Livebericht Amorphis (mit The Man-Eating Tree und Leprous) |
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Ein Livebericht von des aus Graz (Explosiv) - 06.01.2012 (36388 mal gelesen) |
Hier geht es zur Gallerie Bei AMORPHIS bekommt man mittlerweile das Gefühl, dass sich die Band auf einer nie endenden Tour befindet. Die letzte Rundreise durch Europa scheint noch nicht so lange her zu sein, im Sommer gab es die Festivals und im Herbst/Winter 2011/2012 läuft schon wieder die nächste Konzertreise. Da verwundert es, dass es die Finnen dazwischen noch schaffen, so hochklassige Alben wie "Skyforger" oder "The Beginning Of Times" zu veröffentlichen. Am Dreikönigstag 2012 geben sich die Finnen in Graz die Ehre, als Anheizer haben sie THE MAN-EATING TREE und LEPROUS im Reisegepäck. Das JUZ Explosiv in Graz ist ein Altbau, der vor einigen Jahren komplett renoviert wurde, und im neuem Gewand eine moderne, gemütliche Location darstellt. Etwas eigenartig ist der Ablauf beim Einlass: man muss mit der Eintrittskarte zur Abendkasse, wo die Karte gegen einen Stempel auf den Arm eingetauscht wird. Diese Vorgehensweise klingt zwar kompliziert, geht aber reibungslos vor sich und hat den Vorteil, dass man somit problemlos zwischen der räumlich getrennten Konzerthalle und Gastrobereich wechseln kann. Die Halle selbst entpuppt sich als kleiner, als man es beim Stellenwert von AMORPHIS erwarten würde. Überraschenderweise gibt es auch keinen Fotograben, und ohne Gedränge ist es mühelos möglich, sich bis an die Bühnenkante vorzuarbeiten. Den Job des ersten Anheizers übernehmen die Finnen von THE MAN-EATING TREE; die Band ist zwar relativ neu und hat Ende 2011 erst ihren Zweitling "Harvest" veröffentlicht. Doch im Line-Up finden sich einige bekannte Namen: am Schlagzeug sitzt ex-SENTENCED-Drummer Vesa Ranta, Janne Markus von POISONBLACK bedient die Gitarre und hinterm Keyboard drückt Heidi Määttä, die früher bei EMBRAZE gespielt hat, die Tasten. Wie man es anhand der Besetzung vermuten würde, spielen THE MAN-EATING TREE melancholischen und typisch finnischen Düster-Metal, der an eine progressivere Neugeburt von SENTENCED erinnert. Sänger Tuomas Tuominen zeigt sich gut gelaunt und mit seiner Stimme, die an eine Kreuzung von Eddi Vedder und Ed Kowalczyk erinnert, verpasst er den guten Nummern den richtigen gefühlvollen Tupfer. Außerdem lüftet er das Geheimnis, warum er ein DDR-T-Shirt trägt ("mein Großvater fuhr einen Moskwitsch" ähmm). Insgesamt ein klasse Auftritt, der nach zu kurzen 30 Minuten mit 'Amended' aus dem Debütalbum "Vine" beendet wird; leider vertreibt sich die Mehrzahl der Besucher die Zeit lieber am Bierstand und versäumt eine sehr gute Dosis Finnen-Metal. Der Umbau für die zweite Gruppe des Abends geht rasant vonstatten: innerhalb von 15 Minuten ist die Bühne umgebaut, inklusive komplettem Abbau und Aufbau des Schlagzeuges. Um 20:45 entern LEPROUS die Bühne; besonders auffällig ist das abgestimmte rot-schwarze Outfit, das sogar rote Gitarrenplektren und rot-schwarze Gitarrengurte und ein knallrotes Keyboard beinhaltet. LEPROUS liefern in ihrer Dreiviertelstunde ein Stil-Potpourri; so gibt es zu Beginn noch NWoBHM, aber auch jazzige Parts werden aufgefahren. Optischer Mittelpunkt der Show ist Sänger, Keyboarder und Rasta-Träger Einar Solberg, der gemäß seiner Körpersprache voll in seiner Musik aufzugehen scheint. Musikalisch geht es sehr progressiv zur Sache, die Band absolviert die vielen Breaks in den Songs mühelos und auf den Punkt. Als gewöhnungsbedürftig erweist sich dabei der Gesang Einar Solbergs, der zwischen Gegrunze, Geheule und Kopfstimmen-Gejodel wechselt. Insgesamt daher ein Auftritt sehr guter Musiker mit charismatischem Stageacting, allerdings entpuppt sich die Musik als zu kompliziert, um für gute Stimmung zu