ROCK HARD Festival 2017

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Take off: 02.06.2017 - Review (26200 mal gelesen)
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Das Pfingst-Wochenende steht bevor und es wieder mal an der Zeit für das im Pott bestens und in schöner Location angesiedelte Rock Hard-Festival. Eigentlich muss man keine großen Worte der Vorrede verlieren, doch trotz des fantastischen Billings - so viel darf man bereits vorwegnehmen - ist das Festival trotz der auf 7.500 Personen begrenzten Kapazität nicht ausverkauft. Macht sich da schon die Übersättigung des zu großen Festival-Angebots in Deutschland breit, immerhin sind in den letzten Jahren die Festivals nur so aus dem Boden gesprießt? Doch darüber wollen wir uns erst nach Pfingsten Gedanken machen. Aktuell zählt das Hier und Jetzt und das auch bei besserem Wetter als im letzten Jahr. Also starten wir in das Rock Hard-Festival 2017!

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Den Ersttätern von DUST BOLT kommt auch gleich die Ehre zuteil, dass sie das Festival eröffnen dürfen. Andere würden an dieser Stelle wahrscheinlich ein Schippchen ziehen, denn bekanntermaßen ist es zum Zeitpunkt des Eröffnungs-Plots noch nicht so voll. Festival-Kenner und Genre-Fans haben aber auch den frühen Beginn im Blick, denn bekanntermaßen wird das Rock Hard-Festival mit einer Thrash Metal-Band eröffnet. Für die Jungs von DUST BOLT ist definitiv ein Vergnügen, denn sie zünden gleich zu Beginn ein Feuerwerk und lassen bereits früh den Circle Pit vor Freude tanzen. Nicht erst beim Hit 'Toxic Attac' gehen die Herrschaften vor der Bühne ab wie Zäpfchen. Wenigstens ist es vor der Bühne noch recht schattig, während das sonstige Areal teilweise ordentlich von der Sonne bearbeitet wird. Lenny Breuss' Ansagen erinnern mich immer wieder an Poldi, was ich erstaunlich finde, denn angeblich kommen die Jungs aus Bayern. Nach dem Auftritt werden die Fans noch animiert zur Autogrammstunde zu kommen, wo man auch das ein oder andere Bier mit der Band zocken kann.

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Nach dem Opener wird es wesentlich melodischer, aber auch ruhiger. Die bereits vor dem Auftritt verkündete schlechte Nachricht, dass die Autogrammstunde mit ROBERT PEHRSSON'S HUMBUCKER ausfällt, tut der Darbietung keinen Abbruch. Wie fast schon erwartet gehen die Herrschaften auf der Bühne recht gemäßigt zur Sache und lassen ihre Instrumente sprechen. Einzig der Drummer scheint den rechten Spaß gefunden zu haben und lässt es sich nicht nehmen, auch mal hinter seinem Kit Gas zu geben und die Fans vor der Bühne zu animieren. Nach 40 Minuten ist dieses Set auch schon wieder vorbei und die Jungs können sich eilen, ihren Flieger zu erreichen, denn es geht zügig wieder zurück nach Hause.

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Bei MANTAR, so zumindest die Ansage, regiert der Hass. Bereits der Bühnenaufbau, der eigentlich nicht das große Ding ist - es besteht salopp gesagt nur aus dem Drum-Kit und einem Mikro - geben die Musiker alles und versuchen sich perfekt aufeinander ein- und abzustimmen. Bereits zu diesem Zeitpunkt kann man erahnen, wie intensiv die gleich folgende Darbietung wird. Knappe zehn Minuten später geht es dann auch schon los, MANTAR aus Bremen - optisch könnten es Vater und Sohn sein - haben ihr T-Shirt ausgezogen und geben dem Hass die Sporen. Das andere Bühnenbild ist auch für die Fotografen etwas Besonderes, denn die beiden Protagonisten sind sich zugewandt und scheinen sich duellieren zu wollen. Stehen die Drums sonst mittig hinten, stehen sie nun auf der rechten Seite in Richtung des linken Bühnenrands. Sänger und Gitarrist Hanno Klänhardt vollzieht gleiches auf der anderen Seite und gibt mit fett getriggertem Gitarrensound und fiesen Growls ordentlich Gas. Den Fans scheint es nicht nur zu gefallen, sie sind auch mit den Songs von MANTAR vertraut zu sein und stimmen skandierend immer wieder mit einem unterstützenden "Hey, hey" ein. Bis hierhin hat dieser Auftritt sicherlich den größten Eindruck hinterlassen, und sei es nur, weil hier
zwei Musiker großes (Sound-)Kino ablieferten.

