Interview mit Demonaz von Immortal

Ein Interview von Eddieson vom 02.07.2018 (16558 mal gelesen)
In Kürze erscheint das neue IMMORTAL-Album "Northern Chaos Gods". Ein neues Album der Kult-Truppe ist natürlich Pflicht, auch ohne Abbath. Also klingelte abends das Telefon in Norwegen und Demonaz stand mir für ein paar Fragen zur Verfügung.

Hi Demonaz! Wie geht es dir?

Demonaz: Danke, mir geht es gut. Ich freue mich auf den Tag, wo das neue Album veröffentlicht wird. Diesmal hat es etwas länger gedauert und so mussten wir auch länger auf die Veröffentlichung warten, das nervt schon ein bisschen, aber bald ist es ja nun soweit.

Die Presse durfte das Album schon hören, wie hat sie bisher darauf reagiert?

Demonaz: Die Reaktionen sind wirklich unglaublich. Wirklich jeder hat uns ein positives Feedback gegeben. Nach der ersten Listening-Session bei Nuclear Blast in Donzdorf waren die Reaktionen wirklich überwältigend. Vor allem nach den ganzen Problemen, die wir in letzter Zeit innerhalb der Band hatten. Danach haben wir etwas Promo in London, Paris und zwei weiteren Städten in Deutschland gemacht und vor allem nachdem wir die erste Single 'Northern Gods Chaos' am 11.05. veröffentlicht haben, wurden wir nur so von positiven Feedback überflutet. Das scheint kein Ende zu nehmen.

Ich kann mich den positiven Reaktionen nur anschließen. Viele Leute sind sehr gespannt auf das neue Album, vor allem, weil es das erste IMMORTAl-Album ohne Abbath ist. Habt ihr dadurch einen besonderen Druck gespürt oder bist du heute nervöser als vor den anderen Veröffentlichungen?

Demonaz: Ich bin da ganz entspannt. Nachdem ich mit vielen Leuten gesprochen habe und ich schon einige Reviews lesen durfte, bin ich da wirklich entspannt. Auch wenn die restlichen Leute nun "Fuck off, IMMORTAL!" sagen würden, dann würde mich das nicht stören. Wir sind jetzt so nah an der Veröffentlichung. Aber vor dem ganzen Feedback war es schon etwas anders, weil man nie weiß, wie die Leute reagieren. Das ist bei jedem Album, das wir gemacht haben, so. Ich kann mich da gut an "All Shall Fall" erinnern. Aber das finde ich normal. Während der ganzen Zeit hat man ein gutes Gefühl, bis alles erledigt ist. Natürlich bekommt man auch mal etwas Negatives zu hören, doch im Großen und Ganzen läuft es so, wie ich es gehofft habe.

Ich habe das Album nun schon ein paar Mal gehört. Für mich ist es ein Back-To-The Roots-Album. Es ist straight, aggressiv mit einer Menge Grim und epischen Parts, wie bei "Sons Of Northern Darkness".

Demonaz: Ich erzähle dir eine kurze Geschichte. Nach "All Shall Fall" haben Abbath, Horgh und ich an dem nächsten IMMORTAL-Album gearbeitet. Als die Songs zu 80% fertig waren haben wir eine Pre-Production von sieben Songs gemacht. Dann hatten wir diesen Konflikt, den es auch schon lange vorher gab, eigentlich schon seit 2001. Abbath ist dann gegangen und wir können uns jetzt wieder ganz auf die Musik konzentrieren, und haben nicht mehr diesen ganzen Stress nebenbei. Für mich ist das ein Stück Freiheit und ich kann IMMORTAL zurück in die Spur bringen. Wir haben so viel verloren über die Jahre. Der Spirit war weg, die Energie war weg und auch der Zorn ist verschwunden, auch die Songs an das Limit zu bringen, haben wir nicht mehr geschafft. Es war alles weg! Jetzt haben wir diese Energie wieder, die wir auf Alben, wie "Battles In The North" oder "At The Heart Of Winter" hatten. Auf der "Sons Of Northern Darkness" habe ich das letzte Mal diese Energie gefühlt und die wollte ich wiederbekommen. Als ich dann mit dem Songwriting begonnen habe, habe ich 'Northern Chaos Gods' geschrieben, das ist der erste Track. Ich wollte den schnellsten IMMORTAL-Song schreiben. Wir hatten immer einen schnellen Opener. Auf "Sons Of Northern Darkness" war es 'One By One', auf der "All Shall Fall" war es 'All Shall Fall' oder 'Battles In The North'. Es waren immer schnelle Songs. Und ich wollte den besten Opener schreiben, den wir je hatten, er sollte richtig zornig werden. Auch der nächste Song sollte schnell und zornig werden, um das Album zu pushen. Das bedeutet aber nicht, dass ich ein Album mit acht schnellen Songs haben wollte, weil wir die Abwechslung brauchen. Deswegen gibt es auch Songs, wie 'Mighty Ravendark', der eigentlich zehn Minuten ging, dann aber noch etwas gekürzt wurde. Ich habe versucht zu pushen, wie wir das früher gemacht haben, mit Zorn, Hass und Aggressivität, aber auch mit Abwechslung und epischen Songs.

