Livebericht Lordi (mit The Dogma und Kaledon) |
---|
Ein Livebericht von Elvis aus Köln (Essigfabrik) - 15.12.2010 (30144 mal gelesen) |
Die finnischen Grand Prix-Sieger von 2006, LORDI, sind vielen Menschen trotz ihres hohen Wiedererkennungswertes erst seit dem Wettbewerb und dem furiosen Triumph im Finale ein Begriff. Einerseits bedeutete das damalige - bekanntlich entscheidende - dritte Album "The Arockalypse" mit der Sieger-Single 'Hard Rock Hallelujah' den endgültigen Druchbruch für die fünf Monster, andererseits war wohl damals schon klar, dass der Ruhm natürlich nicht auf ewig eine Etablierung im musikalischen Mainstream nach sich ziehen würde. Waren die Hallen 2006 und 2009 noch einen Tick größer, so sind LORDI mit dem aktuellen Album "Babez For Breakfast" mehr in Clubgröße unterwegs. Die Essigfabrik in Köln ist daher heute auch noch ein wenig abgeteilt. Der positive Effekt dabei ist natürlich, dass man ein deutlich bandfixierteres Publikum anzieht als die vielen Gelegenheits-Fans um den Grand Prix-Sieg herum. Den Anfang dürfen am heutigen Tag, der zum Glück von den schlimmsten Wetterverhältnissen verschont geblieben ist, die Italiener von KALEDON machen. Das Sextett spielt einen leicht deutsch beeinflussten Power Metal mit einer über mehrere Alben durchgehenden Story a lá RHAPSODY (OF FIRE). Und das Ergebnis ist nicht übel, allerdings können die Jungs das Kölner Publikum heute nicht über Gebühr fesseln. Zu stark ist offenbar doch die Fixierung auf den Main Act heute Abend, um hier wirklich entsprechend abräumen zu können. Deutlich bessere Karten haben hier wiederum die Landsmänner von THE DOGMA. Ob es nun daran liegt, dass man bereits 2006 gemeinsam auf Tour war oder ob die Musik dem Publikum einfach besser liegt, mag dahingestellt sein, faktisch kommen sie einfach besser an. Dabei stand der Auftritt bis kurz vorher noch relativ in den Sternen, denn außer Gitarrist Cosimo und der Session-Keyboarderin sind die übrigen Bandmitglieder aufgrund einer Tourbus-Panne deutlich verspätet eingetroffen und haben es nur grade so auf die Bühne der Essigfabrik geschafft. Davon ist dem Auftritt allerdings wenig anzumerken. Energiegeladen ziehen die Italiener ihr 45minütiges Set durch und kriegen dafür auch den verdienten Applaus. Heute Abend steht natürlich das neue Album "The Black Widow" im Zentrum des Geschehens, weswegen der sehr 80s-lastige Opener 'Dirty Dark Diane' sogar zum Schluß noch eine Reprise spendiert bekommt. Dennoch kommen ausgewogen verteilt auch Songs vom Debüt "Black Roses" und dem ein bisschen untergegangenen düsteren Zweitwerk "A Good Day To Die" zum Einsatz. Sänger Daniele macht einen tollen Job und lässt das Publikum vom vorherigen Streß seiner Anreise nichts spüren. Gitarrist Cosimo gibt den Gitarrenhelden und selbst die aufgrund familiärer Umstände bedingten Personalaushilfen am Schlagzeug und Keyboard (Rogero und Stefano) machen einen so soliden Job, dass THE DOGMA in der Essigfabrik als Einheit auftreten. Die Entscheidung von LORDI, wieder auf die Italiener zu setzen, war auf alle Fälle richtig, wie man an der guten Stimmung nach dem Gig spüren kann. Set List THE DOGMA 01. Intro 02. She Falls On The Grave 03. Dirty Dark Diane 04. Bitches Street 05. Wicked Angels 06. Eternal Embrace 07. The Bride Is Back 08. Black Roses 09. Guitar Solo 10. In The Name Of Rock 11. Dirty Dark Diane (Reprise) Die Umbaupause zieht sich unangenehm lange hin. Das spürt man auch an der wachsenden Ungehaltenheit des Publikums. Auch, wenn das Merchandise-Angebot heute ordentlich ist - Tour-Shirts, T-Shirts mit allen Bandmitgliedern (sogar Neuzugang Otus hat schon sei eigenes Konterfei auf allem verewigt), allerlei Krims-Krams und natürlich die aktuelle CD zu akzeptablen Preisen - irgendwann wollen die Fans dann doch die Band leibhaftig sehen. Wer sich für die sog. Monsterbox des "Babez For Breakfast"-Albums entscheiden kann (120 Euro) bekommt neben dem signiertem Album und allerlei Beigaben heute Abend sogar ein zusätzliches Meet & Greet nach der Show spendiert. Das gibt's allerdings sogar wenn man eine bestimmte Zusammenstellung an Merchandise für knapp die Hälfte dieser Summe kauft - ein absolut mustergültiges Angebot für Fans, ohne diese dabei gleich so abzuzocken wie manch andere Band. Sofern hier wirklich noch Kritik an dieser sehr guten Idee aufkommen sollte, kann ich diese nicht nachvollziehen. Wenn es nicht zumindest diese gewisse Einschränkung gäbe, wer die Band am Ende treffen kann und wer nicht, würden angesichts des enormen