Hanging Garden - Blackout Whiteout | |
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Review von Zephir vom 26.09.2015 (8513 mal gelesen) | |
Das Coverart trügt. Was immer das Foto des verzerrten, gegen eine Scheibe sich pressenden Mundes mit deutlichem Versatz ums Lippenrot auch assoziieren lassen soll: So wenig es sich in die Reihe der bisherigen Releases von HANGING GARDEN fügt, so sehr führt deren viertes Album melodisch fort, was Anno 2004 begann und seit 2012 unter dem Leipziger Label Lifeforce Records läuft. Wohl haben sich seit "At Every Door" (2004) mehr sanfte und sphärische Klänge in die Musik gemischt, die teilweise auf Post-Rock-Inspirationen wie SIGUR RÓS zurückgeführt werden wollen (hoppla?!), aber unverkennbar wälzt sich der schwere Melodeath-Doom der vergangenen Jahre aus den Boxen, wenn "Blackout Whiteout" ohne viel Intro-Gedudel direkt in die Vollen geht. Bereits der Opener 'Borrowed Eyes' überzeugt mit toughem Riffing und einer Stimme (Toni Toivonen), die zwischen Hardcore und Death-Growls changiert. Das Album hält sich in gemäßigtem Tempo, wie es sich gehört, hat dabei aber genug Drive, um nicht im Doom zu versacken. Drummer Antti Ruokola leistet stellenweise Feinstarbeit an den Cymbals. Die immer wieder eingestreuten nachdenklichen Gitarrenzupfer (Gitarristen: Mikko Kolari und Jussi Hämäläinen) und die traurig hingeworfenen Pianoklänge (Nino Hynninen) sprechen unverkennbar Melancholisch. Die emotionale Düsternis, die dem offensichtlich thematisch in sich ambivalenten Album innewohnt, lässt hier und da Anleihen von den Lands- und Genrekollegen SWALLOW THE SUN und GHOST BRIGADE durchblicken; Synthie-lastige Titel wie 'Eclipse' erinnern dann kontrastierenderweise an nicht allzu neue Werke von ANATHEMA. Auch das unvermittelt heller, positiver aufleuchtende 'Aoede' zeigt, dass "Blackout Whiteout" ein Album der Widersprüche ist: es will die Introspektive ins Innere des Lebens offenbaren. Bezeichnenderweise ist 'Aoede' mit 3:18 Minuten der kürzeste Titel; 'Unearth' folgt mit einem Sludge-ähnlichen Gitarren- und Bass-Riffing und erinnert uns daran, dass wir uns eigentlich in nahezu (aber eben nur nahezu) hoffnungsfreier Depression befinden. Auf diesem durchweg starken Album ist 'Unearth' einer der stärksten Tracks, der nicht nur mit einer episch-monumentalen Komposition, sondern auch mit erfreulich verständlichen Lyrics punktet: "We stole the fire to keep away the cold. Our hands got burnt, yet we kept a hold." In 'My Rise Is Your Fall' meint man im Chorus eine Hardcore-Ballade durchschimmern zu hören, die schnulzig wirken würde, wäre der darauf folgende letzte Track des Albums nicht das 'Blackout'. Keyboard-Violine, viel cleane Vocals, die leise berichten vom Leben, und dann – bämm! – grölt Frontman Toivonen sich die Seele aus dem Leib, dass es einen wohlig in die eigene zurückzieht. Irritieren tun mich allerdings die eigentümlichen Keyboard-Schieflagen in der zweiten Hälfte des Songs. Mag sein, dass es im melodischen Doom-Death größere Geister gibt. Es mag auch sein, dass HANGING GARDEN mit "Blackout Whiteout" die Welt nicht neu erschaffen konnten und melodische wie thematische Motive zusammentragen, die bereits durch den Äther der Depri-Metal-Welten wabern. Insgesamt dürfte auch ruhig mehr gegrowlt werden, bevor etwaiges Gothic-Feeling aufkommt. Nichtsdestotrotz liegt hier ein rundum gelungenes Album vor, in das Fans von SWALLOW THE SUN und artverwandten Bands unbedingt reinhören sollten. Anspieltipps: 'Borrowed Eyes'‚ 'Unearth'. Gesamtwertung: 7.0 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. Borrowed Eyes 02. Whiteout 03. Embers 04. Eclipse 05. Aoede 06. Unearth 07. Words That Bear No Meaning 08. MyRise Is Your Fall 09. Blackout | Band Website: www.hanging-garden.net Medium: CD Spieldauer: 48:37 Minuten VÖ: 25.09.2015 |
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