Interview mit Ida Haukland von Triosphere

Ein Interview von Opa Steve vom 15.06.2010 (13120 mal gelesen)
Die Band kam aus dem Nichts und gewinnt durch ihre tollen Gigs nach jedem Abend einen Haufen neuer Fans. Anlässlich des neuen Albums plauderten wir mit Ida Haukland, die ihre Begeisterung für die Musik kaum verbergen kann.

Hallo Ida! Wie geht's dir, und wie habt ihr die letzten Jahre nach eurem Debüt-Album verbracht?

Ida Haukland: Hi! Jetzt, da das neue Album raus ist und schon einige tolle Kritiken bekommen hat könnten wir uns kaum besser fühlen! Wir haben seit unserem Debüt eine Menge vollbracht, insofern waren es sehr beschäftigte Jahre. Wir haben Touren und Festivals mit wunderbaren Künstlern wie ARCH ENEMY, DESTRUCTION, W.A.S.P., KAMELOT, DIO und EVERGREY gespielt. Die meiste Arbeit machte aber, die Band zu promoten, da wir kein Management oder Booking-Agentur hatten, und du kannst dir vorstellen, wieviel Arbeit es ist, Promoter und Managements davon zu überzeugen, eine fast unbekannte Band aus dem kleinen Norwegen mitzunehmen, hahaha! Nichtsdestotrotz sind wir sehr glücklich, bis hierhin gekommen zu sein, und wir haben sogar einen Preis für das "Beste Metal Album 2009" von einer der größten Independent-Musik-Organisationen, der JPF, bekommen.

Ihr seid also nun glücklich mit der neuen CD "A Road Less Travelled"?

Ida Haukland: Wir sind auf das neue Album extrem stolz! Wir wussten schon zu Beginn des Songwritings, was wir dieses Mal anders machen wollten, und wir sind uns sicher, jedes Ziel auch erreicht zu haben.

Wenn du beide CDs vergleichst, welche Unterschiede gab es denn in der Art des Songwritings, der Produktion, des fertigen Produkts...?

Ida Haukland: Nun, da wir glücklicherweise einen Deal mit Face Front an Land ziehen konnten, nachdem die Band 2005 gegründet wurde, wurde das Debüt-Album "Onwards" zu einer Zeit geschrieben und aufgenommen, als sich die Band erst gerade entwickelte. Im Vergleich dazu hörst du auf "The Road..." eine Band, die sich ihrer Stärken viel mehr bewusst ist und das hat dem Sound gut getan. Zudem gibt es einen großen Unterschied in der Dynamik und Intensität! Während "Onwards" mehr oder weniger das Gaspedal von Anfang bis Ende durchdrückte, hat "The Road ..." so magisch-zerbrechliche Momente wie den Solo-Teil von 'Marionette'. Auch das Tempo variiert mehr, und der Fokus liegt auf guten Melodien und Atmosphäre. Zum Schluss gibt es noch einen großen Unterschied im Mix der beiden Scheiben. Die erste ist sehr trocken, hart, und direkt in die Fresse. Die zweite atmet mehr und klingt organischer. Tommy hat oft den deutschen Begriff "Hörspass" herangezogen, wenn er erklärte, wie das Album zu mixen ist, und wir glauben wirklich, dass sein Mix das Album interessanter klingen lässt.

Verbringt ihr viel Zeit mit Proben, um diese Ergebnisse zu erzielen?

Ida Haukland: Oh, hahaha, ich würde sagen: Ja! Ich bin nicht sicher, wie oft andere Bands proben, aber wir proben normalerweise jeden zweiten Tag, und das schon seit 5 Jahren. Darüber hinaus kennen unser Dummer Ørjan und ich uns seit dem Kindergarten und spielen zusammen seit 1997. Jeder von uns versteht den anderen blind, und so klickte es schon am ersten Tag.

Die Glücklichen, die schon mal eine TRIOSPHERE-Show sehen durften, spüren eine große Energie, die ihr auf der Bühne entwickelt. Fühlt ihr euch mehr als Studio-Band, oder eher als Live-Band?

