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Rock Harz 2015Hier geht's zur Bildergalerie! |
Take off: 09.07.2015 - Review (16572 mal gelesen) |
Wenn man über das Rock Harz berichtet, muss man ... mit der Label-Night anfangen. Dummerweise fällt dieser Pre-Festival-Event mit der Anreise zusammen, die in diesem Jahr ein besonders schwieriges Unterfangen ist. Aufgrund der Sanierung der Fahrbahn der Landstraße zwischen Hoym und Ballenstedt wird empfohlen, die B6 bereits an der Abfahrt Quedlinburg Ost zu verlassen. Diese Empfehlung bleibt nicht ungelesen, denn die Abfahrt ist bereits zugeparkt. So richtig Bewegung scheint bei der Karawane auch nicht aufzukommen, denn im Vorbeifahren sind nicht nur diverse Insassen außerhalb der Fahrzeuge zu sehen, sondern auch ein aufgebauter und vor sich hin rauchender Grill ist auszumachen. Mehr kann ich in der Kürze der Zeit nicht erhaschen, denn die Fahrt geht weiter und ich nehme die nächste Ausfahrt, die ich eigentlich meiden soll. Mit der Umgehung 5 lerne ich auch gleich die umliegenden Dörfer kennen, ehe ich mein Ziel erreiche. Kleine Hiobsbotschaft am Rande, denn die Sanierung scheint ein Langprojekt zu sein und dauert bis 2017. Die Festivalbesucher 2016 sind also auch betroffen und wenn es ganz doof läuft und es zu Verzögerungen kommt, auch noch 2017. We will see.
Zu Fuß geht es dann zum Festival-Gelände, wobei ich von oben nähernd die lange Anreiseschlange ausmachen kann. Das Flughafengelände ist gut eingezäunt und es sind bereits einige Camper auf dem Gelände angekommen. Diverse aufgebaute Zelte und Grills dokumentieren, dass die Besucher routinierte Festivalbesucher sind und sich ruck zuck in der Wildnis einzurichten wissen. Bei der Bändchenabholung bekommt man das Gefühl, dass das Rock Harz wie ein kleiner Familienbetrieb ist. Leonie nimmt professionell meinen Akkreditierungszettel entgegen und tackert mir das Festivalbändchen an den Arm. Wie alt mag sie wohl sein? 10? Nein, wohl eher schon 11.
Das Gelände steht für die AFM-Label-Night nur eingeschränkt zur Verfügung, das heißt es gibt eine eigene XXL-Bühne, eingeschränkte, aber ausreichende Verpflegungsmöglichkeiten und ein paar Verkaufsstände. Der Stand des Veranstalters ist stark frequentiert und die T-Shirts und Hoodies verkaufen sich wie geschnitten Brot. Da der Anreisestrom nicht abreißt und viele Besucher nach der Ankunft erst einmal relaxen, ist die Meute vor der Bühne ein eher überschaubarer Haufen. Der Nachmittag entpuppt sich als bewölkter, windiger Abschnitt des Tages und die vom Wetterbericht vorhergesagte Sonne hält sich zum Start noch etwas bedeckt. Die Temperaturen von knappen 20 Grad sind dennoch annehmbar. AFM trägt der Anreisewelle Rechnung, denn der Opener SERIOUS BLACK beginnt gut eine halbe Stunde später, muss aber gegen Wind und mäßiges Zuschauerinteresse kämpfen. Das Problem liegt am langen Anreisestau, der schon am späten Vormittag und somit weit vor der Öffnungszeit die für Festivalbesucher ausgelobte Abfahrt betrifft. Während sich also die erste Band abmüht, reist der unentwegte Anreisestrom nicht ab und wird auch in den nächsten Stunden anhalten. Danach treten die aus Italien kommenden ELVENKING auf, die von den besseren Wetterverhältnissen profitieren und eine gute Mischung aus dem aktuellen Album "The Pagan Manifesto" und den älteren Klassikern den Fans präsentieren. Nach diesem gelungenen Auftritt geben sich WE BUTTER THE BREAD WITH BUTTER die Ehre, die anfänglich arg mit dem Sound zu kämpfen haben. Die Jungs von der Technik bekommen das Problem aber in den Griff und passend zur sich durchkämpfenden Sonne bekommen die Spreewälder auch das Publikum in den Griff und können schlussendlich einen überzeugenden Auftritt hinlegen.
Nach der üblichen Umbauphase kommen die Monheimer Jungs von SUIDAKRA auf die Bühne, die wettertechnisch das Glückslos gezogen haben und mit viel Enthusiasmus und Elan eine ansehnliche Zuschauermenge bespielen. Willig geht das Publikum mit und feiert mit der Band das 20-jährige Bandjubiläum. Der größte Wunsch geht für die Jungs auch noch in Erfüllung, denn die Zuschauer kredenzen die geforderte Hüpf- und Springeinlage und sorgen so sicherlich für einen unvergesslichen Auftritt für die Band. Mit dem Schlussakkord verabschiedet sich auch die Sonne, Wind zieht auf und es fängt an zu tröpfeln. STAHLMANN hat aber das Glück gepachtet, denn der Regen hat sich bis zum Auftritt verzogen und die Göttinger ziehen eine perfekte Show mit einem neuen Keyboarder im Line-up ab. Harte Beats und mitreißendes Songmaterial kommen auch beim Publikum an und so verwundert es nicht, dass Zuschauer bei der gut einstündigen Show abgehen wie ein Zäpfchen. Man ist geneigt zu fragen, was jetzt noch kommen soll, aber AFM hat noch eine Band an den Start gebracht. Diese hört auf den Namen EKTOMORF, sie kommen aus Ungarn und geben sich als Headliner des Vorabends keine Blöße. Insgesamt kann der Festivalbesucher zufrieden in seine Koje schlüpfen, denn AFM hat ein ordentliches Programm zusammengestellt und es geschafft, einen gelungenen Einstieg zu kredenzen. So kann der erste Veranstaltungstag des Rock Harz kommen.
1. Festivaltag, 09.07.2015
Kommen wir zum ersten Festivaltag. Der unausweichliche Blick auf die Wetter-App lässt auf einen überwiegend sonnigen Tag mit einer kleinen Niederschlagswahrscheinlichkeit hoffen. Die Temperaturen sind im annehmbaren Bereich oberhalb von 20 Grad, auch die weibliche Wohlfühltemperatur damit noch nicht erreicht ist. DRONE lassen sich davon nicht ansatzweise schrecken und präsentieren sich ausgeschlafen und spielgeil. Die Thrasher, die auch schon über 10 Jahre am Start sind, spielen eine interessante Mischung aus Thrash, Groove und Death Metal und erreichen eine große Schnittmenge in der zu dieser Zeit schon recht ansehnlichen Zuschauerzahl. Die Meute geht sogar richtig mit und feiert mit den Niedersachsen einen gelungenen Festivalauftakt. Auf die Frage, wer das aktuelle Album der Jungs aus Celle kennt, gehen einige Arme im Publikum hoch, ebenfalls viele Arme beantworten die Frage von Moritz, wer sich heute noch das Album kaufen wird. Ich hoffe, die Händler auf dem Gelände sind dem Ansturm gewachsen. Die nächste Frage bezieht sich auf "Brittas Arsch", den wohl jeder gerne sehen möchte und prompt kommt das Mädel auch auf die Bühne gestürmt. Die Frontfrau von CRIPPER spielt mit ihrer Band am Samstag und genießt den kurzen Gastauftritt sichtlich. Nach rund 40 Minuten verabschieden sich DRONE mit der Gewissheit, das Publikum ordentlich in Wallung gebracht zu haben.
