Wacken Open Air 2010

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Take off: 05.07.2010 - Review (17556 mal gelesen)

Wacken 2010 Review

Ohne großes Buhei vorher legen wir mit dem Bericht zum Wacken 2010 auch gleich los. Eines hätte ich aber noch vorab, und zwar ein fettes Lob an meine Kollegen Lestat, Wulfgar und Simon, die mich hier kaum zu Wort kommen lassen. Let's rock, dudes & skàl...

Metal Battle

(Lestat) Mittwoch und große Teile des Donnerstags fanden auf der Wetstage im Headbangers Ballroom die Auftritte der Sieger der Landesentscheide des Metal Battle statt. Die Masse an Besuchern zogen diese Nachwuchskünstler nicht an (das Zelt war meist maximal halbvoll), eine nette Unterhaltung für den an Unterhaltung armen Mittwoch war es jedoch allemal. Es wurde jedenfalls deutlich, dass der Underground mehr denn je lebt. Exemplarisch seien hier THE SIXPOUNDER aus Polen und FOREVER FIRE aus Ex-Jugoslavien genannt. Erstere sind irgendwo zwischen Metal- und Hardcore anzusiedeln, zweitere sind eindeutig im Melodic Power-Metal-Bereich verankert. In beiden Fällen standen Bands auf der Bühne, die ihr Material zu 100% beherrschten und es fehlerfrei runterzockten, und in beiden Fällen war innerhalb kurzer Zeit eine gute Stimmung im Zelt.

Headbanger's Ballroom

(Lestat) Im Headbanger's Ballroom fanden in erster Linie Dinge wie der Wet-T-Sirt-Contest, Wrestling, Oil-Catching-Girls oder Wackentube (in Anspielung auf YouTube) statt. Was das nun mit einem Metalfestival zu tun hat, ist die Frage. Zumal das Wrestling eine eher ärmliche Veranstaltung war. Allgemein ist das Angebot abseits der Bühnen inzwischen sehr zahlreich, weswegen man allmählich die Frage stellen könnte, ob nun die Musik oder das Drumherum im Zentrum von Wacken stehen.

Donnerstag

18:00-19:30 ALICE COOPER True Stage

(Lestat) Zum ersten Mal macht der Urvater des Shock-Rock in Wacken halt - seltsam eigentlich. Und anders als es die meisten wahrscheinlich wahrnehmen, war er nie wirklich weg, die längste Periode ohne Album war zwischen 1994 und 2000, ansonsten ist er konstant am Touren und Veröffentlichen. Und das ohne zurückzustecken. Nun gab er sich jedenfalls auf dem W:O:A die Ehre. Und mit ihm eine schon sehr ansehnliche Anzahl von Leuten, die sich alle nicht die Gelegenheit entgehen lassen wollten. Die wurden dann Zeuge, dass Alice sich nach wie vor auf der Bühne enthaupten, mit Gift vollpumpen, in den Rollstuhl setzen, hängen oder in die Zwangsjacke zwängen lässt, um nur eine Auswahl zu geben. Die Songs gehen dabei mehr oder weniger durch die gesamte Schaffensperiode, Klassiker wie 'School's out', 'Feed My Frankenstein' oder 'Poisen' fehlen natürlich nicht. Von dieser Bühnenperformance kann so manche junge Band lernen, und der Altmeister zeigt, dass er auch betagt noch alle Kraft hat. Wer ALICE COOPER nicht gesehen hat, hat was verpasst. Und wer ihn noch nie gesehen hat, der sollte ihn mal anschauen. Es nicht getan zu haben ist einfach so etwas wie eine kleine Kulturlücke.

01. School's Out (teilweise)
02. No More Mr. Nice Guy 
03. I'm Eighteen 
04. Wicked Young Man 
05. Ballad Of Dwight Fry 
06. Go To Hell 
07. Guilty 
08. Cold Ethyl 
09. Poison 
10. From The Inside 
11. Nurse Rozetta 
12. Be My Lover 
13. Only Women Bleed 
14. I Never Cry 
15. Black Widow Jam 
16. Vengeance Is Mine 
17. Dirty Diamonds 
18. Billion Dollar Babies 
19. Killer 
20. I Love The Dead 
21. Feed My Frankenstein 
22. Under My Wheels 
Zugabe:
23. Elected
24. School's Out
21:30-23:30 IRON MAIDEN True Stage

(Wulfgar) Anfahrtsstress, Zeltaufbau und die ersten paar Hopfenkaltschalen waren kaum verdaut, da hieß es schon sich zu einem der Höhepunkte des Festivals zu begeben. Die, inzwischen ja doch, ein wenig in die Jahre gekommenen Jungfrauen headlineten den offiziellen W:O:A Auftakttag. Dank der Menschenmassen war an ein wirkliches Nahe-dran-sein nicht zu denken. Egal, wofür gibt es Leinwände! Spätestens als IRON MAIDEN mit 'Wicker Man', einen persönlichen Favorit, als Opener rausgehauen haben waren sämtliche negativen Wellen wie weggefönt. Auch den älteren Herren auf der Bühne konnte man anmerken, dass der Abend gut werden würde. Nach einigem (einschlägig bekanntem) Metalmaterial wurde dann aber auch Liedgut vom neuen Album "The Final Frontier" zelebriert. Das war allerdings auch zu erwarten, weil Herr Dickinson in zahlreichen Ansagen die Werbetrommel kräftig rotieren ließ. Ob eine Band wie IRON MAIDEN so was noch nötig hat sei mal so dahin gestellt. Dennoch boten die Jungfrauen 2 Stunden Bühnenzauber in gewohnt guter Qualität. Bruce fegte in leicht hyperaktiver Manier überall auf der Bühne herum, die 3 Klampfen können das Posen auch nach diversen Jahrzehnten Bandgeschichte nicht sein lassen und Steve Harris treibt sämtlichen Bassisten im Publikum die Tränen in die Glotzkiepen. Alles in allem eine richtig geiler Maiden-Gig. Allerdings kann ich mir die Anmerkung nicht verkneifen, dass der Mann am Mischpult seine liebe Mühe hatte den Sound aufrecht zu erhalten. SO viele Aussetzer im Sound gab es nachfolgend bei keiner anderen Band auf dem gesamten W:O:A. Naja allerdings ist ja auch keine andere Band wie IRON MAIDEN...


