Carpe Noctem - Vitrun

Review von Metal Guru vom 04.10.2018 (5290 mal gelesen)
Carpe Noctem - Vitrun CARPE NOCTEM formierten sich im November 2005 im isländischen Reykjavik (ja, wo auch die BJÖRK ...), veröffentlichten seitdem sowohl das Demo "Myrkraverk" (2008) als auch die EP "Carpe Noctem" (2009) als auch das Full-Length-Album "In Terra Profugus" (2013) auf Code666 Records und avancierten damit zu einer der angesagtesten Black Metal Bands ihres Kontinents. Apropos Avancen: Die machen sie dem geneigten Deadhead jetzt (nach immerhin fünfjähriger Schaffenspause) mit ihrem zweiten Volle-Länge-Album "Vitrun". Inhaltlich geht's dabei ganz grob um die anstehende Apokalypse (die wann genau kommt?), isländische Magie, magischen Okkultismus, okkulte Prophezeiung und prophetische Rituale - ritualisiertes Schwarz nicht zu vergessen. Diese und ähnliche Themen sind zwar nicht so meine Welt, aber immer noch erträglicher als sämtlicher 'Happy-Go-Lucky'-Dreck der ach so gut draufen Partypeoples. Sorry, ich schweife schon wieder ab, besser zurück zur Band:

Die besteht aus Alexander (Stimmen & Texte), Andri (sechs oder sieben dünne Saiten), Árni (vier oder fünf dicke Saiten), Helgi (Bleche und Felle) und Tómas (sieben oder sechs dünne Saiten) - Nachnamen werden weder genannt noch tun sie auch nur irgendetwas zur (Tat-)Sache, dass alle fünf Nachtnutzer noch in weiteren isländischen Todeskapellen spielen - deren Namen sind ebenfalls weder bekannt noch tun sie auch nur irgendetwas zur irgendeiner Sache. Die bassistischen, gitarristischen und schlagzeugenden Fähigkeiten der Band würde ich als angemessen, effektiv und sachdienlich umschreiben, die vokalen (Fähigkeiten) als vergleichsweise variationslos. Nix Dolles im Prinzip, aber für die Erzeugung einer apokalyptischen Atmosphäre reicht's vom abgründigen Anfang bis hin zum ernüchternden Ende! Apropos Ende: Das erfolgt nach (meiner Meinung nach viel zu langen) zweiundfünfzig+ Minuten und man weiß nicht, ob man aufatmen oder sich direkt aus dem nächsten Fenster, von der nächsten Klippe oder vor den nächsten Zug schmeißen soll.

Die sechs (immerhin Eigen-)Kompositionen scheren sich kaum oder gar nicht um harmonische, melodische oder rhythmische 'Regeln'. Mit anderen Worten: Was dem isländischen Quintett gefällt, wird ohne Rücksicht auf potenzielle (Hörer-)Verluste zusammengeschraubt und was dabei entsteht, erzeugt besagte deprimierende, endzeitliche, hoffnungslose, morbide, suizidale, verzweifelte Weltuntergangsstimmung. Auch nach dreimaliger Intensivhörung kann ich noch immer keinen aufbauenden Akkord, keinen hoffenden Schimmer, kein Licht (am Ende des Todestunnels) erblicken - massenhafte, miesgelaunte, monotone Molligkeiten dafür umso mehr! Hinter oder auch vor, unter oder auch über allem (Weltuntergang) der Ober- (in diesem Fall 'Unter'-)Grunzer Alexander: Sein abwechslungsarmes, facettenfreies, grottiges Gegrunze in einer mir unverständlichen (in diesem Fall isländischen) Sprache macht das rein akustische Verständnis möglicher Textinhalte unmöglich - für den fraglichen Fall, dass sich irgendjemand für Apokalypsen, Magie, Okkultismus, Prophezeiungen und Rituale interessiert ...

"Vitrun" hat ihre Downs und seine Ups: Was bedrohlich beginnt, dann und wann depressiv doomt, mitunter monoton metzelt, vereinzelt verzweifelt, wird früher oder später zur ziemlichen Zerreißprobe - für Gefühl/Verstand, Herz/Hirn, Körper/Seele und - vielleicht am wichtigsten - für die lieben Lauscher! Nein, die Songs/das Werk mit ihren/seinen zweiundfünfzig zermürbenden Minuten und zwei zwanghaften Schrecksekunden ist/sind einfach (viel) zu lang! Da nutzen auch keine mahnenden Monologe, keine pseudoprogressiven Siebenachtelausflüge und (Gitarren-)Soli fehlen komplett! Dazu (mal wieder) ein MP3ter Schrottsound, der (wie immer) keinen Spaß macht: zu detail-/druck-/dynamiklos, zu dicht, zu dumpf - no fun! Keine Ahnung, ob die WAV-Datei (aka Audio-CD) besser klingt oder ob diese Soundsoße beabsichtigt war - mich strengt sie (die Soße) an und genau deswegen halte ich heute fünf triste Tropfen für sechs suizidale Songs fünf isländischer Selbstmordkandidaten für angemessen, effektiv und sachdienlich ...

Gesamtwertung: 5.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Söngurinn Sem Ómar Á Milli Stjarnanna
02. Upplausn
03. Og Hofið Fylltist Af Reyk
04. Hér Hvílir Bölvun
05. Úr Beinum Og Brjóski
06. Sá Sem Slítur Vængi Flugunnar Hefur Náð Hugljómun
Band Website: carpenoctem.bandcamp.com/
Medium: CD
Spieldauer: 52:02 Minuten
VÖ: 05.10.2018

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