Interview mit Dino und Byron von Fear Factory

Ein Interview von Devin-Addict vom 29.03.2010 (18803 mal gelesen)
Im Rahmen der lang ersehnten Tour trafen wir Dino und Byron in der Kölner Essigfabrik.

Byron, vorab: Glückwunsch zur olympischen Eishockey-Goldmedaille. Wo warst Du, als Kanada die USA geschlagen haben?

Byron: Ich war auf der Bühne. Leider habe ich die ganzen olympischen Spiele um 2 Wochen verpasst. Aber meine Frau hat mir ständig SMS zum Spielstand geschickt. Ich habe es also Semi-Live mitbekommen.

Dino, Byron, nach der jahrelangen Bühnenabstinenz - wie haben Euch die deutschen Fans empfangen?

Dino: Killer. Köln ist die 4. Deutschlandshow dieser Tour und es wurde von Show zu Show intensiver. Es fühlt sich gut an, wieder auf deutschen Bühnen zu stehen.

Die Hallen dieser Tour fallen etwas kleiner aus als in der Vergangenheit. Fluch oder Segen?

Dino: Ich mag diese kleineren Hallen. Man spürt die Interaktion mit den Fans wesentlich intensiver, die Bühne ist etwas niedriger und man sieht die Gesichter der Fans viel besser. Mir macht es mehr Spaß.

Ihr hattet ursprünglich geplant, letztes Jahr zu touren. Diese Tour wurde dann abgesagt, was viele Fans enttäuscht hat. Waren die bestehenden Rechtstreitigkeiten ausschlaggebend oder hatte Ihr andere Gründe, die Tour zu verschieben?

Dino: Rechtliche Probleme waren kein Grund. Wir mussten das Album fertigstellen und konnten nicht vorhersagen, wann dies final erledigt sein würde. Leider hatte die Agentur bereits Hallen gebucht. Wir wollten allerdings keine halbgaren Dinge veröffentlichen, deshalb haben wir uns dazu entschlossen, die Tour zu canceln. Wir möchten mit der Tour auch das Album promoten. Da ist es besser, wenn das Album auch schon erhältlich ist.

Dino, nachdem Du FEAR FACTORY verlassen hattest, hast Du mit DIVINE HERESY und ASESINO musikalisch eine Richtung eingeschlagen, die wesentlich härter ist, als beispielsweise "Digimortal" jemals gespielt werden kann. Brach in diesen Combos der wahre Dino aus Dir hervor? Back to the Roots?

Dino: Vor FEAR FACTORY habe ich bereits mit BRUJERIA extrem harte Musik gemacht und 4 Alben veröffentlicht. FEAR FACTORY erhielt einen Plattenvertrag, somit war die andere Schiene erst einmal auf Eis gelegt. Nach FEAR FACTORY war mir klar, dass ich mit ASESINO extrem aggressive und schnelle Dinge spielen wollte. "Satanic-Death-Metal-In-Spanish" halt.

Heißt das, dass Du mit der Entwicklung, die FEAR FACTORY vor Deinem Ausscheiden genommen hatte, nicht wirklich zufrieden warst?

Dino: ...

Lasst uns mal über Euer neues Album "Mechanize" sprechen. Wenn Du Songs wie 'Fear Campaign' nimmst, könnten diese auch perfekt zu 'Soul of a new Machine' passen. Hattet Ihr beim Schreiben der Songs bereits eine Vorstellung dessen, wie diese klingen sollten?

Dino: Ich wusste auf jeden Fall, dass ich ein Album machen wollte, das aggressiver war als "Digimortal" und alles was danach kam (als Dino die Band verlassen hatte - Red.). Und mit Gene (Hoglan) und Byron (Stroud) hatte ich die richtigen Sparringspartner, solche Musik zu kreieren. Klar war uns aber auch, dass wir die Industrial-Parts auf jeden Fall weiter halten wollten. Diese sind unweigerlicher Teil von FEAR FACTORY.

Welches Ranking hat "Mechanize" für Dich, Dino?

Dino: "Demanufacture" wird wohl die Nummer 1 für FEAR FACTORY bleiben, wie es wohl "City" für STRAPPING YOUNG LAD ist. Eben weil es sehr erfolgreich war. Es war so erfolgreich, weil es etwas Neues war. 'Mechanize' ist meiner Meinung nach das richtige Album zur jetzigen Zeit. Ich bin mir sicher, es wird noch sehr viel harte Musik in Zukunft von FEAR FACTORY erscheinen. "Mechanize" ist das "Jetzt" und kickt Arsch.

