Lacrimas Profundere - How To Shroud Yourself With Night | |
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Review von Stormrider vom 09.09.2022 (7680 mal gelesen) | |
Wer sich im Bereich Dark Rock, Gothic und melancholischer Metal zuhause fühlt, der wird irgendwann mal über die Süddeutschen LACRIMAS PROFUNDERE gestolpert sein - ist die Band um Gitarrist Oliver Nikolas Schmid, das einzige verbliebene Gründungsmitglied, doch schon seit knapp 30 Jahren aktiv. Dabei hat sie sich durchaus in kleinen Schritten immer wieder weiterentwickelt und sich somit frisch gehalten. Teilweise sperrig, wie auf "Hope Is Here", sehr eingängig wie auf "Filthy Notes For Frozen Hearts" oder "Songs For The Last View" oder mit einer neuen Härte und eher in Richtung Core-Vocals abdriftend, wie im überaus erfolgreichen 2019er Album "Bleeding The Stars". Dabei ist aber immer die Basis und ein roter Faden zu erkennen. Wer also einmal in den LACRIMAS-Kosmos eingetaucht ist, der kann sich durch die Jahrzehnte hören und wird sich immer heimisch fühlen, ohne mit allzu großen Kurskorrekturen zu kämpfen. Dass darf man durchaus als Leistung ansehen, denn laut Wikipedia gibt es nicht weniger als 21 ehemalige Mitglieder, die die Chance hatten, den Bandsound zu verändern. Aber Hauptsongwriter Oliver Nikolas weiß sehr genau wohin er sein Schiff steuern möchte. Nun liegt mit "How To Shroud Yourself With Night" der Nachfolger eines sehr erfolgreichen Albums vor. Natürlich erzeugt das einen gewissen Druck, den die Band aber hörbar in positive Energie umgemünzt hat. Naja, also positiv im Sinne von qualitativ, nicht im Sinne von fröhlich, denn das Album startet mit dem sehr doomigen und stark an PARADISE LOST gemahnenden 'Wall Of Gloom'. Zäh, langsam und klagend führt einen der Song in die 41 Minuten ein und zeigt bereits, dass Sänger Julian Larre nochmals einen Schritt nach vorne gemacht hat. Die Band hatte ja schon immer variable Sänger, und da macht er keine Ausnahme, denn zwischen Wehklagen, cleanen Vocals, Growling und corelastigen Screamings beherrscht er alle Facetten. Seine Variabilität wird er im Albumverlauf auch noch mehrmals beweisen. Mich catcht das Album dann mit dem zweiten Song, dem bereits als Single ausgekoppelten 'A Cloak Woven Of Stars', so richtig. Was für eine Melodie, was für ein Chorus. Der Track ist zurecht die erste Single und ein absoluter Hit. In den dunklen Clubs des Landes sollte er eigentlich auf Dauerschleife laufen, um die Freunde der gepflegten Traurigkeit in Bewegung zu setzen. Ja, der Track kling ein wenig nach den "Helsinki Vampires", aber einen Song, der so gekonnt zwischen Verletzlichkeit und Härte changiert, haben die Finnen eine ganze Weile nicht hinbekommen. Spannend ist dabei auch, dass er den Albumtitel als Textzeile featurt, während man ja eigentlich 'Shroud Of Night' als Titeltrack im Blick hat. 'Nebula' nimmt in der Folge das Tempo erst mal wieder raus und wirkt nicht direkt zwingend. Hier kann mich der Chorus mit den Screams auch nicht wirklich abholen. Diese Core-Versatzstücke sind es überhaupt, mit denen ich ein wenig am fremdeln bin. Nicht, dass sie nicht gut umgesetzt wären, aber zu dem doch stark gothiclastigen Material passen dunkle Growls etwas besser als das Gescreame. 'In A Lengthening Shadow' ist dann wieder ein astreiner melodischer Dark Rocker, der sich angenehmer in die Ohren schmeichelt. 'The Curtain Of White Silence' hingegen ist ein anstrengender Track, der sich nur langsam erschließt. Irgendwo zwischen Emo, Screamo, Deathgeknüppel und depressiven Mollattacken folgt er keiner richtigen Struktur. Da sich LACRIMAS PROFUNDERE aber treu bleiben, kommt nun wieder ein typischer Bandtrack mit 'Unseen', und in eine ähnliche Kerbe schläg auch 'An Invisible Beginning', das mit dem typischen Gothicflair kokettiert. Eine weitere Genrekomponente kann man mit etwas Phantasie jedoch noch in 'To Disappear In You' ausmachen, denn der Track erinnert mit seinen Keyboards und den keifigen Vocals an einen seichteren DIMMU BORGIR-Track, der so auch auf "Enthrone Darkness Triumphant" stehen könnte. Ja, nun könnt ihr mich für den Vergleich ans umgedrehte Kreuz nageln. In Summe schafft es "How To Shroud Yourself With Night", alle Phasen der bisherigen Bandgeschichte, von den growligen Anleihen der Anfangstage über die melodischen Alben zwischen 2006 und 2013 hin zu den (leicht) sperrigen letzten beiden Veröffentlichungen, einzufangen und noch ein paar weitere Farbtupfer zu spendieren, die sich in den Tracks aber erst bei mehrmaligem Hören herauskristallisieren. Manchmal kommen einem insbesondere die Sprünge in den Vocals sogar etwas zu viel vor, was leichte Abzüge in der B-Note nach sich zieht. Das ist aber meinem persönlichen Geschmack geschuldet, weil ich mit Screamo nicht viel anfangen kann und mehr den melodischen oder doomigen Rockanteilen der Band verfallen bin. 'Again, It's Over' wird dabei wohl für immer unerreicht bleiben. Aber es geht ja um einen möglichst objektiven Blick und der Erfolg gibt der Band am Ende Recht mit ihrem Kurs. Der Sound ist modern und druckvoll. Hier haben Produzent Kristian Kohle Kohlmannslehner in seinen Kohlekeller Studios und der für das Mastering verantwortlich zeichnende Tom Porcel in den Limetree Studios der Band einen sehr passenden Rahmen für ihre Tracks spendiert. Gleiches gilt für das vom indonesischen Künstler Bahrull Marta gestaltete Cover, welches die düstere Stimmung von "How To Shroud Yourself With Night" sehr stimmungsvoll untermalt. Ich bin mir sicher, dass LACRIMAS PROFUNDERE mit diesem Album weiter in der eingeschlagenen Erfolgsspur bleiben werden, denn sowohl Altfans werden auf dem Album fündig, als auch die in der jüngeren Vergangenheit gewonnenen Fans, die erst mit den letzten beiden Charterfolgen in den Fankreis eingestiegen sind. Da Fronter Julian in der Vergangenheit schon bewiesen hat, dass er auch live eine echte Rampensau ist, steht der nächsten Erfolgsstufe absolut nichts entgegen. Gesamtwertung: 8.0 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. Wall Of Gloom 02. A Cloak Woven Of Stars 03. Nebula 04. In A Lenghtening Shadow 05. The Curtain Of White Silence 06. Unseen 07. The Vastness Of Infinity 08. To Disappear In You 09. An Invisible Beginning 10. Shroud Of Night | Band Website: www.lacrimas.com Medium: CD + digital Spieldauer: 41:08 Minuten VÖ: 26.08.2022 |
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