Interview mit Mattias von Vanhelgd

Ein Interview von Eddieson vom 09.07.2024 (31789 mal gelesen)
Sechs Jahre haben uns VANHELGD auf ihr neues Album warten lassen, doch jetzt steht "Atropos Doctrina" in den Startlöchern. Bandkopf Mattias erzält mir in diesem Interview warum es so lange gedauert hat, ob der neue Longplayer das Album mit der heaviesten Produktion ist, was er von KI-Covern hält und er hat seine eigene Vorstellung davon, wer die Europameisterschaft gewinnt.

imgcenter

Hey Mattis. Wie geht es dir?

Mattias: [Auf Deutsch] Guten Tag, Jan. Mir geht es gut. Vielen Dank für dein Interesse an VANHELGD.

Sechs Jahre hat es gedauert, bis euer neues Album "Atropos Doctrina" erscheint. Was hat euch aufgehalten?

Mattias: Dafür gibt es paar Gründe mehr. Eigentlich waren wir schon 2023 fertig mit den Aufnahmen der instrumentalen Parts. Es hat also noch ein Jahr gedauert, bis der Rest fertiggestellt werden konnte. Nachdem unser fünftes Album "Deimos Sanctuarium" 2018 veröffentlicht wurde, hatten wir erst ein paar Ideen für einen neuen Song. 2019 hatten wir dann vielleicht drei Songs, an denen wir gearbeitet haben, die dann mehr oder weniger fertig wurden, und nur noch die Lyrics fehlten. Dann haben wir eine Pause eingelegt und ein paar Wochenend-Shows mit AT THE GATES gespielt. Plötzlich war dann schon November oder Dezember und Covid hat uns voll erwischt. Schweden hat alles runtergefahren, sodass wir auch nicht wirklich proben konnten. Ich habe dann an einigen Demos gearbeitet und daraus entstanden dann "Saliga Äro De Dödfödda" und "Galgdanstid". Als wir dann nach Covid wieder die Möglichkeit zum Proben hatten, mochten wir die drei "alten" Songs nicht mehr wirklich und wir konzentrierten uns auf die Demos von mir. Eigentlich ist das so nicht unsere Art zu arbeiten, aber die Unterbrechung war etwas lang, deshalb lief es diesmal so.

"Atropos Doctrina" ist der lateinische Titel des Albums - was bedeutet dieser?

Mattias: Atropos ist die älteste der drei Göttinnen des Schicksals in der griechischen Mythologie, die auch bekannt sind unter dem Namen Moirai. Atropos ist diejenige, die den gesponnenen und bemessenen Faden des menschlichen Schicksals zerschnitt und so die Art und Weise des Todes eines Menschen bestimmte. Und das neue Album handelt halt von Rebellion, Rache, Krieg, Leid, Hungersnot und Tod. Die Atropos-Doktrinen.

Im Gegensatz zu euren vorherigen Veröffentlichungen sind diesmal alle Songs in schwedischer Sprache, nicht wie sonst auch ein paar in Englisch. Wieso das?

Mattias: Seit unserem Beginn vor knapp 17 Jahren hatten wir ja Texte in Schwedisch. Ich wurde dabei von Bands wie TYRFING beeinflusst. Schon der dritte von vier Songs, die wir damals geschrieben haben, war 'Avlad I Synd'. Ich wollte schon immer ein komplettes Album in meiner Heimatsprache machen, aber irgendwie passte es bisher nicht, bis jetzt. In Schwedisch kann ich mich mehr und besser mit einigen Nuancen ausdrücken und mit Wörtern spielen. Das kann ich mit der englischen Sprache nicht so gut.

"Atropos Doctrina" ist euer sechstes Album und für mich bilden die Alben zwar eine Linie, haben jedoch alle ihre kleinen Unterschiede. Gerade die letzten Alben klangen wesentlich düsterer.

Mattias: Ja, wir haben uns in diese Richtung entwickelt. Vielleicht werden einige Leute davon enttäuscht sein, eben nicht mehr die gewohnte Kost vorgesetzt zu bekommen. Wir sind hier und da etwas langsamer geworden. Wir können nicht 17 Jahre oder sechs Alben dasselbe spielen. Ich denke, dass sich "Atropos Doctrina" in die Linie der letzten vier Alben einreiht, vielleicht noch etwas direkter als "Deimos Sanctuarium". Ja, ich würde auch sagen, dass wir mit den Jahren etwas dunkler geworden sind, klingt halt wie eine andere Version von VANHELGD.

'Ofredsar' ist ja mein persönliches Highlight des neuen Albums.