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Der vierte Act des Tages bringt etwas Farbe auf die Bühne, wobei der Bandname THE DEAD DAISIES nicht zwangsläufig suggeriert, dass hier Blumenkinder am Start sind. Die australisch-amerikanischen Rocker sind bereits fünf Jahre am Start und beginnen ihre Europa-Tour passenderweise mit ihrem Auftritt auf dem Rock Hard, wobei auch dieser Auftritt eine Premiere für die Band ist. Zwischenzeitlich scheint die Band so etwas wie eine All-Star-Band zu sein, bekannte Namen wie Doug Aldrich (Gitarre), Brian Tichy (Schlagzeug) oder John Corabi Gesang) zieren die Band-Besetzung. Für ihren Auftritt kann das Quintett bereits aus einem Fundus von Songs schöpfen, dennoch darf es auch gerne mal ein Cover sein. Als episch ausgebreitete Mitklatsch-Nummer hat man sich mit 'Join Together' bei THE WHO bedient und sorgt mit dem Stück auf dem Rock Hard nicht nur für Stimmung, sonder findet auch genügend Kehlen, die in den Refrain einsteigen. Ein Drum-Solo darf natürlich auch nicht fehlen, auch wenn die Zuschauer sicher gerne einen weiteren Song hören würden. Die Wahwah, die bereits bei 'Join Together' zum Einsatz kam, leitet auch den nächsten Song 'With You And I' ein. Nach diesem Smasher gibt es eine kleine Vorstellungsrunde der Band, so dass jeder Musiker seinen verdienten Applaus einheimsen kann. Doch auch die Musik kommt nicht zu kurz, immerhin haben die Jungs eine Stunde Zeit, sich und ihre Songs zu präsentieren. Am Ende des Sets scheinen alle zufrieden, denn die Festivalisten applaudieren und der Hard Rock-Fünfer geht ebenfalls glücklich von der Bühne.

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Auf diesen Auftritt dürfen sich einige Fans und Besucher gefreut haben, denn CANDLEMASS schauen wieder einmal beim Rock Hard vorbei. CANDLEMASS sind eine Institution und manch ein Festivalgänger fragt sich, wieso die Schweden nicht Headliner des Tages sind. Nun, die Frage ist sicherlich schwer zu beantworten, wobei einem auch der Vergleich der Bands nicht weiterbringt. Man muss es also nehmen wie es ist und freut sich, dass die Schweden die Zuschauer im weiten Rund des Gelsenkirchener Amphitheaters beglücken. Im Paket hat das Quintett eine unter anderem mit 'Cry From The Crypt' und 'Ashes To Ashes' gespickte breite Songauswahl mitgebracht und streift bei ihrer musikalischen Reise durch den Back-Katalog bis zurück zum allerersten Album. Die Zuschauer saugen die Songs förmlich auf, klatschen, singen mit und applaudieren bei jeder Pause frenetisch. Für die Zuschauer vor der Bühne und unter dem sich davor spannenden Dach zieht während des Auftritts fast unmerklich das Unwetter vorbei. Das Festival bekommt tatsächlich nur einen Randläufer mit, der einige Tropfen verliert, etwas Wind aufkommen lässt, aber ansonsten für keine Beeinträchtigungen sorgt. Der mit Sorge gen oben gerichtete Blick unter Berücksichtigung der fortgeschrittenen Zeit betrifft natürlich ...

