Livebericht Tankard (mit Accu§er ) |
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Ein Livebericht von Opa Steve aus Andernach (Juz-Liveclub) - 28.12.2012 (32343 mal gelesen) |
Nachdem sich der für 19 Uhr geplante Einlass schon verzögert hatte, ließ leider auch der Auftritt des Openers ACCU§ER, der Thrashmetal-Truppe, die fast genauso dienstalt wie ihre Kollegen von TANKARD ist, es aber nie zum großen Durchbruch geschafft hat, auf sich warten. Nach über einer Stunde, die sich die metalwütige Meute bereits in der Halle befand, tat sich immer noch nichts und einige wurden trotz bester Versorgung mit Bier doch etwas nervös ob des untätigen Herumstehens. Doch da! Was war das? Am Rande des Sichtfelds tat sich etwas: Sänger/Gitarrist Frank Thoms kam irgendwann kurz nach halb Neun verstohlen auf die Bühne und stellte für sich zwei Bier vor das Drumkit - und war dann erstmal wieder weg. Ein paar Minuten später brachte Gitarrist Uwe Schmidt ein Handtuch... und verschwand ebenfalls wieder. Weitere 10 Minuten gingen ins Land, bis noch ein Bier hochgebracht wurde und der sonnenbebrillte Schlagzeuger Oliver Fechner sich hinter sein Drumkit setzte. Als dann auch noch der Kunstnebel angeworfen wurde, dachte sich das erwartungsvolle Publikum: "Ah, es geht gleich los!" Doch erstmal tat sich immer noch nix. Irgendwann gab der Fronter vom Bühnenrand aus dem Techniker ein Zeichen, so dass man glaubte, ACCU§ER fangen wohl an - doch schwupp war Frank wieder weg... Während wieder die Minuten verstrichen, schien sich der Drummer bisschen zu langweilen. Irgendwann war es dann doch endlich, endlich soweit: Punkt 21 Uhr betrat der Siegener Vierer (naja, die restlichen Drei) die Bretter und legte los. Beim Openertrack 'Rotting From Within' waren die vorderen Reihen noch relativ licht und die Zuschauerreaktionen eher verhalten. Auch beim nächsten Song 'Repent' änderte sich dies, trotz der Bemühungen der Musiker, nicht so wirklich. Frank forderte die Leute aber unermütlich auf, nach vorne zu kommen und fragte, ob wir gut drauf oder wegen Weihnachten noch zu müde seien. Nach dem dritten Stück 'Who Dominates Who' (ein Song vom gleichnamigen 1989er Album, zu dem sogar noch ein Fan ein Original-T-Shirt trug) und dem folgenden neuen ordentlichen Thrasher 'Beneath Your Dignity', kam dann endlich etwas mehr Stimmung auf. Anschließend gab es mit 'Misery' einen schönen Midtempo-Kracher zum Bangen. Aber so ganz wollte der Funke von ACCU§ER immer noch nicht so richtig auf die Leute überspringen. Mir persönlich gefiel der anschließende Titel 'Torn To Pieces' bis dato an diesem Abend am besten. Bei 'Escape From The Oath' wagte sich aber ein Zuschauer Luftgitarre spielend auf die Bühne und lieferte sich ohne jede Scheu mit dem Frontgitarristen ein Duell. Und da kam plötzlich auch mehr Bewegung in die vorderen drei Reihen, die zu 'Sadistic Terror' schließlich sogar einen Moshpit starteten. Das folgende 'Unite Divide' schien dann endgültig das Eis zu brechen, Doch danach war der 50 minütige Gig leider schon vorbei. Insgesamt zeigten ACCU§ER eine recht ordentliche Leistung. Alle vier Musiker waren engagiert und Uwes Gitarrensoli exzellent. Frank hingegen spielte oft eher den Kerry-King-Stil: schnell, jedoch nicht so gänzlich inspiriert. Auch wenn die Leadgitarre streckenweise etwas leise rüberkam, konnte man sich über den sonst ziemlich guten Sound wirklich nicht beschweren. Die seinerzeitige Einschätzung im Review zum 2011er Release "Dependent Domination" bewahrheitete sich: Das Quartett kommt live in der Tat besser rüber als auf CD. Die Jungs könnten ihr Stageacting allerdings etwas verbessern, sprich sie sollten agiler werden, damit die Thrash-Kracher auch so richtig gut wirken. Die Umbaupause zu TANKARD nutzte die Besucherschar natürlich pflichtgemäß, sich passend zum Alcoholic Metal der Hessen nochmal den Pegel an der Theke einstellen zu lassen. Die flotte Bedienung und die zivilen JUZ-Preise von 2 Euro pro Getränk sorgten dafür, dass auf den Durst ausreichend Biergenuss folgte (man soll ja viel trinken, sagt der Arzt), und der Biergenuss natürlich mehr Durst machte. Als der Promille-Pegel dann irgendwo die TANKARD-Marke erreichte, ertönte das schon bekannte Panflötenintro, und kurz darauf einer der geilsten TANKARD-Songs ever: 'Zombie Attack'. Gerre entpuppte sich schon bei den ersten Takten als Front-Flummi und hüpfte wie ein Irrer den vorderen Bühnenrand entlang. An seinen strammen Waden konnte man schon erkennen, dass er gewichtstechnisch wieder zugelegt hat. Hmm, manche Gewohnheiten lassen sich halt nicht so einfach ablegen. Aber wenn die Gewohnheit