'Fear Campaign' - das erste Mal, dass in einem FEAR FACTORY-Song ein Solo erscheint - eine neue Richtung?

Dino: In den bisherigen Songs hatte ein Solo einfach nicht reingepasst. Als wir 'Fear Campaign' schrieben dachte ich, "OK, ich lasse Platz für ein Solo." Mehr steckt da nicht hinter. Vielleicht kommen künftig mehr Soli in unseren Songs vor, aber es muss passen und das Feeling dafür muss stimmen. Nichts zu langes, einfach etwas "anderes" einbauen.

Dino, erzähl doch mal über das was in Dir vorging, als Du mit Burton die Songs schriebst.

Dino: Es war sensationell. Ich habe es lange Jahre vermisst, mit ihm zu schreiben. Er ist intelligent, seine Texte haben immer einen tiefen Sinn. Es hat sich einfach gut angefühlt, wieder mit ihm zu schreiben. Es war, wie ein alter Handschuh den man wieder überzieht. Er passt einfach. Als wir dann mit Gene und Byron zusammenkamen, hat alles einfach funktioniert. Wir schrieben das Album in nur 4 Monaten und ich denke, das Resultat kann sich hören lassen.

Wie kam der erste Kontakt zwischen den jetzigen FEAR FACTORY-Mitgliedern zustande?

Dino: Gene kenne ich schon aus seinen DARK ANGEL-Zeiten, also lange, bevor FEAR FACTORY überhaupt existierte. Byron habe ich über Devin (Townsend) kennengelernt, als dieser Anfang der 90er Jahre mit Steve Vai Musik machte. Mein damaliger Nachbar war ein guter Freund von Devin und Byron. So kam der Kontakt zustande. Sie kamen immer zu mir und wir hingen gemeinsam ab. Das war 1991. Seitdem blieben wir immer in Kontakt und waren 2001 sogar zusammen auf Tour.

Besteht ein großer Unterschied mit Gene und Byron zu arbeiten, verglichen mit Ray (Herrera) und Christian (Olde Wolbers)?

Dino: Oh ja, da besteht ein großer Unterschied. Unsere Songmöglichkeiten haben sich sehr erweitert. Gene and Raymond sind zwei unterschiedliche Drummer. Raymond ist eine wahre Maschine. Gene auch, er hat dazu aber noch ein gewisses Feeling, dass ihn progressive Parts einbringen lässt. Das ist ein enormer Schritt, der uns in jede musikalische Richtung bringen kann, ohne jedoch das typische FEAR FACTORY-Feeling zu verlieren.

STRAPPING YOUNG LAD wurde seinerzeit gegründet, weil Devin härter sein wollte als FEAR FACTORY. Das hatte er dann ja schon irgendwie hinbekommen. Glaubt Ihr, dass nach "Mechanize" eine Wiederauferstehung von SYL möglich ist?

Dino: Devin ist ein eigener Typ. Momentan steht er überhaupt nicht auf Metal. Vielleicht ändert er aber seine Meinung eines Tages. Dann wird das sicherlich möglich sein. Gene und Byron wären sicherlich sofort dabei.

Byron: Devin hat momentan keine Lust auf SYL. Aber wer weiß, er hat auch mal gesagt, er habe keine Lust mehr zu touren - und dies tut er gerade wieder. Wir sprechen hin und wieder zusammen. SYL hat ihn an Grenzen gebracht, die er nicht mag. Wut, Hass etc. So lange er damit nicht umgehen kann, wird es wohl kein SYL mehr geben.

Wie sieht es ansonsten mit Euren weiteren Bands aus? Statusmeldung?

Dino: Mit DIVINE HERESY und ASESINO werden wir auf jeden Fall wieder Alben aufnehmen. Geplant dieses Jahr. Danach möchten wir auch auf Tour gehen, bevor ich mich wieder auf FEAR FACTORY konzentriere.

Byron: ZIMMERS HOLE bringt auch ein neues Album raus. Jed (Simons) erstellt gerade einen Haufen Demos.

Wann werden wir Euch auf deutschen Bühnen wiedersehen?

Byron: Es kommen ein paar Festivals dieses Jahr. Wir freuen uns darauf, auch wieder auf den großen Freilichtbühnen zu spielen.

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