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... die sich an CANDLEMASS anschließende Band. Der Headliner des Tages sind die BLUES PILLS, die in den letzten zwei Jahren einen kometenhaften Aufstieg hingelegt haben. Wer hätte noch vor zwei Jahren, als ich sie beim Rock Harz erstmalig erleben durfte gedacht, dass diese Band derart abgehen wird? Na gut, der Auftritt war damals schon der Hammer und bei normalem Verlauf war es sicherlich nicht so überraschend, auch wenn sich die Band manchmal auch selbst im Weg stehen kann. Nicht so die BLUES PILLS, die es innerhalb dieser Zeit bis zum Tages-Headliner geschafft haben, was aller Ehren wert ist. Jetzt kommen auch endlich die Ventilatoren zum Einsatz, die während der ganzen Zeit neben der Bühne mit der Aufschrift "BLUES PILLS" versehen lagen und nun für ordentlich Wind auf der Bühne sorgen sollen. Wie es sich für eine Band mit Fronterin gehört, kommen erst die Jungs auf die Bühne und nehmen ihren Platz ein. Elin Larsson kommt dynamisch und natürlich barfuß leichtfüßig zum Mikro, eine kurze Begrüßung und ab geht die Post. Elin ist wie ein Wirbelwind, denn sie tanzt und springt fortwährend auf der Bühne rum, arbeitet mit Holzrassel und Schellenkranz und scheint ständig in Bewegung. Natürlich stimmt auch der optische Kontrast, denn ein enges, schwarzes Suit betont die blonden, langen Haare, die von ihr immer wieder mit Kopfbewegungen nach vorne und hinten geworfen werden. Insgesamt legen die Psychedelic Rocker einen würdigen Headliner-Auftritt hin, der nach ihrem Auftritt auf dem Rock Hard 2014 und der "Golden Treasure"-EP im Rock Hard 351 eine logische Entwicklung genommen hat. Nur schade, dass der Zuschauer-Zuspruch im Vergleich zu CANDLEMASS sichtbar geringer ausgefallen ist.



Tag 2 beginnt für Viele, die es am Vorabend noch nicht mitbekommen haben, mit der Info, dass wegen Terrorverdachts das Festival "Rock am Ring" abgebrochen wurde. Mittlerweile ist klar, dass es auf jeden Fall weitergehen wird, nachdem einige Verdächtige festgenommen und weitere Maßnahmen ergriffen wurden. Der Headliner-Auftritt von RAMMSTEIN ist jedoch ins Wasser gefallen, was die Besucher aber nicht abhalten wird, weiter zu feiern. Metaller sind ein friedliches und besonnenes Völkchen, die ohne Panik reagierten und einfach nur feiern möchten. Ohne Einschränkungen geht es im Amphitheater weiter und der zweite Tag wird eröffnet von ...

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... MONUMENT. Die Briten sorgen für eine fette Prise NWOBHM, und wenn die Jungs nicht mit eigenen Songs am Start wären, könnte man auch von einer "IRON MAIDEN"-Gedächtnis-Band sprechen. Peter Ellis klingt zudem nicht nur wie Bruce Dickinson, er scheint auch alles von seinem Idol abgeguckt zu haben, dass man bei geschlossenen Augen den Eindruck hätte, Bruce steht wahrhaftig am Mikro. Die Briten profitieren zudem davon, dass der WDR noch nicht am Start ist, denn so kommen bereits beim ersten Auftritt die Feuersäulen zum Einsatz. Die bereits ansehnliche Zahl an Zuschauer bekommen auch ein paar deutsche Töne von der Band zu hören, denn mit Dan Baune ist in der Band auch ein Deutscher vertreten. Ansonsten ist Peter für die Textpassagen zuständig und er scheint bei all seinen persönlichen Statements fast zu vergessen, dass die Briten eigentlich ihr neues Set präsentieren wollen. Doch irgendwann geht es zum Glück weiter, hier und da noch ein paar Feuersäulen und mit 'Lionheart' und 'Rock The Night' gibt es dann noch ein paar Gassenhauer mitgrölen. Auftakt gelungen kann man sagen, Mission somit erfüllt. Einzig in der Tageszeit scheint Peter etwas verpeilt zu sein, denn er spricht immer von "Tonight", obwohl der Auftritt zur besten Mittagszeit bei herrlichem Sonnenschein stattfindet. Und ich dachte immer, der Zeitunterschied zu London wäre gar nicht so groß.