Zehn Minuten später entern MAJESTY die Nachbarbühne, die nach zwischenzeitlicher Neugründung 4 Jahre lang unter dem Namen METALFORCE unterwegs waren und mit Lederoutfit und Nieten dem Genre Tribut zollen. Für die True Metaller bedienen MAJESTY voll das Klischee und man zockt den Stiefel runter, wobei die richtige Bindung zum Publikum jedoch nicht so recht entstehen mag. Dafür darf sich die Meute über das neue Material freuen, dass die Jungs mitgebracht haben, denn die Veröffentlichung von "Generation Steel" liegt gerade mal zwei Monate zurück. Fans der Band feiern den Auftritt ab, doch im Vergleich zu DRONE bleibt hier einiges auf der Strecke, so dass ich konstatieren muss, dass MAJESTY unter ihren Möglichkeiten geblieben sind.
Einmal kurz schütteln, den eigenen Körper etwas seitwärts versetzen und schon steht man vor der Nachbarbühne, auf der sich die Isländer SKÁLMÖLD die Ehre geben. Die Truppe hatte nicht nur eine weite Anreise, sondern auch einen kleinen Exotenstatus im Gepäck. Das Quintett kommt mit ihrem Wikinger-Metal, der Mischung aus Growl- und Cleangesang sowie den isländischen Texten gut an, so dass ich sie als gelungenen Farbtupfer des Festivals bezeichnen möchte.
Wer auf stinknormalen Heavy Metal abfährt, liegt mit PANZER zu 100 Prozent richtig. Fans werden sich allein bei den Namen Schmier, Herman Frank und Stefan Schwarzmann die Finger lecken. Dazu kommt das Statement, was eigentlich nicht näher hätte erwähnt werden müssen, aber für die Fans Salbei in den Ohren ist: "Wir wollen mit PANZER nichts Neues machen, nur den 80er Metal-Kram." Kein Wunder, dass die Fans in Scharen zu diesem Auftritt geströmt sind und die Helden der 80er (immer noch) abfeiern. Mit PANZER hat der Veranstalter einen Glücksgriff gemacht, denn es gibt reichlich Traditionalisten im Publikum, die einfach nur stinknormalen Heavy Metal abfeiern möchten. Eine bessere Gelegenheit wird es fast nicht geben, wobei der Kopf noch nicht in den Sand gesteckt werden muss, denn es ist erst der erste Festivaltag und der sicherlich mit Spannung erwartete Auftritt von HAMMERFALL steht ja auch noch an.
Bis zum ersehnten Auftritt von HAMMERFALL ist es noch ein paar Stunden hin, so dass das Publikum noch die Möglichkeit hat, einige Band zu genießen. Den Auftakt macht am späten Nachmittag LETZTE INSTANZ, die in der Vergangenheit schon einige Besetzungswechsel hinter sich bringen mussten und auch aktuell die Neubesetzung der Position des Drummers vollziehen mussten. Der musikalischen Leistung ist es nicht abträglich, dafür ist man Profi genug. Die in den letzten Jahren vollzogene musikalische Wandlung oder Neupositionierung, wenn man es nicht ganz so krass ausdrücken möchte, ist die Basis für eine interessante Mischung. Die beschwingte Musik sorgt für das ein oder andere geschwungene Tanzbein und sorgt auch für den sicherlich nicht mehr benötigte Beweis, dass auch aus unseren Landen gut gemachter Gothic Rock kommet Dass man dabei Wind und Wetter trotzen kann, zeigt nicht nur die Band, sondern auch die Festival-Besucher, die trotz leicht widriger Böen und einsetzender Nieselregen ihr eigenes Fest zu feiern wissen.
Mit EMIL BULLS finden wir eine Alternative Rock-Band aus Bayern auf dem Festival wieder, die zudem seit rund 20 Jahren aktiv ist. Ihre Musik ist mit weiteren Einflüssen gewürzt, so dass für stilistische Abwechslung gesorgt ist. Insgesamt wird ein Wechselbad der Gefühle geboten, denn es gibt immer wieder das Auf und Ab zwischen heftigen und ruhigen Songabschnitten, wobei auch Core-Einflüsse offenbart werden. Wer jetzt noch behauptet, dass die Jungs doch wohl eher der Pop-Musik zugewandt sind, hat nicht so ganz Unrecht. Nach dieser teils heftigen Einlage ist es an der Zeit, eine etwas andere Stimmung aufzubauen.
Und schon sind wir bei EPICA angekommen. Wer die Alben der letzten Vergangenheit der Band kennt, wird die nahezu perfekt ausgearbeiteten Arrangements schätzen gelernt haben. So dachte es sich wohl auch die Sonne, die mit ein paar wärmenden Strahlen hervorlugt und so dem Auftritt zusätzlichen Glanz verleiht. Für Simone kommt es wohl doch etwas zu spät, denn sie macht einen leicht verfrorenen Eindruck. Dieses überträgt sich anfänglich auch ein wenig auf das Publikum, was Simone nicht verborgen bleibt. Prompt scheint sie zur Form aufzulaufen und mit der entsprechenden Interaktion wird auch das Publikum mitgerissen. Band und Publikum haben sich nach drei Songs endlich gefunden und ab da hat Simone leichtes Spiel. Für ein Übriges sorgt ihre gute deutsche Aussprache, der aber noch der niederländische Akzent anhaftet. Vollends vereinnahmt sie das Publikum, als sie versprach, in Deutschland bleiben zu wollen und das sie nie wieder in die Niederlande zurückgeht. Die tolle Setlist, in der sich so Klassiker wie 'The Obsessive Devotion' oder 'The Quantum Enigma' befinden, sorgt nicht nur bei den eingefleischten Fans für glückliche Gesichter, sondern auch für einen letztendlich grandiosen Auftritt der Band, der mit gut fünfzig Minuten leider zu kurz ist. Die Ankündigung, dass die Arbeiten zum neuen Album in den finalen Zügen liegen, lässt zudem die Fans auf den Herbst hoffen.
Rezensionstechnisch sind mir ALESTORM bisher einmal unter die Schreibfeder gekommen, wobei der Genuss von "Back Through Time" für einiges Kopfzerbrechen am nächsten Tag geführt hat. ALESTORM sind Schotten und Schotten wissen, wie man ein ordentliches Piratenschiff segelt und Trinkfestigkeit zur olympischen Disziplin stilisiert. Man kommt nicht umhin und muss nach jedem Lied virtuell mit der Band anstoßen, was zwangsläufig dazu führt, dass man irgendwann gegen Ende des Auftritts voll ist wie eine Haubitze. Hat natürlich auch den Vorteil, dass man gar nicht mehr so mitbekommt, dass sich die Jungs immer zu wiederholen wissen, wenn auch auf eine grandiose, mitreißende und für Begeisterung sorgende Weise. Die Fans vor der Bühne sind mit Spaß in den Backen dabei und lassen den Krug immer wieder kreisen, wohlwissend, dass der Gau hier nicht passiert, denn der Bierstrom wird auf diesem Festival nicht versiegen. Die Crowdsurfer laufen zur ersten Hochform auf, während der Rest ziemlich schnell in Partystimmung verfällt und man textsicher die Songs der Band mitgrölt. Doch auch hier kommt die Zeit, wo wir die Augenklappe wieder hochschieben müssen und der Krummdolch zu verschwinden hat. Schön war sie, die Kreuzfahrt, doch alles hat ein Ende, wenn auch noch nicht dieser Festivaltag. Also stoßen wir ein letztes Mal mit den Jungs, die nur zu uns gekommen sind, um unser Bier zu trinken, an und wünschen uns ein kräftiges slàinte mhath! Was soll nach diesem Volltreffer noch kommen?
Richtig, KATAKLYSM! Die kanadischen Death Metaller wollen nicht kleckern, sondern klotzen! Dementsprechend fett wird der Sound aufgedreht und die Doublebass in Dauerrotation gestellt. Da das Auge von der Bühne aus gesehen auch ein bisschen Action haben möchte, kommt schon recht früh die Aufforderung an das Publikum, endlich mit dem Crowdsurfing anzufangen. Die Leute lassen sich nicht zweimal bitten und der Auftritt von KATAKLYSM entwickelt sich zum ersten Stresstest für die Security, die sich als eingespieltes Team keine Blöße gibt und den Ansturm mit Bravour besteht. Da das neue Album kurz vor der Veröffentlichung steht und das erste Video bereits online ist, spricht auch nichts dagegen, diesen Song gleich mal live zu performen. KATAKLYSM lassen sich nicht nur für 'Thy Serpent's Tongue' abfeiern und beschließen ihren überwältigenden Auftritt mit dem Brecher 'Crippled And Broken'. Puh, durchatmen!
