Interview mit B. von Doom von Pestlegion

Ein Interview von T.Roxx vom 28.03.2017 (23418 mal gelesen)
Das aktuelle, starke Debütalbum von PESTLEGION nahmen wir zum Anlass, mit B. von Doom über das neue Album, Black Metal im Allgemeinen und natürlich ein wenig über PESTLEGION selbst zu sprechen.

Gratulation zu eurem starken Debütalbum "Dominus Prufundum“! Wie sehr seid ihr selbst mit eurem Debüt zufrieden und wie sehen die Reaktionen der Presse und vor allem der Fans aus?

B. von Doom: Vielen Dank! Ja, wir sind in der Tat sehr zufrieden mit dem Endresultat. Toni Merkel (Mixing) und Alex Schiborr (Mastering) haben natürlich einen wesentlichen Anteil daran, dass das Album so brachial und finster klingt. Beide haben in unseren Augen einen super Job gemacht. Man ist natürlich immer gespannt wie das eigens kreierte Material ankommt. Bisher waren die Reaktionen durchweg positiv und gingen alle in etwa in die Richtung eures Reviews hier bei Bleeding4Metal. Auch die Reaktionen von den Leuten, die unser Album gekauft oder auch runtergeladen haben sind bisher positiv. Das bestätigt uns natürlich, unseren eingeschlagenen Weg konsequent weiter zu gehen.

Für die Background-Chöre habt ihr euch Unterstützung von Mike "Northwind“ Sommer (Ex-TSATTHOGGUA) geholt. Wie kam es zu der Zusammenarbeit?

B. von Doom: Wir kennen Northwind schon seit Teenager-Zeiten und waren seit jeher in Kontakt. Die TSATTHOGGUA-Alben ("Hosanna Bizarre“ & "Trans Cunt Whip“) sind für uns echte Klassiker und heute noch ein echtes Brett! Von daher war es für uns natürlich eine coole Sache, als Northwind spontan ja gesagt hat, als wir ihn gefragt haben, ob er Bock auf ein paar Backing Vocals hat. Auch hier sind wir mit dem Resultat mehr als zufrieden.

Wie sind die Songs auf „Dominus Profundum“ entstanden? Trefft ihr euch ganz klassisch im Proberaum, um zu jammen oder werden die Grundstrukturen von einem oder unterschiedlichen Mitgliedern der Band komponiert, um ihnen dann im Proberaum gemeinsam den letzten Schliff zu verpassen?

B. von Doom: Die Songs sind auf unterschiedliche Weise entstanden. Einerseits komponieren wir unsere Songs am PC und andererseits entstehen Sie beim Proben. Wir versuchen immer sicher zu stellen, dass gute Ideen nicht verloren gehen. Das ist ja zum Glück beim heutigen Stand der Technik kein Problem mehr.

Waren schon alle Songs komplett fertig, als ihr das Studio geentert habt, oder musstet ihr im Studio noch das ein oder andere Arrangement ändern?

B. von Doom: Die Songs waren alle fertig. Es ging nur noch darum, sie möglichst authentisch im Kasten zu haben. Im Übrigen haben wir das Album nicht direkt im Studio aufgenommen, sondern im Proberaum. Unser Drummer Tyyn hat sein Schlagzeug komplett mikrofoniert und mit dem übrigen vorhandenen Equipment haben auch ein ordentliches Brett bei Gitarren, Bass und den Vocals hinbekommen. Ich denke die Produktion braucht sich vor den "Großen" der Szene nicht zu verstecken. Wie gesagt: Die Möglichkeiten heute unterscheiden sich schon enorm mit denen vor 20 Jahren!

Haben die Texte eine Art „roter Faden“, oder liegt dem Album gar ein Konzept zugrunde?

