Interview mit SYCRONOMICA (Florian und Oliver) von Sycronomica

Ein Interview von Krümel vom 04.01.2010 (8144 mal gelesen)
Anfang November tourte die Münchener Epic Black Metal SYCRONOMICA zusammen mit GOD DETHRONED, ENDSTILLE und HOLLENTHON. Nach ihrem Auftritt in der Kölner "Werkstatt" machten wir es uns zusammen mit Keyboarder Florian und Fronter Oliver in deren Tour/Campmobil bei einem Bierchen und (kalter) Pizza gemütlich, um mit Ihnen ein wenig über das neue Album "Sycroscope" zu plaudern.

Wieviele Tage werdet ihr jetzt insgesamt unterwegs sein?

SYCRONOMICA (Florian und Oliver): Leider nur sieben... Florian ist schuld, denn er ist gerade mitten im Staatsexamen (er studiert Musik auf Lehramt). Morgen in einer Woche ist die letzte Prüfung. Die anderen sind schon alle vorbei, ansonsten hätte er die Tour garnicht mitmachen können. Naja und unser Schlagzeuger Michael ist leider garnicht dabei, weil er keine Urlaubstage mehr übrig hatte. Glücklicherweise konnten wir Dennis als Ersatzdrummer für die Tour gewinnen. Das ist ein Freund aus Düsseldorf, den wir 2005 auf dem Dong Open Air kennengelernt haben. Vor etwa einem Monat fragten wir ihn, ob er sich vorstellen könnte, uns zu unterstützen. Wir schickten ihm also die Songs hoch und er probte sie allein. Dann kam er drei Tage vor Tourstart runter nach München, übte zwei Mal mit uns - und alles saß. Darüber sind wir echt froh.

Beschreibt doch mal so euer Tourleben. Habt ihr z.B. einen strukturierten Tag?

SYCRONOMICA (Florian und Oliver): Naja, nicht wirklich... also es ist jeden Tag so, dass wir in der Früh irgendwo auf einem Rastplatz aufwachen und dann erstmal so die nötigste männliche Hygiene vonstatten geht - LACH. Und wenn dann der Camper wieder einigermaßen umgebaut ist, geht's los in Richtung der nächsten Location. Wir sind meistens die Letzten, die ankommen; d.h. die zwei Nightliner mit den anderen drei Bands sind schon da. Dann muss man sich erstmal orientieren, wo sich z.B. der Backstagebereich befindet, wie der zeitliche Ablauf geplant ist, etc. Da wir als Opener spielen, machen wir zuerst den Soundcheck. Leider gibt's meistens in der Zeit das Catering, weswegen wir manchmal leer ausgehen... Ansonsten hoffen wir natürlich jeden Tag, dass ein paar Leute kommen, die uns sehen wollen. Als Opener ist es ja etwas schwierig zu bestehen, weil meist noch nicht soviele Zuschauer in der Halle sind. Aber das wissen wir, und es ist uns eigentlich auch egal. Wir haben einfach nur Bock, die Woche hier mit den anderen Bands so cool wie möglich zu gestalten. Große Erwartungen haben wir nicht; wenn's gut läuft, dann ist es gut, und wenn nicht, scheiß drauf!

Wie kam es dazu, dass ihr diese Tour supportet?

SYCRONOMICA (Florian und Oliver): Wir haben ja seit Anfang des Jahres 2009 einen neuen Plattenvertrag. Zeitgleich mit unserem Release wurde das einer anderen Band veröffentlicht. Die bekamen eine Anfrage für die Tour, leiteten diese an das Label weiter, welche wiederum uns fragte. Wegen des Zeitfaktors und anderer Dinge sah es zunächst so aus, als könnten wir das Angebot nicht annehmen. Doch letztendlich war es möglich, die Gigs diese Woche in Deutschland, Österreich und Belgien zu spielen. Das Ganze endet in München, was für uns ja der Idealfall ist. Wir freuen uns sehr darüber, sehen alles aber recht locker - quasi als eine Art Bandurlaub ohne großen Erwartungen; wie eben schon erwähnt.

Legt ihr hier bei der Tour drauf?