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Mit der nachfolgenden Band KETZER gibt es eine feiste Brise Black/Thrash Metal auf die Ohren. Was bereits bei der Abstimmung der Monitoren in Perfektion ausartete, führt sich im folgenden Auftritt fort, denn die Jungs spielen auf den Punkt, sind voll fokussiert und haben keine Zeit für Nebensächlichkeiten. Die Ansagen sind auf das Minimum reduziert und es zählt nur die Musik, die während des gesamten Sets keine Kompromisse zulässt. Nach diesem Brett an Härte und Brutalität darf es mit ...

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... THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA wieder etwas ruhiger zugehen. Die halbe All-Star-Band mit Björn Strid und Sharlee D'Angelo sind auch schon 10 Jahre am Start und können auch mit einem aktuellen Album aufwarten. Hinzu kommt, dass sie auf dem Rock Hard ihren ersten Deutschland-Auftritt feiern und diese Premiere natürlich für alle Beteiligten etwas Besonderes ist. Angekündigt mit den Worten, dass die Band "heiß wie Frittenfett" ist, haben wohl einige Festivalbesucher spontan ihren Mittagshunger zu spüren bekommen, denn der Platz vor der Bühne bleibt recht spärlich besetzt, während der Ansturm auf die diversen Futterstellen auf dem Areal entsprechend groß ist. Insgesamt bleibt der Auftritt der Jungs auch etwas blass, so dass das Frittenfett entweder nicht so recht auf Temperatur gekommen ist oder diese Spielart nicht so viele Interessenten unter den Besuchern findet.

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SKYCLAD sind als Nachfolger von THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA gesundheitsbedingt mit einem Gastgitarristen am Start. Die Macher des Festivals haben für diesen Auftritt lange kämpfen müssen und haben letztlich Erfolg gehabt und können auch im Ergebnis zufrieden sein, denn den Fans gefällt es. Während des Auftritts fängt es zwar an zu Regnen und auch das Gewitter ist nicht fern, aber das Festival scheint auch an diesem Tag wieder einmal Glück zu haben, den von langer Dauer ist der Regen nicht und das Gewitter zieht von dannen. Der Folk Metal der Briten hat in der Gesamtbetrachtung schon etwas Unterhaltsames und kommt bei den Zuschauern gut an. Immer wieder branden wie im Stadion "SKYCLAD"-Rufe auf, die im Publikum, welch Wunder, in "Schalke!"-Rufe umgemünzt werden. So Kurzweilig kann ein Metal-Auftritt sein und es bewahrheitet sich wieder einmal, dass die Folk Metal-Bands geschickt in ein Festival eingestreut für belebende Momente sorgen. Klasse!

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Vor der Bühne füllt es sich nun zusehends, denn es wird der Auftritt der Holländischen Death-/Doom-Urgesteinen ASPHYX erwartet. Es scheint, als würde die Band jeden noch so müden oder alkoholisierten Festivalgänger aus den Zelten ziehen und sie werden nicht enttäuscht. Die Holländer, 1987 gegründet und schon diverse Male aufgelöst und wieder formiert, geben mächtig Gas und haben fett Spaß in den Backen. Wie Fronter Martin verkündet, hat man neuen und alten Scheiß in der Setlist mit der Folge, dass die Fans alles abfeiern, was gespielt wird. Die Sonne unterstützt den Auftritt nach Kräften, so dass sich Martin zum Hausfrauenratschlag hinreißen lässt, man möge doch viel Trinken - ich habe jedoch nicht den Eindruck, dass irgendwer an Dehydrierung leiden wird - und sich in der Sonne nicht verletzen. Er meint wohl die Sonnenbrandgefahr, die tatsächlich von einigen unterschätzt wird, wie manch rot leuchtende Hautpartien beweisen. Tiefe Dankbarkeit spricht aus seiner Seele, als er Grüße an das Label Sanctuary Media sendet, denn das Label hat der Band den ersten Plattenvertrag gegeben. Mit Stefan Hüskens hat die Band auch einen deutschen Drummer an Bord, der mit seinen geschätzten 160 Kilo majestätisch hinter seinem Arbeitsgerät sitzt. Standesgemäß verabschiedet man sich nach dem Auftritt, dass man jetzt Saufen gehen würde. Na dann Prost!

