Haunted Plasma - I

Review von Chaosswampchicken vom 13.06.2024 (14701 mal gelesen)
Haunted Plasma - I Mysteriös, mystisch, avantgardistisch und eine Menge Dinge mehr, das sind HAUNTED PLASMA. Es fällt schwer die Combo aus Finnland einzuordnen und genau das macht das Debütalbum auch so spannend. Die Reise startet mit dem Coverartwork, das einen buchstäblich nach innen zu ziehen scheint mit seinem unnatürlich wirkenden Licht. Die Pressemitteilung lässt verlauten, dass wir es hier mit einer Mischung aus futuristischem Synth und kosmischen Black Metal mit gewaltiger Atmosphäre zu tun haben. Was beim ersten Durchhören direkt auffällt: so futuristisch "I" ist, genauso retro ist es aber auch. Ich würde HAUNTED PLASMA als progressiv und psychedelisch im besten Sinne bezeichnen. Was sicher auch daran liegt, wenn man sich mal anschaut, wer die Mitglieder in der Band eigentlich sind. Juho Vanhanen (ORANSSI PAZUZU, GRAVE PLEASURES), Timo Kaukolampi (K-X-P, Op:l BASTARDS) und Tomi Leppänen (CIRCLE, AAVIKKO, K-X-P) sind alles Menschen, die nicht gerade für "Schema F"-Musik bekannt sind. Als Gastsänger ist außerdem der kreative Mastermind von HEXVESSEL Mat McNerney am Start.

Lassen wir uns auf die Reise ein

Opener 'Reversed Engineer' beginnt langsam und finster, unheimlicher und flüsternder Sprechgesang beherrscht die ersten Minuten des Songs. Es hat diese düsteren 80er Jahre Gothic-Vibes, die einen dann doch ein wenig an TYPE O NEGATIVE erinnern. Pulsierende elektronische Melodien, kreative und einladende Riffs ziehen einen hinein in eine Trance. Hier vernehmen wir auch zum ersten Mal die überaus durchsetzungsstarke Stimme von Mat McNerney. Als Nächstes haben wir da das treibende 'Machines Like Us', hier sind die Industrial-Elemente deutlich zu spüren, Gitarrist Juho Vanhanen beschreibt den Song als eine bittersüße Vision einer Maschine, die eine Vereinigung mit dem menschlichen Bewusstsein eingeht. Hier setzt man auf die retro-futuristischen Gothic-Vibes noch mal einen drauf, weiterhin ist McNerney agierender Gastsänger. Diese nostalgische, aber warme Klangkulisse mit der kalten Härte des Black Metals und der pulsierenden Beharrlichkeit der Electronic-Einflüsse ist kurz gesagt fantastisch. 'Spectral Embrace' ist weird und wirkt mit seinem Lo-Fi-Sound gleichzeitig beunruhigend. Das Schlagzeug zu Beginn wirkt, als würde gleich etwas passieren, aber dann wird hier "nur" McNerney durch vocodierten und flüsternden Sprechgesang ersetzt, die verspürte Unsicherheit aber bleibt. Ab Minute drei bekommen wir einen überraschenden und ebenso einen nicht weltlichen Vocalmix aus Sci-fi mit Black Metal-typischem Keuchgesang.

Haunted Plasma

'Echoes' löscht jedes Gefühl von Aufregung oder Unbehagen komplett aus, der langsame und schwere Sound dringt völlig in das Bewusstsein ein. Schließt man die Augen, kommt es einem fast vor, als wäre man in einer Trance. Das ganze Klangbild wirkt sehr hypnotisierend, die Vocals sind hier im Hintergrund, was dem übrigen Sound die Chance gibt, sich zu entfalten. Einzig das Surren zum Ende des Songs empfand ich als störend, weil es mich dann doch unsanft aus meinem Kokon aus myteriösen Melodien gerissen hat. Der Vorhang für diese Reise ins Ungewisse ist der selbstbetitelte Closer 'Haunted Plasma', mit fast 13 Minuten ist er mit Abstand der längste Track auf dem Machwerk der Finnen. Die futuristischen Elemente nehmen im Closer noch einmal deutlich zu, ein Strudel aus hypnotischen Klängen zieht einen immer mehr in den Kosmos der Band. Vereinzelt hört man leise im Hintergrund einen Singsang, auch hier sind es diese prächtigen und großen Spannungsbögen, die einen auf Anhieb mitreißen - gut gelungen. Treibend, mit Gitarren, die in den letzten Klängen noch einmal richtig aufspielen und somit noch ein paar mehr Post Punk-Vibes in den Soundmix von HAUNTED PLASMA werfen.

Fazit

Eins dürfte klar sein, HAUNTED PLASMA haben mit ihrem Debüt "I" ein Album geschaffen, das von konventionellen Sounds abweicht, aber das macht das Machwerk erst zu etwas ganz eigenem und lässt es auf diese Weise so interessant klingen. Sicherlich wird sich hier der Sound in weiteren Veröffentlichungen noch entwickeln, dennoch finde ich es sehr spannend, was die Jungs hier dagebracht haben. Ich habe ein paar Durchläufe gebraucht, um richtig reinzukommen, das würde ich euch auch anraten. Freunde der experimentellen elektronischen Musik sowie jedem Metalhead, der offen ist für Neues und Anderes, würde ich raten, hier einmal reinzuhören.

Gesamtwertung: 8.5 Punkte
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Trackliste Album-Info
1. Reverse Engineer
2. Machines Like Us
3. Spectral Embrace
4. Echoes
5. Haunted Plasma
Band Website:
Medium: CD, LP
Spieldauer: 40:52 Minuten
VÖ: 31.05.2024

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Die steht auch auf meiner Interessenliste. Und das Debüt von Oranssi Pazuzu mag ich auch sehr.
8/10   (15.06.2024 von Opa Steve)

Sehr gut geschrieben! Ich werde mir das Album mal anhören.
9/10   (15.06.2024 von Potadooh)

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