Magic Circle Festival 2009

Take off: 17.07.2009 - Review (20745 mal gelesen)

Magic Circle Festival 2009

Auch die dritte Auflage des Magic Circle Festival wird vermutlich als Kontroverse gehandelt werden. Wieder kam es zu einigen Ereignissen, die bei manchen Besuchern sicherlich für Unmut gesorgt haben dürften. Offenbar braucht ein echtes Magic Circle Festival jedoch diese Reibungspunkte. Beginnen wir jedoch am offiziellen Anfang des Festivals und bemühen uns dabei um einen objektiven Blick auf eine Veranstaltung, die wohl nicht anders sein kann als die dahinter stehende Band MANOWAR und einfach polarisiert. Das Internet wird wieder voll sein von positiven wie negativen Kritiken und laut Joey DeMaio liegt dort ja auch die wahre journalistische Macht der Neuzeit. Alles jedoch zu seiner Zeit.

Spätestens seit den ganzen Ereignissen und Spekulationen, die im Rückblick das ambitioniert angelegte letztjährige Magic Circle Festival II in Bad Arolsen umgaben und umgeben, war für viele klar, dass ein Magic Circle Festival III ein riskantes Unterfangen werden würde. Ob nun durch die nebulösen Absagen von DEF LEPPARD und WHITESNAKE oder einige organisatorische Unzulänglichkeiten, das letztjährige Festival verlief sicherlich nicht optimal. Wer jedoch über manche Umstände hinwegsah und sich auf das eigentlich Wesentliche konzentrierte - nämlich die Musik und die Fans - erlebte sicherlich ein tolles Festival mit etlichen starken Performances. Ob nun aufgrund der angesprochenen Umstände oder aufgrund des wohl deutlich hinter den Erwartungen gebliebenen Besucheransturms, die dritte Auflage des Festivals hing lange Zeit in der Luft. Die Ankündigungen von Joey DeMaio waren letztes Jahr immens gewesen - andererseits, kennt und schätzt man ihn nicht gerade für diese Art? Es sollte noch größer, noch besser, noch spektakulärer werden. Dem realistischen Betrachter war klar, dass nach all dem die Versprechungen nur schwer zu halten sein würden, zumal aufgrund einer Konversionsmaßnahme der ehemaligen Kaserne in Bad Arolsen diese Location nicht mehr zur Verfügung stehen würde. Lange Zeit stand das Festival alleine aufgrund der fehlenden Location daher nur in den Sternen, bis es Anfang des Jahres doch zu einer Ankündigung kam. Nach offenbar wirklich schwierigen Verhandlungen mit diversen Bühnen, die ihm nach eigenen Angaben die Tür vor der Nase zugeschlagen hatten, sollte das MCF III an der altehrwürdigen Loreley stattfinden, die als Freilichtbühne durchaus berechtigtermaßen legendären Status genießt. An sich eine absolut würdige Kulisse für ein gelungenes Metalfestival - was nun nur noch fehlte, war ein entsprechendes Billing. Dass es sich nach dem letzten Jahr nicht auf demselben Niveau bewegen würde von der Größe der Namen her, dürfte wohl jedem Zweifler und Fan im Vorfeld schon klar gewesen sein. Mit HOLYHELL und METALFORCE waren zwei Kandidaten quasi bereits gesetzt, während sich das restliche Line-Up durchaus eklektischer zu gestalten wusste und einige Überraschungen bot. Dazu jedoch später im Einzelnen. Ein zentrales Thema des Festivals sollte die "Asgard-Saga" sein, die zusammen mit Autor Wolfgang Hohlbein geschaffen wird. Das ambitionierte Projekt ist eine bislang nicht dagewesene Kooperation zwischen einer Metalband und einem Schriftsteller, deren Herzstück vor allem in einer derzeit auf drei Bände angelegten literarischen Umsetzung von Motiven der Edda um Thor besteht und das Thema des nächsten MANOWAR-Albums "Hammer Of The Gods" Ende 2009 sein wird.

Der Freitag stand zunächst ganz im Zeichen der Fanaktivitäten, Musik sollte im Gegensatz zu den Vorjahren nur am Samstag gespielt werden. Die einzige Ausnahme war für den Abend mit den HEATSEEKERS, einer norwegischen AC/DC-Coverband, angesetzt.

Nachdem in der Vergangenheit die Organisation des Festivals aus verschiedener Sicht in der Kritik gestanden hatte, war von Presseseite aus auch immer mal wieder von negativen Erlebnissen hinsichtlich der Pressepässe die Rede. Ich war daher schon auf einiges gefasst und wollte lediglich eine Auskunft, wie es am - offenbar eintrittsfreien? - Freitag laufen sollte, da die Pässe ab 11.00 Uhr Samstag morgen zur Abholung bereitliegen sollten am Schalter. Am Gästelistenschalter sah ich jedoch zum einen Photograph Guido Karp, der später die Fotos schießen sollte und erhielt zum anderen in einer selten problemlosen Art und Weise den Pressepass samt zugehörigem Armband. Respekt! Zumal man sich angesichts des nicht vorhandenen Stoffbändchens mit der papiernen Variante im schmucken Gelb mit zugangsberechtigungsausweisendem Zahlencode von 1-10 gradezu elitär und wichtig fühlen konnte. Passenderweise bemerkte der ausgebende Mann an der Kasse auch just in diesem Moment zu Photograph Karp, dass die eigentlichen Ausweise eh mehr fürs Ego der Einzelnen gedacht seien und Aussagekraft nur die Bändchen hätten.

Einlasskontrolle und Security wurden wieder von Be Sure gestellt, die bereits 2008 beim MCF II dabei waren. Nachdem ich vom letzten Jahr her - seien wir ehrlich, für mangelnde Einweisung kann die Security auch nix - im Grunde nicht klagen konnte, waren die Jungs und Mädels auch diesmal wieder überdurchschnittlich freundlich - da hat man schon ganz andere Sachen bei Festivals erlebt (Stichwort "Earthshaker" 2005 z.B. - man könnte dabei auch sagen "Magic Circle Festival 0.5"). Ein wenig strenger hätten die Kontrollen zwar schon sein dürfen, aber vielleicht lag's auch nur an meinem ausgesprochen seriösen Auftreten als Pressevertreter, dass ich nicht besonders intensiv gefilzt wurde.

Start war zur Mittagsstunde um 12.00 Uhr mit der Eröffnung des Festivals. Diese war angekündigt worden als Zeremonie mit MANOWAR und Wolfgang Hohlbein. Leider bestand dieser Programmteil - wie ich im nachhinein erfuhr, da ich zu diesem Zeitpunkt noch im Verkehr feststeckte, nur aus einer kurzen Megaphon-Ansprache von "Mr. Metal" Udo vor dem Merchandisezelt auf dem VIP-Campingplatz und einem gemeinsamen Marsch zum Festivalgelände. Von den Protagonisten soweit keine Spur. Dieser Zustand sollte noch häufiger vorkommen am Freitag und hatte, wie sich später heraustellte, seinen Grund darin, dass Joey DeMaio (wohl wegen einer Bindehautentzündung, wie man inoffiziell erfuhr) den Großteil des Freitags im Krankenhaus verbrachte.