(wegen der Soundprobleme 8 von 10)

(Simon) Muss man diese Band noch großartig ankündigen? Ich denke nicht! Nachdem sich IRON MAIDEN schon 2008 die Ehre gegeben haben, auf der "Somewhere Back In Time"-Tour Halt in Wacken zu machen, kam nun zwei Jahre später genau die gleiche Euphorie zum Ausdruck wie zuvor! Bei dem traditionellen Anfang mit 'Doctor Doctor' war schon die Stimmung vor dem Konzert so kochend, dass es eigentlich keine Steigerung mehr geben könnte. Dachte ich. Als Maiden dann mit 'The Wickerman' los legten, ging es völlig ab. Ein Crowd Surfer nach dem anderen rauschte über mich drüber. Interessant das direkt im Anschluss mit 'Wrathchild', einem alten Song, nachgelegt wurde. Dabei sollte es auch bis zum Ende des Sets bleiben. Generell hielt Maiden sich an die letzten drei veröffentlichen Studio Alben. Mein Highlight lag bei 'No More Lies', 'Brave New World' und 'Blood Brothers'. Bei letzterem ergab sich eine Gänsehaut als meine zwei besten Kumpels und ich lautstark den Chorus "We're Blood Brothers" mit ca 75.000 Metalheads mitsangen. Auch ein ganz neuer Song wurde zum Besten gegeben: Mit 'El Dorado' hatte man einen erstaunlich livetauglichen Song ausgewählt. Man darf auf das neue MAIDEN Album gespannt sein! Bruce Dickinson begeisterte auf jeden Fall schon jetzt mit seinen lockeren Ansagen, die auch teilweise auf Deutsch gehalten wurden. Am Ende des Sets wurden dann doch noch vermehrt alte Gassenhauer gespielt. Der Song 'Iron Maiden', als Zugaben 'The Number Of The Beast', 'Hallowed Be Thy Name' und als letzter Song 'Running Free'. Manche Stimmen meinten, dass Maiden zuviel neue Songs gespielt haben. Ehrlich gesagt bin ich froh das "neue Zeug" mal live zu hören. Für die alten Kamellen hatten Maiden schon in den 80ern und auf der "Somewhere Back In Time"-Tour genügend Zeit. Auffallend ist zudem, dass IRON MAIDEN an diesem Abend auf jegliche Pyroeffekte verzichtet haben! Das gibt es selten bei einem Maiden-Konzert. Dennoch war die Lichtshow dermaßen bombastisch, dass es im ersten Moment kaum auffiel. Die wechselnden Backdrops, bei fast jedem Song, taten ihr übriges.

Fazit: Iron Maiden bleiben Iron Maiden und sind einfach die Helden des Heavy Metals!

Weitere Songs der Setlist:

'Ghost Of The Navigator'
'Fear Of The Dark'
'Dance Of Death'
'The Reincarnation Of Benjamin Breeg' 

Freitag

11:45-12:45 AMORPHIS True Stage

(Vik) Einer der besten AMORPHIS-Gigs die ich je gesehen habe! Vielleicht lag das ja an der speziellen Wacken-Aura oder an der sehr guten Song-Auswahl, wer weiß. Jedenfalls rockten sich die Finnen dermaßen den Arsch ab, dass ich die mir gut und gerne noch eine weitere Stunde hätte anschauen können. Erstaunlich war insbesondere die Leistung von Sänger Tomi, der in reinster Perfektion agierte und sich absolut keine Blöße gab, weder bei den Growls noch beim cleanen Gesang. Eine schicke Gänsehaut hatte ich beim letzten Song 'Black Winter Day', und das im August um 12:39 Uhr Mittags.

13:00-14:00 ORPHANED LAND Black Stage

(Lestat) Ein Jammer, dass diese Band in unseren Breiten nach wie vor recht unbekannt ist. Aber dennoch fanden sich zahlreiche Fans zu nachtschlafener Zeit um 13 Uhr vor der Bühne ein um die Israelis zu feiern. Sänger Kobi Farhi zeigte sich bester Laune und machte auch den einen oder anderen Witz. Beispielsweise sagte er, in Anspielung an sein weißes Gewand: "Nein, ich bin nicht Jesus. Nur für den Fall, dass das jemand gedacht haben sollte". Zu hören gab es Lieder der beiden letzten Werke "Mabool" und "The Never Ending Story Of ORwarriOR". Schmankerl der Show war eine Bauchtänzerin, die bei ein paar Liedern auftrat. Als Abschluss wurde natürlich 'Norra El Norra', inklusive der Aufforderung, zur Musik zu hüpfen, dargeboten.

(Vik) Hmm, also ich fand die nicht annähernd so sehens- und hörenswert, wie in der massiven Promotion angekündigt, ehrlich gesagt. Mir war das zu schräg und zu schrill, das Ganze. Aber naja, ich bin eben schon alt...

14:15-15:15 ILL NINO True Stage

(Lestat) Bevor ILL NINO mit fünf bis zehn Minuten Verspätung die Bühne enterten, gab es eine Aufforderung durch die Organisation des Festivals: Da es in der Vergangenheit zu Zwischenfällen gekommen war, sollten Wall Of Deaths und Circle-Pits unterbleiben. Angeblich war das mit Einverständnis der Künstler vereinbart worden. Mir persönlich sagt das zu, es gab aber auch kritische Stimmen dazu zu hören. Deutlich zu hören an den Buh-Rufen nach der Ansage. Als ILL NINO schließlich die Bühne betraten, hatten sie das inzwischen doch ziemlich zahlreiche Publikum sofort auf ihrer Seite. Wie man es von ihnen gewohnt ist wurde gegroovt ohne Ende und die Stimmung zum Kochen gebracht. Die Zahl der Crowdsurfer nahm anstrengende Ausmaße an und wäre das Verbot nicht gewesen - es hätte sicher eine Menge wahnsinniger Pits gegeben. Als Ersatz wurde das Publikum durch Sänger Cristian Machado zum Hüpfen aufgefordert - natürlich ganz ohne Ironie...