Was folgt, ist BEHEMOTH. Was nicht nur wie eine Bedrohung klingt, ist die polnische Allzweckwaffe in Sachen Black Death Metal, der Klimax aller Düsterkapellen, die bisher aufgetreten sind oder noch auftreten werden. BEHEMOTH stilisieren ihren Auftritt mit einer bunt gemixten Setlist zu einer Headliner-Veranstaltung, der die erforderliche Untermalung nicht verwehrt bleibt. Zur vorgerückten Stunde wirkt nicht nur das Bühnenbild düster und bedrohlich, auch die auf der Bühne agierenden Protagonisten machen mit ihren Kostümen einiges her. Wenn sich schon die Sonne verzieht, dann dürfen auch ein paar Lichteffekte nicht fehlen. Mit dem nötigen Sicherheitsabstand stehen sowohl Security als auch die Fotografenschar vor der Bühne, bis man nach den obligatorischen drei Songs den Bereich vor der Bühne der Security überlässt, die wieder reichlich Crowdsurfer in Empfang nehmen dürfen. Die Polen begeistern nicht nur durch die gebotene Optik, sondern liefern auch eine bravouröse Show ab, bei der eine wirkungsvolle Feueruntermalung nicht fehlen darf. Zum Abschluss der Show gibt es noch schwarzes Konfetti, was in die Menge geblasen wird. Mit diesem Auftritt könnte man fast den Tag beschließen, aber es stehen immer noch zwei Bands an.
Den Anfang macht der Donnerstags-Headliner HAMMERFALL, die nach der starken Performance auf der Nachbarbühne dennoch leichtes Spiel haben, denn der Platz vor der Bühnen ist ziemlich gefüllt und die Meute ist gewillt, mit ihren True Metal-Göttern abzurocken. Immer wieder recken die Fäuste in die Höhe und textsicher werden die Hits der Band mitskandiert. Bei einer Setlist, bei der so Gassenhauer wie 'Renegade' und die Bandhymne 'Hammerfall', aber auch 'Always Will Be', 'Blood Bound' oder das finale 'Hearts On Fire' heizen der Metal-Gemeinde ordentlich ein. Joacim Cans findet sichtlich Gefallen an der ihm zu Füßen stehenden Gemeinde, die förmlich jeden Song der Band aufsaugt und mitsingt. HAMMERFALL werden der Erwartungshaltung nicht nur gerecht, sondern legen noch ein ordentliches Pfund drauf und beschließen den ersten offiziellen Festivaltag mit einer ehrwürdigen Vorstellung. Auch wenn die ersten nach den letzten Klängen in Richtung Zelt abwandern, ...
... findet sich immer noch ein ansehnliches Publikum vor der Nachbarbühne wieder, um den folkigen Klängen von FIDDLER'S GREEN zu lauschen. Die Band aus Erlangen ist eine gestandene Konstante des Genre und bereits seit 25 Jahren aktiv. Ralf Albers macht fleißig Werbung für das Land, aus dem man den musikalischen Nektar saugt: Irland. Den Fans gefällt es und trotz der späten Stunden geht man steil zu den folkigen Klängen, der nicht nur durch die klassischen Instrumente ertönt, sondern auch durch Mandoline, Bouzouki, Banjo, Geige und Akkordeon. Instrumental wird ein bunter Mix aufgefahren und auch das Publikum liebt das bunte Musikprogramm und nutzt die Gelegenheit, ausgelassen zu den Songs zu tanzen. Wer vorher mit Irish Speedfolk nichts anfangen konnte, ist nach der 45-mninütigen Vorstellung der Mittelfranken vielleicht sogar aufgeschlossener geworden. Und falls nicht, ist es dennoch Zeit, langsam in die Koje zu wandern.
2. Festivaltag, 10.07.2015
Den Freitag eröffnet VOLKSMETAL bei stark bewölktem Himmel und begrüßen das neugierige Metalvolk mit viel Gaudi auf der Bühne und bierseeligen Mitgröltexten. So kurz vor der Mittagszeit ist auch schon Platz für ein Ständchen und Jürgen (Nachname der Red. nicht bekannt) durfte auf der Bühne mitfeiern und sein Geburtstagsständchen genießen. So ganz ernst ist um diese Uhrzeit wohl noch keiner unterwegs und am wenigsten die Band, die mal locker den Fürstenfeld-Song einstreut und der großen Aufgabe, die Metal-Gemeinde wachzurütteln und in den zweiten Festivaltag einzustimmen, meistert. Dazu gibt es noch eine Aerobic-Einlage in der Light-Version, denn fröhlich wird vor sich hingesprungen und das Publikum zum Mitmachen animiert. Wir machen ja jeden Quatsch mit und ehe man sich versieht, ist die halbe Stunde auch schon rum.
UNDERTOW lassen den Spruch "Kein Bier vor 4" in einer neuen Zeit erstrahlen, denn prostend und trinkend entern die Ellwangener die Bühne und legen einen konzentrierten Auftritt hin. In den für manchen Metalhead noch frühen Morgenstunden ist der Schlaf wohl noch nicht aus allen Glieder gewichen und der frische Morgen sorgt vielleicht zusätzlich noch für Versteifungen in der oberen und unteren Extremität, so dass der Auftritt der Jungs anfänglich etwas leidenschaftslos, später dann doch etwas erwärmt und aktiver verfolgt wird.
RAGNARÖEK inszeniert sich in erster Linie und einerseits selbst, legt andererseits aber auch einen klassischen Frühstart hin und fährt mit dem ersten gespielten Song UNTERTOW in die Parade, die noch bei ihrem letzten Song sind. Unbeeindruckt wird danach ein zweiter Anlauf gewagt und nach einem Intro legt die Band mit ihren folkigen Trinkersongs los und kann damit die vor der Bühne weilende Metalgemeinde erwärmen. Bereits zu Beginn gibt es RAGNARÖEK-Rufe und auch in der Folge branden sie immer wieder auf, so dass sich die Band nach dem Auftritt sicher sein kann, dass man bei den Besuchern einen guten Eindruck hinterlassen hat.
FINSTERFORST eröffnen ihr Set mit einem epischen Longtrack, was jetzt nicht besonders verwundert, weil eigentlich alle Songs recht episch und lang angelegt sind. Vom neuen Album gibt es mit 'Zeit für Hass' und 'Mach dich frei' zwei Songs, dazu noch etwas von den älteren Scheiben, unter anderem 'Macht' und 'Nichts als Asche'. Sieht man mal vom Keyboarder und Drummer ab, ist das Septett auch ständig auf der Bühne in Bewegung und tritt, nicht nur aufgrund ihres uniformierten Auftritts, als geschlossene Einheit auf. Die Schwarzwälder aus der Nähe von Freiburg geben sich später noch die Ehre, Autogramme zu schreiben. Der Andrang der Fans ist enorm und es dauert gut eine Stunde, bis auch der Letzte seinen Wunsch erfüllt bekommen hat und die Jungs den Stand verlassen dürfen. FINSTERFORST hat einen richtig guten Eindruck hinterlassen und ist auch für mich eine der Neuentdeckungen.