"Northern Chaos Gods" ist also auch ein Statement, das sagt "Wir sind IMMORTAL und wir sind immer noch da!"?

Demonaz: Ja, definitiv. Mir fiel es nicht schwer, das zu beweisen, auch wenn viele dachten das ginge nicht. Es fiel mir nicht schwer, weil ich genauso weitergemacht, wie vorher. Die Band war nicht Abbaths Band, also natürlich war es seine Band, aber nicht seine Band alleine.

Hast du eigentlich darüber nachgedacht einen anderen Sänger ins Boot zu holen nachdem Abbath gegangen ist oder war es klar, dass du die Vocals übernimmst?

Demonaz: Nein, das war klar. Da mussten wir nicht lange drüber nachdenken. Ich wusste, dass ich das machen kann, ich schreibe die Lyrics, ich komponiere die Songs, natürlich arbeiten wir noch mit einem Produzenten, aber es liegt mir im Blut. Wir haben relativ schnell den ersten Song 'Northern Chaos Gods' aufgenommen, ich habe die Vocals gemacht und dann war es natürlich klar.

Als ich das erste Mal, das Cover gesehen habe, dachte ich "Wow, das ist aber Old School."

Demonaz: Und somit sind wir erfolgreich. [lacht] Denn genau so, wie du mir das grad gesagt hast, wollte ich die Reaktionen der Leute haben. Ich wollte die Bilder von Horgh und mir in schwarz/weiß, und das Artwork wollte ich etwas einfacher haben, aber dennoch auffällig, schwarz/weiß, und dass es etwas nach Underground aussieht. Ich hatte keine Idee für ein modernes Cover, das haben wir auch nie gehabt. Ich dachte, es wäre an der Zeit, um etwas Einfaches zu machen. Das hatten wir viele Jahre nicht.

Gehst du noch raus und machst lange Spaziergänge durch die Natur um dich für die Lyrics inspirieren zu lassen?

Demonaz: Ich verbringe viel Zeit in den Bergen. Mein Haus liegt direkt an den Bergen und so verbringe ich viel Zeit in der Natur. Wie andere Leute zur Arbeit gehen, gehe ich in die Berge. [lacht] Ich lebe dort, manchmal bin auch drei oder vier Tage auf einem Gletscher. Man kann da dort natürlich nicht gut arbeiten, weil es gefährlich ist, aber draußen zu sein hält mich in Balance. Es ist wie eine mentale Medizin. Man ist alleine, kann sich auf sich selbst konzentrieren und hat nicht diesen ganzen Lärm von Autos, Zügen und was das Leben in der Stadt sonst noch mit sich bringt. Es ist hilfreich für mich, weil es mich in der richtigen Balance hält. Und um ein grimmiges Album zu schreiben, hilft es auch dort zu sein worüber man schreibt. [lacht] Das neue Album wäre nicht dasselbe, wenn ich es an einer Bushaltestelle in der Stadt geschrieben hätte.

Also gibt es wieder viel über gefrorene Landschaften und Natur zu hören.