15:30-16:30 DIE APOKALYPTISCHEN REITER Black Stage

(Wulfgar) Freitag, Nachmittag, Bullenhitze, Staub en Masse und der noch zu verdauende Alkohol vom Vortag. Das alles, auch in Kombination, ist natürlich gar kein Grund sich die Reitermania entgehen zu lassen. Die Apos galoppierten gut gelaunt auf die Bühne und rotzten mit 'Revolution' gleich den ersten Hit in die Menge (eigentlich eher Massen) vor der Bühne. Die Mannen um Sänger Fuchs zockten sich durch neuere und auch richtig olle Kamellen ('Unter der Asche') bis zu einem ganz neuen Stück namens 'Boten einer neuen Zeit'. Die Fans im Dreck vor der Bühne quittierten die gewohnt gute Qualität der Show durch kontrolliertes Ausrasten und Crowdsurfen im Sekundentakt. Abgeschlossen wurde das Set eigentlich durch 'We will never die', allerdings waren die Zurufe danach immer noch so ausufernd, dass Fuchs sich kurzer Hand den Stagemanager schnappte und auf die Bühne holte. Daraufhin konnte noch der Publikumsliebling 'Seemann' gezockt werden, während besagter Stagemanager Fuchs noch ein wenig im Walzertakt über die Bühne trug. Wie nett.
(Geiler Gig, super Stimmung, keine Fehler, 10 von 10)

16:45-17:45 THE BOSS HOSS True Stage

(Wulfgar) Die Hitze des Tages erreichte langsam aber sicher ihren Höhepunkt und die Staubentwicklung verschlimmerte sich noch. Aber es gibt wohl keine andere Band hier die zu den Umständen besser gepasst hätte als THE BOSS HOSS (gefehlt hat eigentlich nur ein im Wind vorbeirollender Busch). Allerdings wirkte es schon etwas befremdlich, dass vorher tatsächlich ein netter Herr mit Schnurrbart auf die Bühne ging und die, im Vergleich gesehen, eher wenigen Zuschauer dazu aufforderte doch bitte keine "Wall of Death" zu machen und fragte die Anwesenden danach noch lautstark "Are you ready for Heavy Metal?" Naja, typischer Fall von misslungener Message. Davon unbeeindruckt enterten die 7 Berlin-Cowboys in Feinripp und Stetsons die Bühne und boten Kontrastprogramm zum allgegenwärtigen Metal in Wacken. Wahrscheinlich war es auch das erste Mal das ein Song von US-Rapper Nelly auf Wacken gespielt wurde. 'Hot in here' wurde trotzdem gut aufgenommen. Genauso wie die anderen Hits der Bosse, die neben diversen Country-Coverversionen auch eigene Songs auf der Tasche hatten.
(mal was anderes, 7 von 10)

(Lestat) Sind The BOSSHOSS Metal? Nein, eigentlich nicht. Aber irgendwie dann doch. Sie passten jedenfalls bestens auf das Festival und hatten eine entsprechend große Meute vor die Bühne bekommen. Erstaunlich ist nach wie vor, wie konsequent die Berliner Kombo ihr Texas-Image pflegt und im Texas-Light Dialekt nur englische Ansagen macht. Dazu kommen die genialen Cover und Eigenkompositionen, so dass man sich bei Sonnenschein in den Wilden Westen versetzt fühlen konnte.

19:15-20:15 KAMELOT True Stage

(Lestat) Mit den Amis standen alte Wackenbekannte auf der Bühne, um einen "erfreulichen Arbeitstag" zu erleben, wie es Sänger Roy Khan formulierte. Das er damit nicht alleine lag, zeigte die große Menge Leute, die KAMELOT mobilisieren konnte. Er besserte seine Ansage vom Anfang auch brav später aus, und betonte, dass es immer etwas besonderes sei, auf dem W:O:A zu spielen und eines der Highlights im Bandalltag darstellt. Mit im Gepäck gab es älteres Material wie 'Karma' oder 'Forever', viel von der "Ghost Opera"-Scheibe, 'The Great Pandemonium' von der bald erscheinenden "Poetry For The Poisoned" und als Abschluss, wie üblich, als Zugabe, 'March Of Mephisto'. Das Publikum dankte es, sang eifrig mit und feierte ihre Helden. In der Tat war es ein sehr gelungener Auftritt und machte sowohl Lust auf das erscheinende Album, welches wohl wieder eine Nummer härter werden wird, als auch auf die darauf folgende Tour.

01. Ghost Opera 
02. The Great Pandemonium
03. Karma
04. The Human Stain
05. Center of the Universe
06. Rule the World
07. The Haunting (Somewhere in Time)
08. When The Lights Are Down
09. Forever
Zugabe:
10. March of Mephisto
20:30-21:30 TARJA TURUNEN Party Stage

(Lestat) Eigentlich erstaunlich - nachdem Tarja zu NIGHTWISH-Zeiten eher als diejenige in der Band galt, die mit Metal eigentlich gar nicht so viel anfangen kann, tritt sie nun auf dem Wacken auf und hat ihr zweites metallisches Solowerk draußen. Als Besucher mehrerer NIGHTWISH-Konzerte wusste ich noch allzugut um Tarjas Liveansagen und ihre Art Kontakt zum Fan aufzubauen - gar nicht. Nun hat sich einiges geändert - sie machte fleißig Ansagen und tanzte zur Musik. An beidem sollte sie aber noch ein wenig feilen: erstere waren noch sehr hölzern (ungefähr so wie die Ansprachen bei irgendwelchen Preisverleihungen), und zweiteres lässt sich mit dem Kommentar von meinem Kollegen WULFGAR beschreiben: "Sie singt zwar gut, tanzt aber schlechter als Joe Cocker auf der Bühne". Aber immerhin, der Anfang ist gemacht. Sie bewegte sich aber nicht nur zu eigenem Material: Von NIGHTWISH gab sie 'Over The Hills And Far Away' (zumindest deren Version davon), 'Sleeping Sun' und 'Wishmaster' und von WHITE SNAKE 'Steel Of The Night' zum besten.