Der nächste Programmpunkt war das MANOWAR Quiz um 12.30 Uhr, welches dann auch auf dem eröffneten Festivalgelände stattfand. Hier zeigte sich wohl - ich war immer noch nicht persönlich anwesend - ein Manko, welches sich durch den Freitag ziehen sollte. Ort dafür war das MCF Activity Tent, welches größenmäßig noch nicht mal eine kleinere Geburtstagsfeier beherbergt hätte oder ausgesprochen bescheidene Erwartungen seitens des Veranstalters an die Besucheranzahl offenbarte. Die wenigen Leute, die im Zelt Platz hatten, erlebten wohl ein ganz unterhaltsamens Quiz, während die draußen gebliebenen Besucher so gut wie nichts davon mitbekamen, was im Inneren vor sich ging.

Eine Stunde später stand der Armdrückwettbewerb auf dem Programm, der natürlich unter ähnlichen Problemen litt - immerhin ein passender Programmpunkt für Fans, die sich schon immer mal wie Sylvester Stallone in "Over The Top" fühlen wollten. Auch wenn ich es nicht gesehen habe, soll es wohl lustig gewesen sein und Armdrücken als solches ist zumindest mal ein passender Programmpunkt für Testosteronbolzen vom Schlage eines Joey DeMaio.

Aufgrund der krankheitsbedingten Abwesenheit von Mastermind DeMaio fand auch die Autogrammstunde "nur" mit Eric Adams, Donnie Hamzik und Karl Logan sowie natürlich Wolfgang Hohlbein statt. Der Andrang war dennoch beträchtlich und im Gegensatz zur letztjährigen Autogrammsession (deren Inhalt, kurz gesagt: viele gingen leer aus, andere kamen dafür mehrmals zum Zuge und spätestens ab der Vorführung von Auszügen der "Hell On Earth V"-DVD im Hintergrund ging gar nix mehr) hatte man, wenn auch recht provisorisch mit Abzeichnung der Hand mit Silberstift durch die Security, zumindest in diesem Punkt für Abhilfe gesorgt. Alle Bandmitglieder als auch der Autor nahmen sich die dafür veranschlagten vollen drei Stunden Zeit und schrieben fleißig auf nahezu alles, was Ihnen vor die Stifte kam. Dabei blieben sie stets freundlich und professionell (wer hätte von den vier Profis allerdings auch etwas anderes erwartet?) und waren bemüht, allen Fans gerecht zu werden. Was diesmal im übrigen dann auch tatsächlich gelang, jedenfalls nach meinem Empfinden.

Nach dieser Vollbedienung durch die weitestgehend komplette Band konnten die Fans danach nun als erstes den Soundcheck genießen. Dieser fand natürlich mit der Band statt (immerhin gab's 'Warriors Of The World' fast komplett sowie ein paar andere Songs angespielt), allerdings natürlich ohne Joey. Wer sich das Ultimate Fan Package (UFP) für 350 Euro gegönnt hatte, durfte dem Soundcheck direkt vor der Bühne beiwohnen, der Rest genoss den beträchtlichen Lautstärkefaktor eben von oben mit Sicht auf das noch abgesperrte Amphitheater. Es folgte für die UFP-Leute (ca. 50-60 waren zu diesem Zeitpunkt anwesend) dann Meet & Greet auf der Bühne, das Foto auf der Bühne als Gruppe sowie jeweils als einzelne Person vor dem MANOWAR-Equipment. Wer sich jetzt die Frage stellt, ob das alles den Preis rechtfertigt, dem sei immerhin noch gesagt, dass am Abend ein Barbecue für die UFP-Leute stattfand, bei dem die Band ebenfalls später (überraschend?) aufkreuzte und sich nach dem, was man hört, auch wirklich viel Zeit für die Fans nahm. Ob nun als kleine Entschädigung für die Abwesenheit von Joey (der, machen wir uns nichts vor, für viele nunmal DAS Aushängeschild der Band ist) oder generell so geplant, für die anwesenden Fans sicherlich eine tolle Geste und ein super Erlebnis. Ob das nun für jemanden den Aufpreis rechtfertigt, liegt im Auge des Betrachters - Fakt ist jedenfalls, dass offenbar ein Markt für derartige Pakete besteht, sondern würden nicht mehr und mehr Bands sie anbieten zu teils horrenden Preisen. Zumal der Zuspruch einer entsprechenden Anzahl Fans wohl vorhanden sein muss, da sich das Angebot auch seit Jahren bei den Bands immer wieder findet und auch neue dazu kommen. In Zeiten des Internet, wo jede noch so unwichtige Meldung in wenigen Minuten spätestens die Runde macht, dürfte völlige Unzufriedenheit sich jedenfalls flugs herumsprechen.

Wer dementsprechend sich gegen die Investition entschieden hatte, konnte immerhin dem Schnellbiertrinkcontest (der Name ist Programm) beiwohnen, der ob des Veranstaltungsortes im zu kleinen Zelt unter denselben Problemen litt wie die meisten Programmpunkte an diesem Tag, allerdings zumindest Gerüchten zufolge spaßig gewesen sein dürfte.