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Ein neutraler Beobachter könnte zu dem Schluss kommen, der Festival-Samstag hätte mit dem Auftritt von ASPHYX erst so richtig begonnen. Nicht minder voll ist es nämlich auch bei dem nächsten Highlight des Tages, denn mit EXODUS kommt eine Band auf die Bühne, die mit dem Rock Hard schon viele Jahre verbunden ist. So freut man sich nicht nur beim Rock Hard und der Band auf den Auftritt, sondern auch bei den Festivalgängern. Die Ansagen sind so knapp wie präzise, denn es gibt oldschool-Stuff, was frenetisch honoriert wird. Egal ob Klassiker wie 'Burn In, Burn Out' oder den 89er Titeltrack 'Fabulous Disaster', EXODUS genießen ihr Heimspiel auf der Rock Hard-Bühne und feiern mit den Fans eine Megaparty. Nach diesen beiden Highlight-Auftritten könnte der Tag, der gefühlt ja erst mit dem Auftritt von ASPHYX begonnen hat, eigentlich jetzt enden, denn was soll jetzt noch kommen?

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Klar, den Headliner will ich natürlich nicht unterschlagen, aber vorher scheint die Bühne in ein Wohnzimmer verwandelt zu werden. Eine riesige Couch in einer kitschigen blauen Farbe mit schrecklichen Mustern erobert die Bühnenmitte, daneben thronen zwei riesigen Boxen der Marke "Overmuch", dahinter schrecklich antiquierte Stehlampen. Das Wohnzimmer des Grauens wird mit einem malerischen Waldmotiv mit Hirsch abgerundet. Auf dem Sofa thront das farblich abgestimmte Drumkit und scheint mit dem Polstermöbel farblich zu verschwimmen. In einem Wohnzimmer spielt es sich natürlich relaxter und so entwickelt sich mit den Fans eine gemütliche Wohnzimmer-Party, zu der die Dänen von D.A.D. einige stimmungsvolle Klassiker aus ihrem üppigen Fundus beisteuern. Noch lustiger wird es, wenn Dänen versuchen Deutsch zu sprechen. Heraus kommt dabei so ein Blödsinn wie die Veralberung des Drummers in Anspielung eines Songs der Band, hier umgemünzt in "Laust 'Scare Yourself'" und "Angst Hose Scheiße". Alle haben es verstanden und machen den Blödsinn gerne mit. Dazu kommt noch die Bühnen-Show, nicht nur der Optik wegen, sondern auch durch Stig Pedersen mit seinen selbst entworfenen 2-Saiten-Bässen und der Show, die er dazu bietet. Hier lohnt auf jeden Fall ein Blick in die Gallery. Insgesamt ein toller Auftritt, der eine feine Prise Abwechslung in den Festival-Ablauf gebracht hat.

Während D.A.D. auf der Bühne agieren, geht der Spendensammler des Kinderhilfswerks durch die Zuschauerreihen und sammelt mit seiner Büchse fleißig Spenden ein. Unerwartet, aber warum nicht?

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Der Abbau des üppigen Bühnenbildes von D.A.D. dauert natürlich, weshalb der Auftritt wohl fünf Minuten früher endet. Die armen Roadies ackern sich mit den riesigen Boxen ab, wobei die Boxen jetzt mit Couchteilen gefüllt sind. Man muss eben Platz sparen. Dennoch dauert der Abbau und der Soundcheck, so dass sich der letzte Auftritt des Tages mit dem Headliner BEHEMOTH um gute 20 Minuten verspätet. In den Fotograben darf man auch erst ab dem zweiten Song und auch nur für zwei statt der üblichen drei Songs, denn ab Song Nummer vier wird wieder mit Feuer gearbeitet. Die Polen haben ihren Auftritt durchgestylt und perfektioniert, was bei der düsteren Grundstimmung des Bühnenbildes und des Lichts beginnt und bei den Kostümen der Protagonisten endet. Die Feuersäulen spucken beim ersten Stück noch Rauch, doch noch wirkungsvoller wird es erst mit den echten Feuersäulen, die die bereits hereinbrechende Dunkelheit durchschneiden. Effektvoll und Böse geht Tag Zwei des Festivals stilvoll zu Ende.