20:30-21:30 ARCH ENEMY Black Stage

(Simon) Freitag um 20.30 Uhr war es dann soweit. Angela Gossow und ihre Bandkollegen von ARCH ENEMY gaben einen feurigen Anfang auf der Black Stage. Eine von sehr wenigen Bands auf dem Wacken die überhaupt eine Feuershow aufbieten konnten, somit war vom Anfang bis hin zum Ende eine Wahnsinnsstimmung. Über den Aufruf von "Angie", dass alle Metaller ihre Hände gen Himmel strecken sollten, war sie sichtlich ergriffen, als dies von der ersten Reihe bis hin zur Letzten am Ausgang ausnahmslos geschah. Songs wie 'My Apocalypse' oder 'Dead eyes see no future' taten ihr übriges. Neben den englischen Ansagen von Frau Gossow hätte ich gerne mal eine deutsche Ansage gehört. Aber dies schmälert durchaus nicht die Perfektion des Gitarrenspiels der Gebrüder Amott oder die überragende Leistung des Drummers Erlandsson. ARCH ENEMY sind eine der am besten eingespielten Livebands die ich kenne. Dies spiegelt sich auch im Livesound wieder. Aber wie so oft: guten Sound sind wir auf dem Wacken "Odin sei Dank" gewöhnt. Das Ende markierte der Song 'We will rise'. By the way: hier kam mir zu Ohren, dass trotz diesjährigem Verbot ein "Circel Pit" und eine "Wall Of Death" zu stande kamen. Wie dem auch sei. Den finalen Zugabenschlusspunkt setzte man mit 'Nemesis'. ARCH ENEMY sind eine Band mit großen Potenzial. Bringen sie weiterhin so eine solide Performance, könnte ich mir in den nächsten Jahren gut vorstellen, dass sie dieses Festival einmal Headlinern werden!

Weitere Songs der Setlist:
'I will live again'
'Ravenous' 
'Taking back my soul'
'Dead bury their dead'

(Vik) Es hat sehr lange gedauert, muss ich zugeben, bis ich diese Band tatsächlich für voll genommen habe. Mittlerweile schaue ich sie mir aber sehr gerne an, was nicht nur an Angela Gossow liegt, sondern auch an der astreinen Performance dieser durchweg sehr begabten schwedischen Herrschaften, auch wenn diese manchmal über die Stränge schlagen, nicht wahr, Herr Erlandsson! Einen weiteren kleinen Insider verrate ich an dieser Stelle auch mal, denn ihre ganze grandiose Light-Show verdanken ARCH ENEMY einem schmächtigen jungen Mann aus der Schweiz, der auf den Künstlernamen Masmiseim hört. Kommt euch bekannt vor? Kann durchaus sein, denn der Gute ist hauptberuflich Basser bei SAMAEL.

M: Hey Mann, du hier? Wie geht's?
  Vik: Och, mein Bier ist alle, willste auch eins?
M: Ich trinke kein Bier, weißte doch!!
  Vik: Ach ja, Bull-Vodka, ja?
M: Nee, also ja, hab aber noch und muss auch gleich weiter. Kommste zur Tour?
  Vik: ARCH ENEMY!?
M: Nein, SAMAEL! Im November mit FINNTROLL...
  Vik: Jaaa... *hinterherbrüll*
21:45-23:00 GRAVE DIGGER True Stage

(Wulfgar) Eigentlich mehr aus Zufall landete GRAVE DIGGER auf der Liste meines Interesses. Kein Fehler, wie sich herausstellen sollte. Zu Beginn des Gigs kamen nicht Chris Boltendahl und die anderen Totengräber auf die Bühne, sondern ein paar Leute mit Dudelsäcken, die 'Scotland the Brave' anstimmten. Diesen paar Gestalten folgte ein komplettes Drum and Pipes Corps auf dem Fuß. Spätestens da war den zahlreichen Zuschauern klar, das etwas Besonderes anlag. Tatsächlich, GRAVE DIGGER spielen, zur Feier ihrer 3 Jahrzehnte Musik-Karriere, das komplette "Tunes of War" Album. Damit noch nicht genug! Der Chor im Hintergrund ist niemand anderes als die kürzlich selbst zu einiger Bekanntheit gekommenen VAN CANTO. Routiniert aber nicht ohne Begeisterung wurden die Songs abgebacken. Bei der Albumballade 'Ballad of Mary (Queen of Scots)' holte sich Herr Boltendahl erstmals tat- und stimmkräftige Unterstützung in Form von DORO auf die Bühne. Nach einigem Warten bei Live eher inkompatiblen Stücken wie 'The Bruce' kam der Album Höhepunkt 'Rebellion (The Clans are marching)', bei dem kein Geringerer als Hansi Kürsch Schützenhilfe leistete. Nach absolvierter Albumsetlist gab es auch noch das, quasi unvermeidliche, 'Heavy Metal Breakdown'. Ein beeindruckender Jubiläums Gig der mir und vielen Anderen lange in Erinnerung bleiben wird.


