Masters Of Disguise - Back With A Vengeance

Review von Opa Steve vom 12.12.2013 (10278 mal gelesen)
Masters Of Disguise - Back With A Vengeance Bevor ich zum Release selbst komme, muss ich einen ganz anderen Bandnamen in den Mund nehmen: SAVAGE GRACE. Junge Headbanger werden damit nichts anfangen können, aber auch reifere Semester schütteln mitunter bei diesem Namen verwundert den Kopf. Dabei haben SAVAGE GRACE in der auftretenden Speed Metal-Welle bis Mitte der 80er mit 2 Longplayern sich selbst ein Denkmal als Legende gesetzt. Aus dieser Band stammten Kenny Powell (OMEN), Mark Marshall (AGENT STEEL) war einmal am Mikro, und ganz früher sang sogar der Bruder von Randy Rhoads (QUIET RIOT/OZZY). Nach der ersten Scheibe hatte diese Band einen einzigen Gig in Deutschland, nämlich auf dem Metal Hammer Festival 1985, welchem der Verfasser dieser Zeilen als junger Mensch beiwohnte und Zeuge eines Gigs voller knisternder Spannung wurde, und einem Metal-Gewitter, was einfach zum Niederknien war. Bis auf ... den Gesang. Nach dem Ausstieg von Marshall übernahm der begnadete Klampfer Chris Logue kurzfristig zusätzlich die Vocals, was ihm nicht wirklich gut zu Gesicht stand. Nach einem weiteren Longplayer mit Chris am Gesang war es dann auch schon wieder vorbei. 2010 dann die Überraschung: beim Ruhr-Metal-Festival in Oberhausen standen SAVAGE GRACE auf dem Lineup - für mich der einzige wahre Grund, die Strecke auf mich zu nehmen. SAVAGE GRACE bestanden da nur aus Chris, der ausschließlich sang (also das, was er am wenigsten konnte), und der NWOBHM-Tribute-Band ROXXCALIBUR (die ihr Handwerk beherrschte). Wieder war es geil, die alten Songs zu hören, die selbst schlecht gesungen noch so viel Atmosphäre haben. Es sollte mit dieser Band weitergehen ... doch daraus wurde nichts. Doch wenn der Berg nicht zum Propheten kommt, kommt der Prophet eben zum Berg. Sprich: ROXXCALIBUR haben sich unter dem Namen MASTERS OF DISGUISE analog zur ersten SAVAGE GRACE-Scheibe ins Studio begeben, und eine Scheibe im Spirit dieser Legende eingetütet, anstatt auf einen mittelmäßigen Sänger und wohl Namensinhaber zu warten.

Lange Einleitung, vielen Dank für die Geduld. Aber diesen Hintergrund muss man einfach verstehen, und bei dieser Gelegenheit ist etwas Werbung für die alten SAVAGE GRACE-Scheiben durchaus mal angebracht, ihr jungen Metal-Freaks.

"Back With A Vengeance". Der Spirit ist zurück! Und wie! Und was MASTERS OF DISGUISE hier abgeliefert haben, ist eine pralle Ohrfeige im Sinn von "Chris, wir können auch ohne dich!". Es ist Metal, der so schweinegeil ist, dass ich mir die Frage stelle, wann ich zum letzten Mal eine so reine und vor Herzblut triefende Vertonung der metallischen Daseinsberechtigung gehört habe. Es gibt eine Menge begnadeter Künstler, keine Frage, und es gibt auch einige Bands, die an Tiefgang, Gänsehaut und intellektuellem Anspruch mehr leisten und von mir geachtet werden. Doch diese pure Mischung aus Metal-Spirit, Double-Bass, Speed und epischer Power ist von so hoher Qualität, dass sie keinen Freund der harten Gitarrenriffs kalt lassen würde. Es wird ordentlich aufs Gaspedal getreten, teilweise sogar verdammt schnell, aber statt stumpfer Thrash-Schrubbelei wird Melodie ganz groß geschrieben. Viele Titel haben die Bezeichnung "Hymne" verdient. Und nicht nur die instrumentale Vertonung ist zum Niederknien. Nein, Vokalist Alexx Stahl ist nicht nur ein besserer Sänger, als ihn SAVAGE GRACE je hatten (wobei Mark Marshall nicht übel war), sondern für mich ist dieses weitestgehend unbeschriebene Blatt einer der verdammt nochmal besten Metal-Sänger, die ich je gehört habe.

Kenner der alten SAVAGE GRACE müssen MASTERS OF DISGUISE bescheinigen, dass sie den Stil auf den Punkt getroffen haben. Das fängt bei augenzwinkernden Kopien wie dem Intro 'Back With A Vengeance' an, welches leicht abgewandelt einfach 'Lions Roar' des Originals zitiert, bevor es analog zu 'Bound To Be Free' mit einem Schredder-Bass in den Opener 'Never Surrender' übergeht. Melodien zum Pommesgabelheadbangingfreudentränendabschädelnsteilgehen! Das Konzept geht über die komplette Scheibe voll auf, die Gänsehaut kommt immer wieder zum Vorschein. Die NWOBHM-Praxis merkt man den Recken deutlich an, wenn in 'Alliance' spürbare MAIDEN-Einflüsse hervorblitzen ('Aces High') oder auch mal Erinnerungen an alte RUNNING WILD in 'The Templar's Gold' aufkommen.

Fazit: Metal in einer Reinform, wie man sie selten erlebt. Plus natürlich den Kultbonus, wenn man als alter Hase in jedem Takt spürt, wie gut die Band die alten SAVAGE GRACE und deren Alleinstellungsmerkmal verstanden und in die heutige Zeit transportiert hat. Ein Muss für jeden Metalhead. Anspieltipps: 'Into The Unknown' (der Refrain ist nicht von dieser Welt), der Kracher 'For Now And All Time' und die Speed-Granate 'Sons Of The Doomed'. Und natürlich der ganze Rest.



Gesamtwertung: 9.5 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Back With A Vengeance
02. Never Surrender
03. The Omen
04. For Now And All Time
05. Scepter Of Deceit
06. Alliance
07. Sons Of The Doomed
08. Liar
09. Into The Unknown
10. The Templar's Gold
Band Website: www.masters-of-disguise.com
Medium: CD
Spieldauer: 43:05 Minuten
VÖ: 22.11.2013

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Hi Warlord, die Scheibe mit dem Henker war "After The Fall From Grace". Chris hatte darauf im Studio deutlich besser gesungen als bei seinen Live-Performances. Die waren leider wirklich unterirdisch.
(13.12.2013 von Opa Steve)

Jawoll, Savage Grace und Master Of Disguise sowie AUCH die Scheibe mit Chris als Sänger waren geil aber unterschiedlich. Zu sehen auf der zweiten Scheibe, deren Name mir partout nicht einfällt: Gene Hoghlan als Henker einer Schönen Maid. Die Cover waren immer klasse bei denen, wenn auch a weng sexistisch. Thrash with Class nannte man das damals oder Iron Maiden auf Speed. Kennt die heute wirklich keiner mehr?
(13.12.2013 von Warlord)

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