Eden Weint Im Grab - Apokalypse Galore | |
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Review von Zephir vom 30.03.2023 (5127 mal gelesen) | |
Es gibt wieder Nachschub in Sachen Schauerromantik! Ist es wirklich schon das neunte Album von EDEN WEINT IM GRAB? Tatsächlich: Seit der Gründung als Soloprojekt 2004 hat sich die Formation von Mastermind Alexander Paul Blake zu einer Band mit üppiger Backlist und beachtlicher Reputation entwickelt. Längst hat sich aus einem melancholischen Schwarzmetall-Derivat eine extravagante Mischung aus Dark Metal, Kammermusik und einem düsteren Jahrmarkts-Flair herausgemausert, die in Kombination mit romantischen und steampunkigen Themen wie die musikalische Untermalung eines skurrilen Gruselkabinetts erscheint. Diesmal sind es Endzeit-Szenarien, die auf dem jüngsten Album von EDEN WEINT IM GRAB in Klang und Ton gegossen werden: "Apokalypse Galore" heißt der neue Langspieler. Jeder Song widmet sich einem eigenen Untergangsschauspiel, und wenn mich nicht alles trügt, dann arbeitet sich das Konzept thematisch an einer zunehmend realistischer anmutenden Entwicklungslinie entlang: Mit dem Opener 'Hure Babylon' beginnt das Album in den Urzeiten mythologischer beziehunsgweise biblischer Überlieferungen, geht alsdann zu schauermärchenhaften Gruselgeschichten über und transzendiert spätestens mit 'Trauerspiele Des Clowns' die Grenze zur sarkastisch-deprimierenden Ernsthaftigkeit. Nachdem nämlich der Clown seinen Humor verloren und sich einen Strick genommen hat, finden wir uns, so bilde ich mir ein, endgültig mitten in der bitteren Realität wieder. Ob 'Die Körpersammler' tatsächlich ein beklemmendes Stück Zeitgeschichte zeichnen oder aber durch den 1956 erschienenen Film "Die Körperfresser kommen" inspiriert sind - oder am Ende irgendwie aus beidem entstanden sind, kann ich nicht sicher sagen. Jeder interpretiere selbst; möge jeder selbst erfahren, wie viele Schüsse 'Für Ein Hallelujah' fallen, selbst hören wie es klang, 'Als Der Tod Vom Himmel Fiel' und miterleben, wie die Welt zugrunde geht. Dass der letzte Track (die beiden Bonus-Titel einmal außen vor gelassen) dann damit endet, dass Gott sich lachend ein neues Spiel sucht, dürfte selbst eingefleischte Nihilisten provozieren. Das Ganze erklingt großteils in jenem altvertrauten Gewand aus Gothic, Dark Metal und Geisterbahnmusik, das in seinem klaren Wiedererkennungswert keineswegs langweilig wird, sondern im Gegenteil jedes Mal aufs Neue frappiert wie ein alter Horrorstreifen aus den 1920ern. In diese groteske Mixtur fügt sich auch die lyrische Qualität, die den immer wieder aufblitzenden klugen Versen zum Trotz seit jeher etwas bemüht wirkte und auch noch wirkt. Das stört nicht weiter, weil es zur Szenerie des verlassenen, verfluchten Rummelplatzes passt, die EDEN WEINT IM GRAB mit ihrer Musik immer wieder akustisch visualisieren. Dass die Tracktitel in fast jedem Song recht zudringlich wiederholt werden, hat zudem ein marktschreierisches Moment, das mich persönlich in anderen Kontexten stören würde, in diesem Kabinett aus Grauen und Schauer aber einfach stimmig ist. Dabei wirkt "Apokalypse Galore" insgesamt ungewöhnlich ernst. Selbstverständlich sind auch Trakl-Interpretationen durchaus ernst auf ihre Weise ("Der Herbst Des Einsamen", 2009), aber auf die in der Vergangenheit von EDEN WEINT IM GRAB immer wieder gesetzte Rahmung des ausgesprochen Poetischen oder Literarischen, des Filmischen oder mindestens Erzählerischen scheint hier verzichtet worden zu sein: Ich kann nicht umhin, die Schauerromantik von "Apokalypse Galore" als höchst un-romantischen, nur lose in Mythos und Schaustellerei verpackten Realismus zu betrachten. Vielleicht trägt auch der erhöhte Anteil von Schwarzmetall und Blastbeats dazu bei, der auf diesem Album wieder zu hören ist und ein Stück weit zurück zu den Wurzeln der Nuller Jahre zu arbeiten scheint. Einige neue Personalia gab und gibt es übrigens: Nach dem 2019 veröffentlichten Album "Tragikomödien Aus Dem Mordarchiv" stieg der damalige Drummer Luke Ace aus der Band aus; auf der vorliegenden neuen Platte hören wir nun erstmals Paulus Chartreuse an den Trommeln. Geigerin Kalila Karussell wird zukünftig nicht mehr mit an Bord sein; wer ihr nachfolgt, ist offenbar noch nicht bekannt. Von April bis Juli werden EWIG in Deutschland auf Tour sein: 08.04.2023 Erfurt, From Hell 14.04.2023 Nürnberg, Der Cult 15.04.2023 Braunschweig, B58 02.06.2023 Hamburg, MarX 03.06.2023 Berlin, Schokoladen 09.06.2023 Leipzig, Hellraiser 10.06.2023 Köln, MTC 01.07.2023 Hannover, Subkultur Gesamtwertung: 7.0 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. Hure Babylon 02. Geyster Galeere 03. Tentakel Der Angst 04. Wir Sind Der Drache 05. Schere Im Kopf 06. Trauerspiele Des Clowns 07. Die Körpersammler 08. Als Der Tod Vom Himmel Fiel 09. Für Ein Hallelujah 10. Die Dunklen Zirkel Der Macht 11. Am Ende Aller Zeiten 12. Welt Am Abgrund 13. Panorama Des Untergangs | Band Website: www.edenweintimgrab.de Medium: CD + digital Spieldauer: 47:23 Minuten VÖ: 24.03.2023 |
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