Interview mit Jaran von Yuma Sun

Ein Interview von Krümel vom 07.05.2016 (15488 mal gelesen)
Nachdem die Norweger YUMA SUN mit ihrem genremäßig aus dem Rahmen fallenden aktuellen Longplayer "Watch Us Burn" mein Interesse geweckt haben, wollte ich ein bisschen mehr über den Fünfer wissen. Obwohl sich die Band zum Zeitpunkt des Interviews auf England-Tour befand, nahm sich Fronter und Gitarrist Jaran Zeit, um geduldig meine Fragen rund um die Band und ihr musikalisches Treiben zu beantworten, bis auch er nichts mehr zusätzlich zu sagen wusste.

Vermutlich haben einige unserer Leser leider bis heute noch nie etwas von euch gehört. Wer sind die fünf Typen hinter YUMA SUN; wie habt ihr zusammengefunden? imgright

Jaran: YUMA SUN ist ein Haufen Jungs von der Westküste Norwegens, die sich 2012 zusammentaten, um Rock 'n' Roll zu spielen. Wir kommen alle aus kleinen, christlichen Gemeinden, die uns zu fünf bemitleidenswerten, unheiligen und verlorenen Seelen machten.

Wie kamt ihr auf den Bandnamen? Wisst ihr, dass "The Yuma Sun" eine Zeitung in Yuma, Arizona,USA ist?

Jaran: Oh ja! Haha. Das hat schon oft zu witzigen Momenten geführt, wenn uns Einwohner von Yuma Anfragen etc. geschickt haben, die offensichtlich für diese Zeitung bestimmt waren. Aber wir wollten einfach Yuma als Teil unseres Namens haben, daher haben wir einfach ein Wort gesucht, von dem wir dachten, dass es geil zusammen mit Yuma klingt. Mehr steckt wirklich nicht dahinter!

Mit eurem Stilmix seid ihr in gewisser Weise "Exoten". Was war hauptsächlich der Grund, Countryelemente mit dunklen Goth-Vibes, Alternative etc. zu kreuzen?

Jaran: Wenn ich unsere Songs komponiere, bin ich ein bisschen von anderen Bands beeinflusst. Sicherlich bin ich betrübt darüber, aber ich finde meine Inspiration hauptsächlich in Filmen, Bildern etc. Auch haben wir keine Beschränkungen was das Aufnehmen unserer Alben anbelangt. Wir sind wirklich für alles offen und wir lieben es, beim Musikmachen Genres zu mischen. Ich bin vom Okkulten, Sex, Religion, Tod und wie all diese Elemente manchmal verbunden werden können fasziniert. Deshalb versuche ich, dies in unserer Musik zu präsentieren.

Welchen Typ Hörer möchtet ihr mit eurer Musik erreichen?

Jaran: Jeden! YUMA SUN ist eine Band, die für jede Stimmungslage, jede Person und den ganzen Tag und das ganze Jahr über geeignet ist.

Ist die Band für Dich Profession oder nur ein Zeitvertreib für Dich?

Jaran: Es ist mein Beruf. Es ist nicht sehr lukrativ; wir sind in einer Phase, in der wir mehr Geld reinstecken, als wir momentan verdienen. Wir möchten nichts, was halbherzig getan wird. Daher ist es so wichtig für uns, alles so gut zu machen, wie es die Sache verdient!

Seit eurer Gründung 2012 habt ihr bisher drei Alben veröffentlicht: "Romanza" (2012), "Hell" (2014) und jetzt "Watch Us Burn". Das ist wirklich eine beträchtliche Anzahl, wenn man bedenkt, dass manche Bands noch nicht mal in der Lage sind in zehn Jahre soviel zu schaffen ... Sprudelt ihr so vor lauter Ideen über?

Jaran: So ist es. In mir ist soviel Musik, die raus möchte - und normalerweise schreibe ich einen Song pro Tag. Ich denke, ein Grund dafür ist, dass ich, wie ich bereits vorhin sagte, keinerlei Einschränkungen habe. Nichts stoppt meinen kreativen Fluss. Wenn ich etwas komponiere, das wie eine 80er Disco-Melodie klingt, bringe ich es zuende. Ich mag den Prozess des Songwritings und liebe es, ein Gefühl oder eine Stimmung zu erzeugen. Für mich ist das der beste Teil am Komponisten-Dasein.

Wieviel Arbeit hast Du bzw. habt ihr denn in Entwicklung der CD gesteckt?

Jaran: Eine Menge! Es begann mit dem Schreiben der Songs und den Demoaufnahmen. Dann verbrachten wir viel Zeit mit Proben, Ausarbeitung der Arrangements und so weiter. Dann nahmen wir nochmal Demos auf, bevor wir ins Studio gingen. Das haben wir für jedes Album gemacht, und es funktioniert perfekt so für uns. Es ist eine Menge Arbeit, aber es ist unsere Leidenschaft, daher ist daran nichts "hartes".

Bist Du der kreative Kopf? Hast Du die Entscheidungsmacht während des Songwritings oder teilt ihr euch das?

Jaran: Ich bin die Hauptkreativquelle bei YUMA SUN. Aber natürlich hält das die anderen Jungs nicht davon ab, ebenfalls Lieder zu schreiben. Wenn wir proben, ist jeder von uns involviert, wenn es um Arrangements geht und wie das eigene Instrument gespielt wird. Die anderen sind alle fantastische Musiker, die wie niemand sonst klingen! Also würden wir ohne die Band nicht so klingen, wie wir es tun.