Das nächste echte Highlight des Freitags war jedoch die erste Premiere der "Asgard Saga", die zunächst mit einer Lesung durch Wolfgang Hohlbein beginnen und einer Fragestunde mit Autor und MANOWAR enden sollte. Angesichts der großen Ankündigungen betreffend dieses Projekt hätte man eigentlich von einem pompösen Event ausgehen können. Wieso allerdings dann diese Veranstaltung ebenfalls im viel zu kleinen Zelt mit minimaler Technik stattfand (während nebenan immerhin eine kleine Bühne für die HEATSEEKERS aufgebaut wurde) - das Interesse des Publikums war jedenfalls da - bleibt dann allerdings ein Geheimnis der Veranstalter (vielleicht nicht unbedingt von MANOWAR - dazu später mehr). Die ganze Lesung hatte etwas arg Improvisiertes an sich und bestand im Grunde daraus, dass Wolfgang Hohlbein bei äußerst spärlichen Lichtverhältnissen in das nicht beleuchtete Zelt gesetzt wurde und das mit weißer Schrift auf schwarzem Grund versehene Booklet der neuen EP in die Hand gedrückt bekam. Nachdem sein ausgesprochen netter Lektor ein paar einleitende Worte gesprochen hatte, legte Wolfgang daraufhin mit den Geschichten zu den einzelnen Songs los, während "Mr. Metal" Udo hernach die englische Übersetzung für die ausländischen Fans verlas. Erwartungsgemäß war das Material über jeden Zweifel erhaben, was von einem Autor des Kalibers Hohlbein nahezu selbstverständlich sein dürfte. Egal wie man seinem Gesamtwerk und dem enormen Output gegenüber stehen mag, der Mann kann einfach spannend schreiben. Das bewies er auch mit den verlesen Auszügen wieder einmal und man kann sich bei den Kostproben getrost auf den ersten Band im März 2010 freuen. Die spärlichen Verhältnisse im Zelt machten jedoch mit abnehmendem Sonnenlicht von draußen die Lesung zunehmend schwieriger, so dass schneller als ursprünglich geplant nach bereits drei kurzen Texten zur Frage- und Antwortstunde übergegangen wurde. Wem es bis hierher noch nicht aufgefallen sein sollte: MANOWAR blieben der Lesung vollständig fern und zugegeben, in dem kleinen Zelt hätte das auch lediglich zu einem versuchten Ansturm der Fans auf die Band geführt, der dort einfach nicht zu bewältigen gewesen wäre ohne massive Sicherheitsprobleme. Ob nun aus organisatorischen Gründen oder auch weil Joey als Mastermind fehlte, das entsprach natürlich sicher nicht dem Rahmen, den man für die - ja, die Aussage ist berechtigt - Weltpremiere dieses ehrgeizigen Projektes angenommen hätte. Auch wenn der Inhalt stimmte und interessant war, die Umsetzung war nahezu beschämend, das hatte Wolfgang Hohlbein definitiv ebensowenig verdient wie das Projekt als solches. Die Q- und A-Session war immerhin aufschlußreich und zeigte, dass die anwesenden Fans auf alle Fälle deutliches Interesse an dem Projekt zeigen. Festzuhalten ist daher: es wird nach derzeitigem Stand drei Bände geben, die von Thor handeln werden und der erste Band, angekündigt für März 2010, wird knapp unter 1.000 Seiten liegen. Zum neuen MANOWAR-Album "Hammer Of The Gods" wird es auch wieder eine exklusive Story geben und was letztlich noch alles aus der Sache hervorgeht ist bislang unklar. Sowohl der angekündigte Film als auch das Videospiel haben derzeit natürlich die Wirtschaftskrise als teure Großprojekte als Hinderungsgrund, sind allerdings weiterhin in Planung bzw. in Verhandlungen. Man hatte ursprünglich, als der Kontakt um das MCF I aufkam, die Idee, ein Buch zu Odin und "Gods Of War" zu machen, entschied sich dann jedoch für die "spannendere Variante" mit etwas Neuem anzufangen. Wichtig ist sowohl Autor als auch Band die Beteiligung der Fans über die Internetseite des Projektes www.asgard-saga.com, die neben den bislang sechs Sprachen in noch mehr Sprachen existieren soll. Selbstverständlich wird das Buch auch in diverse Sprachen übersetzt erscheinen.

Auf der kleinen Bühne neben dem Zelt folgten dann ziemlich pünktlich um 21.30 Uhr in die endgültig einsetzende Dämmerung hinein die HEATSEEKERS, die einen guten Querschnitt durch beide Äras der australischen Starkstromrocker boten (inkl. Songs vom starken aktuellen AC/DC-Album "Black Ice") und eine gute Stimmung verbreiteten. Sicher, sie waren nicht mit dem Original zu vergleichen, aber eine klare Bereicherung für den Abend und boten eine klasse Leistung. Von solchen Kalibern ähnlicher Natur hätte der Freitag sicherlich noch mehr profitiert.

Nach der Show der HEATSEEKERS gab's noch die bereits vom letzten Jahr bekannten halbnackten Feuerspuckerinnen - nett anzuschauen teils, aber bereits bekannt vom letzten Jahr. Allerdings, welcher MANOWAR-Fan würde schon gegen Brüste sprechen wollen? Von daher natürlich Daumen hoch für die Damen und ihren Einsatz!

Und gegen Mitternacht fand wohl auch noch - diesmal wieder auf dem Zeltplatz - zuletzt der angeblich recht spaßige Miss MANOWAR Contest statt.

Damit endete der Tag recht durchwachsen mit einer leicht chaotischen Organisation. Insgesamt kein völlig verkorkster Auftakt, allerdings auch weit entfernt von einer mustergültigen Organisation, die aus den Fehlern der Vergangenheit wirklich gelernt hat. Wieviel davon jetzt mit später zu erwähnenden Umständen zu tun hat oder schlichtweg auch der Abwesenheit von Mr. DeMaio zuzuschreiben war, bleibt unklar. Wichtiger war natürlich so oder so der zweite Tag.

Bevor ich es vergesse: auf dem VIP-Campground gab es auch ein Torwandschießen, gesponsort von Vodafone - na ja, wer's brauchte, wurde wohl damit glücklich, nehme ich an. Und wer es nicht brauchte, konnte es immerhin direkt neben dem Merchandisezelt bewundern.

Der eigentliche Festivaltag begann recht pünktlich wiederum zur Mittagszeit mit der ersten Band.

DIE SKLAVEN

Dabei handelte es sich um lautstark dargebotenen deutschen Rock mit ein paar Industrialanleihen und nahezu durchgehend obszönen oder zumindest zweideutigen Texten - ein bisschen wie 'Pleasure Slave' lyrisch in Dauerschleife auf Deutsch mit leichten Anleihen an DIE KRUPPS oder dezentem RAMMSTEIN-Touch musikalisch. Eine interessante Wahl, die nicht unbedingt zu MANOWAR passt, aber einen ganz passablen Einstieg als Kontrastprogramm zum Rest des Tages bot. Wer die Richtung mag, dürfte auf seine Kosten gekommen sein. Irgendwie war's auf alle Fälle spaßig.

AGE OF EVIL

Die zweite Band des Tages ist gerade dabei, ihren bereits 2007 in den USA veröffentlichten Erstling "Living A Sick Dream" zu promoten. Dabei spielen die jungen Newcomer eine Mischung aus NWOBHM und Bay Area Thrash. Ganz nett zu sehen und zu hören, allerdings auch nicht übermäßig spektakulär. Dennoch ein ordentlicher Auftritt und um die frühe Uhrzeit okay.

CRYSTAL VIPER

Mit den Polen mit der extrem langhaarigen Sängerin kam die bis zu diesem Zeitpunkt beste Stimmung auf. Der charmante osteuropäische Akzent der Ansagen von Frontfrau Marta hebt die Stimmung nochmals ein bisschen, allerdings kann auch das Material der bislang zwei Scheiben "The Curse Of Crystal Viper" und "Metal Nation" die noch nicht derart zahlreich anwesenden Fans überzeugen. Ein bisschen erinnert das Ganze stilistisch durchaus an Metalqueen DORO, auch wenn diese natürlich in ihrer eigenen Liga spielt. Ein ordentlicher Auftritt einer Band, die es zu weiter etwas bringen kann und gerne auch wieder kommen darf.

WIZARD

Hiernach wurde es Zeit für das deutsche Powermetal-Urgestein WIZARD. Mit acht Alben und knapp zwei Jahrzehnten in Originalbesetzung ist die zugestandene Spielzeit für die Band, die absolut ins Billing passt, ein wenig knapp bemessen. Das hindert jedoch nicht daran, alles zu geben und eine sehr saubere Show abzuliefern. Die Fans wissen es zu danken und geben die Energie auf der Bühne mit Applaus zurück, trotz des über weite Strecken des Auftritts wirklich üblen Regenschauers, der ebenso weite Teile der immer noch nicht so zahlreich anwesenden Tagesbesucher - viele reisen offenbart erst für den Samstag an - fliehen läßt. Etliche Unbeugsame harren dennoch vor der Bühne aus und erfreuen sich an an den Zauberern, die da ihren Spass unabhängig von der Witterung haben. Eine gute, fast logische Entscheidung, diese Band zu engagieren.

