Projekt Mensch - Herzblut | |
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Review von Zephir vom 09.12.2016 (8006 mal gelesen) | |
Wo "Herzblut" draufsteht, steckt vermutlich auch viel solches drin. Und was mit Herzblut gemacht ist, wo persönliche Erfahrungen, Emotionen oder auch nur Anliegen der Macher konstitutiv sind, da fällt ein Urteil umso schwerer, wenn es eher mäßig ausfällt. So geht es mir mit "Herzblut", dem zweiten Album der NDH-inspirierten Band PROJEKT MENSCH. Mastermind Deutscher W hat sich schon lange einen Namen gemacht durch OHL und DER FLUCH, zwei Bands, die ihrer Zeitgeschichte gemäß weniger für musikalische Ausgeklügeltheit denn für ihre soziopolitische Kraft und Wirkung bekannt waren. Was soziopolitische Hintergründe betrifft, so fallen diese beim PROJEKT MENSCH aber zunächst erst einmal nicht ins Gewicht. PROJEKT MENSCH pflegen seit den Nullerjahren einen Stil, den sie Neue Dunkle Härte nennen, der noch reichlich was vom FLUCH in sich trägt und hier und da mit RAMMSTEIN liebäugeln möchte, ohne direkt mit den Berlinern verglichen werden zu können. Die Musik ist, salopp gesagt, simpel gestrickt; in dieser Hinsicht hört man noch alte Punk-Relikte raus. Die Gitarrenriffs schrammeln und grooven, bieten ebenso wie die Drums selten Abwechslung und bewegen sich zumeist nur in den gängigen Grundharmonien. Eine ordentliche Portion Elektronik und die krampfhaft fiese Intonation der Vocals sorgen für ein 90er-Batcave-Feeling, das man im Jahr 2016 längst vergessen glaubte. Insofern ist "Herzblut" zwar für mich nicht spannend, wird aber sicher sein Publikum finden, das ich altersmäßig auf die Kategorie U-20 taxieren würde. Was mich ernsthaft schmerzt, sind die Lyrics. Durch die Bank geht es um Themen, an denen man sich einfach freiwillig oder auch unfreiwillig satt gehört hat: Da werden mit viel Düster-Gedöns alle gängigen Christen-Satan-Klischees, alle ollen Böse-Märchen-Kamellen, alle Armaufschlitzer-Stereotypen aufgefahren, die sich in den letzten 20 Jahren schwarzer Musikgeschichte eben so angesammelt haben. Nicht einmal vor schon tausendfach zuvor zerbrochenen Spiegeln, nicht einmal vor schon tausendfach zuvor rezitierten Vater-Unser-Passagen, ja nicht einmal vor dem Reim Herz/Schmerz schrecken die Mannen zurück – und es fällt mir schwer, die zehn Tracks bis zum Ende durchzuhören. Ganz sicher werden unzählige junge Menschen des Nachts in irgendwelchen angesagten Gruftschuppen, des Abends bei großen Gothic-Festivitäten auf "Herzblut" abtanzen. Meinen Segen haben sie. Bei mir ist die zu rezensierende Scheibe aber eindeutig in die falschen Hände beziehungsweise an die falschen Ohren geraten. Gesamtwertung: 4.0 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. Der Schmerz 02. Dunkelheit 03. Mach Mich Fromm 04. Ich Bringe Dich Heim 05. Segne Mich 06. Spieglein Spieglein 07. Schuld Und Sühne 08. Das Kind 09. Vergeltung 10. Mein Herz | Band Website: Medium: CD Spieldauer: 44:00 Minuten VÖ: 09.12.2016 |
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