Es entert ein Quintett zuzüglich Keyboarderin die Bühne, das auf den Namen DEVILMENT hört. Prompt kommt auch die Sonne heraus und schickt sich an, die immer noch etwas durchgefrostete Metalgemeinde aufzuwärmen, als der Sänger auch spontan verkündet, dass er die Sonne hasst. Geht's noch? Und wie, denn der kleine Mann am Mikro legt mit seiner genretypischen Optik los und schickt immer wieder spitze Schreie gen Himmel, die mir irgendwie bekannt vorkommen. Und richtig, der Fronter ist Dani Filth, der mit dieser Combo ein weiteres Standbein hat und das im letzten Jahr erschienene Album "The Great And Secret Show" auf die Bühne stellt. Ein finaler Scream beendet den energiegeladenen Auftritt der Band, wenn man mal von der eingangs erwähnten Keyboarderin absieht.
MANEGARM hat man in der Bandreihenfolge ganz gut platziert, denn sie sorgen für etwas Abwechslung mit ihrem Folk Metal. Soundtechnisch hat hier der Mann an den Reglern nicht das glücklichste Händchen, dennoch schafft es die Band, sich und das Publikum warmzuspielen. 20 Jahre ist auch diese Band schon unterwegs und somit eine Konstante im Folk, wobei man sich auf dem Festival auch wohl zu fühlen scheint. Nur so kann ich mir erklären, dass es reichliche Gaben für die Besucher regnete und sogar der Violinenbogen einen neuen und hoffentlich auch stolzen Besitzer findet.
Danach wird mir ganz blümerant, denn auf THE GENTLE STORM freue ich mich riesig. Erst kommen drei Damen, dann vier Herren auf die Bühne und ich hoffe nicht, dass jemand nach Arjen Lucassen sucht, denn er ist halt ein Studiomusiker. Also hat sich Anneke van Giersbergen ihre Band geschnappt, dazu noch die Sängerin eines ehemaligen anderen Lucassen-Projekts, Marcela Bovio von STREAM OF PASSION, die hier als Background-Sängerin agiert. Fulminant legt die Band los und kredenzt uns einen Song nach dem anderen vom "The Diary"-Album. Während ich vor Begeisterung gar nicht so recht inne halten kann, scheint das Publikum zu meiner Verwunderung recht verhalten auf die Aktivitäten auf der Bühne zu reagieren. Ich kann mir gut vorstellen, dass das Projekt bei vielen Besuchern gar nicht bekannt ist und man daher den Auftritt eher neugierig, aber zurückhaltend verfolgt. Dennoch gibt man auf der Bühne alles und besonders fasziniert bin ich von der jungen Gitarristin Merel Bechtold, die so richtig Gas gibt und die sichtlich Spaß dabei hat. Irgendwie springt dann doch so langsam der Funke über und spätestens bei der Frage, ob das Publikum THE GATHERING kennt, scheint es kein Halten mehr zu geben. Nacheinander werden 'Strange Machine' und der DEVIN TOWNSEND-Klassiker 'Fallout' abgefeuert und schon geht auch das Publikum steil. Mit den bekannteren Stücken hat man die Fans sehr schnell für sich gewinnen können, nur schade, dass das wirklich tolle Material von "The Diary" beim Publikum nicht die Würdigung bekommt, die es verdient gehabt hätte. Dem Veranstalter kann ich nur ein Kompliment dafür machen, dass er THE GENTLE STORM beim RockHarz auf die Bühne gebracht hat, und wenn ich mir alleine ein Loch in den Bauch gefreut habe.
Fünf Minuten später geht es auch schon weiter und Merel Bechtold, eben noch auf der Rock Stage mit THE GENTLE STORM, flitzt mal eben rüber zur Dark Stage, um ihr Equipment für den nun folgenden Auftritt mit DELAIN an den Start zu bringen. Die Holländer sind in ihrer Heimat eine feste Größe und können auch hierzulande auf eine entsprechende Anzahl von Fans zählen, so dass es auch gar nicht lange dauert, bis die Fans abgehen und die Band abfeiern. Mit Songs wie 'Get The Devil Out Of Me' und 'Army Of Dolls' hinterlässt man glückliche Fans, die sich nach den beiden Formationen mit Frauenpower wieder umorientieren müssen, den nun folgt ...
BETONTOD. Die Punker aus Rheinberg ist die nächste Band, die mit einem 25-jährigen Jubiläum aufwartet. Zudem geht es dem Quintett nicht nur ums Saufen und Randalieren, wenn überhaupt, sondern viel wichtiger sind die linksorientierten politische Statements, die gezielt unter das Volk gebracht werden. Musik gibt es natürlich auch noch auf die Ohren und mit der Ende Februar und damit noch frischen Veröffentlichung "Traum von Freiheit" im Gepäck wird ordentlich Stimmung unter den Besuchern verbreitet. Viele Kehlen grölen die Songs mit und gehen beim Auftritt der Jungs begeistert mit. Politisch wie auch musikalisch wird klare Kante gezeigt, was die Fans auch fleißig honorieren und für gut befinden. Summa summarum also wieder ein gelungener Auftritt der Jungs auf dem Rock Harz.
COPPELIUS ist Klamauk mit Hüten und sie bieten den Fans neben der musikalischen Unterhaltung auch eine Art Theateraufführung. Ich habe die Band mit ihrem 2013er Album "Extrablatt" kennengelernt, wobei das Album damals auch von der starken Single 'Spieldose' flankiert wurde. Umso erstaunter bin ich, dass man für den Auftritt zwei MAIDEN-Cover bevorzugt und dafür das eigene Material hinten anstellt. In gewisser Weise verständlich, weil die Berliner Kammercorer, wie sie sich selbst sehen, ihre NWOBHM-Wurzeln nicht verhehlen und diesem Genre mit Kontrabass, Cello und Klarinette einen ganz neuen Anstrich verpassen. Zum Entsetzen der Security geht man auch mit den Fans auf Tuchfühlung, doch beim entspanntesten Metal-Festival Deutschlands gibt es auch hier keine Probleme, mehr noch, das Publikum freut sich über diese Fannähe und feiert mit der Band einen gelungenen Auftritt. Mit den zwei Worten "COPPELIUS hilft" von Butler Bastille verabschiedet sich das Septett und macht Platz für einen musikalischen Trip in die 70er.
Das erste, wohin das Auge blickt, als die Band auf die Bühne kommt, ist die barfüßige, zierliche Sängerin Elin Larsson, die unweigerlich die Aufmerksamkeit auf sich zieht. BLUES PILLS ist noch eine recht junge Band, die eine recht seltsame Veröffentlichungshistorie aufweist. Im Repertoire hat man bisher zwei EPs und das selbstbetitelte Debütalbum aus dem Jahre 2014. Dazu gesellen sich noch eine Live-EP und ein Live-Album. Ergo? BLUES PILLS ist eine Live-Band, die ihre Energie auf die Bühne bringt, was durch Elin perfekt gelebt wird. Die Sängerin ist ein Energiebündel vor dem Herrn und wirbelt wie wild über die Bühne. Die Füße können nicht stillstehen und auch die Arme sind ständig in Bewegung, ob an der Rassel, am Mikrofon oder einfach nur so. Diese Power kann noch nicht einmal durch die kleinen Tonaussetzer gestoppt werden und es wird so viel Energie freigesetzt, dass auch das Rock Harz-Publikum das Quartett gar nicht von der Bühne gehen lassen will. Ständige Rufe nach einer Zugabe sind klares Zeugnis, dass BLUES PILLS viele Fans und Herzen gewonnen haben und eine Wiederkehr in den Harz fast schon zwingend ist, nur dann bitteschön mit einer längeren Spielzeit. Das schwedische Vierergespann mochte man vorher vielleicht gar nicht so recht einschätzen, sie haben aber ihre Verpflichtung für das Rock Harz allemal gerechtfertigt und werden als Bereicherung im Gedächtnis haften bleiben.
