolizisten eher ein Schimpfwort. Bei MORS CORDIS wird aber nicht nur auf die Verschmelzung dieser beiden Genres gesetzt. Es kommen weitere Elemente aus dem Industrial und allgemein der elektronischen Musik zum Einsatz. Wir versuchen einfach aus dem typischen Metal-Rahmen auszubrechen. Unsere Motivation ist eigentlich ganz einfach und lautet: Wir machen das, weil wir Spaß daran haben. Und unser Publikum bestätigt uns darin.

Eddie: Der Spaß und die musikalische Empathie stehen definitiv im Vordergrund. Als Musikschaffender würde ich sagen, dass Rap durch die vokal-perkussive Art geradezu prädestiniert war und ist für den modernen Metal. Als Hörer ist die ungewohnte vokale Aktion, der "Fluss" der Worte im Vordergrund. Sie bewegen ihn zu einer Reaktion und des Öfteren auch bei völliger Sinnfreiheit und Überzogenheit einfach zum Mitnicken und Mitfühlen. Ein Humanbiologe würde wahrscheinlich sagen, dass zwischen Headbanger und Kopfnicker nur Frequenz und Kraft der Muskelkontraktionen unterschiedlich sind.

In 'Das Prinzip' singt ihr: "We are here to give you what you need'. Was brauchen eure Hörer? Unterscheidet sich euer Publikum von dem klassischer Metalbands?

Torsten: Wir wollen die Leute einfach sensibilisieren und die Hörgewohnheiten durchbrechen. Damit ist nicht nur die Musik, sondern auch unsere Texte gemeint. Unser Publikum ist in der Tat sehr gemischt. Die Metalheads machen zwar den Großteil aus, aber ebenso sind Gothics, Punks, EBM- und Hardcore-Fans darunter. Es gibt auch Leute, die mit Metal sonst so gar nichts anfangen können, uns aber trotzdem unterstützen. Das ist aber nicht nur positiv zu sehen, da wir dadurch auch nicht einer Schublade zuzuordnen sind.

Euer erstes Album steht zum Download bereit - wird es noch mal eine Neuauflage geben?

Torsten: Momentan haben wir da keine Ambitionen. Jeder kann es sich herunterladen und man muss halt auch sagen, dass das Album nicht mehr unseren heutigen Qualitätsansprüchen genügt. Vielleicht gibt es irgendwann neue Versionen von einigen wenigen Songs. Die werden dann aber auf den nächsten Releases veröffentlicht oder ebenfalls zum freien Download angeboten.

Eure Texte sind stark Gesellschaftskritisch. Auf "Das Prinzip"– ihr singt gegen Krieg, unangemessene Gewalt seitens Beamter – gibt es eine politische Richtung, der ihr euch selbst zuordnen würdet?

Torsten: Auch auf "Injection" gibt es kritische Töne. Das gehört einfach zu uns, wenn auch nicht mehr ganz so plakativ wie auf "Das Prinzip".

Eddie: Die Politik ist doch ein Abbild ihrer Gesellschaft. Solange die Gesellschaft sich nicht ändert und das betrifft jeden einzelnen von der "Larve" über die "Drone" bis zur "Königin", wird sich nichts ändern. Jeder für sich ist ein Individuum, nur ist die Umsetzung dessen geprägt von Konsum und Machtgebaren. Der Mensch stellt sich über den Dingen dar, die er hat. Es geht wohl in erster Linie darum, das Maslow'sche Prinzip zu verstehen und seinen Mitmenschen gegenüber fair zu handeln. Wenn sich jeder dessen annehmen würde, wäre das Individuum Mensch schon um einiges weiter und unsere Gesellschaft würde gesunden. Es fängt bei Euch an!

Im November 2010 wart ihr zu einer Umstrukturierung der Band gezwungen. Wie kam das?

Torsten: Unsere damaligen Gitarristen David und Tobi haben relativ schnell nacheinander beschlossen, die Band zu verlassen. Die Gründe waren persönlicher und musikalischer Natur. So etwas passiert halt. Wir haben weiterhin freundschaftlichen Kontakt. Beide machen jetzt weiterhin in anderen Bands Musik. Für MORS CORDIS war das nicht sehr einfach. Glücklicherweise waren Luke und Eddie weiterhin mit vollem Einsatz dabei und so konnten wir diese Phase doch recht schnell hinter uns lassen. Mit Thomas und Michael haben wir mehr als nur "Ersatz" gefunden. Das Album "Injection" ist aber noch komplett mit der alten Besetzung entstanden. Zudem hat sich Eddie im Zuge der Umstrukturierung entschieden den Bass mit der Gitarre zu tauschen.

Im Zuge der Umstrukturierung war noch unklar, ob ihr weiterhin alle alten Songs spielen werdet – wie verfahrt ihr auf Konzerten?

Torsten: Es werden momentan keine Songs von "Das Prinzip" live gespielt. Zusätzlich zum "Injection"-Material werden immer mal wieder neue Songs gespielt.