seit 30 Jahren Thrash Metal alter deutscher Schule heißt, so nehmen wir das doch gern in Kauf! Ja, 30 Jahre ist die Band schon aktiv! Gehörte nie zu den Megasellern, aber waren doch eine Konstante in der deutschen Szene. Und statt einer ausgedehnten Jubiläumstour machten die Jungs halt über's ganze Jahr einzelne Gigs in schönen familiären Locations. Beste Voraussetzungen für eine prima Party! Die Band war auch motiviert bis in die Haarspitzen, wobei neben Gerre auch Andi für 'ne amtliche Show zuständig war, neben der Bassist Frank Thorwarth mangels Matte eher bodenständig, aber stets breit grinsend rüberkam. Ich habe die Band 1987 zum ersten Mal live gesehen und muss bestätigen: von ihrem Enthusiasmus haben sie keinen Funken eingebüßt! Schön, dass es noch solche Musiker gibt, die einfach so richtig Laune an ihrem Schaffen haben. Der Gig war dann auch wie eine Reise durch die Zeit. Von den Anfängen, zu denen ich auch noch 'The Morning After' und 'Maniac Forces' zählen darf, kamen auch immer wieder aktuellere Songs, wobei natürlich auch das neue Album "A Girl Called Cerveza" besonders bedacht wurde. Im Publikum drängte ein gewisser Kuschke alias Infernal von DESASTER nach vorne und zückte - ganz Fanboy - die Knipse und hatte genauso Spaß wie der Rest der ca. 250 Leute. Die Stimmung stieg auch unaufhörlich, und weder Publikum noch Band zeigten Ermüdungserscheinungen. So nahm die Action im Publikum stets zu, es gab immer wieder einen kleinen Pit im vorderen Bereich, und mit der Stimmung stiegen Temperatur und Durst. Bei 'Slipping From Reality' war's den ersten Leuten dann schon definitiv zu heiß, und einige männliche Kings Of Beer präsentierten ihren Astraloberkörper, indem sie sich ihrer Shirts entledigten. Auf dem Boden gab es mittlerweile eine stattliche Pfütze aus Bier und Schweiß, was dafür sorgte, dass sich regelmäßig paar Leute - batsch! - kollektiv hinlegten und somit für eine weitere Ölung des Bodens sorgen. So bekam 'Slipping From Reality' für manche auch eine ganz neue Bedeutung. Von der neuen Scheibe gab's nach 'Not One Day Dead' den 'Metal Ladyboy'. Ich hatte ja schon insgeheim auf eine Überraschung gehofft, dass sich Doro mal auf'n Bier einfindet und das Stück im Duett singt, aber diese Hoffnungen wurden leider nicht erfüllt - das wäre noch ein Knaller gewesen. Auch beim Titelsong 'A Girl Called Cerveza' wurde Gerre nicht vom bekannten Video-Mädel zum Saufen verführt. So gab's dann leider keine besonderen Gimmicks bei diesem Konzert, aber die Show war auch als purer Gig tadellos. Leider trübte stattdessen eine eher unerwünschte Anwesenheit den Gig, wofür die Band allerdings nichts kann. Drei Skins, die ich nebst Frankfurt-Shirt eher in die Fußball- statt Metal-Ecke stecken würde, provozierten bei steigendem Alkoholpegel am Rande des Moshpits. Bei 'A Girl Called Cerveza' spitzte sich die Lage dann zu, da die Spannungen zunehmend aggressiver wurden. Die Metalheads ließen sich auf die Provokationen zum Glück nicht ein, sondern informierten die Secu. Die stellte sich dann erst mal präsent in Sichtweite, so dass hier fortan Ruhe war. 'Chemical Invasion' beendete dann das reguläre Set. Mittlerweile war sogar ein BH auf die Bühne geflogen, und Gerre suchte - dadurch motiviert - ständig ein mutiges Mädel, um mit ihm auf der Bühne zu tanzen. Schlussendlich fand sich sogar eine, und Gerre legte mit ihr 'ne flotte Sohle auf die Bühnenbretter. Der Zugabenblock mit 'Alien', 'Space Beer' und 'Empty Tankard' holte nochmal alles raus. Und so taumelte die Masse am Ende verschwitzt aber glücklich an die frische Luft - oder eben an die Theke zum Abschlussbier. Dort sorgten die Skins nochmal für dicke Luft, aber kollektive "Nazis Raus"-Rufe beendeten das Thema dann endgültig. Von mir noch angesprochen meinte der Verantwortliche des JUZ, dass man schlecht jede Glatze abweisen könne, und da die Gesellen keine eindeutigen Radikalenmerkmale trugen, durften sie halt rein. Im Prinzip hat er damit Recht - eine Vorverurteilung aufgrund der Visage passt vielleicht zu versnobten Clubs, aber bei einem Gig der als offen bekannten Metal-Gemeinde will man solche Methoden auch nicht. Aber auch trotz dieser Randerscheinung war das ein klasse Abend und ein tolles Warmfeiern auf das kurz darauf folgende Silvester. Bemerkenswert ist auch, dass eine Band wie TANKARD ein hohes Maß junger Metaller anzieht, die zur Bandgründung nicht einmal geboren waren. Irgendwas machen sie richtig, und ich möchte wetten, dass auch noch die nächste Generation eines Tages zu einem TANKARD Gig läuft und sagt: "Geil!". |
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