Für BIOHAZARD muss dieser Freitag wohl ein gebrauchter Tag sein. Erst standen sie bei der Anreise im Stau, so dass die geplante Autogrammstunde leider ausfallen musste. Zu allem Überfluss kam es dann auch noch zu einem Stau beim Abbau des Equipments der Vorband, so dass auch eine Verspätung des Auftritts unausweichlich wird. Doch schon kündigt sich das nächste Problem an, denn der Aufbau des Drumkits funzt nicht so recht und der Soundcheck zieht sich länger als gewohnt. Mit einer knappen Viertelstunde Verspätung geht es dann doch endlich los, wobei man sich anfänglich mit den Instrumenten begnügen muss, denn der Gesang ist fast nicht wahrnehmbar. Doch die Tontechniker sind auch hier auf Zack und bekommen das letzte Problemchen auch noch in den Griff, so dass das Quartett ihre energetische Show durchziehen kann. Auf der Bühne sind die Jungs aus New York ständig in Bewegung, es wird gehüpft und gesprungen und die Dynamik überträgt sich auch schnell ins Publikum. Nach den diversen Schwierigkeiten gibt es für BIOHAZARD schlussendlich doch noch einen befriedigenden Abschluss.
Danach nimmt SCHANDMAUL Position ein und kredenzt dem Publikum Mittelalter-Rock, der schon sehnsüchtig erwartet und daher gierig aufgesogen wird. Nach dem Opener folgt eine längere Ansage durch Thomas Lindner, der in Anspielung auf BLUES PILLS, die in den 70ern hängen geblieben sind, sinnierte, dass gleiches mit SCHANDMAUL passiert ist, nur viel, viel früher. Auch wenn SCHANDMAUL, wie sie selbst zugeben, nicht Metal sind, will, vielmehr fordert das Publikum die Abwechslung, die die Mittelalter-Rocker aus Gröbenzell zu geben bereit ist. Animation ist auch eine der leichtesten Übungen der Formation, denn wenn Thomas sagt "Hüpfen!", dann hüpft das Publikum. Ein Song wie 'Vogelfrei' ist auch perfekt dafür gemacht. Abwechslung ist bei SCHANDMAUL ein Selbstverständnis, sei es durch das Saufbekenntnis im 'Trinklied' oder durch die Blockbuster 'Traumtänzer' und 'Walpurgisnacht'. Die verbale Interaktion mit dem Publikum wird ebenfalls groß geschrieben und so kommt es, dass sich das ausgelobte Zeitfenster ruckzuck dem Ende neigt. Der angedachte Zugabenblock nach dem vorherigen Verlassen der Bühne und dem wieder beteten wird direkt im Anschluss gespielt, wobei sich das Publikum die übliche Zeremonie denken soll, weil diese Zeit eben nicht mehr zur Verfügung steht.
Aus Los Angeles extra in den Harz gereist sind FEAR FACTORY, die für mich schon einen erstaunlichen wie auch wirkungsvollen Auftritt abliefern. Mit dem gefühlt fettesten Bass und entsprechend aufgeblasener Doublebassdrum wird das Publikum förmlich weggeblasen. Songs wie 'Powershifter' sorgen für die Verzückung beim Publikum, auch wenn die Details bei der Basslastigkeit irgendwie auf der Strecke bleiben. BIOHAZARD-Sänger Billy Graziadei scheint die Performance zu imponieren, denn er steht während des Auftritts der Amis Mäuschen spielend am Bühnenrand und überlegt, welche Inspirationen man für BIOHAZARD übernehmen können. Nach diesem Auftritt ist man über eine kleine Pause und Erholungszeit für die Ohren sehr froh und da fällt es auch nicht ins Gewicht, dass sich der Auftritt von W.A.S.P. etwas verzögert.
Die Bühnendeko spricht schon mal ein klares Wort, denn 33 Jahre W.A.S.P. müssen entsprechend plakatiert sein und schreien förmlich nach einem Headliner-Auftritt. Mister W.A.S.P. höchstpersönlich, Blackie Lawless, ist nicht nur in die Jahre gekommen, sondern sieht wie eine auf Barbie getrimmte Kunstfigur aus. W.A.S.P. lässt es sich als Headliner nicht nehmen und wie gewohnt wird mit Pyro-Effekten gearbeitet. Die Kamerafraktion kommt da schon arg ins Schleudern, denn Aufnahmen in der Dunkelheit mit Feuersäulen und Explosionen sind eine große Herausforderung, weil die richtige Einstellung nur schwer zu finden ist. Entgegen meiner Befürchtungen legt Blackie einen ordentlichen Auftritt hin, der nur noch von seinem Axeman Doug Blair getoppt wird, der sich das ein oder andere Soli rausschraubt und mit Recht seine Aufmerksamkeitsmomente erhält. Wenn ich so um mich herumschaue, sehe ich begeisterte Gesichter und ein fassungsloser Fan neben mir ist derart begeistert, dass alle Bands dagegen nur noch Dreck sind. Kann man als Die Hard Fan natürlich so sehen, hinterlässt aber auch bei seinem Weibchen einen fragenden Blick. Währenddessen gibt sich Lawless einer Halbballade hin, die gut gemeint, aber nicht so recht in die Setlist und zur Stimme von Lawless passt. Wurschtegal, danach wird wieder lichtintensiv gerockt und auch mit einem Zugabenblock wird nicht gegeizt, so dass der Zeitplan vollends aus den Fugen gerät. Ein geiler Auftritt war es allemal.
Nach dem Auftritt von W.A.S.P. muss man quasi wieder zur Normalität zurückkehren und sich wieder erden. EISBRECHER wartet derweil mit einem maritimen und sehr augenfälligen Bühnenbild auf. Herausstechend ist dabei die aufgebockte Extrabühne für das Drumkit, so dass Achim Färber seine besondere Bühnenpräsenz erhält. Auch jetzt weiß das Publikum textsicher zu überzeugen, denn schnell steigt es bei den Songs ein und unterstützt Alexander und seine Mannen bei der Vorstellung. Die Elektro-Rocker warten mit einigen Hits in ihrer Setlist auf und man hat auch das Glück, dass das Gesamtpaket passt: das Licht und der Sound stimmen, die Fans gehen immer noch steil und singen mit und Alexx Wesselsky weiß verbal geschickt mit dem Publikum zu spielen.
Mit TANZWUT erklimmt durch die aufgelaufene halbstündige Verspätung erst recht spät in der Nacht die letzte Band dieses Festivaltages die Bühne. Den Fans scheint das egal zu sein, denn immer noch eine reichliche Anzahl Festivalisten versammeln sich vor der Bühne und feiern mit den Industrial Rockern aus Berlin. Weder Band noch Fans stören sich dabei daran, dass zwischendurch einfach mal der Strom ausfällt, denn die Band spielt einfach unplugged weiter und die Fans genießen diese unerwartete Abwechslung und feiner fröhlich weiter. Mit diesem Erlebnis geht ein abwechslungsreicher und vollends gelungener Festivaltag zu Ende.
3. Festivaltag, 11.07.2015
Heute wird es sonnig! Also heißt die Devise, mindestens das empfindliche Gesichtshaut inklusive der Ohren und den Nacken einzucremen, damit man in der kommenden Nacht die Nachlässigkeit nicht bereut. Die Frühsonne hat sich dann aber erst einmal wieder zurückgezogen und ASENBLUT eröffnen den letzten Festivaltag bei 19 Grad und nacktem Oberkörper des Sängers. Kein Wunder, denn Tetzel, so der Künstlername des Sängers und Gitarristen, verbringt seine Freizeit, wenn er nicht gerade im Proberaum oder im Gesangsunterricht weilt, in der Muckibude und formt Oberkörper und Arme. Ergebnis ist ein Muskelberg zum niederknien, sofern man es mag. Mit kräftigem Organ und angeschwärztem Thrash Metal wird der bereits versammelten Metalgemeinde ordentlich eingeheizt, wobei man trotz der schmal bemessenen Spielzeit nicht vergisst, das Publikum mit einzubeziehen. ASENBLUT sind ein würdiger Opener, die ihren Job perfekt erfüllen und mit Spielfreude und vor allen Dingen ausgeschlafen dafür sorgen, dass die Besucher einen ordentlichen Wach-Kick bekommen.