JACK STARR'S BURNING STARR

Dass diese Band gesetzt war, dürfte nicht nur Besuchern des MCF II klargewesen sein - das aktuelle Album ist schließlich kürzlich erst bei Magic Circle erschienen. Die Band samt Chef und Namensgeber ist guter Laune und kann mittlerweile auch wieder mit besseren Wetterverhältnissen glänzen. Der ehemalige Saitenvirtuose von VIRGIN STEELE konzentriert sich auf sein akribisches Spiel und gibt einen guten Eindruck ab. Todd Michael Hall am Mikrofon liefert einen tollen Gesangsjob ab und musikalisch kommen ein paar Männer mit Magic Circle Erfahrung ebenfalls zur Geltung, besteht die Band doch heute ansonsten aus den Jungs von STORMWARRIOR. Ein absolut sehenswerter Auftritt, der dem Festival sicherlich gut getan hat.

VAN CANTO

Hierbei muss ich sagen, dass ich dieser Band gespalten gegenüber stehe - sicher ist es eine Leistung, lediglich mit vier Leuten stimmlich auf der Bühne und dem Schlagzeug als Instrument samt Drummer an Metal erinnernde Musik zu spielen, originell ist die Idee allemal. Ob dies jedoch zu mehr als einem Gag taugt, liegt im Auge des Betrachters. Die stimmliche Leistung der drei Männer und einen Frau auf der Bühne in allen Ehren, derart vorgetragene Interpretationen von Metalklassikern wie 'Battery' und schließlich sogar MANOWAR-Songs wie 'Kings Of Metal' empfinde ich als unglaublich nervtötend nach kurzer Zeit. Dem Publikum scheint es teilweise - vielleicht natürlich auch nur wegen der Vorfreude auf den Headliner - zu gefallen. Sorry, aber ich bin sowieso der Meinung, dass MANOWAR auf ihre eigene Weise, ob gut oder schlecht, einfach einzigartig sind und daher schlichtweg nicht für Coverversionen taugen, egal wie originell sie dargeboten sein mögen. Mir gibt dieser Auftritt gar nichts außer grundsätzlichem musikalischem Respekt und nervt mich mit jeder Minute umso mehr. Vielleicht bin ich auch einfach nur zu alt für sowas oder zu weit vom Studium entfernt, um derartiges hinreichend zu würdigen - für mich hat es irgendwie etwas von studentischer Kleinkunst, die mir einfach fernliegt. Wie gesagt, Respekt, gerne, anhören, nein.

METALFORCE

Das absolute Kontrastprogramm wird dafür im Anschluss mit METALFORCE geboten - die Quasi-Nachfolger von MAJESTY haben auch bei ihrem 2.(!) Konzert nach dem letztjährigen Erstgig auf dem MCF II nichts verlernt und legen mit einer durchweg gelungenen Mischung aus alten MAJESTY-Songs und Songs des voraussichtlich im Herbst erscheinenden Debüts "Metalforce" einen absolut grundsoliden Gig hin, dem man jederzeit anmerkt, dass Tarek "MS" Maghary und seine fast durchweg neuen Mitstreiter es weiterhin absolut wissen wollen. Jeder mag von Bands wie METALFORCE und ihrer True Metal Attitüde halten, was er will - bei MANOWAR kann das Publikum natürlich mit diesem Stil schon leben... - doch diese Band lebt ihre Musik und steht einfach dahinter. Wie Tarek im Interview nach dem Gig gesteht, war die Stimme bei den ersten drei Songs noch nicht ganz auf der Höhe, das gleicht er jedoch durch sein gewohntes Posing und entsprechende Ansagen wieder aus. Altes und neues Material harmoniert problemlos miteinander und es kann bereits jetzt soviel zur neuen Platte gesagt werden (extrem Advanced Promo sei dank): es geht wieder in Richtung älterer MAJESTY, der Stil geht wieder eher weg von "Hellforces". Man darf sich definitiv auf den Erstling freuen, das kann jetzt schon festgehalten werden. Ein starker Auftritt einer Band, die mit dem neuen Album hoffentlich den verdienten Erfolg einfahren wird.

DOMAIN

Die Hessen liefern melodischen Hard Rock ab, von dem ich interviewbedingt jedoch leider wenig mitbekomme. Nach dem was ich im Nachhinein gehört habe, war es ganz nett, jedoch nicht besonders spektakulär. Das ist zugegebenermaßen zu dieser Stunde auch nicht mehr so einfach, nähert man sich doch fast unaufhaltsam dem Headliner.

HOLYHELL

Böse Zungen behaupten, dass die seit Beginn an prominente Stellung von HOLYHELL im Spannungsfeld von MANOWAR der Tatsache geschuldet sei, dass Joey DeMaio mit der Sängerin Maria Breon unter einer Decke steckt. Klar ist sicherlich, mit der hübschen Amerikanerin würden sicherlich viele gerne unter einer Decke stecken, doch ist unbestreitbar, dass das Erscheinen des lange angekündigten Albums dem Auftritt der Band gut getan hat. Zwar hat man auf dem Weg zu dieser Veröffentlichung offenbar Rob Halford-Lookalike-Contest-Winner Tom Hess verloren und ist daher zumn Quintett geschrumpft, jedoch kann das Gesamtwerk halten, was die vor immerhin schon zwei Jahren erschienene EP "Apocalypse" versprochen hat. HOLYHELL liefern daher eine gewohnt gute Performance ab und sorgen - auch wenn natürlich ein gewisser Gewöhnungseffekt eintritt nach den Shows der letzten Jahre und man glücklicherweise seit letztem Jahr auch auf das Duettgimmick 'Phantom Of The Opera' mit Eric Adams verzichtet - für Stimmung. Man performt fast das komplette Album und liefert dabei eine solide Darbietung dessen, wie moderner Metal mit weiblicher Stimme klingen kann, ohne stereotyp zu wirken. Nach dem Auftritt gibt's eine Autogrammstunde, die auch beim Auftritt von ULYTAU noch andauert und regen Zuspruch findet. HOLYHELL sollte man weiterhin im Auge behalten. Wobei ich das bereits seit Jahren vertrete und hoffe, dass die Amerikaner den verdienten Erfolg mit dem Album jetzt auch endlich einfahren können. Protektorat von Joey hin oder her, die Band hat was auf dem Kasten.

ULYTAU

Eine ziemlich bemerkenswerte Kreuzung zwischen Metal und Klassik, komplett instrumental und sozusagen mit Covern klassischer Werke. Originell sicherlich, eine interessante Wahl für diese Position im Billing sowieso. Allzu viel habe ich von dem Auftritt nicht mitbekommen, sondern nur gehört, übel war's jedenfalls nicht.

