Interview mit Chris Church von Däng

Ein Interview von Zephir vom 03.03.2014 (12869 mal gelesen)
Hinter dem Namen DÄNG verbergen sich aufstrebende Metal-Hardrocker aus den USA, die sich mit den dunklen Seiten der griechischen Mythologie beschäftigen. Klingt abgefahren? Vocalist Chris Church bringt etwas Licht in die Dunkelheit des Tartarus.

Hallo! Halten wir die Einleitung kurz: Euer Debütalbum "Tartarus", das ich kürzlich angehört habe, ist das erste, was ich bisher überhaupt von euch mitbekommen habe. Da ihr den deutschen Metallern noch nicht so gut bekannt seid, könntest du erst einmal beschreiben, wer ihr seid und wie ihr DÄNG gegründet habt?

Chris Church: Hallo und erst einmal danke für das Gespräch! Mein Name ist Chris Church, Gitarrist und Vocalist. Ich habe DÄNG gemeinsam mit meinen Freunden Scott Cornette (Gitarre), Brian Beaver (Drums) und Matt Lutton (Bass) gegründet, das war vor etwa eineinhalb Jahren. Wir kennen uns schon seit Jahren, haben öfters zusammen gejammt und in verschiedenen Projekten zusammen gespielt. Nachdem ich das Album geschrieben hatte, war es leicht für mich es fertigzustellen, da ich schon die richtigen Leute kannte, um die Songs zum Leben zu erwecken.

Und sofort die Frage: Was bedeutet euer Bandname?

Chris Church: Er bedeutet entweder gar nichts oder das, was man ihn bedeuten lassen möchte. Ich finde, das Wort sieht interessant aus mit dem Umlaut "ä". Ich habe keine richtige Erklärung dafür. Mir scheint, es kann ganz unterschiedlich aufgefasst werden.

Der Buchstabe "ä" kommt im Englischen nicht gerade oft vor ...

Chris Church: Das ist wahr. Wir sind uns bewusst, dass das Potenzial für Missverständnisse bietet - und die Variationen in der Aussprache in unterschiedlichen Sprachen und Dialekten sind ziemlich amüsant. Wir haben Spaß daran, wie die Leute sich darüber die Köpfe zerbrechen.

Weißt du, dass sich DÄNG für deutsche Ohren anhört wie ein lautmalerisches Wort, das beschreibt, wenn zwei Gegenstände aufeinander krachen?

Chris Church: Das ist großartig! Mehr Rätselraten! Ich bitte jetzt dich und eure Leser, zu unserem Namen eine eigene Mythologie zu entwickeln. Ich glaube nicht, dass mich auf diesem Gebiet vieles überraschen könnte.

Anderes Thema: Euer Debütalbum "Tartarus: The Darkest Realm" beschäftigt sich mit der griechischen Mythologie. Kannst uns erklären, welche Idee und welches Konzept hinter dem Album stecken?

Chris Church: Ich wollte ein umfassendes Konzeptalbum schreiben, noch lange bevor ich daran gedacht habe, die griechische Mythologie zu thematisieren. Nachdem ich Teile der Musik komponiert und mich mit anderen Themen beschäftigt hatte, kam mir die Idee, dass die Bewohner des dunkelsten Teil des Hades - Tartarus - großartiges Material für ein schweres Konzeptprojekt abgeben könnten. Die Geschichten in den Songs zu erzählen wurde leichter für mich, als ich anfing, ein bisschen Humor und ein bisschen Menschlichkeit in die unbarmherzige Welt zu bringen, in der die Charaktere leiden. Die Bereiche, die dem Tod folgen, sind diejenigen, in denen "Ewigkeit" existiert, soweit Phantasie und Glaube sich dies vorstellen können. In Religion und Mythos aller Kulturen finden sich hierzu interessante Aspekte. Ich habe darüber ein bisschen in der Schule gelernt, mich aber zumeist allein damit beschäftigt. Ich bin kein Gelehrter, aber es ist sogar für mich offensichtlich, dass einige der bedeutendsten Geschichten, die jemals erzählt wurden, aus der griechischen Mythologie stammen. Es war schon immer eine tiefe Inspirationsquelle für die Phantasie.