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Der letzte Tag beginnt mit grauem Himmel, die Wolken ziehen durch das Ruhrgebiet und lassen der Sonne entgegen der Ankündigung der Wetter-App nur wenig Raum zur Entfaltung. Regen nicht ausgeschlossen, muss man also für diesen Tag gut gerüstet sein. Für den Start interessiert das erst mal nicht, denn es gibt eine ordentliche Brise NWOBHM auf die Ohren. NIGHT DEMON haben einen ordentlichen Karrierestart hingelegt und mit ihren bisherigen Veröffentlichungen gute Kritiken eingeheimst. Mitgebracht hat man das neue Album "Darkness Remains" und die Kostproben finden bei den Zuhörern großen Anklang. Auch in Sachen Merch scheint es für die Band gut zu laufen, denn es finden sich einige frisch eingekleidete Jünger der Amis unter den Zuhörern, so dass auch die Kasse an diesem Tag klingelt. Mit einer exzellenten Cover-Version von MAIDENs 'Wasted Years' endet der viel umjubelte Auftritt.

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Weit gereist sind BLOOD CEREMONY, die mit Fronterin Alia O'Brien nicht nur female Vocals an den Start bringen, sondern auch Keyboardklänge und Flötentöne. Die Doom und Psychedelic Rock-Band aus Kanada ist musikalisch recht breit aufgestellt und integriert auch weitere Einflüsse in ihre Musik. Mit Alia hat man eine studierte Musikerin in den Reihen, die auch in Sachen Gesang echt zu überzeugen weiß. Die Festival-Macher haben hier ein glückliches Händchen bewiesen und das Festival bereichert, was auch die positive Resonanz im Publikum beweist. Besonderen Anklang finden die groovigen Midtemponummern der Musik, die wie eine Mischung aus SABBATH meets Ian Anderson klingt, jedoch mit einer rockigen Frauenstimme am Mikro. Auffällig ist bei Alia das andächtige Zurücktreten vom Mikro, wenn ein Stück zu Ende ist. Als ob sie den Applaus des Publikums als nicht selbstverständlich in sich aufsaugen möchte. Eine Frau, die auf jeden Fall Genuss zu schätzen weiß. Zum Schluss gehen die Musiker nacheinander von der Bühne und machen nach der obligatorischen Umbaupause Platz für ...

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... SECRETS OF THE MOON. Anscheinend hat es für einen Banner nicht nicht gereicht, doch schnell wird klar, dass es in Sachen Härtegraden härter zugehen wird, als noch zuvor. Die Black Metaller aus Osnabrück sind fokussiert und wollen im Rahmen ihres Zeitfensters volle Kanne überzeugen, so scheint mir. Die Midtempo-Nummern mit leichtem Doom-Einschlag knallen gut rein und verbreiten musikalisch Dunkelheit und Tod, spieltechnisch aber viel Klasse und Begeisterung. Auch wenn die Truppe recht wortkarg bleibt, können sie in der Dreiviertelstunde voll überzeugen. Die positiven Stimmen in meinem Umfeld sprechen Bände.

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Die nächste Dreiviertelstunde geht es musikalisch wieder in eine andere Richtung, denn mit den Briten DEMON gibt sich eine Ende der 70er gegründete Heavy Metal-Band die Ehre. Nach einer vier Jahre dauernden Zeit der Auflösung befindet man sich jetzt im zweiten Frühling und versucht an alte Glanzzeiten anzuknüpfen. Sänger Dave Hill, einzig verbliebenes Gründungsmitglied, weiß auch fast 40 Jahre nach erster Gründung am Mikro zu überzeugen und auch die Songs können im Publikum Begeisterung auslösen. Auch hier fehlt der Band-Banner, was ich bei einer derart etablierten Band fast schon nicht verstehen kann. Aber wer weiß, vielleicht war die Fahne im falschen Flieger und ist nicht mitgekommen. Mitgekommen sind stattdessen Regenwolken, die ihren Schauer während des Auftritts über das Festivalgelände abladen und diverse Regenschirme und Ponchos zum Vorschein bringen.