Die Bewerbungen für die Neubesetzung am Bass liefen über Torsten – in welchem Umfang liegt der Arbeitsaufwand mit Managementtätigkeiten für euch?

Eddie: Da wir kein Management haben, liegt die gesamte Arbeit des Bookings, Visualisierung und Ähnlichem bei der Band.

Torsten: Momentan sind wir auf Konzertsuche und schreiben an neuen Songs. Wir sind aber noch immer auf der Suche nach einem Management, das uns bei den Booking-Aktivitäten unterstützt!

Hat sich euer Stil durch die Neubesetzung geändert?

Eddie und Torsten: Sicherlich, aber wir sind eigentlich ständig im Wandel, so dass man das nicht nur auf die Neubesetzung schieben kann. Es sind mit Thomas und Michael zwei neue, starke Charaktere in die Band getreten, die den Sound von MORS CORDIS prägen werden. Grundlegend wird sich nicht viel ändern, was alles heißen kann, aber auch nichts. Es wird sicherlich eine Verfeinerung der musikalischen Leistung geben, alles Weitere ist jetzt noch zu früh.

Wie haben die Fans "Injection" aufgenommen?

Torsten: Das Album war schon Anfang 2010 komplett fertig, nur die Labelsuche gestaltete sich etwas schwierig. Die Fans haben lange auf das Album gewartet, da wir viele der "Injection"-Songs schon ewig live spielen. Im Großen und Ganzen gibt es aus der Fanbase nur Positives zu vermelden. Der Metal-Anteil hat sich erhöht und wir sind insgesamt düsterer und härter geworden.

Auf "Das Prinzip" habt ihr in euren Texten vor allem an Respekt, Toleranz und Zivilcourage appelliert, welche Botschaften hält "Injection" für eure Fans bereit?

Torsten: Auf "Injection" gibt es den erhobenen Zeigefinger nicht mehr so deutlich. Wir haben uns mehr auf die Beschreibung von Situationen beschränkt. Dadurch kann sich jeder selbst seine Botschaft generieren. Inhaltlich geht es (unter anderem) um die kritische Auseinandersetzung mit den Themen Überwachung, Religion und Missbrauch. Zudem hat sich der Anteil an persönlichen Texten erhöht.

Der Anteil deutscher Texte ist geringer geworden, wie kommt das?

Torsten: Dies geschah nicht kalkuliert. Zudem haben wir unter anderem zwei weitere deutsche Songs aus den "Injection"-Aufnahmen wieder vom Album verbannt, aufgrund der Spielzeit.

Eddie: Englische Texte gehen teilweise leichter von der Hand, im Deutschen ist man aufgrund der Klangfärbung bestimmter Worte eingeschränkter. Es wird aber weiterhin auch in Deutsch getextet.

Zu 'Break Out' habt ihr direkt ein Video gedreht, was war die Motivation dahinter, gerade diesen Song für eine Produktion auszuwählen?

Torsten: Wir wollten einen Song wählen, der etwas von allem hat und nach vorne geht. Es soll aber noch ein weiteres Video vom "Injection"-Album geben. Welcher Song das wird, verrate ich jetzt aber noch nicht.

Die "Big Underground Explosion" Reihe scheint es euch da besonders angetan zu haben, wie kommt man auf solches Filmmaterial?

Torsten: Metal und Explosionen passen halt gut zusammen. Manchmal ist es auch ganz einfach...

Was sollten Metaller, die euch bisher noch nicht kennen, unbedingt über MORS CORDIS wissen?

Torsten: Das wir eine selbst organisierte Truppe aus Individualisten sind, die musikalisch genau das machen, was sie immer wollten. Wir bezeichnen das als groove-orientierten Metal mit allerhand weiteren Zutaten/Elementen. Zudem sind wir auch live ein Augen- und Ohrenschmaus [Mit Augenzwinkern]

Habt ihr für das nächste Jahr größere Touren oder gar Festivalauftritte anvisiert?

Torsten: Wir sind für alles bereit. Ob es nun gleich eine "größere" Tour wird, wird sich erst zeigen. Ich hoffe auch, dass wir öfter aus Berlin herauskommen und zumindest erst einmal bundesweit spielen. Wer Konzertangebote für uns hat, kann sich auch ohne Scheu einfach bei booking@morscordis.de melden.

In eigener Sache: Werden die Hessen euch in Zukunft auch live genießen dürfen?

Eddie: Ist das ein Angebot? ...Wir wollen in jedem Fall...

Das waren jetzt eine ganz schöne Menge an Fragen, traditionell gehören die letzten Worte der Band, haut raus, was ihr schon immer sagen wolltet, bisher aber noch nicht konntet:

Torsten: Wir wollen uns erst mal bei Dir Kex für das Interview und das Review bedanken und natürlich bei allen, die das jetzt hier lesen. Wir würden uns freuen, Euch bei einem der nächsten Konzerte zu sehen. Bis bald!

Eddie: Was man immer schon sagen wollte, sollte man schon längst gesagt haben...

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