Hast Du auch persönliches Interesse an der europäischen Mythologie, oder ist es mehr eine Frage der Publicity, dass du schließlich dieses Thema gewählt hast?

Chris Church: Ich habe das Gefühl, dass Mythologien, besonders in ihren dunklen Seiten, als lyrischer Inhalt ziemlich gut zu Hard Rock, Metal und progressiver Musik passen. Ehrlich, ich kann nicht verstehen, wieso dieses Thema nicht schon viel häufiger aufgetaucht ist. Wir haben das Album selbst aufgenommen und hatten keinen besonderen Plan, mit irgendeinem bestimmten Label zusammenzuarbeiten oder wie wir das Ganze verkaufen sollten, und haben keinen Gedanken daran verschwendet, was andere davon halten könnten. Wir haben einfach Spaß daran, und wir wollen nur diejenigen Dinge weiterverfolgen, die wir auch musikalisch genießen.

Die Musik ist eine Mischung aus Doom und Progressive Metal, ziemlich vertrackt und nicht leicht zu durchblicken. Wie würdest du diesen Stil nennen?

Chris Church: Es gibt auf jeden Fall Progressive-, Doom- und Metal-Elemente in unserer Musik, aber ich glaube, am besten ließe es sich als Dark und Heavy Hard Rock beschreiben. Sicherlich finden sich Einflüsse von BLACK SABBATH und LED ZEPPELIN. In manchen Passagen liefert das Album ein klassisches Hard-Rock-Gefühl. Wir lassen uns auch inspirieren von Bands wie TOOL, DANZIG und sogar KILLING JOKE. Für diejenigen, die es wichtig finden, möchte ich betonen, dass wir uns nicht als reine Metal-Band verstehen, obwohl wir den reinen Metal sehr schätzen und natürlich auch einige Metal-Elemente in unser musikalisches Gesamtbild aufnehmen. Die Türen zum Experiment sind weit geöffnet, und wir schreiben auch schon an neuem Material für unser nächstes Album. Die Songs werden wahrscheinlich heavy, lang und episch im Umfang, aber ich würde das nicht generell klassifizieren wollen. Das überlasse ich den Hörern.

Gibt es einen Song auf "Tartarus", den du besonders magst?

Chris Church: Live machen mir 'Tantalus' und 'Ixion' am meisten Spaß, da sie beide mental und physisch ziemlich viel fordern, aber ich mag alle Songs des Albums. Ich denke, wir sind ziemlich nah an das herangekommen, was ich hören wollte, und das war mein einziges Ziel.

Soweit ich weiß, wurde das Album über No Remorse Records veröffentlicht, ein griechisches Label. Warum? Es gibt so viele amerikanische Labels ...