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Wenn eine Band "Manowar-Classics" ankündigt, dann könnte es sich hierbei um MANOWAR handeln ... oder ROSS THE BOSS. Wenn man heutzutage Songs von MANOWAR ohne großes Gelaber live erleben möchte, dann geht man eben nicht zu einem MANOWAR-Konzert, sondern besucht das Rock Hard. Scheiß also auf die lauteste Band der Welt und genieße Ross Friedmann und seine Jungs. Er hat wieder einmal eine schlagkräftige Truppe um sich versammelt. Sänger und wahres Dynamit auf der Bühne ist Marc Lopes, der das Set auf der Bühne förmlich lebt und wie ein Berserker die Bühne beackert. Am Bass gibt sich SYMPHONY X-Basser Mike LePond die Ehre, während Kenny "Rhino" Earl die Drums bearbeitet. In der Setlist finden sich Klassiker wie 'Blood Of My Enemies', 'Die For Metal', 'Sign Of The Hammer', 'Warriors Of The World' und natürlich 'Fighting The World'. Die Spielzeit hätte noch deutlich ausgedehnter ausfallen können, denn es gibt noch einige Songs aus der Frühära, die heute nicht gespielt werden können. Natürlich hat die Band heute leichtes Spiel, denn jeder Song wird mitgesungen, jeder Refrain mitgegrölt, jede Interaktion von Marc aufgenommen und mitgemacht, als ob man nur auf die übliche Form von "Hey, ho" gewartet hätte. Hier haben alle Beteiligten fetten Spaß in den Backen und die eine Stunde Spielzeit ist wie im Nu verflogen.

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Ruhiger, aber hoch professionell geht es danach mit FATES WARNING weiter. In dem Sandwich von ROSS THE BOSS und DIRKSCHNEIDER kann man eigentlich nur verlieren, denn die beiden genannten Bands kommen mit einem speziellen Programm und sprechen damit viele Metal-Fans an, die bereits seit Dekaden dem Metal verbunden und mit diesen Bands mehr oder weniger aufgewachsen sind. FATES WARNING als Progressive Metal Band scheinen also verheizt, denn nach dem Auftritt von ROSS THE BOSS leert sich der Platz vor der Bühne merklich. Für mich ist es dagegen eine große Freude, heute und hier FATES WARNING sehen zu dürfen, musste ich doch urlaubsbedingt meine Karte für Köln am 27.01. weiterveräußern. Heute wird mein seitdem blutendes Herz also endlich versorgt und es scheint Versöhnung in Sicht. Die Songauswahl hat es auch in sich und der verbliebene und geneigte Hörer freut sich über 'One', 'Seven Stars', 'SOS', 'Monument', 'From The Rooftops', 'The Light And Shade Of Things', um nur einige zu nennen. Leider wurde es vor der Bühne bei weitem nicht so voll wie zuvor, aber die Jungs können es sicherlich richtig einordnen. Ray Alder hat zumindest einen besonderen Dank an die Fans gerichtet, denn die Unterstützung aus Deutschland ist von der Band hoch geschätzt. So kann ich als Fazit sagen, dass auch der Auftritt von FATES WARNING zu den absoluten Highlights des Festivals zählte und ich es nicht missen möchte.

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Der dritte Teil des zuvor beschriebenen Sandwichs geht regelmäßig in Army-Shops einkaufen und ist durch seine Reibeisenstimme bekannt. Udo Dirkschneider kann nicht nur U.D.O., sondern auch DIRKSCHNEIDER. Unter seinem Nachnamen hat er ein paar Musiker versammelt, die mit ihm ein spezielles Programm abliefern, dass den Zuschauern als "Farewell To ACCEPT" angekündigt wurde. Dahinter verbergen sich Songs wie 'Living For Tonight', 'Flash Rockin' Man', 'London Leatherboys', 'Midnight Mover', 'Princess Of The Dawn', 'Restless And Wild', Son Of A Bitch', 'Up To The Limit', 'Losers And Winners', was schon fast die komplette Setlist darstellt. Für die Musiker ist die Vorstellung natürlich ein leichtes Spiel, denn das zahlreich versammelte Publikum geht bei jedem Song mit, die Refrains werden aus fast allen Kehlen mitgesungen und die Show mutiert zu einer einzigen Party. Albern mutet der Abgang der Band nach einer Stunde Spielzeit an, nur um ein paar Zugabe-Rufe zu erhalten und um nach ein paar Sekunden für die vermeintliche Zugabe wieder auf die Bühne zu kommen. Mit den Zugaben 'Metal Heart', 'Fast As A Shark' - ein zum Mitgrölen einladendes "Heidi heido heida" darf da natürlich nicht fehlen - und dem abschließenden 'Balls To The Wall' endet ein musikalisches Spektakel der Erinnerungen. Dies kann natürlich nur noch von den wahren ACCEPT getoppt werden, was sicherlich für 2018 schon mal eine Idee wäre, oder?

