Livebericht Bloodhound Gang (mit Rock Hard Power Spray und Montreal) |
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Ein Livebericht von Odin aus Hannover (AWD Hall) - 01.03.2006 (11975 mal gelesen) |
Diese Anfrage kam mal wirklich kurzfristig. Kurz nach 16 Uhr trudelt eine Mail ein, die für den Abend des selben Tages zu Interviews mit MONTREAL einläd. Das Hamburger Trio wurde von der BLOODHOUND GANG als Opener für die aktuelle Tour eingeladen, nachdem man in der Berliner Columbiahalle einen ersten gemeinsamen Gig gespielt hatte. Für ein Interview, war das *etwas* kurzfristig, aber ein Bericht sollte wohl drin sein, mit Photos natürlich. Dummerweise lag dann kein Photopass für mich bereit, aber ich kam dennoch ungeschoren mit dem Photokoffer in den Innenraum. Dort allerdings wurde ich von der Security dann abgewürgt, Koffer einbehalten und ich durfte locker eine Viertelstunde rumrennen auf der Suche nach dem Tourmanager - den ich nicht fand, aber eine nette Dame (Head of Promotion von ich weiß nicht wem) sorgte schließlich dafür, dass ich doch noch einen Photopass bekam und während MONTREAL bereits die ersten Akkorde zockten endlich in den Graben konnte. Aber nochmal zum Anfang. Wer sind diese Hamburger Kanadier eigentlich? Weder ihr Name noch der der zweiten Band des Abends war mit vorher untergekommen. Die BLOODHOUND GANG gehört auch nicht gerade zu meinen üblichen Verdächtigen, will meinen es macht Spaß, mal zu 'Along Comes Mary' u.ä. zu feiern, aber sonst höre ich nichts von den Jungs. Doch einem geschenkten Gaul und so, ne? Ergo noch schnell vorbereitet, bei MONTREAL mal in einen Song auf der Website reingehört. 'Solange die Fahne weht' klingt irgendwie vertraut - deutscher Punkrock der gefälligen Art, hey, die ÄRZTE lassen grüßen! Ansonsten war das Trio auch schon mit den Kollegen und Lokalmatadoren von 4LYN auf Tour, also nicht ganz unbeleckt. So machte der leider recht kurze Auftritt in der AWD Hall denn auch durchaus Laune. Unverkrampft und spielfreudig zockten die Jungs um Sympathiträger und Ikone Max Power (Drums) ihre Songs aber nicht nur stumpf runter, sondern zeigten auch viel Interaktion mit dem Publikum, lockere Ansagen und Sprüche und einen leider wenig erfolgreichen Versuch, eine Wall of Death zu initiieren. Wie später auch die BLOODHOUND GANG bewiesen MONTREAL, dass sie sich mit Hannover als Austragungsort beschäftigt hatten, indem sie auf den SCORPIONS rumhackten und dann doch lieber einen schnellen, harten Hardcore-Track abzufeuern (zur WoD, die aber genauso schmal wie der Song kurz und ironisch war). Songs wie 'Walkman Revolution' und 'Duo mit 2 Fäusten' (über Siamesische Zwillinge) brachten nicht nur Beine und Arme, sondern auch das Zwerchfell in Bewegung. Auch wenn bei dem einen oder anderen mehrstimmigen Chorus einiges an Echo und Leveler zum Einsatz kam. Publikumsnah zeigten sich die drei Jungs dann auch im Anschluss während der Umbaupause, indem sie vom Photograben aus Autogramme gaben. Alles in allem eine positive Neuentdeckung für mich. Leider, leider ging es nicht so weiter. Die Dänen von ROCK HARD POWER SPRAY (toktoktok...) wurden zuerst von Evil Jared angekündigt. Er wollte etwas Stimmung in die Meute vor der Bühne bringen und drohte, andernfalls TOKIO HOTEL auf die Bretter zu holen. Trotz allem stürmten dann ein paar Jungs auf die Bühne, die man in der Pause noch fälschlicherweise für die Kiddie-Crew halten konnte. Der Sänger war nur etwas länger als die Figur von TOKIO HOTEL und sah mehr nach Daniel Kübelböck aus. Zu unserem fortgesetzten Entsetzen kreischte er auch so rum! Zu wenig Engagement kann man den Dänen wohl nicht vorwerfen, aber sie konnten keinen Funken ins Publikum übertragen. Vermutlich wünschten sich die meisten ebenso wie ich ein baldiges Ende dieser Show herbei. Musikalisch gab es irgendwas zwischen Punk und Hardcore mit lyrischen Themen wie 'Gratis Ficken' und 'Frühstück', die nichtmal für Mitsingaktionen taugten. Dann kam die BLOODHOUND GANG, und ich erinnerte mich bald wieder vage an den Ruf, den die Jungs schon vor vielen Jahren für ihre Live-Shows hatten. Auf die Idee allerdings, dass man damit provozieren wollte, kam ich erst durch den Bericht in der HAZ zwei Tage später, denn Trichtersaufen mit Jägermeister und andere alberne Aktionen sind bestenfalls für ein Schmunzeln gut, während sich gegenseitig in den Mund spucken sowie seinen Sänger ausgiebig anpinkeln grade noch als armselig pubertär durchgeht. Ja, das ist wirklich passiert. Zum Glück war ich zu dem Zeitpunkt längst nicht mehr im Photograben, denn nachdem Evil Jared dann noch Jimmy Pops Mütze vollgestrullt und dieser sie sich erstmal wieder aufgesetzt hatte, flog sie dann ihren feuchten Inhalt kreisförmig verteilend ins recht schwach motivierte Publikum. Man kann der BLOODHOUND GANG allerdings nicht vorwerfen, sie würden sich nicht mit ihrem Auftrittsort auseinandersetzen. Die auf die Rückseite der Bühne projezierten Sprüche sowie Ansagen wie "Danke an Hannover für Gerhard Schröder - er ist besser als Bush!" waren durchaus lokal passend. Weitere Highlights dieses Nebenkriegsschauplatzes waren: "Das Ticket für diese Show ist eine größere Geldverschwendung als Expo 2000", "You look better than Leipzig" und gleich zu Beginn "Danke, dass ihr die häßlichsten Leute in die erste Reihe gelassen habt!" Endlich war der Sound aber sauber und differenziert, wo bei den vorangegangenen Dänen nur mehr Lärm zu vernehmen gewesen war. Dennoch kamen weder Band noch Publikum so richtig in Feierlaune, selbst Hits wie 'The Roof Is On Fire' hielten nicht lange vor. Die Musik schien bei all der Show ohnehin eher zweitranging, und dadurch fühlte ich mich erschreckend an MANOWAR auf dem letztjährigen Earthshaker Festival erinnert... So war denn auch zwanzig Minuten vor Ende der geplanten Spielzeit Schluss. Abrupt und ohne Chance für Zugabe-Rufe war die Band weg und das Licht ging an. Kein Glanzstück. So kann/muss ich nun aber sagen, dass ich auf meinem ersten Konzert mit kreischenden Teenies war... |
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