SYCRONOMICA (Florian und Oliver): Ja natürlich. Wenn wir überhaupt etwas verdienen, dann über das Merchandise. Doch das reicht allenfalls dazu, um die Unkosten ein wenig zu decken bzw. in Grenzen zu halten. Aber das ist ja garnicht schlimm.

Aber ihr seht die Tour schon als Albumpromotion an, oder!?

SYCRONOMICA (Florian und Oliver): Klar! Es bringt ja viel für das Album. So lernt man SYCRONOMICA wenigstens mal kennen, damit auch unsere Musik und eben die aktuelle CD. Zwar verdienen wir nicht viel, aber das nennt man halt Investition. Unsere Bandphilosophie ist aber grundsätzlich die, dass wir am Ende versuchen "auf Null" zu kommen. Bisher haben wir das auch fast immer geschafft. Soviel muss keiner mehr von uns draufzahlen. Naja - wenn wir vielleicht volkstümliche Musik spielen würden, könnten wir mehr verdienen...hahaha...

Und wie waren so die ersten beiden Auftritte für euch?

SYCRONOMICA (Florian und Oliver): Tja, also momentan sind wir noch in der "Kennenlernphase". Die andere drei Bands sind halt schon seit 2 Wochen gemeinsam quer durch Europa unterwegs. Zunächst kommt man als neue Band wie das 5. Rad am Wagen dazu, aber dadurch, dass wir mit der Hälfte der Leute bereits vorher Kontakt hatten, ist das eigentlich ganz cool. Die Anderen sind auch recht froh, dass noch eine vierte Band mit dabei ist, weil dann keiner von ihnen mehr der Opener sein muss. Heute merkt man an den sehr wenigen Zuschauern, dass Montag ist... und auch, dass hier in Köln bald der Karneval anfängt. Dementsprechend ist es heute relativ mau. Die Leuten scheinen zu sparen. Aber wir denken, dass ändert sich die nächsten Tage noch.

Bei welchem Label seid ihr jetzt?

SYCRONOMICA (Florian und Oliver): Wir haben jetzt zu dem relativ kleinen Label Silverwolf Productions gewechselt, welches aus unserem ganz nahen Münchener Umfeld kommt. Davor waren wir bei Armageddon Music (jetzt Wacken Records), die uns vor drei Jahren gesigned haben. Damals war das für uns eine Riesenchance. Doch letztendlich waren wir dann doch zu "klein" als Band und so verlief das im Sande. Zumal wir musikalisch etwas fehl am Platz waren, da sie vom Genre her eher Death Metal oder Power Metal/Rock Bands unter Vertrag haben. Wir waren da die einzigste Black Metal Combo. Es hat dann auch sonst nicht so gepasst und daher bewarben wir uns woanders. Neben einigen anderen kam dann quasi "5 vor 12" DAS Angebot. Das bedeutet, wir haben einen fairen Vertrag und sind nicht nur eine Band unter vielen. Auch der Support bzw. die Promotion liefen bisher prima. Es war auch recht lustig, denn eigentlich hatte Silverwolf Production uns gefunden, statt dass wir uns dort bewarben. Wir standen zu dem Zeitpunkt gerade kurz vor Abschluss eines anderen (Knebel-)Vertrages, doch dann kam dieses für uns deutlich bessere Angebot. Darüber sind wir echt froh.

Ist es jetzt eine spannende Zeit für Euch, da das Album "Sycroscope" seit zwei Wochen auf dem Markt ist? Wie sind die Reaktionen bisher?

SYCRONOMICA (Florian und Oliver): Ja, auf jeden Fall ist es spannend! Dadurch, dass SYCRONOMICA noch etwas unbekannter sind, schauen wir natürlich noch ganz genau auf die Reaktionen und suchen auch noch direkt danach. Die Reviews sind schon relativ positiv, aber dadurch, dass wir melodischen Black Metal mit vielen Keyboards spielen, ist es ein zweischneidiges Schwert. Einerseits gibt es Leute die sagen: "Black Metal und Keyboards geht schonmal garnicht!"; bei denen hat man von vorne herein verschissen. Das merken wir momentan bei etwa 70% der Reviews, die aus Skandinavien stammen. Dort ist es wohl so, dass Black Metal aus Deutschland mit Keyboards überhaupt nicht geht. Wohingegen Rezensionen aus Italien, Frankreich, Benelux extrem gut ausfallen. Ich muss auch sagen, dass wir zurzeit mehr Reaktionen aus dem Ausland, als aus dem Inland erhalten. So eine Musikrichtung spaltet einfach - bei denen, die keyboardlastigen BM mögen, schneiden wir gut ab, bei den anderen richtig schlecht. Ein Mittelfeld gibt es eigentlich selten. Aber Mittelmaß wollen wir auch garnicht sein.

