Miasmes - Repugnance

Review von Humppathetic vom 10.07.2023 (2145 mal gelesen)
Miasmes - Repugnance Seit gerade einmal zwei Jahren gibt es MIASMES, die, wenn man sich einige der Projekte, an denen Bassist beziehungsweise Sänger G. und Gitarrist K. beteiligt waren, anschaut, wohl aus Île-de-France, also der Ecke um Paris herum, stammen. Aber von vorne.

2021 also gründeten sich die Franzosen als Dreiergespann (was sie auch weiterhin sind; es gab also keine Line-up-Wechsel). Basser/Sänger G. und Gitarrist K. waren vorher schon in anderen Bands und dabei interessanterweise beide in der Death Metal-Kapelle COMO MUERTES unterwegs. Eventuell lernte man sich da kennen und schätzen, denn nicht nur bolzt man nun gemeinsam in MIASMES, sondern man gründete zusammen auch die Blackened Death Metal-Kombo MHORN. Die weitaus bekannteren Bands, in denen die beiden schon waren, dürften aber SETH und, hinsichlich der Zeit ihrer Existenz, die Flamenco Death Metal-Band (es gibt wirklich jedes Genre) IMPUREZA sein. Darüber hinaus ist G. auch als Livebassist bei ANTAEUS beschäftigt. Einzig Drummer C. ist - zumindest laut der beinahe allwissenden Encylopaedia Metallum - ein unbeschriebenes Blatt, musizierte er laut ihr doch bisher bei niemandem.

2022 veröffentlichte man dann bereits eine EP namens "Vermines", die fünf Songs, einer davon das hier vertretene 'Pestilence', enthielt. Die Bands, in denen G. und K. unterwegs waren, dürften dabei wohl schon für genug "Street Credibility" gesorgt haben, denn bereits ebenjene EP wurde über das renommierte französische Label Les Acteurs De L'Ombre Productions herausgebracht. Im Mai 2023 folgten zwei Singles, die auf "Répugnence", das hier zu besprechende Album, heißmachen sollten, und nun also standen sie da und konnten nicht weiter; mit anderen Worten: Es folgte, was folgen musste, nämlich das besagte Album, das man über dasselbe Label, über das auch die EP herausgebracht wurde, veröffentlichte und das im Drudenhaus Studio, wo schon Lärmgemeinschaften wie PENSÉES NOCTURNES, ALCEST, ANOREXIA NERVOSA und zu meiner amüsierten Überraschung auch ULTRA VOMIT gastierten, eingeprügelt wurde.

Und "eingeprügelt" ist ein gutes Stichwort. Jedem, der den Kurztext überlesen haben mag und dem die genannten Bands nicht viel sagen, sei mit dem Genre hoffentlich weitergeholfen: Extreme Metal, genauer gesagt Black Metal und noch genauerer gesagt Black 'n' Roll zelebrieren MIASMES, und das äußerst stramm. Will sagen: Es gibt eigentlich kaum eine Minute oder auch nur Sekunde auf dem Album, die nicht groovig oder ballernd oder beidartig daherkommt. Ergo klingen die Franzosen, deren Name auf Deutsch übrigens Miasmen bedeutet, was wiederum, und ich zitiere hier mal Google respektive Wiktionary, "(einer früheren Annahme entsprechend) Krankheiten auslösender Stoff in der Luft oder in der Erde; (aus dem Boden ausdünstender) Gift-, Pesthauch" heißt, in erster Linie wie die Norweger von URGEHAL. Das allerdings mit einem entscheidenden Unterschied: Wo URGEHAL auch mal auf die Bremse treten und Midtempo walten lassen, treten MIASMES das Gaspedal eigentlich die ganze Zeit beinahe voll bis voll voll durch.

Schon das Eröffnungslied 'Délivrance' kommt dabei völlig ohne Intro aus. Die Band will direkt zeigen, wo der sprichwörtliche Frosch die noch sprichwörtlicheren Locken hat, und das tut sie mit, man erlaube mir etwas Französisch, Bravour. Dabei vermischt sie (auf dem gesamten Album, nicht nur im Opener) schwarzmetallisches Riffing mit besagtem, omnipräsentem Riffing und einer sympathischen Punkattitüde, die ich so auch schon länger nicht mehr gehört habe. Diese Attitüde ist dabei vor allem in der Produktion, die roh und ungefiltert aus den Boxen erschallt, aber dabei eben nicht dem typischen Black Metal-Low Fi entstammt, und in einer gewissen "In Your Face"-Mentalität im Songwriting zu hören und zudem auf dem Albumcover, das neben Küchenmesser und Schädeln auch Schlagring und Bierdosen präsentiert, zu sehen. Und auch der Fakt, dass nicht nur das Schlagzeug seine eigenen Momente erhält (zum Beispiel am Anfang des Songs 'Prophétie') sondern auch der Bass nicht nur die ganze Zeit hörbar ist (geradezu ein Novum im Black Metal!) sondern ebenfalls immer wieder seine eigenen Momente bekommt ('Peste', 'Malemort'), zeugt von einer gewissen "Punkigkeit". Lyrisch aber scheint man sich in dem für Black Metal typischen Feld zu bewegen. Ich spreche selbst kein Französisch, und Texte liegen mir sowieso nicht vor, aber wenn der Google-Übersetzer ausnahmsweise mal nicht lügt, dann besingt G. so klassische Themen wie Pestilenz, Abscheu, Zerstörung und Tod.

Aber zurück zum Sound. Man zeigt sich für eine solch junge Band und dafür, dass wir es hier mit dem Debüt über die volle Länge zu tun haben, zwar nicht sonderlich versiert, was Tempowechsel angeht (einzig der Anfang von 'Aversion' ist so wirklich, was man gedrosselt nennen könnte), aber im Songwriting bereits so ausgereift, dass man die Gefahr, an den Klippen der Repetition zu zerschellen, durch verdammt tightes Riffing und das gelegentliche Augenmerk auf Bass, Soli (mehrere gleich, unter anderem im Opener 'Délivrance' und in 'Calvaire') und Schlagzeug äußerst gekonnt umschifft. Und das muss man im Black 'n' Roll erst mal schaffen.

Ich vergebe daher nicht nur gerne eine hohe sondern eben auch gerechtfertigte Wertung und freue mich diebisch auf ein hoffentlich zweites Album. Chapeau!

Gesamtwertung: 8.5 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Délivrance
02. Prophétie
03. Calvaire
04. Peste
05. Répulsion
06. Malemort
07. Aversion
08. Destructeurs
09. Pestilence
Band Website: www.miasmes.com
Medium: CD
Spieldauer: 42:11 Minuten
VÖ: 09.06.2023

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