(keine Frage, 10 von 10)

23:55-00:40 IHSAN W.E.T. Stage

(Lestat) In Hessen hat ein Radiosender einen Werbeslogan: "Konzentrier dich auf die Musik". Das genau könnte auch die Überschrift zu IHSAN sein. Nachdem die anfänglichen Soundprobleme behoben waren, bot sich einem Black Metal mit leicht progressiven bis hin zu fast jazzigen Einflüssen, mit sich auflösenden Dissonanzen und komplexem Songwriting. Und das wurde nicht etwa von einer Horde Pandas gezeigt, sondern von einer Gruppe seriös wirkender Norweger, deren Kopf (also IHSAN selber) gleich so seriös auftrat, dass es sich genauso gut um einen Versicherungsvertreter handeln könnte. Konzentrier dich eben auf die Musik. Das ganze Corpse Paint, die Nieten, also das drumherum, ist schließlich eigentlich unnötig. Stattdessen konnte man in der Musik, in den Arrangements versinken und genießen. Wenn da nicht immer wieder die Frage von anderen Zuschauern gekommen wäre: "Do you know which band this is?"

2:00-3:00 CORVUS CORAX / Cantus Buranus Black Stage

(Lestat) Auf der Running Order standen sie schon gar nicht mehr als CORVUS CORAX, sondern als CANTUS BURANUS, ihr Projekt, mit dem sie Texte aus der Camina Burana, einer mittelalterlichen Schriftensammlung, vertonen. Metal ist das sicher nicht, schließlich fehlen Doublebass und E-Gitarre. Ein Schauspiel und eine großartige Darbietung ist es allemal. Schließlich stehen da auf der Bühne ein Chor, ein kleines Orchester, die Band und je nach Lied diverse Schausteller und -Kämpfer. Alles war perfekt einstudiert, die Show wurde von Stichflammen untermalt und das anwesende Publikum zu dieser späten Stunde war auch sehr für den Auftritt zu begeistern, was angesichts der Uhrzeit eigentlich wenig erstaunlich ist - alle die, die es nicht interessierte waren sicher schon einen Schritt weiter, nämlich beim Saufen. Ihren selbsterteilten Titel "Die Könige der Spielleute" haben sie mit disem Projekt felsenfest untermauert.

2:00-3:00 ATROCITY Party Stage

(Vik) Es gibt eine grundlegende Sache, weswegen ich ATROCITY und auch HOLY MOSES so schätze: diese beiden Bands waren mit die ersten Metal-Bands, die kurz nach dem Mauerfall live im sächsischen Osten präsent waren. Ich sage nur: Tanz-Treff Aue. Den gibt es leider nicht mehr, die schwäbischen ATROCITY dafür wohl, und das nun auch schon 20 Jahre. Das sollte hier auch mit einer Mega-Show gebührend gefeiert werden, ging aber bissl in die Buxe, würde ich sagen. Mir wäre es lieber gewesen, Alex Krull und Co. hätten die komplette "Hallucinations" gezockt, als dass wieder die tschechischen Go-Go Girls und Ehefrau Liv-Kristin zu diesem "Werk 80"-Kram bemüht werden. Mensch Alex, ihr habt so viele coole eigene Songs die locker die Stunde hätten füllen können, aber nöö...

Samstag 16:35-17:20 DIE KASSIERER W.E.T. Stage

(Wulfgar) Wann hat schon mal ein Bühnentechniker splitternackt eine Band angekündigt? Wann spielt mal ein Kanzlerkandidat auf Wacken? Ganz einfach! Das kommt alles zusammen wenn DIE KASSIERER unterwegs sind. So eine Show zieht natürlich Leute, und zwar so viele, dass die im großzügigen Partyzelt keinen Platz finden. Im Gegenteil, bis weit nach draußen stehen die Menschen nur um einen dicken Menschen nackt zu sehen (Sänger Wölfi, nicht den Ansager). Trotz der Hitze dudeln sich die Assis auf der Bühne durch unvergessliche Evergreens wie 'Blumenkohl am Pillemann' und 'Ich töte meinen Nachbarn und verprügel seine Leiche' freilich etwas rocklastiger als auf Platte. Tja was soll man dazu noch sagen. Ein bisschen Niveauverlust muss einfach mal sein, auch auf Wacken.
(ohne Wertung, da nicht ernst zu nehmen)

17:45-18:15 METSATÖLL W.E.T. Stage

(Lestat) Leider fingen die Esten mit einer kleinen Verspätung an, da der Soundcheck offensichtlich länger gebraucht hatte, als angenommen. Noch bedauerlicher war, dass die Folkinstrumente in der Folge leider dennoch oft gar nicht oder nur schlecht zu hören waren. Interessant war aber das Bühnensetup: Alle Verstärker waren von der Bühne verbannt, allein das Schlagzeug und die Band waren zu sehen. Ansonsten war es ein toller Gig und METSATÖLL waren ganz offensichtlich überrascht, wie gut sie vom Publikum aufgenommen wurden. Das Zelt war anfangs nur mäßig voll, füllte sich aber rasch und die Stimmung war bestens, die Menge tanzte und bangte und genoss die Musik. Ein Jammer das der Auftritt schon nach einer halben Stunde zu Ende war.

18:15-19:15 W.A.S.P. True Stage

(Wulfgar) Blackie Lawless und seine Truppe bekommt man hierzulande ja nicht übermäßig häufig zu Gesicht. Umso schöner, dass sie auf'm Acker vorbeischauten um eine Stunde richtig guten alten Metal zu zelebrieren. Ein Set voll mit Klassikern wie 'Chainsaw Charlie' und 'I wanna be somebody' im Gepäck zockten sich die 4 alten Eisen bei bester Witterung durch ihr Programm. Leider macht sich das Alter doch langsam bemerkbar und die Lawless'sche Stimme ließ gegen Ende des Auftritts einiges an Wumms vermissen. Die Bühnenshow hält sich, gemessen an den früheren Bombast- und Kunstblutorgien, sehr zurück. Ein eher verhaltener Gig der mir persönlich durch sehr gut gelaunte Menschen mit Luftgitarren deutlich versüßt wurde.
(nicht wirklich das Gelbe vom Ei 5 von 10)