Ida Haukland: Vielen Dank! Ich sehe uns definitiv mehr als eine Liveband, aber vielleicht auch weil wir es lieben, live zu spielen, und es ist so ein berauschendes Gefühl, auf der Bühne zu stehen. Als Studio-Band haben wir uns seit "Onwards" aber auch ziemlich weiterentwickelt, und ich glaube, die Aufnahmesessions für das nächste Album werden noch besser laufen. Auch, wenn es der Hörer vielleicht gar nicht direkt merkt. Egal, live zu spielen hat einfach diese Magie, wenn du dem Publikum von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehst, und das toppt einfach alles, hahaha!

Lass uns über's Touren sprechen - für eine neue Band konntet ihr tolle Opener-Plätze für W.A.S.P. oder ARCH ENEMY ergattern, aber hauptsächlich habt ihr europäische Länder bereist, und natürlich vor allem Norwegen. Wie waren die Reaktionen bisher, und plant ihr auch mal eine Tour weiter weg?

Ida Haukland: Wie du erwähntest haben wir mit Headlinern von modernem Death/Thrash bis zu legendären Heavy Rock und Powermetal-Größen gespielt. Diese Genres ziehen ein völlig unterschiedliches Publikum an, was sowohl das Alter als auch den Musikgeschmack betrifft. Aber ich muss sagen, dass wir während und nach der Show jedes mal uneingeschränkten Zuspruch erfuhren! Touren sind ständig in Planung, und wir hoffen, demnächst eine US-Tour machen zu können, und bei der nächsten Europa-Tour auch ein paar östliche Länder einzubeziehen. Das hängt allerdings vom Headliner ab, der uns mitnehmen wird, also schauen wir mal, was funktioniert, wenn wir eines Tages mal eine eigene Tour auf die Beine stellen können.

Euer letzter Besuch in Deutschland war mit ARCH ENEMY. Nur wenige Leute kannten euch, aber ich war Zeuge fantastischer Zuschauer in einem ausverkauften Club in Andernach. Ich glaube, das ist für eine Band ein tolles Gefühl. Habt ihr in anderen Ländern ähnliche Erfahrungen gemacht?

Ida Haukland: Weißt du, Andernach ist ein absolut wunderbarer Ort für Gigs! Wir waren schon mit W.A.S.P. dort, und du konntest die ganze Location fühlen wie sie pulsiert und bangt! Ich muss aber sagen, dass wir uns glücklich schätzen, überall in Europa viel gutes Publikum genossen zu haben. Hamburg Markthalle, Bochum Matrix, Uden De pul, Antwerpen Hof Ter Loo, Paris Elysee Montmartre, Pratteln Z7 und Stockholm Fryhuset, nur um mal ein paar zu nennen. Und glaub mir - manchmal möchtest du da raus in die Menge gehen und jeden Einzelnen dafür knuddeln, dass er dir so eine tolle Zeit auf der Bühne beschert hat, hahaha! Schließlich bist du als Künstler von der Gnade des Publikums abhängig.

Die Tour mit ARCH ENEMY war ein bisschen früh, und ich hoffte, ihr würdet schon die CD im Merch haben, aber es gab nochmal eine Verzögerung von einigen Monaten. War es ein Risiko, die Tour ohne die neue CD durchzuziehen?

Ida Haukland: Natürlich hätten wir gerne unser Album fertig gehabt, als wir mit ARCH ENEMY auf Tour gingen, und irgendwie war es schon ein Risiko, zumal wir mit "Onwards" schon einige europäische Dates gespielt hatten. Aber dennoch: wie du selbst sagtest kannten uns noch nicht viele Menschen, und das "Onwards"-Album war anfangs auch noch schwer zu bekommen. Die Promotion dafür war noch längst nicht ausgereizt! Die Leute kamen nach der Show zu uns und sagten: "Wir hatten noch nie etwas von euch gehört, aber es klang klasse!". Zudem hatten wir für das Album noch nicht das richtige Label gefunden, und insofern war diese Tour das Wichtigste überhaupt für die Band, denn so wurden AFM auf uns aufmerksam, und jetzt haben wir den perfekten Label-Partner! Wir machen laufend Pläne, wie wir das neue Album promoten können, also drückt uns mal die Daumen, dass es mindestens eine Herbst-Tour wird. Du kannst sicher sein, dass wir es sofort bekanntgeben, sobald alles bestätigt ist!