Ihr habt "Sycroscope" ja im Rahmen des HELION Festivals in München veröffentlicht. Lief das gut für euch?

SYCRONOMICA (Florian und Oliver): Das war durchaus gelungen, es lief prima! Oliver ist ja auch im Orga-Team diess Ein-Tages Hallenfestival mit 11 Bands auf zwei Bühnen. Insgesamt kamen ca. 1000 Zuschauer; es war ein voller Erfolg. Allein 700 Karten wurden im Vorverkauf abgesetzt. Als allerletzte Band des Abends spielten wir nach EQUILIBRIUM und stellten unser neues Album vor. Und es ist auch ziemlich gut angekommen. Wir waren zufrieden!

Bei der Produktion der CD habt ihr ja mit dem Opernsänger etwas Neues gewagt.

SYCRONOMICA (Florian und Oliver): Es bestanden immer schön Pläne, mal klassischen Gesang in die Musik miteinzubringen. Giulio, der nun auf der CD zu hören ist, ist ein Baß-Bariton Sänger und war ein Studienkollege von Florian. Er arbeitet/singt jetzt hauptberuflich als Opernsänger. Giulio und Florian verstanden sich schon immer gut und irgendwann schleppte er ihn mit zu einer öffentlichen Weltmeisterschaftsspielübertragung, wo Giulio aus voller Brust die italienische Nationalhymne mitschmetterte. Davon waren alle Anwesenden total beeindruckt. Und so kam es dann, dass dadurch auch das letzte Bandmitglied überzeugt war. Es war schon ein gewagtes Experiment, denn SYCRONOMICA sind ja schon sehr klischeehaft mit Keyboards im Black Metal unterwegs und dann fingen wir auch noch mit Operngesang an. Bei fünf von neun Tracks wirkte Giulio mit. Wir gaben ihm die Texte und die Musik - und er sang es selbst im Studio ein. Außer Florian war keiner dabei. Zunächst sang er die Passagen ebenfalls ein, weil er sie ja auch live präsentiert. Aber wir merkten dann schnell, dass Giulio um Klassen besser ist und mischten dann unseren Gesang auf 10% zurück. Einige der gesanglichen Höhepunkte auf dem Album, sind z.B. der Opener 'Kaleidoscope' und 'Geleit ins Moor'.

Ihr seid also zufrieden mit dem Endergebnis der CD?

SYCRONOMICA (Florian und Oliver): Ja, auf jeden Fall! Nachher weiß man natürlich ganz genau, was man hätte noch besser machen können, aber das ist wohl immer so. Wir hatten vor der Produktion ja den Besetzungswechsel am Baß gab. Zunächst kam Nick zu uns, doch der wollte sich lieber auf seine andere Band COMMANDER konzentieren. Und nun haben wir Robin (Ex-HAGGARD) fest dabei. Das ist ja auch immmer schwierig, wenn man sich neu zusammenraufen muss. Außerdem mussten einige der Songs sehr schnell komponiert werden, weil wir auf alle Fälle noch in 2009 die Scheibe veröffentlichen wollten. Hätten wir länger gebraucht, wäre "Sycroscope" nicht mehr rausgekommen.

So und nun der klassische Schlussatz: was habt ihr nach der Tour vor? Wie wird es mit SYCRONOMICA weiter gehen?

SYCRONOMICA (Florian und Oliver): Natürlich weiter das Album promoten. Außerdem verhandeln wir zurzeit mit einigen Veranstaltern und schauen, dass wir im Frühjahr 2010 einfach präsent sind und später das ein oder andere Open Air im In- oder Ausland spielen können. Dann sehen wir mal, wie's weitergeht. Wir haben auf alle Fälle Bock, neue Sachen zu schreiben; für uns sind die "Sycroscope" Songs ja quasi schon "alt".

In diesem Sinne - weiterhin viel Erfolg und vielen Dank für das Interview!

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