19:30-20:30 STRATOVARIUS Party Stage

(Lestat) Nach der Trennung von Timo Tolkki als Gitarristen erleben STRATOVARIUS wieder ein richtiges Comeback. Dem äußeren Anschein nach hat sich sein Nachfolger Matias Kupiainen gut in die Band eingelebt. Und so war es eigentlich kein Wunder, dass sie feiernd von vielen Fans aufgenommen wurden, auch wenn sie schon ausgefeiltere Bühnenoutfits hatten. Die Laune der Fans wirkte sich jedenfalls positiv auf die Laune der Band aus und Drummer Jörg Michael warf sich während der Lieder Sticks mit seinem Roadie zu (zweimal fing er auch), und vor 'Black Diamond' kündigte Sänger Timo Kotipelto an, dass sie, da der Rest der Band viel zu schnell wäre, genug Zeit hätten, um noch spontan 'Paradise' in das Set einzufügen. Überhaupt hatten sie Lieder ihres gesamten Schaffens dabei, von 'Against The Wind' von der "Fourth Dimension" bis zur "Polaris" deckten sie nahezu jedes Album ab. Ungewöhnlicherweise gab es keinerlei Pyros, was der Klasse der Show aber keinen Abbruch tat.

Setlist: 
01. Hunting High and Low
02. Higher We Go
03. Speed of Light
04. The Kiss of Judas
05. Against the Wind
06. Deep Unknown
07. Eagleheart
08. Winter Skies
09. Phoenix
10. Paradise
11. Black Diamond
20:00-21:00 TÝR Wackinger Stage

(Wulfgar) Auf der kleinsten der insgesamt 6 Bühnen stand noch Besuch von den Färör Inseln ins Haus. TÝR gaben sich die Ehre und schafften es, laut Ansageheini, mehr Leute zu ziehen als CANNIBAL CORPSE auf der Black Stage. Dessen ungeachtet konnte man zunächst mal sehen, dass es auch in Wacken noch Bands gibt, die ihr Equipment noch persönlich aufbauen müssen. Pünktlich um 8 enterten dann die 4 sympathischen Jungs in voller Kampfmontur (Kettenhemd + Lederrüstung) die Bühne. In dieser juckeln sich die Nordmannen locker durch die Hälfte des Sets, darunter Kracher wie 'By the Sword in my Hand' und 'Tróndur Í Gøtu'. Keine schlechte Leistung, wenn man die Temperaturen bedenkt. Später verließen die 4 doch mal kurz die Bühne um sich umzuziehen, kommen aber bei bester Laune und noch mehr Hits ihres letzten Albums "By the Light of the Northern Star" (das nebenbei auch kräftig beworben wird) und früherer Machwerke zurück. Seit die Nordmannen das Gaspedal an ihrem Drachenschiff gefunden haben bin nicht nur ich, sondern auch eine ganze Reihe von anderen Metallern absolut begeistert von den Herren TÝR und feiern sie entsprechend bei ihrem 2. Stopp in Wacken. Textsicheres Mitgröhlen und Crowdsurfer in Massen stacheln TÝR zu Höchstleistungen an und lassen die Stunde Spielzeit viel zu schnell vergehen. Mein persönliches Highlight des Festivals.
(ohne Konkurrenz, völlig verdient 10 von 10)

20:45-21:45 EDGUY True Stage

(Lestat) Einer der Headliner des Abends kündigte sich an: Tobi Sammet aka "BON JOVI der Zweite" betrat mit seinen Mannen die Bühne und zeigte sich, wie üblich, in bester Blödellaune. Die inzwischen wieder bis fast zum Maximum angeschwollene Zuschauerzahl wurde durch allerlei Späße und Gesangsspielchen bei Laune gehalten, dabei wurden die Hessen von Markus Grosskopf am Bass zeitweise unterstützt, da Tobias Exxel kurz vor der Vaterwerdung stand, und es hätte passieren können, dass er den Gig auf Grund der Geburt nicht erlebt. Aus diesem Grunde war Markus als Backup komplett eingearbeitet worden. Aber sowohl die gute Laune, die Unterstützung durch Markus, die vielen Leute, das gigantische Set kreuz und quer durch die Historie EDGUYs, all das konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass Tobi einige Male Probleme mit seiner Stimme hatte. Man hat mit viel Lautstärke zwar versucht darüber hinwegzutäuschen, aufmerksamen Zuhörern ist es dennoch aufgefallen. Und wer in der jüngeren Vergangenheit mehrere Gigs von EDGUY erlebt hat, wird eine gewisse Konstanz entdecken. Vielleicht sollte Tobi mal eine kleine Pause einlegen...

1. Dead or Rock
2. Speedhoven
3. Tears of a Mandrake
4. Vain Glory Opera
5. Lavatory Love Machine (mit Markus Grosskopf)
6. Superheroes (mit Markus Grosskopf)
7. Save Me
8. Sacrifice
9. King of Fools

(Vik) Eine mir komplett unverständliche Hysterie begleitet diese Band, obwohl mir absolut nichts aufgefallen wäre, was musikalisch oder optisch irgendwie erwähnenswert war. Ok, ist eh nicht meine Musikrichtung und jeder wie er mag, aber so als neutraler Beobachter, der sich auch gerne mal bekehren lässt, bin ich nach 3 Songs wieder genervt abgezogen, sorry.

22:00-23:00 CANDLEMASS Party Stage

(Wulfgar) Samstag, langsam aber sicher neigt sich das W:O:A dem Ende zu und stimmt mich fast melancholisch. Die perfekte Grundvoraussetzung für düster-doomige Klänge. Wie praktisch, dass CANDLEMASS gerade die Bühne betreten. Die Schweden und ihr Ami-Sänger Robert Lowe (auch bei SOLITUDE AETURNUS) beginnen mit gelassener Routine ihren Gig und hauen erst mal ein paar, für Doomverhältnisse, richtig flotte Songs aus der PA. Es kam richtig Stimmung auf, was angesichts des Gekeifes, welches ab und an mit einer lauen Abendbrise vom IMMORTAL-Gig herüber geweht kam, eine nicht zu verachtende Leistung darstellt. Dafür und für die kreativste Ansage des ganzen Festivals gebührt den altgedienten Doomern aller Respekt.