KINGDOM COME

Die letzte Band des Abends wurde schon häufiger als Klone oder Epigonen von LED ZEPPELIN bezeichnet... und zugestanden, wirklich vom Hocker reißen die Jungs vor MANOWAR niemanden mehr so recht. Zu unterschiedlich ist der Stil, obwohl der Auftritt schon okay ist, langsam möchte eben doch jeder nur noch die Kings Of Metal sehen. Nicht unbedingt der dankbarste Platz im Billing, wenn auch prominent. Allerdings vielleicht einfach an der falschen Stelle eingesetzt, eventuell wäre es angesichts der gefühlten Nähe zum MANOWAR-Camp doch besser gewesen, hierher HOLYHELL zu setzen.

MANOWAR

Nachdem Auftritt für 22.30 Uhr angekündigt war und im Vorfeld von 2,5 Stunden die Rede war, gönnen die vier Protagonisten des Abends den Fans erstmal eine Wartezeit von gut 20 Minuten. Gegen 22.50 Uhr verlöschen dann die Lichter, Orson Welles kündigt vom Band eine Band aus den Vereinigten Staaten aus Amerika an und gewohntermaßen geht man davon aus, dass nun die Hölle auf Erden losbricht. Zumindest lautstärketechnisch tut sie das jedoch nicht. 'Manowar' schallt natürlich in ordentlicher Dröhnung aus der längst nicht so großen PA, wie man sie in Bad Arolsen schon gesehen hat, doch für die Verhältnisse, die man lautstärketechnisch gewohnt ist, ist es eher ruhig. Offenbar gibt es ein paar Auflagen, die hier eine Erschwernis darstellen. Dazu jedoch im Konzertverlauf mehr. Der Opener erklingt ohne nennenswerte Überraschungen und mit den gewohnten Posen - im Vergleich zu anderen Auftritten ist jedoch der Schluss nicht so ausgewalzt wie er schon war. Auch wenn es irgendwie dazu gehören mag, mir gefällt es so sogar fast besser. 'Blood Of My Enemies' als zweiter Song ist ebenfalls kein Überraschung, allerdings natürlich immer wieder gerne gehört und gesehen - ein Klassiker, der nie fehl am Platze ist. Mit 'Hand Of Doom' folgt jedoch eine Premiere - bislang durfte man diesen neueren Track von "Warriors Of The World" noch nicht live erleben. Da es sich um einen der besten Tracks des Albums handelt, enttäuscht er live auch nicht, sondern fügt sich wunderbar ins Gesamtbild ein. 'Brothers Of Metal' von "Louder Than Hell" schließt sich da nahtlos an und ist eine gute Wahl, um die Stimmung oben zu halten. 'Call To Arms' - meiner Meinung nach der beste Song der "WOTW" - hat mittlerweile offenbar seinen festen Platz in der Setlist gefunden und ist immer wieder ein Genuß... der Song rockt live noch mehr als die ohnehin schon ausgesprochen schön stampfende Studioversion. Es folgt ein Song, der kaum zu vermeiden ist, allerdings zu meiner Freude (und m.E. endlich mal konsequent) im "Original": "Heart Of Steel" wird endlich mal nicht als "Herz aus Stahl" gespielt. Ich mag die eingedeutschte Version sowieso deutlich weniger gern als die Ursprungsfassung und grade bei einer derartigen Veranstaltung für Fans aus aller Welt halte ich es sogar für geboten, die englischsprachige Fassung zu spielen. Soll 'Herz aus Stahl' eben wieder auf einer regulären Tour kommen, schön, endlich mal wieder nichts davon zu hören, wie Eric Adams Kometen reitet (das klingt auf Deutsch nämlich einfach saublöd - das sympathische Stimmwunder am Mikrofon ist schließlich nicht das Sandmännchen) - gute Entscheidung! Die nächsten beiden Songs freuen mich ganz besonders: mit 'Sleipnir' und 'Loki God Of Fire' folgen nämlich gleich zwei der besten Tracks von "Gods Of War", die auch bislang nie oder nur selten live gespielt wurden. Dabei bieten sich die eher flotten Songs dafür gradezu an und überzeugen daher nicht nur mich. Nach dem nahezu unvermeidlichen 'Kings Of Metal' (weder a-capella noch sonst mit Überraschungen gespickt) und einem derben Verspieler am Ende des Songs - superb, wie Eric Adams sich einfach nur wegschmeißt und meint "That's live!". Seine augenscheinlich gute Laune nutzt der Mann, der zweifelsohne einer der besten Metalsänger aller Zeiten ist und allgemein in der Szene mehr Anerkennung verdient hätte, als ihm von den zahlreichen Feinden der Band zugestanden wird, für seine üblichen Mitsing- und Schreispielchen. Nicht jedermanns Angelegenheit, doch das gehört tatsächlich irgendwie dazu und die gute Laune des Frontmanns ist einfach ansteckend. Weniger ansteckend als vielmehr Teil einer jeden MANOWAR-Show ist das folgende Bass-Solo von Meister DeMaio persönlich. Jeder Anwesende (und auch mehr Abwesende, als es gerne zugeben möchten) weiß mittlerweile, dass der Mann sein Instrument beherrscht und deswegen haut das Griffbrettgewichse des Bandchefs natürlich nicht mehr so vom Hocker. Irgendwo muss man unser aller Lieblingsegomane jedoch zugestehen, dass er seine Aufmerksamkeit verdient hat und die Publikumsinteraktion hat irgendwo auch weiterhin ihren eigenen Charme - Joey IST einfach MANOWAR. Nach diesem Sorbet zum Abkühlen kommt der zweite Song des Abends von "Louder Than Hell" mit 'The Gods Made Heavy Metal' und wartet ebenfalls mit einer angenehmen Überraschung auf. Nachdem in der Vergangenheit dieser Titel immer für das Gimmick mit dem Fangitarristen bestimmt war, hat man sich das heute Abend endlich mal wieder gespart und konzentriert sich auf den Song - der ist meiner Meinung nach ohne Amateure auf der Bühne auch deutlich besser und genießbarer. Eine wahre Wohltat, auch wenn mich sicherlich manch einer dafür steinigen könnte, wenn ich langsam keine Lust mehr habe, bei jedem Konzert irgendeinen Hansel zusätzlich auf die Bühne gepackt zu bekommen - die Musik sollte einfach den Profis überlassen bleiben an dieser Stelle. 'Fast Taker' fügt sich - obwohl eher selten gespielt in der Vergangenheit - toll als zweiter Song der "Battle Hymns"-Ära ein und wird entsprechend auch berechtigterweise abgefeiert. Wo wir grade bei "Battle Hymns" sind: Originaldrummer Donnie Hamzik ist zum einen eine verdammt coole Sau (das sollte jeder noch vom Earthshaker 2005 her wissen) und zum anderen live eine echte Macht - wegen mir sollte Donnie wieder permanent dabei sein, er zeigt eindrucksvoll, dass er sein Geschäft noch gnadenlos drauf hat und zwar bei ALLEN Songs. 