Interview mit Daniel von In Flames

Ein Interview von Vikingsgaard vom 21.12.2009 (21542 mal gelesen)
Wir trafen IN FLAMES-Drummer Daniel Svensson Backstage auf der ROCKSTAR Energy Drink "Taste Of Chaos Tour" am 09.12. in Oberhausen. Mir zur Seite stand wieder Kat, die mir super "assistierte" und den ganzen Englisch-Kram managte.

Hallo! Freut mich echt, mal wieder Leute aus Gothenburg zu treffen. Wie geht es euch?

Daniel: Hallo! Uns geht es ganz gut, man kann nicht klagen.

Wir hatten uns mal auf dem Graspop Fest in Belgien getroffen, kurz nachdem Schweden gegen Deutschland bei der WM verloren hatte. So richtig Bock auf Deutsche hattet ihr da gerade nicht...

Daniel: Ah ja, daran erinnere ich mich noch. Ja das war nicht sehr schön.

Bleiben wir lieber bei der Musik: Ich habe da noch so vage ein Interview mit Anders in Erinnerung, da sagte er, dass man ihn Nachts wecken könnte und er könnte auf Kommando growlen, aber clean singen ginge gar nicht. Hat das in letzter Zeit mal wieder jemand bei ihm probiert?

Daniel: Haha, nein haben wir leider noch nicht. Vielleicht sollten wir es aber wirklich mal machen.

Achtet ihr schon beim schreiben der Songs eigentlich darauf, ob da jetzt ein cleaner Gesangspart passen würde oder wie entwickelt sich das?

Daniel: Nein, am Anfang achten wir nicht darauf. Es ist von Song zu Song unterschiedlich. Es kommt auf den Rhythmus an, weißt du. Manchmal ähnelt das Growlen auch dem Refrain. Es kommt auch darauf an wie es wirken soll. Ob es eher aggressiv wirken soll oder eher freundlich/heiter. Wir machen eigentlich immer eine Vorproduktion, wo wir dann schauen können was besser passt. Manchmal ist dann auch so, das wir einen Teil irgendwo raus nehmen und an einer anderen Stelle in einem Song wieder einfügen. Man weiß vorher eigentlich nicht was kommt, man muss es einfach ausprobieren.

Ihr als In Flames seid seit Jahren zusammen sehr erfolgreich. Wie sehr "leidet" das, vor allem musikalische, Individuum an, bzw. in, so einem Projekt?

Daniel: Keiner leidet an so was. Wir haben von Anfang an klar gestellt, dass die Band alle Entscheidungen trifft, was den künstlerischen Teil anbelangt. Ob es sich um ein CD Cover handelt, um einen Song oder eine Tour. Das Wie, Wann und Warum entscheiden wir als Band und sonst keiner. Unser Management arbeitet für uns, nicht gegen uns. Das Management gibt uns aber Anregungen und Tipps wann wir vielleicht wo auf Tour gehen sollten etc. Aber die letzte Entscheidung liegt immer bei uns, wenn wir nein sagen, ist es ein nein. Dass wir diese Entscheidungsfreiheit haben, ist aber ein großer Vorteil und auch gut so.

Ich finde eure CD-Covers seit "Come Clarity" recht mutig, weil für eine Death Metal Band eher untypisch. Was gibt letztendlich den Ausschlag bei euch, sich für ein Cover zu entscheiden und wo sucht und findet ihr diese?

Daniel: Als erstes wollen wir nicht wie jede andere Band sein. Wir versuchen uns auch durch andere CD Covers hervorzuheben. Für mehrere Alben hatten wir einen deutschen Designer. Die Covers sollen sich nicht zu ähnlich sehen aber einen bestimmten Stil beibehalten. Was wir dabei besonders wichtig finden ist, das die Covers auch zu Anders Lyriken passen. Alex Pardee, den Designer den wir jetzt haben, bespricht die Lyriken mit Anders und diskutiert auch seine Ideen mit uns. Er hat viele tolle Ideen und oft sagen wir ihm "Ja, probiere das mal aus oder mach das so". Manchmal probieren wir aber verschiedene Designs aus bevor wir uns für eines entscheiden.

Was genau hindert euch daran, einen Keyboarder fest in die Band zu integrieren?