So weit ich sehen konnte, erhielt "Watch Us Burn" bisher sehr gute Kritiken. Seid ihr überrascht von diesen überaus positiven Reaktionen?

Jaran: Nun, ja! Und erleichtert! Ich kann es wirklich nicht ausstehen, auf Reviews zu warten. Aber gleichzeitig bedeutet es mir sehr viel, was die Leute über unsere Musik denken. Ich habe eine Menge Anstrengung und Energie in den ganzen Ablauf, eine hart arbeitende Band zu sein, gesteckt. Wenn es also die Menschen mögen oder nicht, bin ich sehr interessiert daran, was sie darüber zu sagen haben. Wäre ich das nicht, gäbe es gar keinen Grund für mich Musik zu veröffentlichen. Deshalb bin ich wirklich glücklich, wenn die Leute sie mögen. Das bedeutet für mich die Welt!

Wenn Du die Stärken und die "Schwachpunkte" des Albums aufzählen müsstest: Was würdest Du aus Deiner Sicht anführen? Und warum?

Jaran: Auf dem letzten Album gab es einige Gesangslinien, bei denen ich nicht mochte, wie ich sie gesungen habe. Aber auf "Watch Us Burn" bin ich eigentlich richtig zufrieden mit allem. Das war ich vorher noch nie, doch wir haben unseren Job gemacht und wir hatten eine Menge Zeit im Studio, um alles auszuprobieren, was auch immer wir ausprobieren wollten und wir machten es genauso, wie wir es wollten. Das war eine sehr positive Erfahrung!

Alle Songs bzw. eigentlich die ganze Scheibe haben eine recht düstere Atmosphäre. Seid ihr bzw. bist Du auch so dunkel und melancholisch im richtigen Leben oder eher eine fröhliche Person?

Jaran: Ich bin tatsächlich ein sehr heiterer Typ. Ich habe meine Hochs und Tiefs, und ich fürchte den Tod mehr als alles andere. Oder lass es mich umformulieren - ich fürchte das Wissen, dass ich mal sterben werde. Ich habe recht oft den Gedanken, dass ich todkrank oder so werde. Das hasse ich, aber ich habe es unter Kontrolle! Aber es fasziniert mich auch wirklich. Tod. Und die dunkleren Aspekte des Lebens. Wie sich Menschen beispielsweise dem Tod, Mord, Hoffnungslosigkeit und Drogen-/Alkoholmissbrauch nähern. Aber ich glaube, das ist nicht sehr offensichtlich, wenn man mich trifft. Ich bin ein charmanter Teufel!

Bei 'High Road' hattet ihr gesangliche Unterstützung von Adalbjörn Tryggvason (SÓLSTAFIR). Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit? War es, weil ihr die Stücke in Island aufgenommen habt?

Jaran: SÓLSTAFIR waren eigentlich der Grund, weswegen die Aufnahmen in Island stattfanden. Wir sind große Fans der Band und sie haben dort einige Alben gemacht. Wir wollten isoliert sein während wir aufnahmen. Als wir dann dort waren dachten wir: "Lass uns ihm eine Nachricht auf Facebook schicken." Und das taten wir. Ein wirklich großartiger Kerl und ein unglaublicher Sänger!

Momentan seid ihr in England auf Tour. Läuft es gut bisher?

Jaran: Es läuft bestens! Tolle Auftritte, klasse Reaktionen vom Publikum. Und wir sind zum allerersten Mal in einem Nightliner unterwegs. Wir sind wie Kinder in einem Spielzeugladen. Aber es ist echt großartig. THE RED PAINTINGS sind super und LOUISE DISTRAS auch; daher haben wir unsere allerbeste Zeit! imgleft

Ihr werdet auch einige Shows in Deutschland spielen. Freut ihr euch auf das deutsche Publikum?

Jaran: Ja! Es macht soviel Spaß in Deutschland aufzutreten, wir lieben es dort zu touren. Bei euch herrscht eine komplett andere Stimmung als bei uns zuhause in Norwegen, wir mögen das wirklich.

Gibt es denn so große Unterschiede zwischen den Zuschauern in den verschiedenen Ländern?

Jaran: Ich meine schon. In Großbritannien haben wir gemerkt, dass die Leute sehr kühl reagieren, wenn wir möchten, dass sie bei einem Singing-Along das singen, was wir wollen. In Deutschland sind die Leute sehr leidenschaftlich was Livemusik angeht. Ich sage nicht, dass es immer so ist, sondern wie wir es selbst erlebt haben.

Wie transportiert ihr eure Musik auf der Bühne? Ihr habt z. B. gesagt, dass ihr "buchstäblich in Flammen steht" - wie habe ich mir das vorzustellen?

Jaran: In jeder Show geben wir alles, was wir haben. Egal wie viele Leute da sind bzw. wo der Gig stattfindet. Egal was kommt. Das ist wichtig für uns. Das beste zu geben, zu jeder Zeit, egal was es kostet.

So, und weil die letzten Worte immer dem Musiker gehören, hast Du jetzt die Möglichkeit alles zu sagen, was Du schon immer loswerden wolltest.

Jaran: Ich denke, Du hast es bereits geschafft, mich schon all das zu sagen, was ich zu sagen habe! Ich bin völlig leer ... aber wenn ich tief genug grabe finde ich vielleicht sowas wie: "Schaut euch YUMA SUN live an. Zurzeit die beste Band Norwegens!"

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