B. von Doom: Bei "Dominus Profundum" handelt sich nicht um ein Konzept-Album. Die Lyrics variieren thematisch von Song zu Song. Meistens steht ein Song im Grundgerüst und aufgrund der Atmosphäre, die er vermittelt, entwerfen wir das lyrische Konzept. Unsere Themen reichen von Krieg und Misanthrophie bis hin zu nordischen Sagen und Dämonologie. Textlich wie auch musikalisch gilt unser Fokus unseren Heroen aus den Neunzigern wie zum Beispiel IMPALED NAZARENE, DARKTHRONE, MARDUK oder DARK FUNERAL - um nur einige zu nennen.

Das Album klingt wie aus einem Guss. Habt ihr alle Songs für das Album verwendet, die ihr komponiert habt, oder sind noch Songs übrig, die vielleicht später verwendet werden?

B. von Doom: Wir haben tatsächlich alle Songs auf das Album gepackt, die wir bis zum Zeitpunkt der Aufnahmen fertig hatten. Wir sind im Moment wieder in der Phase des Songwritings. Allerdings sind wir hier zugegebenermaßen nicht die Schnellsten. An Ideen mangelt es jedoch keineswegs. Auch Dank unserem neuen Gitarristen Tenebriz, der sich musikalisch zB. viel mit der Atmospheric Black Metal-Schiene beschäftigt und so neue Ideen in unseren Sound einbringt.

Ihr habt nun eine EP und gerade euer erstes Album veröffentlicht. Ist es angesichts der großen Flut an neuen Black Metal-Bands sehr schwierig, sich Gehör zu verschaffen und sich einen entsprechenden Status zu erarbeiten?

B. von Doom: Ja, es ist heute sicher nicht einfach sich Gehör zu verschaffen. Als wir uns 2012 gegründet haben mit dem Ziel den Black Metal zu kreieren, der uns am Besten gefällt sind wir eher belächelt worden da es zu dieser Zeit absolut untrendy war, die klassische Black Metal-Schiene zu fahren. Als wir unser Material dem Thorsten von Bret Hard Records vorgestellt haben, hat er jedoch unseren Enthusiasmus für die Neunziger geteilt und uns die Möglichkeit geboten unsere schwarze Kunst bei ihm zu veröffentlichen.

Habt ihr einen weltweiten Vertrieb?

B. von Doom: Einen weltweiten Vertrieb gibt es meines Wissens nach in der klassischen Form nicht. Die Distribution erfolgt durch Bret Hards Records via DA Music und Zebralution. Dann aber allerdings meist digital. Unser Album ist auf den gängigen Streaming und Download Plattformen wie Deezer, iTunes oder Amazon weltweit verfügbar. Wenn sich allerdings jemand berufen fühlt, unser Album außerhalb von Europa zu vermarkten werden wir sicherlich einen Weg finden, dies zu realisieren.

Wie steht ihr zu der momentanen Wiedergeburt der guten alten Schallplatte? Wird es euer Album auch auf Vinyl geben?

B. von Doom: Ich finde die Wiederauferstehung des Vinyls genial. Es ist schon was Besonderes, eine Platte aufzulegen, sich das Cover genau anzusehen und die Lyrics zu lesen. Allerdings ist es auch nicht ganz billig, ein Album auf Vinyl zu veröffentlichen und die Wartezeiten bei den Presswerken sind aufgrund des Booms entsprechend lang. Im Moment gibt von unserer Seite keine Pläne "Dominus Profundum" auf Vinyl zu veröffentlichen. Allerdings gilt auch hier: Was nicht ist, kann noch werden und wenn jemand Interesse hat unser Album auf Vinyl oder auch Tape (!) zu veröffentlichen: Lasst es uns wissen! Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg und unsere Kontaktdaten findet man zum Beispiel bei Facebook (https://www.facebook.com/Pestlegion).

Der Black Metal der zweiten Welle ist ja in den 90ern als eine Art unkommerzieller Gegenentwurf zu der traditionellen Metal-Szene entstanden. Heute sieht es so aus, als hätte das Musikbusiness das Black Metal-Genre einigermaßen domestiziert. Nicht nur, dass die Produktionsqualität der Alben wesentlich besser geworden ist, auch verkaufen gerade die großen Namen alles Mögliche an Merchandise, z. B. Leggins (SATYRICON) oder Socken (ABBATH), abgesehen von den sog. „Jubiläumstouren“ (SATYRICON, MAYHEM, WATAIN, etc.). Wie beurteilt ihr diese Entwicklung speziell in der Black Metal-Szene?