'Warriors Of The World United' ist mittlerweile wohl zweifelsohne ein MANOWAR-Klassiker und für viele jüngere Fans DER Song schlechthin. Auch wenn "Mr. Metal" Udo am Nachmittag nochmals auf das an sich bestehende Flaggenverbot hingewiesen hat, ist es spätestens bei diesem Titel gelaufen und alle illegalen Flaggen finden ihren Weg gen Himmel (die Götter haben übrigens Erbarmen mit den Kings Of Metal und es regnet während des gesamten Auftritts nicht mehr). Nachdem es letztes Jahr ob des Flaggenoverkills - viele Fans weiter hinten sahen mehr diverse Staatsfarben als MANOWAR während der Gigs - zahlreiche Beschwerden im nachhinein gab, so muss man doch feststellen, dass der Song genau für dieses beeindruckende Bild gemacht ist. Die Stimmung ist naturgemäß prächtig, wenn alle Krieger sich bei ihren Vorreitern versammeln dürfen. Um direkt die passende Message hinterherzujagen, warum sich heute alle hier versammelt haben (nein, es geht natürlich nicht um eine Eheschließung - da dürfte die denkwürdige Aufführung von 'Pleasure Slave' letztes Jahr genügt haben), gibt's im Anschluss gleich ein Doppel an eindeutigen Botschaften mit 'Kill With Power' und dem Übersong 'Hail And Kill' - zurecht liebt der gemeine Fan diese Songs und man feiert beides gehörig ab. Die Darbietung durch die Band läßt wiederum auch nicht zu wünschen übrig, im Grunde ist es nach der üblichen Position der Titel in der Setlist daher auch nicht wirklich verwunderlich, dass Eric Adams nun zunächst eine gute Nacht wünschend die Bühne verläßt und es kurz dunkel wird. Ebensowenig verwundert es, dass nun der Spot auf Joey DeMaio geht, denn irgendwann muss ja seine unvermeidliche Ansprache an die Fans sowie Gott und die Welt kommen. Man mag diesen Programmpunkt oder nicht, er gehört eben einfach dazu. Allzu viel beschweren kann man sich bislang nicht - all killer, no filler war die Devise und geredet wurde nahezu gar nicht. Dafür zieht Joey jetzt jedoch umso kräftiger vom Leder. Nachdem er das Licht anschalten läßt und sich von der Zahl der anwesenden Fans überzeugt, kriegen zunächst die Printmedien ihr Fett weg ob Unkenrufen angesichts der Besucherzahlen des Festivals. Und angesichts aller Umstände ist der Zuspruch an Fans tatsächlich schon ordentlich zu nennen. Joey zufolge liegt die Meinungsmacht heute sowieso im Internet, da jeder in der Lage sei, in wenigen Minuten ein Review zu schreiben und um die Welt zu jagen. Die Rolle der Printmedien (ein Seitenhieb auf die diversen Blätter, die MANOWAR weitestgehend nicht grade positiv gegenüberstehen - ich glaube, der Name Kühnemund muss nicht weiter erwähnt werden) sei daher heute völlig überbewertet - es zähle nur die Meinung der Fans. Natürlich bekommt er dafür seinen entsprechenden Applaus. Danach wird's für manch einen allerdings leicht unappetittlich. Joey schimpft nämlich nun ausgesprochen kräftig auf die Location und meint, in diesem "Shithole" werde MANOWAR nie mehr zu sehen sein, egal wo nun nächstes Jahr das Festival stattfände. Die Bierpreise seien eine Frechheit gegenüber den Fans und es habe durchaus seine Gründe, dass man das Merchandise nicht auf dem Festivalgelände verkaufe, sondern stattdessen auf dem VIP-Campingplatz. Joey redet sich richtig in Rage und verwirrt damit sicherlich viele Fans. Daraufhin sagt er nochmals, dass es nächstes Jahr ein Magic Circle Festival IV geben werde und kündigt noch mit gewohnt großen Worten Wolfgang Hohlbein an. Der kommt als mittlerweile gewohnt sympathischer Typ auf die Bühne, sagt ein paar Sätze zur Asgard-Saga, an deren reger Anteilnahme und über das Interesse der Fans er sich offenbar wirklich freut, und kündigt MANOWAR mit den bereits verlautbarten Songs der neuen EP "Thunder In The Sky" an. Die folgen sodann als Livepremiere mit gewohnter Präszision und überzeugen auch als Bühnenversion durchweg. 'Thunder In The Sky' eröffnet den Zugabenblock und man merkt, dass die Fans das neue Material mögen. 'Let The Gods Decide' rockt auf eine Weise, die eben nicht ungefähr von "Louder Than Hell" inspiriert ist und gefällt mir persönlich grade auch live sehr gut. Die neue Ballade 'Father' - zwangsläufig natürlich im englischsprachigen Original und nicht einer der fünfzehn anderen Sprachfassungen gesungen - kommt ebenfalls gut an. Der Song, der ein wenig in Richtung 'Courage' schielt, ist den Fans offenbar sehr recht. Ich kann leider nur bedingt dafür Begeisterung aufbringen, kann aber nicht abstreiten, dass live schon Stimmung aufkommt, gerade gegen Ende des Titels, wenn die Band voll einsteigt. 'Die With Honor' ist bereits als neuer Song vom letzten Jahr bekannt, gefällt mir allerdings live weiterhin sehr gut. Klar, es handelt sich um einen typisch simpel-eingängigen MANOWAR-Stampfer, aber genau für sowas liebt man diese Band ja auch. Selbst ohne Livechor überzeugt der Song und bekommt seinen verdienten Applaus. 'God Or Man' ist bei der EP der Song, der viele am meisten überzeugt hat. Auch live läßt der wohl aggressivste Song der aktuellen Veröffentlichung keine Wünsche offen und prescht ordentlich nach vorne. Nachdem der Song gegen 00.40 Uhr verklungen ist, wird es dunkel und die Band verlässt die Bühne. Was wird der Song sein, der das bislang gelungene Konzert jetzt beendet? Die logischste Wahl wäre wohl 'Battle Hymn', wie sich viele denken würden - stattdessen gehen die Lichter an und es kommt 'The Crown And The Ring' vom Band, das untrüglichste Zeichen dafür, dass ein MANOWAR-Gig endgültig zu Ende ist. Man merkt vielen Fans an, dass sie eigentlich noch mit mehr oder wenigstens einem abschließenden Song gerechnet haben. Der Abgang wirkt auch ausgesprochen abrupt. Während der Schreiber dieser Zeilen der doch nicht ganz zu leugnenden Enttäuschung, nicht wenigstens noch 'Battle Hymn' gehört zu haben, doch sehr alleine Abhilfe zu schaffen gedenkt, indem er sich beim Dröhnen des choralen Klassikers wenigstens den dunklen Rhein anschaut (falls doch irgendwann nochmal ein MANOWAR-Gig dort stattfinden sollte: eine grandiose optische Kulisse für einen grandiosen Song im Hintergrund!), warten eben noch viele Fans auf mehr. Das kommt natürlich nicht mehr, was jedoch hinsichtlich des übrigen Konzertes festzuhalten bleibt, ist, dass es neben einer tollen Set List ein wenig an die "Warriors Of The World"-Tour erinnert hat, wo ebenso sehr wenig geredet und stattdessen mehr gespielt wurde. An sich eine Entscheidung, die vielen angesichts Kritik an ausufernden Reden von Mr. DeMaio recht sein müsste. Bliebe nicht das etwas schale Gefühl, dass noch Raum für einen oder zwei Songs gewesen wäre, man hätte sicherlich von einem tollen (wenn auch nicht unfaßbar lauten) Konzert gesprochen. So war es dann nur "sehr gut". Der Mann des Abends war klar der bestens aufgelegte Eric Adams, der eventuelle gesundheitliche Probleme von Joey grandios überspielt hat.