Die Jungs von WALDGEFLÜSTER haben sich am Morgen noch ein abschließendes Frühstück in der Pension gegönnt, ehe es dann mit Sack und Pack Richtung Festivalgelände ging. Mit Einheits-T-Shirt wird die Bühne geentert und die Besucher haben einen der seltenen Momente im Billing, Black Metal zu genießen. Leider ist das Publikum noch in überschaubarer Zahl angetreten, was ich sehr schade finde, denn die Jungs sind richtig gut und einige der Zeltschläfer wissen nicht, was sie hier verpassen. Die angenehmen Temperaturen und die schweißtreibende Arbeit auf der Bühne veranlassen den Sänger bereits nach dem ersten Lied, sich seines T-Shirts zu entledigen. Die Longtracks bieten den Jungs aufgrund der kurzen Spielzeit wenig Raum, die Tracklist episch auszubreiten. Aber das gespielte Material ist bereits ausreichend, um beim geneigten Hörer Begeisterung auszulösen und die Band im Hinterkopf abzuspeichern. Im Rahmen der später noch anstehenden Autogrammstunde habe ich die Gelegenheit, eine in der Pension liegen gelassene Brille dem vergesslichen Besitzer in der Band zu überreichen, ein paar Worte zu wechseln und weitere Fotos von der Signing-Session zu machen, genutzt.
Bekanntlich musste aus gesundheitlichen Gründen AGRYPNIE den Auftritt auf dem Rock Harz absagen, so dass HERETOIR die Gunst der Stunde nutzen, um die Lücke zu schließen. Die zwischenzeitlich wieder erschienene Sonne schickt sich an, die Festival-Besucher bis in die Abendstunden zu braten und auch die Zeltstadt findet sich so nach und nach auf dem Festivalgelände ein. Dennoch ist die Zuschauerzahl beim Auftritt der Augsburger in überschaubarer Zahl vor der Bühne und lauscht eher zurückhaltend und genießerisch den Post Black Metal-Klängen der Band, die es zur besten Mittagszeit ordentlich krachen lassen. Was vor der Bühne weniger an Bewegung stattfindet, scheint man nachher bei der Autogrammstunde nachzuholen, denn da bildet sich eine erfreulich lange Schlange vor dem Zelt.
Ihr erinnert euch noch an Brittas Arsch? Stimmt, da war doch was und hat mit der Band DRONE zu tun, zu der CRIPPER aufgrund der örtlichen Nähe ein recht freundschaftliches Verhältnis haben. Brittas Arsch gehört zur Band CRIPPER und das Hinterteil der Sängerin geht jeden energiegeladenen Meter der Frontfrau mit. Die Thrasher dürfen sich über reichlich Zulauf freuen und spielen sich förmlich in einen Rausch, um beim Rock Harz 2015 einen besonderen Platz zu erhaschen. Ja, definitiv gelungen, denn die Band ist einfach nur der Hammer und Britta hat eine unglaubliche Stimme, die alles rockt, was ihr in die Quere kommt. Vom aktuellen Album "Hyëna", welches 2014 erschienen ist, gibt es 'Pure' zum mitbangen und auch die Frage, ob es was schnelleres sein dürfte, wird mit Begeisterung aufgenommen. Der Klassiker 'FAQU' darf natürlich auch nicht fehlen und wenn Britta einen Moshpit fordert, wird selbstverständlich die Mitte freigeräumt und ordentlich gemosht. Was gibt es noch zu sagen? Richtig, die 40 Minuten sind einfach zu schnell vorbeigegangen, also gilt auch hier, die Band bei der späteren Signing-Session zu besuchen. Dieses Vorhaben steht bei einigen Besuchern ebenfalls auf der Agenda, so dass die Schlange ziemlich lang ist und so auch diese Autogrammstunde rund eine Stunde dauert. Erst dann kann sich Britta mit einem Kollegen im Pulk verdrücken und noch ein wenig Musik der nachfolgenden Acts genießen.
Die nun folgende Band HELL ist mir bisher nicht untergekommen, so dass ich die im Gesicht weiß gekalkten Protagonisten neugierig begrüße. David Bower hat sich martialisch anmutend einen silbernen Lorbeerkranz aufs Haupt gesetzt und kunstvoll Blut aufgetragen. Dabei hat er auch schon einen Schritt weiter gedacht, denn als das Hemd der Hitze zum Opfer fiel, offenbart sich auch die rote Blutmaske unterhalb des Hemds, so dass das Gesamtbild stimmig bleibt. Der Auftritt ist eine Augenweide, allein schon deshalb, weil David, damit er beide Hände frei in ein Headset singt, gestenreich und mit Theatralik die Welt erklärt und so etwas wie ein Bühnenstück aufführt. Man merkt deutlich, dass hier viel Arbeit drinsteckt, denn die Beherrschung, gleichzeitig zu singen und so ausdrucksstark mit seiner Körpersprache zu operieren, erfordert viel Übung und Disziplin. Für mich noch viel unglaublicher ist, dass er bei der gesamten Performance, die er auf der Bühne ablegt, noch nicht einmal außer Atem gerät. Der Auftritt der Engländer gerät so zu einem für mich unerwarteten Highlight und ich verbuche die Jungs von der Insel unter der Rubrik positive Überraschung.
Am dritten Tag scheint des Besuchern doch ein wenig die Luft auszugehen und die Reihen vor der Bühne sind immer noch lichter, als an den Vortagen. Wahrscheinlich sammeln noch einige Kraft für das knackig gefüllte Abendprogramm, so dass die mit früheren Slots versehenen Bands weniger Zuschauer erhalten, als sie es eigentlich verdient hätten. Ebenfalls ein Opfer sind ARTILLERY, die vor ein paar verlorenen Leuten auf dem weiten Platz vor der Dark Stage spielen. Zur Freude bleibt es dann doch nicht so leer und es finden sich noch einige Besucher ein, die dem Thrash-Feuerwerk der Dänen folgen möchten und es auch nicht bereuen. Das Publikum fühlt sich motiviert und feiert mit der Band ausgelassen ab.
Mit THE HAUNTED kommt ein bekannter Name auf die Bühne und auch das Zuschauerinteresse steigt. Mittlerweile hat die Sonne auch richtig aufgeheizt und die neben der Bühne angebotene Abkühlung in Form einer Wasserpistole wird dankend angenommen. Währenddessen geht THE HAUNTED kompromisslos zur Sache und bieten dem Publikum ein breit gefächertes Musikangebot aus ihrem Backkatalog. Marco Aro animiert die Leute immer wieder, auch auf dem ausgedörrten Acker vor der Bühne Gas zu geben, während die ihre Songs und Riffs runterballern und für zusätzliche Hitzeschübe sorgen.
Mit den Coburgern VARG kommen die Wölfe zum Einsatz. Mit rot-weißer Bemalung, ganz im Sinne meines Heimatvereins, entern sie die Bühne, währen die Fans das Intro lautstark mitsprechen. Textsicher werden die Jungs auch weiter begleitet und es formiert sich ziemlich schnell ein Circle Pit, in dem die Leute zahlreich und mit Tempo rumlaufen. Was kann es besseren geben, also vor der Bühne ordentlich Bewegung und auf der Bühne eine Truppe, die Spaß hat und ordentlich Gas gibt? Richtig, eine hautnahe Party mit den Fans auf der Bühne, wobei das Privileg den weiblichen Fans vorbehalten bleibt. Die Mädels werden mit Hilfe der Security auf die Bühne gehievt, um beim letzten Stück mitzutanzen. Die Jungs vor der Bühne werden aufgefordert, ihr T-Shirt auszuziehen und im Kreis zu schwenken. Erinnert mich auch wieder an meinen Heimatverein, wenn die Hymne kurz vor dem Anpfiff gespielt wird. Zahlreich werden T-Shirts geschwenkt und die Band freut sich über eine stattliche Anzahl Mädels auf der Bühne.