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Nach einem derart furiosen DIRKSCHNEIDER-Finale wird es an der Zeit, wieder etwas auf den Boden zurückzukommen, Ruhe einkehren zu lassen und etwas für den musikalischen Anspruch zu tun. Gemeint ist mit OPETH der Headliner des letzten Festival-Tages, der den verbliebenen Besuchern - wie erwartet leerte sich der Innenraum nach dem Auftritt von DIRKSCHNEIDER - noch mal eine ordentliche Portion Death Prog kredenzen möchte. OPETH dürften mittlerweile fast alle Festivals als Headliner bereits haben und ich bin aufgrund der Erfahrungen aus der Vergangenheit guter Hoffnung, dass die Schweden ein glückliche Hand bei der Songauswahl haben. Locker kommen die Herrschaften auf die Bühne, nehmen ihren Platz ein und eröffnen ihr Set mit 'Sorceress'. Wer Mikael Åkerfeldt kennt, der weiß, dass er mit seinen Bemerkungen die Zuschauer zu erhalten weiß. So erfahren wir im Laufe des Abends, dass er ab DEMON die Auftritte der Band mitbekommen hat, aber auch, so wie nach dem ersten Song, dass er es selbst verbockt hat, dass seine Gitarre nicht funktioniert hat. Nach einem Tausch des Arbeitsgerät klingt der weitere Verlauf von 'Ghost Of Perdition' gleich viel besser und auch der Gesang von Mikael scheint auf einmal zu funktionieren. Der weitere Verlauf ist eine Fortsetzung einer gelungenen Songauswahl, denn es geht weiter mit 'Demon Of The Fall', 'The Wilde Flowers', 'In My Time Of Need', 'Cusp Of Eternity', 'Heir Apparent', 'Era' und als Finale 'Deliverance'. Was soll man nach so einem Abschluss noch sagen? Die Veranstalter haben den Sonntag ziemlich hochkarätig besetzt und je nach musikalischer Vorliebe dürfte dem ein oder anderen Besucher vor Freude ein Ei aus der Hose gesprungen sein, also schnell mal nachzählen. Wer jetzt nicht glücklich nach Hause geht, dem kann ich leider auch nicht mehr helfen.


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Bleibt zum Schluss noch Zeit für ein kurzes Fazit. Die Organisation stimmte, kein Deut von Chaos oder Ähnlichem. Die Wege waren sauber, die Toilette hatte immer Seife und Papierhandtücher, die Essensauswahl war gut und reichlich sortiert (z. B. Pulled Pork für 6 Euro, Würstchen für 3 Euro, Reibekuchen 4 Euro, dazu noch Fisch und Falafel und und und) und die Getränke gingen auch in Ordnung. Ein Bier mit 0,4 Liter geht mit 4 Euro über den Tresen. Überteuert ist lediglich die Pizza, die mit einem Basispreis von 4 Euro für ein Stückchen Margherita anfängt, während ein Stück Salami oder Thunfisch glatte 5 Euro kosten. Für die Freunde des blauen Qualms gibt es den Pueblo-Stand, die diversen Merch-Stände und den Rock Hard-Stand nicht zu vergessen. Der Einlass war gut organisiert, die Rucksack-Kontrollen sind angesichts der aktuellen Geschehnisse akzeptiert und gehen schnell. Das Fazit fällt also rundherum positiv aus, Kleinigkeiten fallen unter die Rubrik "Jammern auf hohem Niveau". Was soll man noch sagen? Wir freuen uns auf 2018!
Billing
*** OPETH *** BEHEMOTH *** BLUES PILLS *** FATES WARNING *** D-A-D *** EXODUS *** CANDLEMASS *** ROSS THE BOSS *** ASPHYX *** THE DEAD DAISIES *** SKYCLAD *** SECRETS OF THE MOON *** MANTAR *** KETZER *** BLOOD CEREMONY *** ROBERT PEHRSSON'S HUMBUCKER *** NIGHT DEMON *** DUST BOLT ***

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