Chris Church: Es gibt möglicherweise weniger professionelle aktive Labels in den USA als du glaubst, besonders wenige solche, die auch unsere Art von Musik veröffentlichen und promoten und dafür Zeit, Mühe und Geld investieren würden. Momentan scheint in Amerika die Popkultur wichtiger als die Kunst, oder zumindest vermitteln das die Medien. Die verflachte Musik, die die Unterhaltungslandschaft in Amerika dominiert, erreicht mittlerweile einen beispiellos hohen Grad an Absurdität. Mehr als jemals zuvor ist sie auf verkürzte Aufmerksamkeitsspannen ausgerichtet. Musik wird immer weniger relevant, und freie Downloads und Smartphone-Klingeltöne sind den meisten jungen Leuten hier weitaus wichtiger als eine neue CD oder Vinyl - zumindest so weit ich das beobachte. Außerdem scheinen eine Menge der Plattenlabels eher nach passenden Bausteinen für spezifische Genres zu suchen, anstatt Künstlern eine Chance zu geben, die sich vielleicht nicht nahtlos in diese Kategorien fügen. Als wir "Tartarus: The Darkest Realm" fertig aufgenommen hatten, waren No Remorse Records in Griechenland eines der ersten Labels, die wir kontaktiert hatten, und ihre Reaktion war ausgesprochen positiv. Sie stellten sich als die engagiertesten Leute und das Label als das überzeugendste heraus. Tatsächlich kam mir die Verbindung zu Griechenland erst einige Tage nach Beginn unserer Kommunikation in den Sinn. Es scheint mir fast, als hätte das einfach so sein sollen. Andreas und Chris von No Remorse haben uns sehr unterstützt und ich denke, wir haben großes Glück mit ihrem Label. Ihr Einsatz für die Musik, die sie lieben, ist offensichtlich und sehr inspirierend. Sie entdecken und promoten einige tolle neue Bands, und sie helfen einer Menge klassischer Hard-Rock- und Metal-Bands, die zuvor kein großes Publikum erreichen konnten, die verdiente Aufmerksamkeit zu bekommen.

Was meinst du, habt ihr mehr amerikanische oder europäische Fans?

Chris Church: Keine Ahnung, aber ich würde sagen, dass die Musik eher zum europäischen Publikum passt. Die Liebe der Europäer zum Hard Rock und zum Metal ist unter amerikanischen Fans legendär. Wir fühlen uns in den USA wie eine Minderheit, und vielleicht ist das alles nur meine Wahrnehmung, wie das in den meisten Fällen so ist ... wie auch immer, eine Menge Leute teilen die Auffassung - mich selbst mit eingeschlossen -, dass einer mehr künstlerischen, extremeren, intellektuelleren oder auch einfach härteren Musikrichtung in Europa eher und leichter mit Akzeptanz begegnet wird.

Denkst du, dass sich die europäische Metal-Szene auch für euer Thema eher begeistert?

Chris Church: In gewisser Weise scheint es mir so. Ich versuche, irgendwelcher Propaganda oder irgendwelchen Hypes kein Gehör zu schenken, und ich habe schon festgestellt, dass einige amerikanische Bands in Übersee einen besseren Stand und mehr Erfolg haben als in den Vereinigten Staaten. FATES WARNING zum Beispiel sind eine meiner Lieblingsbands, und ich würde sagen, dass wir ein paar kleine Gemeinsamkeiten teilen, was unsere Musik betrifft. Ich habe sie zweimal im amerikanischen Südosten gesehen - und das Publikum war zufrieden, aber klein. Ich habe sie in anderen Ländern spielen sehen, und das Publikum war riesig und umwerfend. Nun ist es offensichtlich, dass sich DÄNG auf der ersten Platte mit griechischer Mythologie beschäftigen. Ich würde nicht sagen, dass wir unbedingt irgendein künstlerisches Konzept verfolgen wollen, mit dem sich Europäer mehr oder weniger gern beschäftigen würden. Aber ich glaube schon, dass die europäische Hörerschaft es tatsächlich ein wenig mehr wertschätzen wird. Ich arbeite nicht unbedingt darauf hin, aber wenn ich darüber nachdenke ist es wohl schon so, dass unsere Musik an sich insgesamt europäischer ausgerichtet ist.

Und was sind eure Pläne für die nächste Zeit? Kommt ihr nach Europa auf Tour?

Chris Church: Wir haben noch keine definitiven Pläne, aber wir halten euch auf jeden Fall auf dem Laufenden!

Danke, dass du dir die Zeit für mich genommen hast! Und zu guter Letzt teile bitte mit unseren Lesern, was du noch gerne teilen möchtest.

Chris Church: Wir möchten gerne Andreas und Chris von No Remorse Records dafür danken, dass sie an uns glauben, und danke an all die Leute, die unsere Musik hören. Ich danke auch dir für deine Zeit. Viel Erfolg für dich und das Magazin! Es war mir ein Vergnügen.

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