Zwischenzeitlich hat Joey seine Kritik beim Konzert auch ein wenig revidiert und gegenüber der Presse klargestellt, dass sich sein Wutausbruch gegen den Veranstalter und nicht die Location selbst richtete. Es gab wohl etliche Auflagen und Kompromisse, die notgedrungen gegenüber der eher im Techno-Bereich tätigen Firma zu machen waren, um das Festival überhaupt über die Bühne zu bekommen. Hoffen wir, dass das angekündigte Magic Circle Festival IV wieder ein Stückchen besser werden wird, insgesamt war die dritte Auflage nämlich zumindest inhaltlich durchaus gelungen, bei aller anklingenden Kritik. Man munkelt u.a. auch von einem Wanderfestival. Wer MANOWAR liebt, bekam 2009 jedenfalls letztlich das, was er wollte. Eine DVD wird es übrigens nach Angaben von Haus- und Hof-Regisseur Neil Johnson diesmal nicht geben, stattdessen wird es jedoch gegen Jahresende endlich "Hell On Earth V" geben. Insgesamt also alles beim Alten, MANOWAR polarisieren wie eh und je genauso wie ihr Festival. Ich werde nächstes Jahr jedenfalls wieder da sein und das sicher nicht alleine. Ist eben alles eine Art große Familie, mit allen Vor- und Nachteilen...

MANOWAR Set List

  • 01. 'Manowar'
  • 02. 'Blood Of My Enemies'
  • 03. 'Hand Of Doom'
  • 04. 'Brothers Of Metal'
  • 05. 'Call To Arms'
  • 06. 'Heart Of Steel'
  • 07. 'Sleipnir'
  • 08. 'Loki God Of Fire'
  • 09. 'Kings Of Metal'
  • 10. 'The Gods Made Heavy Metal'
  • 11. 'Fast Taker'
  • 12. 'Warriors Of The World United'
  • 13. 'Kill With Power'
  • 14. 'Hail And Kill'
  • 15. 'Thunder In The Sky'
  • 16. 'Let The Gods Decide'
  • 17. 'Father'
  • 18. 'Die With Honour'
  • 19. 'God Or Man'
  • 20. 'The Crown And The Ring'

Interview mit Wolfgang Hohlbein

Wolfgang, ich habe gestern mir auch die Lesung angeschaut, da haben wir ja jetzt das erste Mal ein bisschen was aus der "Asgard Saga" gehört, deswegen möchte ich nicht nochmals darüber sprechn, was Du dort bereits erzählt hast. Das ganze Projekt ist ja darauf ausgelegt, dass auch die Fans daran mitmachen über das Internetportal der "Asgard Saga". Was kannst Du mir darüber erzählen?
Also was ich gestern gesagt habe, das war wirklich nicht nur Show-Business, ich meinte das ernst. Ich bin all diesen Beteiligten unheimlich dankbar. Wenn man sieht, was da für Arbeitszeit, also auch unbezahlte Arbeitszeit drinsteckt, das ist unglaublich, mit welch einer Energie die Leute da rangehen, und dass es Spaß macht. Es ist natürlich immer noch keine Garantie, dass es der erhoffte Erfolg wird, selbst wenn jetzt der große wirtschaftliche Erfolg ausbleiben würde, dann hat es allen großen Spaß gemacht und das ist ja auch wichtig.

In diesem Zusammenhang: Du hast ja schon mit Deiner Frau zusammen geschrieben, dahingegen bei diesem Projekt, wie muss ich mir das vorstellen? Die Leute geben irgendwelche Teile zur Geschichte dazu, wird es dann im Rahmen der Seite irgendwie eingearbeitet?
Das in erster Linie, es gibt ja die Möglichkeit, sich aktiv auch auszutauschen mit den ganzen anderen Fans zu der Geschichte. Dass jetzt so Ideen entstehen, die dann in den Roman hineinwandern, das wird wohl eher selten sein, aber es wird schon mal die Richtung beurteilt werden: "Gefällt euch das? Was sagt ihr dazu?" So kann man das Ganze einfach auch authentisch gestalten. Das ist eben kein Projekt nur von einer Band und einem Autor, sondern eine internationale Geschichte. In dem Zusammenhang muss ich auch ein ganz großes Lob an MANOWAR und Magic Circle aussprechen, weil die mit einer Riesenbegeisterung auf das ganze Ziel hinarbeiten. Es ist ganz anders, als wenn man mit Managern zusammensitzt oder Plattenfirmen, "Macht doch mal ein nettes Lied dazu, welchen Star nehmen wir denn?", das hat einfach Power. Ich denke auch, dass man den Lesern, den Hörern, den Konsumenten - entschuldige das "böse" Wort - da auch ein Mitspracherecht einräumen muss. Wenn jetzt z.B. wirklich auf der Seite 7.000 mal der Wunsch kommt, "Wir möchten mal einen Roman über die Midgard-Schlange lesen", dann werde ich das in irgendeiner Form sicherlich berücksichtigen. Wenn es jetzt darum ginge, dass Thor etwa im nächsten Band hinkt, dann würde ich das nicht tun, aber die Richtung, wenn man sieht, dass konkretes Interesse da ist. Ich habe so etwas mal im kleinen gemacht im Internet, da habe ich eine Geschichte angefangen sozusagen und dann die Leute weiterschreiben lassen. Und ehrlich gesagt, die Hälfte der Stories, die dann veröffentlicht wurden, waren dann doch wieder von mir, weil sie einfach nicht gut geschrieben haben. Das war auch alles abgestimmt mit den Leuten, es waren so viele Ideen, die ich nehmen konnte und das Ergebnis war dann im Grunde das, was wir jetzt machen im kleinen Rahmen. Das hat auch unheimlich viel Spaß gemacht. Die Leute auf der anderen Seite sehen dadurch auch, dass es im Grunde keine Zauberei ist, die wir hier machen. So hat es mich unheimlich interessiert, mal bei einer Spielfilmproduktion dabeizusein. Ich habe festgestellt, dass es kaum etwas langweiligeres gibt als am Set zu stehen und zuzugucken, wie dieselbe Szene das vierzigste Mal gedreht wird, aber ich war unheimlich interessiert, das mal zu sehen. Für mich ist das alles auch ein bisschen Traumverwirklichung hier. Es war schon immer mal mein Traum mit einer Metalband auf der Bühne zu stehen. Dass es auch noch MANOWAR ist, von denen ich seit über zwanzig Jahren Fan bin, ist natürlich umso schöner. Ich kenne jetzt natürlich die anderen Gruppen nicht, aber ich muss sagen, dass die Jungs von MANOWAR einfach nett sind. Wenn man sie jetzt auf der Bühne erlebt, denkt man es vielleicht nicht, aber sobald sie mal von der Bühne runter sind, sind es wirklich klasse Typen.

