Spiritual Beggars - Earth Blues

Review von des vom 15.04.2013 (8248 mal gelesen)
Spiritual Beggars - Earth Blues "Who wants a beer?" rief Sänger Spice in die Menge und erntete frenetischen Jubel, als er seine halb ausgetrunkene Becks-Dose in die erste Reihe reichte. Die Dose steht noch immer in meinem Schrein - als einzige Konzertmemorabile; diverse Gitarrensaiten, Drumsticks etc. sind in mehreren Übersiedelungen (=Umzügen (Anm. der Red.)) verloren gegangen. Die oben beschriebene Szene trug sich im Jahr 2000 bei Rock Im Park zu, bei denen die BEGGARS in einem Nebenzelt ihr kürzlich erschienenes Album "Ad Astra" abfeiern ließen. Auch das Vorgängeralbum "Mantra III" war sauber und beinhaltete den Überhit 'Euphoria', "Ad Astra" stellte aber einen Stoner-Metal-Meilenstein dar (und wurde seither auch von den BEGGARS nie mehr erreicht), gespickt mit dreckigen Riffs und vor allem feinen Soli, die Gitarrengott Michael Ammott (ARCH ENEMY, CARCASS) abfeuerte - Referenznummern 'Sedated' und 'Wonderful World'. Dazu lieferte Per Wiberg, auch von OPETH bekannt, unvergleichliche Hammond-Teppiche und der bereits erwähnte Spice seinen energiegeladenen Rotzgesang. Leider verließ Spice kurz darauf die SPIRITUAL BEGGARS. Doch auch mit seinem Nachfolger am Mikro, JB (GRAND MAGUS), wurden passable Alben abgeliefert, vor allem "On Fire" überzeugt, während ich nie so recht den Zugang zu "Demons" gefunden habe. JB ist wahrscheinlich der bessere und variablere Sänger und mit GRAND MAGUS zu Recht erfolgreich, allerdings ließ er die Rotzigkeit etwas vermissen.

Als 2010 der FIREWIND-Sänger mit dem unaussprechlichen Namen JB nachfolgte, war das Ergebnis "Return To Zero" zwar ok und von der Presse im Allgemeinen hochgelobt, für BEGGARS-Verhältnisse in meinen Ohren und Augen aber ziemlich flau. Irgendwie schien die Luft draußen zu sein; vielleicht hatte Michael Ammott mit ARCH ENEMY mehr zu tun, jedenfalls war die eher doomige Platte ein sich dahin schleppender Langweiler.

Aber alles wird gut! Mit "Earth Blues" besinnen sich die SPIRITUAL BEGGARS wieder ihrer Stärken, Sänger Apollo hängt der Rotz aus den Lefzen und schon mit dem Opener 'Wise As A Serpent' wird abgerockt, dass es dem Stoner-Freund die Ohren anlegt. Per Wiberg liefert wieder exzellente Hammond-Passagen und Ammott schüttelt wieder seine typischen medlodiösen Soli aus dem Ärmel, die perfekt mit den oldschooligen Riffs harmonieren. Auch eine psychedelische Note wird wieder angeschlagen, als Anspieltipp sei hier das träumerische und sich bis Finale immer weiter wachsende 'Dreamer' genannt. Ein hochklassiges Stück Musik stellt auch das sechsminütige Stück mit dem ironischen Titel 'Too Old To Die Young' dar, das mit originellen Bongo-Drums im Hintergrund aufwartet - und wieder ist genug Platz für geniale Soli und auch ungewohnte akustische Töne. Aber Kernpunkt der Platte bleiben die Nackenbrecher wie das doomige 'Kingmaker', 'Wise As A Serpent' oder das bassige 'Sweet Magic Pain' (Sharlee D'Angelo liefert coole Bassfiguren). Die Krönung der Platte versteckt sich aber im hinteren Drittel: das eher kurz gehaltene 'Dead End Town' mit der markanten "Rain keeps on falling"-Refrainpassage vereint alle BEGGARS Trademarks wohl am Besten. Eine sehr abwechslungsreiche Platte, die aber auch durch ihren oldschooligen, analog klingenden Sound überzeugt, dem es gut tut, dass auf Studiospielereien wie Samples und Trigger komplett verzichtet wurde.

Wo soll man "Earth Blues" in der SPIRITUAL BEGGARS Diskographie nun einordnen? "Ad Astra" wird zwar weiterhin unerreichbar bleiben, die neue Platte liegt aber nicht weit dahinter und positioniert sich irgendwo auf Augenhöhe mit "Mantra III" oder "On Fire", was aber schlussendlich Geschmackssache bleibt. Bewertung hin und Vergleiche her, ein klasse Stoner-Doom-Scheibchen ist "Earth Blues" allemal und für Retro-Fans, die sich einmal die Gehörgänge durchputzen lassen wollen, uneingeschränkt empfehlenswert. Leider ist der Tourplan zur Platte nicht allzu umfangreich im Moment; ich würde die SPIRITUAL BEGGARS wieder gerne einmal live sehen.

des

Gesamtwertung: 9.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Wise As A Serpent
02. Turn The Tide
03. Sweet Magic Pain
04. Hello Sorrow
05. One Man's Curse
06. Dreamer
07. Too Old To Die Young
08. Kingmaker
09. Road To Madness
10. Dead End Town
11. Freedom Song
12. Legends Collapse
Band Website: www.spiritualbeggars.com
Medium: CD
Spieldauer: 50:08 Minuten
VÖ: 15.04.2013

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