Bereits seit einiger Zeit laufen die Aufbauarbeiten für einen Kameraschwenkarm neben der Rock Stage, die zwischenzeitlich abgeschlossen sind. Nunmehr wird klar, dass dieser Aufwand für den Auftritt von ORDEN OGAN betrieben wurde, die in schwarz gekleidet die Bühne entern und ihren Rock Harz-Auftritt für eine geplante DVD-Veröffentlichung mitschneiden lassen. Dementsprechend motiviert legen die Power Metaller los und Sebastian Levermann versucht immer wieder, das Publikum mit einzubeziehen und zu animieren, für ordentliche Stimmung zu sorgen. Dieses Unterfangen gelingt auch, die Fans gehen bereitwillig mit und tun alles, damit die Live-Aufnahmen ein richtig tolles Erlebnis des 2015er Auftritts der Band in Ballenstedt wiedergeben. Ich bin erstaunt, wie sehr sich die Leute von einer Kamera animieren lassen, denn jedes Mal, wenn die Kamera ins Publikum schwenkt, recken sich die Hälse und Fäuste gehen hoch. Vor der Bühne turnt noch ein Mädel mit einer Handkamera herum und auf der Bühne steht ein weiterer Kameramann, so dass dieser Auftritt mit drei Kameras gefilmt wird. Leider muss auch dieser Auftritt nach einer Dreiviertelstunde enden und die Band verabschiedet sich mit einem Abschiedsfoto standesgemäß, als ob man nach zwei Stunden einen riesigen Saal gerockt hätte. Währenddessen gehen die Abbauarbeiten für den Kameraschwenkarm schon los, denn weitere Aufnahmen sind an diesem Tag nicht mehr geplant.
Nebenan spielt währenddessen DIE APOKALYPTISCHEN REITER auf, die einige Songs aus ihrem neuen Album für die Festivalbesucher im Gepäck habe und auf den Punkt ein perfektes Verhältnis zu den Fans aufbaut. Neben dem neuen Material gibt es noch ein paar ältere Gassenhauer, die das Fass schnell zum Überlaufen bringen, wobei ein blondes Mädel im Schlauchboot über die Köpfe getragen wird, während die Band den Klassiker 'Seemann' zum Besten gibt. Vor der Bühne tummelt sich derweil ein barbusiges, mit grauer Farbe geschminktes Mädel, die mit reichlich Blutschminke verziert ist und die Aufmerksamkeit der Fotografenschar vor der Bühne auf sich zieht. Darstellen soll sie wohl ein Gesamtkunstwerk, das Grenzen aufbrechen möchte. Welche, bleibt sie leider als Antwort schuldig, aber Interessierte können sich auf der Seite www.wieglas.de informieren. Wir wollen natürlich den Auftritt der Band aus Weimar nicht vergessen, die so nach und nach zum Ende kommt und für ein weiteres Festival-Highlight gesorgt hat. DIE APOKALYPTISCHEN REITER enttäuschen nicht und schlagen den Bogen in das nun startende Abendprogramm, auch wenn die Sonne ihr Tagwerk immer noch verrichtet und die Abkühlung suchenden immer mehr werden.
Bei THE BLACK DAHLIA MURDER wird es wieder heftig und es ballert ordentlich aus den Boxen. Für einige Besucher ist es mal wieder Zeit, eine kleine Pause einzulegen und ein Bierchen zu schlürfen oder ein schattiges Plätzchen aufzusuchen. Trevor Strnad und seine Mannen kann das nicht schocken, sie spulen ihr hartes Programm runter und servieren ein derart fettes Brett, dass man die nun mit ELUVEITIE folgende Abwechslung begrüßt.
ELUVEITIE ist wieder einmal auf dem Rock Harz angekommen und es lässt sich leicht erkennen, dass sich beide Parteien darüber freuen. Nur zwei Jahre nach ihrem ersten Harz-Auftritt schlagen die Schweizer wieder in Ballenstedt auf, wobei sich die Band immer noch auf der "Origin"-Welttournee befindet. Der Harz ist für die Schweizer nicht nur ein einstündiger Auftritt, denn es gab vorher bereits eine Autogrammstunde mit der Band, so dass man sich auch Zeit für die Besucher des Festivals nimmt. Christian Glanzmann erzählt uns, dass die Band genau wisse, wo sie herkommt und beim einstündigen Auftritt erfahren wir, wie es gemeint ist. Die bunte Liste der Sets führt uns von 'King' über 'Nil', 'Neverland', 'Uis Elveti', 'An Dro', 'Thousandfold', 'Call Of The Mountains', 'Kingdom Come Undone', 'Silversister' und 'Tegernakô' hin zu 'Havoc', was man extra für die Rock Harz-Besucher mitgebracht hat. Den Abschluss bildet 'Inis Mona' und die Schweizer können mit der Gewissheit abreisen, dass sie wieder einmal den Harz gerockt haben
SOULFLY sind bei mir eine Live-Unbekannte, doch dieser schwarze Fleck wird heute auch getilgt. Auf der Bühne wird ein extremer Familienkontrast geboten. Während Bandleader und Sänger Max Cavalera wie ein Fels in der Brandung vor seinem Mikro steht und sich anscheinend den ganzen Abend nicht davon wegbewegen möchte, steht rechts von ihm sein Sohn Igor, der nicht nur ein knappes Drittel an Gewicht im Vergleich zu seinem Vater auf die Waage bringt, sondern auch als Aktivposten am Bass Akkordarbeit verübt und daneben noch für den Growlgesang zuständig ist. Mäxchens Aktivitäten beschränken sich mehr darauf, die Leute anzustacheln, noch mehr abzugehen, ein Circle Pit hinzulegen und zu surfen. Währenddessen steht er immer noch felsenfest vor seinem Mikro und macht auf großen Animateur, wobei er dankbare Abnehmer für seine Worte findet. Die Setlist ist gut gemischt und bietet Songs von SOULFLY und auch SEPULTURA. Erstaunlicherweise scheint Max dann doch nicht mit seinem Mikro verwachsen zu sein und dürfte während des gesamten Auftritts auf gut 50 Meter Wegstrecke kommen, was man schon als beachtliche Leistung ansehen kann. Irgendwann gegen Ende des Sets fängt er dann auch noch an zu jammern wegen des letztjährigen 7:1 unserer Nationalmannschaft gegen Brasilien. Doch er lässt sich nicht lumpen und nimmt fürchterlich Rache, in dem er die Leute "Ole Ole Ole Ole SOULFLY, SOULFLY" singen lässt. Späte Genugtuung für den guten Max, der nun hoffentlich besser schlafen kann. Eine Erkenntnis bleibt aus diesem Auftritt, nämlich die, dass wir von seinem Sohn Igor sicherlich noch was hören werden.
Es wird Zeit für den zweiten Auftritt von Dani Filth, diesmal mit seiner Stammformation CRADLE OF FILTH. Heute bin ich dann erst recht der Meinung, dass der musikalische Unterschied zu gestrigen Auftritt von DEVILMENT nicht sonderlich groß ist und auch die spitzen Screams kommen wieder am laufenden Meter. Trotz des neuen Albums, was die Briten am Start haben, bekommen die Besucher weitestgehend nur ältere Kost geboten. Das neue Material spart man sich wohl für die in ein paar Monaten beginnende Tour auf, doch dem Spaß tut das kein Abbruch, denn das alte Material besteht auch aus Perlen und wir dementsprechend gefeiert.
Kurz vor dem Auftritt des Headliners nehmen der Veranstalter und alle Helfer die Bühne ein und man bedankt sich bei allen Fans, die dieses Festival immer wieder möglich machen. Gleichzeitig wird auch Selbstkritik geübt, denn durch die Sperrung der Landstraße nach Ballenstedt hat es einen langen Anreisestau gegeben und nicht wenige Besucher haben zwischen drei und fünf Stunden gebraucht, bis sie es von der Autobahnabfahrt bis auf das Campinggelände geschafft haben.