sorgen. Auch für AMORPHIS geht der Umbau rasch vonstatten. Nach dreißig Minuten ist der ganze Vorgruppen-Klimbim abgebaut, ein großes Backdrop aufgehängt und das Schlagzeug abgedeckt und adjustiert. Beim Ertönen des Intros ist die steigende Anspannung in der mittlerweile proppevollen Halle zu spüren und als dann AMORPHIS die Bühne entern, steigt sofort die Stimmung. Dass die beiden Gitarristen abgebrüht und routiniert agieren, wird durch das Energiebündel Tomi Joutsen wettgemacht, der ab der ersten Sekunde rastlos über die Bühne fegt und seine knielangen Rastas rotieren lässt. Dass der Beginn der Show mit 'Song Of The Sage' und 'Mermaid' vom letzten Album dominiert wird, erweist sich als gute Entscheidung, scheint die Platte doch gut beim Publikum angekommen zu sein. In weiterer Folge lassen AMORPHIS das Publikum mittels Applaus-Voting entscheiden, ob 'Against Widows' oder 'On Rich And Poor' gespielt werden soll - beim unentschiedenen Voting entscheidet sich Schlagwerker Jan Rechberger eigenmächtig für 'Against Widows'. Als erster emotionaler Höhepunkt folgt ein "Skyforger" Block mit der Dreivierteltakt-Hymne 'Sampo' - ich steh' auf die Nummer - und dem nachfolgenden 'Sky Is Mine'. Joutsen hat sich mittlerweile seines Oberteils entledigt und präsentiert der Menge sein Oberkörpertattoo - und jede Menge Schweiß: in der Halle gibt es keine Klimaanlage und auch keine vernünftige Belüftung, und so verwandelt sich das Explosiv in eine schwitzige Dampfsauna. Das könnte mit ein Grund sein, warum es im weiteren Verlauf trotz schneller älterer Nummern aus der deathigen Phase der Band und der Aufforderung von Joutsen "It's time to mosh!!" zu keinem Moshpit kommt. Doch vielleicht ist das Auditorium auch einfach mit den letzten beiden Alben besser vertraut. Kein Konzert ohne Bandvorstellung; doch AMORPHIS schaffen es, auch diese Bandvorstellung unterhaltsam zu gestalten: Joutsen fordert jeden Musiker auf, einen Klassiker zu spielen. Jan Rechberger spielt zum Beispiel 'Run To The Hills' an, während Gitarrist Tomi Koivusaari den Synthie-Klassiker 'Popcorn' von Gershon Kingsley erklingen lässt. Mit einer Gänsehautversion von 'Silver Bride' verabschieden sich AMORPHIS nach etwas mehr als einer Stunde in die Pause. Im nachfolgenden Zugabenblock beeindruckt vor allem die zweite Nummer 'My Kantele', in der der Akustikteil gegen Ende von Esa Holopainen auf einer elektrischen Sitar gespielt wird, was den Song gegenüber der Version auf der letzten Tournee deutlich an neuen Facetten gewinnen lässt. 'House Of Sleep' beendet das Konzert würdig, das Publikum ist in Hochstimmung und hat hier nochmals die Gelegenheit, den emotionellen Chorus auf vollem Hals mitzusingen, bevor sich AMORPHIS gegen Mitternacht nach etwa 90 Minuten Spielzeit endgültig verabschieden. Schönes Konzert von AMORPHIS mit würdigem Vorprogramm in einer schwitzigen Halle. Vor allem dem elektrisch aufgeladene Tomi Joutsen, der jeden Ton mitzuleben scheint, gelingt es mühelos, die Menge mitzureißen - auch wenn man AMORPHIS schon mehrere Male live gesehen hat, bleibt ein Konzert der Finnen immer wieder ein Erlebnis. Nach Ende der Show gibt es noch Gelegenheit, sich zu vernünftigen Preisen mit CD's einzudecken und tröpfchenweise finden sich auch Musiker aller Bands wie THE MAN-EATING TREE Sänger Tuomas Tuominen oder die AMORPHIS Mannen Niclas Etelävuori (Bass) und Keyboarder Santeri Kallio am Bierstand ein, um den Abend ausklingen zu lassen. Setlist AMORPHIS: 01. Song of the Sage 02. Mermaid 03. Smoke 04. Against Widows/On Rich And Poor (Voting) 05. Sampo 06. You I Need 07. Sky is Mine 08. Vulgar Necrolatry 09. Into Hiding 10. Crack in a Stone 11. Alone 12. Silver Bride ------- 13. Drowned Maid 14. My Kantele 15. House of Sleep |
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