Demonaz: Natürlich. Die Lyrics über Blashyrkh und IMMORTAL sind eine Identität. Ich möchte keine politischen Texte, oder lyrischen Texte oder Fuck-Off-Blasphemic-Lyrics. Das bedeutet nichts und gibt keine eigene Identität. Darüber schreibt jeder und junge Bands, die "Fuck Jesus" schreien, gibt es eine Menge. Das ist vielleicht cool, wenn man das als junge Band macht, aber man kann keine sieben Alben damit füllen. Für mich sind die Lyrics wichtig und sie müssen zu IMMORTAL passen. Ich möchte, dass der Hörer bestimmte Riffs und Stimmungen bekommt, zusammen mit Blashyrkh-Texten. Das ist ein Gesamtpaket, wo ich voll hinterstehe. imgright

Und das ist auch gut so, denn ein politischer oder sozialkritische Texte passt einfach nicht zu IMMORTAL.

Demonaz: Nein, ganz und gar nicht.

Über all die Jahre hat sich dein Corpsepaint fast kaum verändert. Hast du mal darüber nachgedacht, dir einen neuen Style zuzulegen oder ist es eine Art Trademark für dich?

Demonaz: Nein, das werde ich niemals ändern. Das ist eine Art Gefühl, das einfach dahin gehört. Und so was, wie eine Verbindung zu dem, wie wir gestartet sind, also auch eine Art Trademark, wie du sagst.

Ich liebe dein Soloalbum "March Of The Norse" und ich kenne eine Menge Leute, die ebenso fühlen, wie ich. Wird es ein weiteres Soloalbum von dir geben?

Demonaz: Ja, auf jeden Fall. Ich plane das schon lange, aber durch die ganze Situation mit IMMORTAL bin ich noch nicht dazu gekommen, die Songs aufzunehmen. Ich habe schon ein ganzes Album fertig. Ich musste das jetzt halt leider erst mal hintanstellen. Ich freue mich aber schon auf das Album, es ist wie eine Hommage an MANOWAR und Heavy Metal. Es hat mir wirklich viel Freude bereitet.

Das klingt interessant. Aber eine Idee, wann es veröffentlicht wird hast du noch nicht?

Demonaz: Nein, jetzt fokussieren wir uns erst mal auf IMMORTAL. Ich denke nicht, dass ich dieses Jahr noch dazu komme, das Album aufzunehmen. Vielleicht nächstes Jahr.

Die Fußball-Weltmeisterschaft läuft gerade. Bist du an Fußball interessiert?

Demonaz: Nein, nicht wirklich. Ich schaue gerne die Spiele von Island oder interessiere mich für die Ergebnisse der skandinavischen Teams, aber letztendlich hoffe ich, dass Island ihnen allen in den Arsch treten wird. Ich weiß, dass es Deutschland gestern auch nicht so gebracht hat [da haben sie gegen Mexico verloren; Anm. d. Verf.].

Das stimmt, vielleicht läuft es Samstag gegen Schweden besser.

Demonaz: Ja, sie sind ein starkes Team [Naja, nicht während dieser WM!!] Aber ich bin kein großer Fußball-Fan.

Wird es eigentlich eine große Tour geben, um das Album zu promoten oder werdet ihr vereinzelte Shows spielen?

Demonaz: Das haben wir noch nicht entschieden, weil wir mit der Promo gerade so beschäftigt sind. Das Album kommt in nächster Zeit raus, dann ist Sommer und danach werden wir uns auf die Live-Situation vorbereiten. Wir können jetzt so schnell keine Tour machen, weil wir uns darauf vorbereiten müssen, vor allem mit den Mitgliedern der Band. Aber wir werden es euch wissen lassen, wenn es dazu kommt.

Demonaz, wir sind am Ende des Interviews. Ich danke dir für die Zeit, wünsche euch viel Erfolg für das Album und überlasse dir die letzten Worte.

Demonaz: Danke, es war ein schönes Gespräch und es freut mich sehr zu hören, dass du mein Soloalbum magst. Ich hoffe, dass die deutschen Fans uns treu bleiben und nicht das Gefühl haben, dass irgendwas verloren gegangen ist.

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