B. von Doom: Nun, es bleibt ja jedem selbst überlassen, ob er sich derlei Merch zulegt oder nicht. Offensichtlich gibt es ja einen Markt dafür, der bedient werden will, sonst würde es solche Produkte nicht geben. Wir machen diesen Trend jedoch nicht mit und ziehen unser Ding durch. Black Metal war und ist kontrovers und provokant. So sollte es auch bleiben.

Natürlich ist es immer ein schmaler Grad zwischen dem Wunsch, von der Musik leben zu können (was in meinen Augen vollkommen legitim ist) und der Gefahr des „Ausverkaufs“. Gibt es Dinge, die ihr für kommerziellen Erfolg nie machen würdet?

B. von Doom: Ja, natürlich gibt es die. Wir würden beispielsweise unsere musikalische Ausrichtung und unser Auftreten niemals einem kommerziellen Plan unterordnen. Von der Musik zu leben ist heutzutage sowieso sehr schwierig, wenn nicht gar unmöglich ... speziell mit einem unkommerziellen Sound, wie wir ihn zelebrieren.

Ihr seid mit PESTLEGION seit 2012 aktiv. Spielen einige eurer Bandmitglieder auch in anderen Bands, oder ist PESTLEGION euer einziges Projekt?

B. von Doom: Ja, Tyyn (Drums) und Caladrius (Gitarre) sind beide primär bei der Death Metal Band SABIENDAS aktiv und unser zweiter Gitarrist Tenebriz spielt noch in der Pagan/Folk Metal Band TIWAZ BOREALIS.

Apropos PESTLEGION: Hat der Name eine spezielle (historische) Bedeutung?

B. von Doom: Eine historische Bedeutung hat der Name nicht. Wir haben ihn gewählt, um eine Brücke zu unserer lyrischen Thematik zu schlagen. Krankheiten & Krieg sind zwar nicht neu, dennoch bestimmen sie nach wie vor Tag für Tag unser Weltbild.

2015 habe ich euch das erste Mal (und ich glaube, das bisher einzige Mal) live (beim Rhein in Blood in Köln) gesehen. Spielt ihr viele Auftritte? Wie wichtig sind für euch Live-Shows und wie schwer ist es heutzutage, an vernünftige Live-Gigs zu kommen (also Gigs, bei denen man als Band nicht selbst noch draufzahlt)?

B. von Doom: Wirklich viele Auftritte spielen wir nicht. Es sind meistens so zwischen vier bis sechs Gigs pro Jahr. Das ist auch nicht weiter tragisch, da so jeder einzelne Gig etwas Besonderes für PESTLEGION ist und somit auch für das Publikum vor dem wir auftreten. Generell ist es heute schon sehr schwierig an Gigs zu kommen, wenn man beispielsweise keinen Booker hat, der das Heft in die Hand nimmt und viele Kontakte hat, da die Metal-Szene schon wirklich stark gesättigt ist. Wenn Interesse an einer PESTLEGION-Show besteht, kann man jederzeit mit uns in Kontakt treten (Facebook Kontaktdaten siehe oben). b4m-frage]Sind noch Touraktivitäten oder Festival-Shows geplant, um euer Album zu promoten?

B. von Doom: Im Moment haben wir nicht viel geplant, da es etwas an Zeit mangelt. Im Mai sind wir in Dänemark auf dem Heavy Agger-Festival, zusammen unter anderem mit SOULBURN und den BÖMBERS. Auch dieser Gig wird für uns wieder etwas ganz Besonderes und wir können gar nicht warten, dort die Bühne in Schutt und Asche zu legen.

Letzte Worte, die Du gern an unsere Leser richten möchtest:

B. von Doom: Support the underground! Besucht die Gigs in eurer Nähe und wenn Euch gefällt, was ihr seht und hört, dann unterstützt die Bands und kauft CDs und Shirts! Keep the flame burning!

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