Ich kann mir vorstellen, dass ihr mit TRIOSPHERE (noch, hehe) nicht genügend Geld verdient, um davon leben zu können. Sind eure Jobs ein Problem für die Touren?

Ida Haukland: Es ist immer eine Herausforderung, den Zeitplan von 4 Menschen mit Vollzeit-Jobs aufeinander abzustimmen. Zum Glück haben wir Chefs mit viel Verständnis für unser musikalisches Abenteuer. Wir erwarten voneinander, dass wir alles tun, um diese Tour zustande zu bringen, und so einfach ist es: wo ein Wille ist, ist ein Weg - wann auch immer und wo auch immer. Lass es uns tun, hahaha!

Einige Refrains, z.B. in '21', erinnern stark an W.A.S.P.. Machen euch solche Vergleiche glücklich, oder mögt ihr sie gar nicht, weil ihr euren eigenen Stil entwickeln wollt?

Ida Haukland: Oh, hahaha, nein, ich glaube das hören wir ziemlich gerne! Es ist ja auch beinahe unmöglich, von anderen Bands nicht beeinflusst zu werden, daher ist es nur natürlich, wenn das aus dem eigenen Material herauszuhören ist. Es gibt halt verschiedene Grade, inwieweit einen Musik an andere Künstler erinnert - geschmackvolle Integration ist immer toll, aber eine platte Kopie muss wirklich nicht sein. Wir wissen, dass wir nicht notwendigerweise das Rad neu erfinden müssen, und für uns stellen W.A.S.P. mit den besten Heavy Metal überhaupt dar.

Um ein bisschen persönlich zu werden und ein paar Klischees auszugraben... du hast eine kräftige Stimme und eine kräftige Bühnenpräsenz. Ist es dir jemals passiert, dass du als kleine Frau in der Macho-Metal-Welt unterschätzt wurdest, und du dir somit vorgenommen hast: "Fuck you, jetzt erst recht!"?

Ida Haukland: Hehehe, ich müsste lügen wenn ich jetzt nein sagen würde. Ich denke, Frauen werden im Metal heute immer mehr akzeptiert, zumal wir auch immer mehr werden, aber ich musste mich definitiv mehr beweisen als meine männlichen Mitstreiter, um die gleiche Aufmerksamkeit zu erlangen. Am Anfang war ich immer total angepisst wenn es hieß "Yeah, nicht schlecht für ein Mädchen...", und ich hörte einen Kerl mal sagen, dass ich doch nur ein Gimmick sei, weil es gerade "in" sei, Frontfrauen in Metal-Bands zu haben. Aber es ist ein wenig wie du sagst; es hat mich nur dazu gebracht, konsequenter zu sein, und Leute werden uns davon unabhängig mögen oder nicht mögen. Die Musik spricht für sich.

Dann danke ich dir für deine Zeit. Ich hoffe, dass ihr schnell wieder auf deutsche Bühnen zurückkehrt! Die letzten Worte an unsere Leser gehören dir...

Ida Haukland: Ich danke dir für dein Interesse an uns! Wir hoffen, bald wieder in Deutschland zu spielen! Und an all eure Leser: kauft unser Album "The Road Less Travelled" und gebt ihm ein paar Durchläufe, bevor ihr urteilt. Es ist ein vielschichtiges Album, und ich glaube, es wird stetig wachsen, und von ganzem Herzen hoffe ich, dass es euch gefällt! Wir können es kaum erwarten, euch von einer Bühne in eurer Nähe aus zu sehen!

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