Schauwertes wohl fast alle Besucher noch ein Foto und Autogramme wollen und die armen Monster kämen niemals aus ihrer zweiten Haut. So oder so, ein tolles Angebot, das Schule machen könnte. Ein echtes Highlight beim Merchandise ist im übrigen das Tourbuch: für 15 Euro bekommt man exzellente Bilder des aktuellen Line-Ups und großformatige Zeichnungen von Mr- Lordi zu sämtlichen Songs des "Babez For Breakfast"-Albums. Endlich ist es nunmehr jedoch soweit. Die Lichter verlöschen und die Monster kommen aus ihren Löchern gekrochen - das Erklingen von 'God Of Thunder' (nicht umsonst war Mr. Lordi mal Präsident des finnischen KISS-Fanclubs) ist ein untrügliches Anzeichen dafür, was hier gleich passieren wird. Der Einstieg mit dem aktuellen Album-Intro ist schon Routine bei LORDI und auch der Titelsong 'Babez For Breakfast' überrascht da nicht sonderlich, sondern passt einfach nur. Das Publikum ist von der ersten Minute an begeistert. Glücklicherweise haben trotz leichter Schneeproblematik doch deutlich mehr Fans den Weg nach Köln gefunden als der Einlaß vermuten ließ und die gehen gleich gut mit. Eher überraschend und zwar sehr gut ist die Wahl, mit 'Dynamite Tonite' vom Debütalbum "Get Heavy" weiterzumachen. Der sehr keyboradlastige Song versprüht ein wunderbares 80er Flair und sorgt für Stimmung. Mit mittlerweile fünf Alben auf dem unansehnlich-ansehnlichen Buckel haben die Monster 2010 ein eindrucksvolles Repertoire an Hits im Gepäck, aus dem sie schöpfen können, ohne ein Album wirklich vernachlässigen zu müssen. Trotz des 2006er Triumphs haben LORDI sich gewissermaßen selbst gefunden und erinnern wohl nicht ohne Grund in manchen Momenten der Show mal mehr, mal weniger an KISS - diverse Elemente bei den Songs sind heutzutage fester Bestandteil der Show, sei es nun, dass jedes Mitglied seine persönliche Showeinlage bekommt oder einfach bestimmte Gimmicks bzw. Kostümteile von Mr. Lordi zum Einsatz kommen. Ob Ox nun den Buckligen entsorgt und mit der Bazooka ins Publikum schießt, Awa mit einem Speer das Zombie-Pärchen erledigt oder Amen musikalische Beschwörungen aus seinem rauchenden Totenbuch loslässt, stets ist für den gewissen Unterhaltungswert einer LORDI-Show gesorgt. Bei all diesen Showelementen, deren Dreh- und Angelpunkt selbstverständlich weiterhin der Chef und Namensgeber höchstselbst ist, darf man dennoch nicht die musikalische Leistung unter den Tisch fallen lassen. Klangtechnisch ist nichts auszusetzen und die klar auf 80er Sound gebügelte Musik der Finnen kommt gut und laut zur Geltung. Aus welchen Gründen auch immer gibt es heute leider keine Pyros in der Essigfabrik, dennoch heizt Mr. Lordi u.a. mit der Nebelkanone ein, schickt einen Delinquenten auf den elektrischen Stuhl oder operiert an einem Monsterkind herum. Ob er sich nun mit einem Wolfskopf schmückt, als Leatherface-Verschnitt verkleidet die Kreissäge bedient oder am Ende die Flügel ausfährt, der Chef hat stets alles souverän im Griff und plaudert auch immer mal wieder mit dem Publikum. Mit 'Evilove' wird zudem auch mal eine eher vernachlässigte B-Seite aus der Kostümkiste gepackt. Nachdem LORDI sich mit dem Klassiker 'Devil Is A Loser' vorerst verabschieden, ist jedoch klar, dass hier noch ein wenig hinterherkommen muss. Passend, dass die Zugabe daher mit 'They Only Come Out At Night' eröffnet wird, bevor das 'Hard Rock Hallelujah' erklingt und die finale Frage wie immer lautet 'Would You Love A Monsterman?'. Köln beantwortet diese Frage heute natürlich lautstark mit "Ja" und feiert die Band nochmals kräftig ab. Nach gut 90 Minuten werden die warmgesungenen Fans dann von den Monstern wieder in die kühle Nacht freigelassen und machen sich glücklich auf den Heimweg. LORDI können auch 2010 noch überzeugen und haben bewiesen, dass sie zumindest im Metal- und Rockbereich jedenfalls keine Eintagsfliege sind. Wie Mr. Lordi es so schön ausdrückt: "This Is Heavy Metal, No Matter What You Say!" Set List LORDI 01. SCG5: It's A Boy! 02. Babez For Breakfast 03. Dynamite Tonite 04. My Heaven Is Your Hell 05. Bite It Like A Bulldog 06. The Rebirth Of The Countess (Awa Solo) 07. Nonstop Nite 08. Rock Police 09. It Snows In Hell 10. Who's Your Daddy 11. Not The Nicest Guy 12. Otus Drum Solo 13. Granny's Gone Crazy 14. Blood Red Sandman 15. Evilove 16. Amen's Lament To Ra 17. Dr. Sin Is In 18. Bringing Back The Balls To Rock 19. This Is Heavy Metal 20. Devil Is A Loser Encore: 21. They Only Come Out At Night 22. Hard Rock Hallelujah 23. Would you Love A Monsterman? |
Alle Artikel