Du hast gesagt, Band I hat fast tausend Seiten, ich nehme an die weiteren Bände werden sich in einer ähnlichen Region bewegen. Auch wenn es wahrscheinlich eine Standardfrage sein dürfte, wo nimmst Du nach den ganzen Romanen, den ganzen Geschichten, noch die Ideen her?
In diesem speziellen Fall war es relativ einfach. Als Hintergrund dient halt die "Edda" und das ist zwar fast unlesbar für unsereins, auch ich tue mich sehr, sehr schwer damit, aber wenn man es einmal geschafft hat, den Zugang zu finden, dann es wimmelt einfach von Geschichten. Es ist ein Fundus von Geschichten, den ein Autor in seinem Leben gar nicht abarbeiten kann. Das ist ja auch eine Geschichtensammlung über Jahrhunderte, wenn nicht Jahrtausende sogar, und die eigentliche Geschichte, die entwickelt sich im Grunde. Es ist ja so ziemlich die meistgestellte Frage, woher die Ideen kommen. Es gibt verschiedene Arbeitsmethoden, ich gehöre nicht zu den Autoren, die sich hinsetzen und sagen "Ich schreib' jetzt eine Geschichte.". Ich hatte eine Ausgangsbasis, ich wußte auch, wo ich hin will am Ende der Story und der Rest entwickelt sich tatsächlich beim Schreiben.

Ich habe es z.B. damals bei Stephen King, der ja auch einmal mit "On Life And Writing" ein Buch übers Schreiben veröffentlicht hat, gelesen. Er meinte dort, dass er am Anfang im Prinzip auch keine Ahnung habe, wo es hingeht und irgendwann entwickelt sich die Geschichte quasi von allein.
Das ist ja auch sonst zu statisch, ich müsste mich sklavisch an solche Vorgaben halten und wenn mir zwischendrin was Besseres einfällt, dann darf ich das nicht machen. Da hätte ich keinen Spaß dran. Bei mir persönlich ist es so, ich bin auch neugierig, ich will auch selber wissen, wie es weitergeht. Bevor ich mich hinsetze und einen genauen Plan mache, dann habe ich so im Hinterkopf das Gefühl, ich kenne die Geschichte ja schon, dann mache ich doch lieber was Neues.

Du hast wirklich unheimlich viel geschrieben. "Das Druidentor" von 1993 ist ja eines Deiner erfolgreichsten Bücher, da war auch mal im Gespräch, dass es eine Verfilmung geben soll. Genauso war jetzt im Gespräch, dass eine Verfilmung von diesen Büchern der "Asgard Saga" kommen soll. Wie stehst Du dem als Autor gegenüber, dass ein Buch entsprechend zu einem Film gemacht wird?
Also ich stehe dem zweigeteilt gegenüber, es gibt nämlich einen Grund, dass es bisher noch keine Verfilmungen gibt und einige Projekte auch gescheitert sind, und zwar, weil ich mir immer ein Mitspracherecht herausgenommen habe. Darin sind konkret ein paar Verhandlungen auch gescheitert. Speziell beim "Druidentor" ist es jetzt wieder so, dass das Projekt nochmal auflebt, aber genau jetzt den Punkt erreicht, wo ich mit dem Drehbuchautor eng zusammenarbeite. Die Produktionsgesellschaft, die Leute kenne ich gut, ich werde mich jetzt nicht hinsetzen, daran rummäkeln und sagen "Aber auf Seite sieben steht doch, der hat rote Schuhe an, warum sind die denn grün?". Aber ich möchte die schlimmsten Katastrophen verhindern, ich möchte halt mit jemandem arbeiten, der so mit mir auf einer Wellenlänge liegt. Ansonsten möchte ich den Leuten freie Hand lassen und bin selber ganz gespannt, wie die Bilder, die ich beim Schreiben im Kopf habe, wie andere die dann umsetzen.

Könntest Du Dir in dem Zusammenhang auch vorstellen, selbst mal ein Drehbuch zu schreiben?
Nein, das kann ich einfach nicht, andere Leute können das besser und sollen das dann auch machen. Drehbuchschreiben und Romanschreiben haben soviel miteinander zu tun wie Fahrradfahren und Motorradfahren, wahrscheinlich eher noch weniger. Ein Drehbuchautor muss im Grunde genommen genau das Gegenteil von dem machen, was ein Romanautor tut, nämlich mit möglichst wenigen Worten möglichst viel ausdrücken. Ich will jetzt nicht sagen, dass ich möglichst viel schwafeln möchte, aber diese ganzen episch breiten Erklärungen zu schreiben, das hat im Drehbuch nix zu suchen.

Generell: fühlt man sich, selbst wenn man schon so viel geschrieben hat, dann als Autor auch für jedes Buch noch verantwortlich? Grade wenn's darum geht, eine Verfilmung zu machen oder eben jetzt vielleicht sogar ein Computerspiel?
Na ja, was heißt verantwortlich, da müssten wir uns mal drüber unterhalten, wie das überhaupt gemeint ist, aber mir liegt jedes Buch immer noch am Herzen. Natürlich gibt es, wenn ich jetzt so zurückblicke und schaue, in dreißig Jahren ein paar Bücher, wo ich sage, dass ich es heute nicht mehr schreiben würde, weil mich das Thema nicht mehr interessiert oder ich würde es heute anders erzählen. Aber im Grunde ist immer das Buch, woran man arbeitet, das wichtigste Buch. Ob das jetzt so ein großes Projekt ist wie das hier, was mich auch ein gutes halbes Jahr beschäftigt hat oder eine kleine Kindergeschichte, das woran man sitzt, immer das das wichtigste Buch, was man je gemacht hat. Es ist auch immer der gleiche Effekt, wenn ich dann fertig bin, dann denke ich immer, es ist das schlechteste, was ich je gemacht habe und würde es am liebsten wegwerfen und neuschreiben. Da kann mein Lektor ein Lied von singen (lacht). Das ist aber, glaube ich, normal. Ich glaube, in dem Moment, wo man anfängt, rundherum zufrieden mit sich zu sein, dann fängt der Abstieg an.

Irgendwann muss man es dann aus der Hand geben.
Das ist auch der Grund, warum ich nichts überarbeite. Auch wenn der Verlag jetzt sagt, das muss, wie in dem konkreten Fall hier, ein bisschen gekürzt werden, weil über tausend Seiten eigentlich nicht mehr lesbar ist vom Handling her, das lasse ich dann lieber jemanden machen, weil ich es sonst gnadenlos auf 120% zusammenkürze.

Auch wenn das hier jetzt z.B. ein Projekt ist, was in dieser Form sicherlich noch nicht gemacht worden ist, hast Du irgendein Projekt, was Du gerne mal machen würdest?
Eigentlich nicht, es gibt einen genialen Satz, den mein Agent mal gesagt hat: "Gute Ideen soll man nicht aufheben." Das mache ich auch nicht. Ich habe es ein, zwei mal getan und dann drei Jahre später gesehen, dass ein anderer das gemacht hat. Also entweder mache ich etwas sofort oder gar nicht.

Dann danke für das Interview und viel Erfolg mit der "Asgard Saga"!

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