Der Veranstalter verspricht, dass man auch den Fehler lernt und es im nächsten Jahr definitiv besser laufen wird. Die Entschuldigung wird mit Applaus angenommen und auch wenn es im Vorfeld die ein oder andere kritische Stimme dazu gab, es war kein Pfeifen zu vernehmen. Die Entschuldigung ist ein richtiges Zeichen und wird gern angenommen. Schwamm drüber, denn jetzt haben wir Lust auf die weltbeste Prog-Band!
Denn es wird eit. Zeit für d e n Headliner des Festivals. Zeit für DREAM THEATER. Um kurz vor elf ist es endlich soweit und die fünf Herrschaften betreten unter tosendem Applaus die Bühne. Sie sind die Prog-Götter und sie haben so viele nachfolgende Bands beeinflusst, wie nur wenige andere Bands. Die in den letzten Jahren veröffentlichten Scheiben sind einfach perfekt gelungen und ich denke, dass nicht nur ich gespannt bin, mit welcher Setlist die Band nach Ballenstedt gekommen ist. Eröffnet wird 'Afterlife' und es zeigt sich gleich, dass James LaBrie kaum stillstehen kann, auf der Bühne immer hin und her läuft und mit seinem Blick auch den linken und rechten Bühnenrand mit einbezieht. Seine Mitstreiter sind da weniger lauffreudig, was bei Mike Mangini hinter seinem voluminösen und etwas überdimensioniert wirkenden Drumkit nicht verwundert. John Myung muss auf der Bühnen ein Radius gehabt haben, denn er hat sich mehr oder weniger selbstverliebt mit seinem E-Bass beschäftigt und scheint dermaßen fokussiert, dass er gar nicht mitbekommt, dass er gerade bei einem Live-Konzert ist. John Petrucci strahlt dagegen schon etwas mehr Dynamik aus, wobei auch er sich bei seinen Solis mehr oder weniger an seiner Seite der Bühne bewegt, um bloß nicht James in die Quere zu kommen. Mit 'Metropolis', 'Burning My Soul' und 'Spirit Carries On' wird weitere Prog-Kunst von höchster Güte geboten, wobei ich hin und wieder doch in fragende Gesichter blicke, die das, was da vorne abgeht, wohl nicht so recht einordnen können. Jorden Rudess nimmt sich derweil die Freiheit, um mit seinem gebogenen Keyboard einen Ausflug an den Bühnenrand zu unternehmen und den Zuschauern etwas Abwechslung im Bühnenbild zu spendieren. Dann kommt 'As I Am', auf Platte ein absoluter Burner, an diesem Abend leicht verraucht und ich kann es nicht sagen, woran es liegt. Ich meine, dass James es heute nicht geschafft hat, dem Song diesen Kick zu verpassen, den er auch auf CD hat. Doch weiter geht es mit 'Panic Attack' und 'Constant Motion', doch ich grübele immer noch. Schluss damit, denn die Progger legen zum Schlussspurt an und feuern zum Abschluss noch 'Bridges In The Sky' und 'Behind The Veil' ab. Feierabend, Verbeugung, Abmarsch. Die Prog-Götter verlassen die Bühne und lassen weitgehend glückliche Gesichter zurück.
Nach dem Headliner-Auftritt gibt es einen brutales Kontrastprogramm, denn auf der anderen Seite kommen die Norweger TROLLFEST zum Einsatz und legen mit entsprechender Verkleidung, gepolsterten Bäuchen und Spökskes auf der Bühne einen wahrlich bühnenreifen Auftritt hin. Ganz ehrlich hatte ich diese Art Musik bisher nicht für mich entdecken können, muss aber mit zusehender Spieldauer der sieben Trolle da oben feststellen, dass die Chose abgeht wie Schmitz Katze und richtig Spaß macht, wobei man auch auf Tuchfühlung geht und die Fans in der ersten Reihe abgeklatscht werden. Auch wenn ich kein Wort von dem verstehe, ist diese Metal-Polka nicht nur ein Hingucker, sondern macht auch beim Zuhören Spaß. Auch die Setlist der Trolle war bunt angereichert und wer noch mal hören möchte, was die Band im Harz gespielt hat, der muss nach folgenden Songs suchen: 'Kaptein Kaos', 'Vulkan', 'Toxic', 'Brumlebassen', 'Die Grosse Echsen', 'Konterbier', 'Ave Maria', 'Böse Tivoli', 'Essenfest', 'Solskinnsmedisin', 'Helvetes Hunden Garm'. Die Fans vor der Bühne bedauern es ebenfalls nicht, dass sie noch nicht zum Zeltplatz zurückgegangen sind und so könnte man mit einem fetten Grinsen ins Bett respektive auf die Luftmatratze fallen, wenn ...
... da nicht noch GHOST BRIGADE kommen würde. Die letzte Dreiviertelstunde steht ganz im Zeichen der Düsterrocker, die mit 'Wretched Blues', 'Aurora', 'Into the Black Light', 'Breakwater', 'Electra Complex' und 'Elämä On Tulta' einen buntes Abschlussprogramm geschnürt haben. Die Bühne ist überwiegend im blauen Licht gehalten und auch wenn sich nur noch wenige Zuhörer vor der Bühne versammeln, lassen sich die Finnen davon nicht beirren. GHOST BRIGADE ist eine geniale Progressive Death Metal Band und muss leider der späten Auftrittszeit Tribut zollen, wobei ich die Leute verstehen kann, die nach diesem Tag irgendwann ermattet in die Koje fallen. Ich gebe mir das Sextett und hoffe bald auf eine neue Scheibe und eine neue Tour. Vielleicht sieht man die Finnen auch im Harz nochmal wieder, dann zu einer gefälligeren Uhrzeit mit der Menge an Publikum, den die Band wahrlich verdient hat.
So bleibt der grandiose Festivalausklang nur einigen wenigen vorbehalten und wir müssen zum Abschluss ein einfaches, knackiges Fazit ziehen: Danke für dieses Programm, es war wirklich abwechslungsreich und für mich mit ein paar positiven Überraschungen gespickt. Danke, dass ich dabei sein durfte und hoffentlich bis 2016! Bestätigt sind bereits KÄRBHOLZ und SAXON und der Vorverkauf der Frühbucher-Packages war bereits so erfolgreich, das die große Variante, die auf 1700 Stück limitiert warm bereits ausverkauft ist. Also am Ball bleiben, weitere Bands werden in Kürze veröffentlicht.
Bericht und Pics vom Rock Harz: RJ
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Billing
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*** DREAM THEATER *** W.A.S.P. *** HAMMERFALL *** CRADLE OF FILTH *** SCHANDMAUL *** BEHEMOTH *** EISBRECHER *** SOULFLY *** ELUVEITIE *** FEAR FACTORY *** KATAKLYSM *** BLUES PILLS *** BIOHAZARD *** THE BLACK DAHLIA MURDER *** ALESTORM *** EPICA *** LETZTE INSTANZ *** THE HAUNTED *** BETONTOD *** DELAIN *** DIE APOKALYPTISCHEN REITER *** ORDEN OGAN *** EMIL BULLS *** FIDDLER’S GREEN *** DEVILMENT *** VARG *** TANZWUT *** COPPELIUS *** GHOST BRIGADE *** ANNEKE VAN GIERSBERGEN presents THE GENTLE STORM *** MANEGARM *** HELL *** ARTILLERY *** PANZER *** CRIPPER *** DRONE *** TROLLFEST *** MAJESTY *** SKÁLMÖLD *** FINSTERFORST *** WALDGEFLÜSTER *** AGRYPNIE *** RAGNARÖEK *** VOLKSMETAL *** UNDERTOW *** ASENBLUT
Auf der AFM-Label-Night am 8. Juli spielen:
*** EKTOMORF *** STAHLMANN *** WE BUTTER THE BREAD WITH BUTTER *** SUIDAKRA *** ELVENKING *** SERIOUS BLACK *** |
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