Interview mit Pazzer (Gesang, Gitarre) von Totenmond

Ein Interview von Souleraser vom 21.06.2005 (14487 mal gelesen)
"TonbergUrtod", das siebte Album aus dem Hause TOTENMOND erscheint am 27.06.2005. Anlässlich dieser Veröffentlichung stellte ich der Band ein paar Fragen. Frontmann Pazzer nahm sich die Zeit, diese ausführlich zu beantworten.

  "TonbergUrtod" ist der Titel eures aktuellen Albums. Wie kommt man auf so einen Titel?

Pazzer:   Soetwas passiert mir mehr oder weniger zufällig. Es ist definitiv nicht so, dass ich irgendwo an einem Schreibtisch sitze und krampfhaft überlege wie ich einen Text schreiben könnte oder mir einen Titel überlege. Das kommt mir einfach "zugeflogen", im Laufe der Zeit, während wir die Songs ausarbeiten. Meistens habe ich in etwa eine Idee oder ein Thema schon beim Komponieren eines Songs. Schließlich sollte sich die Musik auch zu den Texten passend verhalten, sonst hört man, dass es nur so daher gespielt wird.

  Ihr legt mittlerweile euer siebtes Album vor. Könntet ihr dem geneigten Hörer beschreiben, was ihn erwartet und wo Gemeinsamkeiten oder Unterschiede zu früheren Alben liegen? Gerade angesichts dessen, dass ihr ja durchaus als sehr unkonventionelle und experimentierfreudige Band geltet, dürfte eure Selbsteinschätzung sicher für viele interessant sein.

Pazzer:   Das ist schwierig, seine eigene Musik einzuschätzen, da es schnell lächerlich wirken kann. Mir geht es jedenfalls sehr oft so, wenn ich Interviews von Bands lese, die ihre Alben beschreiben und manches Mal doch arg ihr eigenes Schaffen überbewerten und damit maßlos übertreiben. Es kommt meines Erachtens auch gar nicht so sehr auf unsere Ansichten an - sondern viel mehr -, dass wir selbst mit dem Ergebnis zufrieden sind. Wenn es Leute gibt, die unsere Musik schätzen - um so besser. Wenn nicht, würden wir trotzdem weiter machen und wenn es nur für uns selber ist. Der Unterschied zu den letzten Veröffentlichungen liegt aber eindeutig am Klang. Das darf ich doch ruhigen Gewissens sagen. Wir haben sehr darauf geachtet, dass die Gitarren etwas druckvoller kommen und die Trommeln schön fett auf den Punkt gebracht werden. Dazu haben wir dann auch etwas mehr an Zeit in Anspruch nehmen müssen als sonst. Desweiteren sollten sich die Leute aber ihr eigenes Bild machen.

  Lassen sich die Songs auf einen gemeinsamen Nenner reduzieren, d.h. gibt es eine Art Konzept?

Pazzer:   Nein, ein Konzept gibt es nicht. Das wäre uns dann auch zu langweilig.

  Als TOTENMOND gibt es die Band seit 1990, zwei von euch machen seit 1984/85 zusammen Musik. Wie habt ihr euch als Musiker in diesen immerhin 20 Jahren entwickelt? Habt ihr euch durch externe Einflüsse inspirieren lassen oder eher auf die berühmte "innere Stimme" gehört?

Pazzer :   Von Beidem, gleichermaßen. Von einer großen Entwicklung kann, denke ich mal, keine Rede sein. Klar wird man mit den Jahren erfahrener und lernt aus den vielen Fehlern, die man nun mal macht.. Aber ich besitze diese Fähigkeit nicht, stundenlang an meinem Instrument zu üben und mich auf "Teufel komm raus" zu verbessern. Das war ein langwieriger Prozess. Ich kann z.B. heute noch keine Solis spielen, weil es mir nicht wichtig ist und ich für mich und die Band Totenmond keine Verwendung dafür sehe. Ich mag keine Solos. Mich haben schon "Slayer" wahnsinnig genervt, weil deren Solis schlicht und ergreifend sauschlecht sind. Sowas braucht kein Mensch.Oder doch?

  Wie schätzt ihr die Entwicklung der Musiklandschaft ein in diesen Jahren, gerade auch die des harten Genres? Wird beispielsweise eure Musik heute anders aufgenommen als vor 10 Jahren oder als das vor 20 Jahren möglich gewesen wäre?

Pazzer:   Der Unterschied ist der, dass die Leute allgemein mehr Toleranz für deutsche Texte aufbringen als noch vor 15 Jahren. Die Sache ist die: als wir anfingen Punk mit Metal zu vermischen, hat man uns gesagt, das wäre uncool, Scheiße und das ginge nicht. Hinzu kam dann noch die Idee mit den deutschen Texten - und da war es dann völlig aus mit der Toleranz. Ich denke mal, gerade durch die Erfolge von Rammstein hat sich da einiges getan in dieser Hinsicht. Die Leute reagieren nicht mehr so genervt, wenn sie harte Musik mit deutschen Texten hören. Aber um einen "Ausgleich" zu schaffen: Ich muss mir da oft genug selbst an die Nase fassen. Da ich sehr gerne Black Metal höre und es ums Verrecken nicht verstehen kann, wenn eine deutsche, norwegische oder schwedische Band ihre Texte in englischer Sprache verfassen. Komisch, aber genau mit diesem Bestand werden diese Bands für mich völlig wertlos und uninteressant. Englisch klingt oft sehr schwul, zumindest bei manchen Richtungen.

  Thema Politik. Dass ihr mit rechter Ideologie nichts am Hut habt wurde mehrmals erörtert, deswegen ist das zur Abwechslung nicht das Thema. Stattdessen wüsste ich gern, ob ihr euch prinzipiell vorstellen könntet, zum Beispiel im Wahlkampf Werbung für eine Partei zu machen? Falls ja, für welche?

Pazzer:   Niemals. Nie und Nimmer. Es gibt Parteien, deren Programme so einiges zu bieten haben. Das sind dann aber jeweils immer nur zwei, drei Punkte und dann wars das auch schon, da der Rest Scheiße ist. Die Partei, die ich wählen würde, muss erst noch gegründet werden.Vielleicht haben aber der gute Gregor und der dickliche Oskar ja noch was zu bieten? Zu wünschen wäre es doch dem deutschen Volk. Endlich mal wieder eine Opposition?

  Wird man euch dieses Jahr noch live bewundern können? Falls ja, wann und wo?

Pazzer:   Bis jetzt ist uns nichts bekannt. Man hat aber die Möglichkeit, sich auf unsrer Homepage zu informieren.

  In einem Interview hat euer Basser Senf geäußert, dass er auf jeden Fall lieber nicht von der Musik leben kann und dafür noch Spaß daran hat, als 3 Monate auf Tour zu sein und keinen Spaß mehr an der Musik zu haben. Gilt das Statement nach wie vor und auch für die ganze Band?

Pazzer:   Absolut. Musik ist ein schönes Hobby, mehr sollte es aber auch nicht werden.

  Das war's von meiner Seite. Die letzten Worte des Interviews gehören euch. Gibt's irgendwas, dass ihr unseren Lesern mitteilen möchtet?

Pazzer:   Danke für das Interesse. Viele Grüsse..

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