Hail Spirit Noir - Mayhem In Blue

Review von grid vom 10.11.2016 (11057 mal gelesen)
Hail Spirit Noir - Mayhem In Blue Die Filigrantüftler HAIL SPIRIT NOIR setzen auf ihrem dritten Langspieler ihr diabolisches Spiel mit den Stilen fort. Sie beginnen den Putsch gegen die Hörgewohnheiten mit rockigem Groove, halten mit harschem Gesang dagegen und lassen in bester Absicht alle über das Ziel der Reise im Ungewissen. Mit dem Titelsong geht's dann munter los in Richtung Chaos. Fluffige Melodieabenteuer wachsen sich zu Albtraumtrips aus, duftige Keys verschleiern launig, wo der Pfad zwischen Prog, Rock, Wave, Black Metal und einer Prise Pop verläuft. Gerade noch psychedelisches Wabern und im nächsten Moment wavige Kühle, bis der heftige Ausbruch den schwarz angepunkten Rock wirbeln lässt ('Mayhem In Blue'). Für so viel kontrolliertes Durcheinander sollte den Jungs das Großkreuz am Bande sicher sein. Vor allem auch, weil sie darüber hinaus mutig und üppig vom Tasteninstrument Gebrauch machen. So beginnt und endet das Filetstück des Albums 'Lost In Satan's Charms' mit enervierend naiver Zirkusklimperei. Und spätestens bei derart gewagter Schrägheit dürfte der Begriff vom Keyboard des Grauens neu definiert im Raum stehen. Mit den schwarzen, stark-verzerrten Gesangsblüten, die dann im Song wuchern, und neben denen die klare Stimme nicht verdorrt, rücken HAIL SPIRIT NOIR in die kalte Industrial Black Metal-Ecke, zwar nicht lange, dafür aber intensiv als Großkontrast zu den Klimpertasten. 'The Cannibal Tribe Came From The Sea' ist von Anfang an eine sehr böse Angelegenheit, woran auch die Siebziger-Jahre-Gedächtnis-Wah-Wah-Gitarren nur kurzzeitig was ändern können. Die nervöse Unruhe und der Suspense, die hier die Basis sind, machen das Lied zum düstersten des Albums. Der Text tut dann sein Übriges dazu. Umso softer verabschieden sich HAIL SPIRIT NOIR. Mit dem swingenden, wattig-harmonischen Schleicher 'How To Fly In Blackness' endet "Mayhem In Blue" und man fragt sich: Was war das jetzt? Ein Traum, ein Albtraum? Nein, ein surreales musikalisches Experiment, das wieder hervorragend geglückt ist.

Fazit: Um die Stimmung schwarz einzufärben, treiben es HAIL SPIRIT NOIR unheimlich(!) bunt und wagen dabei viel Unerwartetes.

Ran an den Opener:


Gesamtwertung: 9.0 Punkte
blood blood blood blood blood blood blood blood blood dry
Trackliste Album-Info
01. I Mean You Harm
02. Mayhem In Blue
03. Riders To Utopia
04. Lost In Satan's Charms
05. The Cannibal Tribe Came From The Sea
06. How To Fly In Blackness
Band Website: www.facebook.com/Hail-Spirit-Noir-260062670728238
Medium: CD
Spieldauer: 40:29 Minuten
VÖ: 28.10.2016

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