Running Wild - Crossing The Blades

Review von Stormrider vom 06.12.2019 (9160 mal gelesen)
Running Wild - Crossing The Blades Ist es wirklich schon wieder drei Jahre her, dass RUNNING WILD ihren letzten Longplayer "Rapid Foray" an die Piratenschaar ausgeliefert haben? Da die Holzbeinigen, Einäugigen, Hakenhände und Papageien-auf-den-Schultern-Träger sich aber noch bis Mitte nächsten Jahres gedulden müssen, bis das vierte Album seit der Rückkehr unter die Jolly Roger veröffentlicht wird, legt man pünktlich zum Nikolaustag eine EP auf die Planken.

Eröffnet wird "Crossing The Blades" vom gleichnamigen Titelsong, der mit einem typischen Signature-Riff von Rock 'n' Rolf startet. Wer jemals Fan der Band war, wird innerhalb der ersten fünf Sekunden wissen, wer hier zu hören ist. Danach wird der Song allerdings zu einer kleinen Premiere im RUNNING WILD Backkatalog, denn er wird von einer Basslinie getragen. Hört man sich durch die Diskographie der Hamburger, dann stellt man fest, dass immer die Gitarre oder besser das Gitarrenriff den Song führt, 'Crossing The Blades' hingegen bekommt neben dem Eröffnungsthema hauptsächlich ein Bass- und Drumfundament. Erwartet man nach der Eröffnung einen typischen Double-Bass-Galopper, nimmt der Song aber eine Wendung, die ihn eher in Richtung oberes Midtempo führt. Der Song wird aber vermutlich allen Fans der Band gut reinlaufen, ist er doch neben dem kleinen Gitarre/Bass-Wechsel ein typischer RUNNING WILD-Track. Die Version auf der vorliegenden EP wird sich laut Rolf übrigens von der späteren Albumversion unterscheiden und in dieser Form nur auf der "Crossing The Blades"-EP zu finden sein. Wird bestimmt spannend, wenn man sich mal an die Version gewöhnt hat, im nächsten Jahr ein verändertes Arrangement zu hören.

Der zweite Song, 'Stargazed', wurde bereits auf dem Wacken 2018 live präsentiert. Dort hat er wohl sehr gute Reaktionen erhalten, was gefühlt aber für alle Songs gilt, die eine Band ihren Fans als erstes live präsentiert. Wobei man einen Song, der auf der Bühne gut funktioniert, ja nicht zwangsläufig auch auf dem Album als Highlight sehen muss. Was natürlich auch vice versa gilt. 'Stargazed' ist ein ordentlich nach vorne stampfender Song, der aber auf keinem der Klassikeralben der Band eine hervorgehobene Rolle gespielt hätte.

Der nächste Track bietet sich dafür an, ihn mit dem J.B.O.-Kalauer "RUNNING WILD spielen RUNNING WILD" einzuleiten. Doch Captain Kasparek und seine Crew machen was ganz anderes: "RUNNING WILD spielen KISS". Rolf hat auf dem letztjährigen KISS-Gig in Hannover 'Strutter' im Liverepertoire seiner Jugendidole so sehr vermisst, dass er gleich seine eigene Version des Klassikers aufgenommen hat. Seine markante Stimme verleiht dem Track zwar das typische Bandflair, ansonsten ist es aber größtenteils eine etwas schnellere Version des Originals. Kann man sich ganz gut anhören, ist aber auch nicht unbedingt essentiell. Den Abschluss der Vier-Track-EP bildet 'Ride On The Wild Side'. Der Song hat es nicht auf die Shortlist für das kommende Album geschafft, ist aber für eine EP, welche die Zeit bis zum Album überbrücken soll, ein solider Track. Er hat zwar nicht das große Hitpotenzial, aber durchaus Veröffentlichungsreife. Auch dieser Song tritt nicht so richtig aufs Gaspedal, sondern ist eher im Bereich rifforientierter Heavy Rock angesiedelt, was sich auch in der Gitarrenwahl niedergeschlagen hat. Entgegen seiner sonstigen Stammklampfe, der Gibson Explorer, nimmt Rolf für 'Ride On The Wild Side' eine Stratocaster in die Hand. Ein Sound, den man so auch nicht allzu oft bei RUNNING WILD hört. Insgesamt kann man nach den knapp 17 Minuten festhalten, dass die Piratenkogge dieser Tage eher im Groove zuhause ist, als im Uptempo. Mal schauen wie sich das auf Albumlänge darstellen wird.

Für Fans ist "Crossing The Blades" insgesamt eine durchaus lohnenswerte Anschaffung, da die EP nur Songs enthält, die man in der Form wohl nicht auf dem nächsten Album findet. Ich persönlich hoffe, dass dieses Album dann eine etwas druckvollere Produktion spendiert bekommt als der vorliegende Viertracker. Die Zeiten von Angelo Sasso sind zwar zum Glück vorbei, was man dem Material auch anhört, und es gibt folgerichtig (wieder) eine viel dynamischere Schlagzeugarbeit zu hören. Dennoch fehlt mir persönlich ein wenig der Bumms, der die Alben der 90er einfach richtig hat kicken lassen. Mit einem Sound wie der des unangreifbaren "Black Hand Inn" oder auch "Masquerade" kann man aus gutem Songmaterial eben doch noch ein wenig mehr rausholen.

- ohne Wertung -
Trackliste Album-Info
01. Crossing The Blades
02. Stargazed
03. Strutter (KISS-Cover)
04. Ride On The Wild Side
Band Website: www.running-wild.de/
Medium: EP
Spieldauer: 16:19 Minuten
VÖ: 06.12.2019

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