Daniel: Wir machen diesen Job schon sehr lange und es scheint nicht fair noch jemand neues in die Band aufzunehmen. Wir waren von Anfang an die Fünf die wir jetzt sind und es hat gut funktioniert, warum sollten wir also etwas ändern. Es wäre einfach nicht fair und würde vielleicht auch das Band-Klima verändern. Außerdem sehen Keyboarder in der Ecke etwas kitschig aus, aber das ist eine andere Geschichte, hehehe.

Ihr beeinflusst seit Jahren viele andere Bands mit eurem Stil. Kommt da manchmal ein Feedback?

Daniel: Manchmal kriegen wir ein Feedback und es ist schön und schmeichelhaft zu hören, wie wir andere Bands in dem Sinne unterstützen. Es ist toll, wenn wir ein Grund für jemanden sind, eine Band zu gründen, das ist es, wie die Musik sich entwickelt. Es war bei uns ja genauso. Ganz am Anfang spielst du die Songs deiner Lieblingsband und irgendwann findest du deine eigene Lücke und deinen eigenen Stil.

Was erhofft ihr euch noch für die Zukunft?

Daniel: Ach das wissen wir noch nicht. Wir haben bis jetzt schon so viel erreicht. Sagen wir es so, wenn die Band sich heute auflösen sollte, wären wir hauptsächlich sehr dankbar für das, was wir erlebt haben und was wir als Band erreicht haben. Wir waren Headliner und wir haben mit vielen anderen großen Bands gespielt, wie zum Beispiel mit METALLICA. Das sind alles Sachen, die wir uns früher nie hätten träumen lassen. Wir nehmen jedes Jahr wie es kommt. Im Moment sind wir auf Tour, nächstes Jahr werden wir eventuell eine kleine Auszeit nehmen, bevor wir vielleicht wieder an einem neuen Album arbeiten werden. Mal sehen, was die Zukunft so bereit hält.

Ihr habt nun auch euer eigenes Studio in Gothenburg? Werdet Ihr auch andere Bands produzieren?

Daniel: Ja das stimmt, wir haben unser Studio und wir produzieren bereits ein paar andere Bands. Der Produzent unseres letzten Albums arbeitet dort Vollzeit und unter anderem HARDCORE SUPERSTAR haben bereits ihr letztes Album dort aufgenommen. Aber es läuft gut, ansonsten wäre es auch eine sehr kostspielige Angelegenheit. Irgend woher muss das Geld ja kommen und mit dem Musik machen alleine verdient man heute kaum noch Geld.

Ich gehe bewusst nicht auf eure CDs ein, weil Nuclear Blast uns nicht bemustert. Liest man allerdings die großen Print-Magazine, sind diese vor allem erst mal mit Werbung zugetextet, wobei NuBla einen nicht unerheblichen Teil dazu beiträgt. Blättert man dann zu den Reviews weiter, fällt ganz schnell auf, dass kaum eine Band von den Sponsor-Labels schlechter als 8 von 10 Punkten da steht. Ein Schelm, wer Schlechtes dabei denkt!

Daniel: Darüber habe ich noch nie nachgedacht. Ich glaube aber, dass es nicht so ist. Als Journalist hat man doch auch seinen Anstand, so dass ich denke, das keiner einem sagen kann, so musst du das jetzt bewerten und schreiben. Wenn das wirklich so ist, sollte man seinen Arbeitgeber wechseln und für ein anderes Magazin arbeiten. Aber natürlich gibt es auch Business-Leute. Als wir angefangen haben, war Musik machen für uns ein Hobby, jetzt ist es unser alltäglicher Job. Wir haben zum Glück Leute, die den großen geschäftlichen Teil übernehmen, das letzte Wort haben aber dennoch wir. Das Business ist kein Spaß, Geld machen, macht Spaß. Das Musikbusiness ist hart. Heutzutage kann man mit einer Metal Band nicht mehr reich werden. Geld muss trotzdem irgendwo her kommen, deswegen muss man Wege finden, wie man sein Geld verdienen kann. Wir versuchen das beste daraus zu machen und konzentrieren uns hauptsächlich auf das, was wir am besten können, das Musik machen.

Ein tolles Schlusswort. Danke für das Gespräch!

Daniel: Danke auch und viel Spass bei der Show!

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