The Order - Supreme Hypocrisy | |
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Review von Rockmaster vom 11.06.2020 (11368 mal gelesen) | |
Die Schweizer THE ORDER scheinen angetreten zu sein, um beim Hörer, die Erwartungen, die sie wecken, jederzeit nach Belieben wieder aufzubrechen. Angefangen beim Cover-Artwork, das mir ins Gesicht schreit: "Du bist zu alt für diese Scheibe." Der Opener 'The Show' beginnt mit altmodisch schrammelig gespielter Gitarre von Bruno Spring. Na, vielleicht haben wir ja doch eine schön altmodische Rockplatte auf dem digitalen Turntable? Nach der Bridge wird der Gitarrensound etwas härter, und mit Andrej Abplanalps Bass und dem unteren Bereich von Mauro "Tschibu" Cascieros Drumkit entwickeln die drei aus dem Motiv des Intros einen recht modernen Groove, der, obwohl ziemlich konstant, einen langsam aber sicher immer tiefer in den Song hineinzieht. Mauro kontrapunktiert Groove und Konstanz immer wieder auf der anderen Hälte seines Schlagzeugs - das klingt nach herrlich klassischer Hard Rock-Schule, unaufdringlich aber toll auf den Punkt - wodurch im Instrumentalteil der Musik stets Spannung herrscht. Auch Bruno trägt zu diesem Spannungsfeld durch Breaks und Variationen im Riffing bei, und natürlich nicht zuletzt durch tolle Soli. Gianni Pontillo singt dazu (zumindest auf 'The Show') mit energetischer Stimme im Stile des 80er-Metals, als k(aum)eine Metal-Band bestehen konnte, deren männlicher Sänger keinen 1-a-Sopran beherrschte. Gianni indes wechselt zwischen "normaler" und hoher Stimmlage und beherrscht beide ausnehmend gut. "The Show is just for you." Danke, ich weiß das zu schätzen. 'Supreme Hypocrisy' überrascht in den ersten Takten mit einer krachenden Thrash Metal-Attitüde (sagt der Metal-Fan im besten Alter. Ebenso berechtigt wären Vergleiche mit moderneren harten Gangarten). Der Titel lässt aber auch kaum Zweifel - die konstanten Grooves darf man wohl gut und gerne als Markenzeichen von THE ORDER bezeichnen. Dazu treibt Gianni seine Stimme weiter in extreme Eierkneifer-Extase. Muss dem Sänger hölle wehtun, hört sich geil an. Auch Mauro entwickelt hier in einzelnen Momenten metalmäßig Dampf, und Brunos Solo ist 'ne Wucht. Für mich das energetische Highlight des Albums. Auf 'Back To Reality' wird der Pace nur wenig ruhiger, bei 'Dreams Are Not The Same' muss ich dann zwangsweise an die (teilweise) Schweizer Landsleute von CORELEONI denken, die mit der Wiederaufnahme alter GOTTHARD-Titel stilistisch in eine ähnliche Kerbe schlagen. Im weiteren Verlauf machen THE ORDER gekonnt den Spagat zwischen Rock und Metal (vielleicht führt die harte Landung im Spagat zu extremem Gesang?) und machen klar: Für diese Truppe braucht man ein ganzes Kabinett von Stilschubladen - mit 'Sometimes' steuert Gianni noch eine tolle akustische Nummer bei, nur mit Gesang und Piano. Dabei versuchen sie gar nicht erst zu verbergen, dass sie tief in der Musik der Helden ihrer Jugend verwurzelt sind. 'Only The Good Die Young' lässt offen, ob sie sich mit dem Titel tief vor diesen Helden verneigen, die Interpretation ist auf jeden Fall zulässig. Man spürt aber deutlich, dass der Titel sehr persönlich ist und tief aus den Herzen der Musiker kommt. Unterm Strich haben THE ORDER mit "Supreme Hypocrisy" eine tolle Scheibe abgeliefert. Da kann man nur sagen: ORDER, buy, download (legal downloads only, please). Und noch eine kurze Anmerkung in eigener Sache: Aus privaten Gründen habe ich dieses Review ziemlich verspätet fertiggestellt - ich bitte um Verständnis. Gesamtwertung: 7.5 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. The Show (4:51) 02. Supreme Hypocrisy (3:56) 03. Back To Reality (4:39) 04. Dreams Are Not The Same (3:56) 05. Save Yourself (5:20) 06. No Messiah (4:10) 07. August In Miami (5:26) 08. Where I Come From (5:02) 09. Sometimes (3:15) 10. Only The Good Die Young (6:51) | Band Website: www.theorder.ch Medium: CD Spieldauer: 47:26 Minuten VÖ: 22.05.2020 |
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