Robert Lowe (mit typischem Anheizer-Tonfall): "We gonna play something new now. Are you okay with that?"
  Menge: zustimmendes Gröhlen
Robert Lowe (mit "5 Uhr Tee bei der Queen" Tonfall): "Well thank you. I am mighty pleased!"

(perfekte Stimmung für meinen Abschluss des W:O:A 8 von 10)

22:00-23:00 ORDEN OGAN Wackinger Stage

(Simon) ORDEN OGAN begannen pünktlich am Samstag Abend um 22.00 Uhr auf der Wackinger Stage. Schon vor dem Intro "Rise And Ruin" machten die vielen ORDEN OGAN Fans eine super Stimmung. Es war kaum mehr Platz rund um die Bühne. Allerdings war es kein Gequetsche und übertrieben volles Gerangel wie den Tag zuvor bei EQUILIBRIUM. Die Mannen um Sänger Seb legten vom "Vale"-Album direkt mit der Speed-Nummer 'To The Shores Of Sadness' mächtig los. Vom aktuellsten Album "Easton Hope" konzentrierte man sich lediglich auf die Songs 'Easton Hope', 'Welcome Liberty' und den Ohrwurm 'We Are Pirates'. Hier wurde Sänger Seb vom X-Wild Sänger Frank Night unterstützt. Die Stimmung war fantastisch. Ein reines ORDEN-OGAN-Fest nahm seinen Lauf. Seb's obligatorisches "Hallo Publikum" wurde immer lautstark mit der Antwort "Fuck you pussy" vom Publikum begeistert gefeiert. Insgesamt bot Seb eine solide Entertainer Show für ORDEN OGAN. So folgten viele Fans seinem Aufruf bei youtube möglichst viele Live-Videos von diesem Gig online zu stellen. Als meindlich letzter Song wurde vom ersten Album 'Angels War' gespielt. Als Zugabe gab es den Song 'Mystic Symphony' vom ersten Demo zu hören. Dieser wurde gleich zweimal angespielt, dummerweise war die Akustikgitarre von Seb verstimmt. Er nahm's aber gelassen und stimmte erneut zur Zugabe an. Dieser Song wurde live mitgeschnitten und wird auf dem Re-Release von "Vale" im Spätherbst zu hören sein. Als einziger Kritikpunkt stand für mich der verwaschene Gesamtsound beim ersten Song des Sets. Allerdings konnte dieser schon beim zweiten Song perfekt eingestellt werden. Wie man es in Wacken gewöhnt ist: Punkt 23.05 Uhr war die Show ORDEN OGAN's zu Ende. Fazit: Ein rund um gelungenes und erfolgreiches Konzert für ORDEN OGAN!

22:00-23:00 IMMORTAL Black Stage

(Vik) 3 merkwürdig aussehende Herren stellen sich mit Panda-Facepainting vor 50.000, teilweise ebenso zurecht beschönte Leute und stöpseln (oder neudeutsch: pluggen) eine Gitarre und einen Bass mit einem unüberhörbaren Knarzen in eine gewaltige Wand aus Marshall-Amps. Was danach folgte, war ein eisiger Sturm aus über 20 Jahren gemeinsamer Black Metal-Vergangenheit und verdammt geilen Songs. Beim Reunion-Gig No. x vor ein paar Jahren hier in Wacken war ich logischerweise auch und fand die Spielzeit von 2 Stunden damals recht dekadent. Dieses Jahr habe ich mir die eine Stunde mehr wieder herbei gesehnt, denn Abbath, Horgh und Apollyon sind und bleiben für mich Ikonen des Black Metal. Nebenbei bemerkt ist Abbath zu einem äußerst begnadeten Rhythmus-Gitarristen gereift und ich hatte auch den Eindruck, dass die Norweger auch vor 50 Leuten ihr Set mit der selben Inbrunst dar geboten hätten wie vor den oben erwähnten 50.000. IMMORTAL sind Kult!

00:30-1:30 FEAR FACTORY / TIAMAT

(Vik) Ich fasse beide mal kurz in einem Aufwasch zusammen, denn praktischerweise träumten zu gleicher Zeit rechts TIAMAT vor sich hin und zur Linken waberte ein schier unendliches Heer an Händen im Takt zu FEAR FACTORY. Von TIAMAT war ich sehr, sehr enttäuscht, waren die Schweden im Vorfeld doch bissl ein Highlight für mich. Begann das Set recht hoffnungsvoll mit 'The Ar' verlierte es sich nach exakt 10 Minuten in genau dem langweiligen und öden Gefiedel, welches ich NICHT hören wollte. Kein einziger Song von "Clouds" oder meinetwegen auch von der "Prey", statt dessen nur diese astral-beklemmende Ego-Sülze, die ich absolut unpassend fand. Ganz anders agierten da die gut genährten Amis um Burton C. Bell, die auf ihren Hammer-Gig vom With Full Force hier noch eine Schippe drauf legen konnten und zu Recht einen Headliner-Status hatten. Bemängelte ich auf dem WFF noch die leichten Sangesschwächen des Herrn Bell, so bot er uns hier eine fehlerfreie Show und liess TIAMAT zur Linken mal richtig alt aussehen. FF, unschlagbar gut und TIAMAT, mit dieser Setlist einfach nur langweilig.