Mattias: Interessante Wahl. Der Titel steht für "Years Of No Peace" und würde auch gut auf eines unserer älteren Alben passen, am ehesten auf "Relics Of Sulphur Salvation", denke ich. Der Song hat eine Menge Stockholm Death Metal in sich - angefangen mit dem typischen Schweden-Riff, welches später im Chorus noch mal wiederkommt. Wir haben viel hin und her probiert, bis der Song richtig lief. Manchmal ist das Tempo das entscheidende Element in einem Song und ich glaube, wir haben fünf oder sechs verschiedene Geschwindigkeiten für diesen Song ausprobiert, bevor wir das passende Tempo gefunden haben. Der Song handelt von einer Vorahnung eines Bürgerkriegs, von Unruhestiftern, von Konflikten und Leid. Ich selbst bin etwas verliebt in das Ende von dem Song. Ich mag das Ambiente des Songs, diese melancholische Atmosphäre, die super zu den Lyrics passt, die leider sehr schwer zu übersetzen sind.

Magnus "Devo" Andersson hat dem Album einen fantastischen Sound verliehen. Ich glaube, VANHELGD hatten bisher noch nie so einen druckvollen und heavy Sound.

Mattias: Absolut, das hat er wirklich. Jonas [Bass] und Mathias [Drums] waren vor Kurzem schon mit KING OF ASGARD und THRONE OF HERESY in den Endarker Studios. Sie wussten also schon, wie alles dort laufen wird. Devo hat eine Menge Energie in die Arbeit an dem Album gesteckt, eben um einerseits den Sound zu finden, den wir uns vorgestellt haben, andererseits aber auch seine Sicht einzubringen. Es muss absolut nicht leicht sein, wenn deine Sicht und deine Erfahrung im Studio ganz anders ist als das, was die Band sich so vorstellt. Ich weiß nicht genau, ob es unser heaviestes Album geworden ist, ist vielleicht eine subjektive Sicht, weil man ja "heavy" auch weit auslegen kann. imgright

Du zeigst dich ja ebenfalls für das Coverartwork verantwortlich, das auch wieder die typischen Trademarks enthält und fantastisch aussieht.

Mattias: Atropos hat einige Attribute, die ich genutzt habe. So zum Beispiel den Hut, die Schere und dass sie die älteste der drei Göttinnen ist. Der Untergrund ist in Acryl und dann Öl. Das Finish ist dann aus transparenten glasierenden Schichten und Ölfarben auf dem Untergrund. Ich habe schon etwas nach Unterschieden gesucht, aber auch nach Trademarks eines VANHELGD-Albums geguckt. Das Ding ist, dass wenn du ein Cover noch mit der Hand zeichnest, braucht das viel Zeit, und wenn du dann noch was verändern willst oder musst, bedeutet das viel Arbeit, da ist es tatsächlich manchmal einfacher noch mal komplett neu anzufangen. Ich habe mit den Farben ein paar kleine Fehler gemacht, die ich dann im Nachhinein mit Photoshop bearbeitet habe, weil das Original schon so vollgestopft war. Ich denke aber, dass es trotzdem ganz gut geworden ist.

Das kann ich dir bestätigen. Du malst die Cover also noch selbst. Was hältst du denn dann von KI-Bildern? Ist es eine Chance für Künstler oder eine absolute No-Go-Area?

Mattias: Ich weiß, dass einige Künstler, die offen für neue Möglichkeiten sind, da auch etwas neugierig drauf sind. Ich denke, es ist ein Problem, dass derjenige, der mit der KI arbeitet, keine Credits oder Entlohnung dafür bekommt. Ich meine, man arbeitet sein ganzes Leben daran, seinen Stil zu finden, seinen Signature-Style - und dann kommt da jemand und kann das direkt mit wenig Aufwand kopieren. Momentan kreiert KI noch irgendwelchen Nonsens, der ziemlich scheiße aussieht, außerdem sollte KI nicht genutzt werden, um anderen ihren Job wegzunehmen. Natürlich möchte ich auch mehr Zeit zum Malen und weniger Aufwand bei der Reinigung oder Buchhaltung, aber ich bin nun mal den anderen Weg gegangen. Ich habe früher auch viel digital gezeichnet mit meinem Wacom Pen und meinem Tablet, doch damit habe ich aufgehört und male nun alles wieder mit der Hand.

Letzte Frage: Wer gewinnt die Europameisterschaft?

Mattias: IRON MAIDEN?

Die gewinnen sowieso immer. Mattias, vielen Dank für das Interview und viel Erfolg für "Atropos Doctrina". Die letzten Worte gehören dir.

Mattias: Ich danke dir für das Interview. Supportet weiterhin den Underground, die Bands, die Labels, besorgt euch die Veröffentlichungen und das Merch. Das bedeutet mehr, als ihr euch vorstellen könnt.

Besucher-Interaktion

Name:
Kommentar:
(optional)
Meine Bewertung:
(optional)
(Hinweis: IP-Adresse wird intern mitgespeichert; Spam und Verlinkungen sind nicht gestattet)

Artikel über soziale Netzwerke verbreiten