1:35-2:50 U.D.O. True Stage

(Vik) ACCEPT waren vor über 20 Jahren mit daran Schuld, dass ich heute hier sitze und Orte wie Wacken kenne. Die Jungs in der Originalbesetzung einmal live zu sehen blieb mir leider verwehrt, aber immerhin, Udo Dirkschneider war ja hier und das ganz gewaltig. Ausnahmsweise spiele ich damit mal nicht auf überflüssige Pfunde an sondern meine heute, ganz seriös, den Sound und die Musik des ex-ACCEPT Sängers und seiner Band U.D.O. Ich muss gestehen, dass mir das Material absolut nicht vertraut war, da ich dann im Laufe der Zeit andere musikalische Fakultäten bemühte als den reinen HM. Ich zählte an diesem Abend also zum idealen Beuteschema einer Live-Band und die Jungs haben mit ihrem Gig zu 100% ihr Ziel erreicht! Druckvoller und cooler Heavy-Metal im schneidend-klaren Soundgewand wurde den, zwar nicht mehr so zahlreichen aber dafür wissenden, Metal-Fans geboten. Herr Dirkschneider und seine Kumpels sind mir hier ein Stückchen näher gekommen, was bedeutet, dass die Verkaufszahlen von U.D.O-CD's in naher Zukunft um mind. 1 Exemplar pro Veröffentlichung steigen werden. War richtig gut!

Anekdoten und Wissenswertes zum Abschluss:

Auf dem diesjährigem W:O:A Geländeplan konnte der aufmerksame Metaller von Welt ein Novum entdecken. Nämlich die Spiritual Guidance, die sich in unmittelbarer Nähe zur Krankenstation befand. Neugierig auf die mir vollkommen unbekannte Neuerung ging ich hin und unterhielt mich kurz mit Anja, einer engagierten jungen Diakonin. Sie erzählte mir, dass der Veranstalter des W:O:A auf die Kirche zugekommen sei um den mehr als zahlreichen Besuchern, und vor allen denjenigen, die auf dem Festival nicht unbedingt ihre beste Zeit erleben, jemanden der ihnen zuhört zur Verfügung zu stellen. Dabei ginge es überhaupt nicht um Glauben oder nicht Glauben oder gar Bekehrung, sondern nur um die Möglichkeit mal durchzuatmen oder sich Kummer von der Seele reden können. Zu den "Kunden" eines solch menschlichen Services gehören, laut Anja, vor allem diejenigen, die ein bisschen über den Durst getrunken haben (von denen gab es mit Sicherheit einige) und nicht mehr so recht wissen wo sie hin müssen bzw. Freunde und sämtliche Besitztümer verloren haben. Aber auch alkoholgeschwängerter Liebeskummer führte bei einigen Besuchern dazu, sich an Anjas Arbeitsplatz zu begeben. Allerdings nicht nur für solche Fälle sondern auch für Verletzte und deren Begleiter war das Kirchenteam anwesend. Sie gaben zu Protokoll, dass das Bedürfnis der Leute nach einem offenen Ohr durchaus gegeben sei und über das gesamte Festival in Anspruch genommen wurde. Deshalb wollte der Veranstalter auch, das geschulte Kräfte dafür vor Ort sein sollten. Diakonin Anja, ein Priester und sogar ein Psychologe waren für diejenigen da, die es wollten. Ein beruhigender Gedanke, bei einem sonst so strikt durchorganisiertem Festival. Eine sinnvolle und menschliche Note, die das W:O:A definitiv bereichert. Unbedingt wieder machen!

Hasi's Wacken-Weisheit #1: Wenn ich morgens meine Haare wasche sind die Abends trocken!

Beim Frühstück am Samstagmorgen wurden wir stutzig, als der Tischnachbar beim Wackenhändler seines Vertrauens anrief um nachzufragen, ob er die Ringe auch graviere. Auf Nachfrage erfuhren wir: Er und seine Geliebte hatten sich am Vortag verlobt, spontan aus einer Laune des Bauches heraus, und wollen nun nachträglich ihre Ringe gravieren lassen. Wacken - das Fest der Liebe.

Überhaupt: Sieht man von den langen Schlangen vor den Dixi-Klo's ab (der Toilleten hätte es mehr bedurft) - die Orga war aus unseren Augen ansonsten tadellos. Die Anreise und der Aufbau verliefen durch die Einweisung ohne Probleme, man hatte Platz, campte neben dem Auto und wurde nicht gefilzt (gell, Breeze...).

Am Sonntagmorgen war es dann doch für manche zu viel. Neben uns am Frühstücktisch bat ein junger Metaller um Hilfe, mittels kalten Wassers um seinen sechzehnjährigen, etwas reglosen Freund aus dem Alkoholkoma zu holen, in das er nach der durchzechten Nacht gefallen war. Mit vereinter Hilfe der Frühstückswagenfrauen konnte er schließlich mehr oder weniger - eher weniger - angesprochen werden. Fraglich, wann er an diesem Tag wieder auf die Beine kam...

Hasi's Wacken-Weisheit #2: Benutztes Geschirr hält sich länger, wenn man es in den Kühlschrank tut!

Und wenn wir schon beim Frühstück sind: 3,50 für 0,4l Bier sind irgendwo auch schon happig (das ist teurer als auf dem Oktoberfest!). Aber 2,50 für einen Schwarztee? Dat is' Wasser mit nem Beutel drin! Aber eigentlich bin ich selber schuld. Ich hab's gekauft.

Ihr seht Freunde, wer in Wacken war hat viel zu erzählen. Ein bisschen entschärfen möchte ich aus meiner Sicht die Toiletten-Sache, denn trotz prächtiger Diarrhoe musste ich nie ausserplanmäßig meine Buxen wechseln, denn die netten Putzfeen machten einen Super-Job und sorgten jederzeit für begehbare WC's, im Infield, wohlgemerkt! Ein fettes Lob an dieser Stelle deshalb an die gesamte Facility-Crew und an alle, die dieses Mega-Spektakel W:O:A überhaupt erst möglich machen! See ya next year, if it's rain or shine...

Speziellen Dank an Fine Wolff vom W:O:A Orga-Team für ihre schier endlose Geduld, Markus Wosgien (Nuclear Blast) + BLIND GUARDIAN, T.H., Mira & Bert (Terrorizer-Mag, metalshots.com)

Billing
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