Ante-Inferno - Antediluvian Dreamscapes

Review von Humppathetic vom 14.06.2022 (4115 mal gelesen)
Ante-Inferno - Antediluvian Dreamscapes Cascadian Black Metal. Ein Stil, den es, grob geschätzt, seit Mitte der 90er gibt, als sich in Portland, Oregon, also mitten in dem dem Stil den Namen gebenden Gebirge der Kaskadenkette an der pazifischen Nordwestküste der USA und Kanadas, eine kleine Band namens AGALLOCH gründete. Wenige Jahre später folgten AGALLOCH dann WOLVES IN THE THRONE ROOM - nur stammen die Gebrüder Weaver aus Olympia, Washington. Aber wie es so oft der Fall ist, einen die Bands eines Stils nicht nur die regionale Verortung, sondern auch - wer hätte es gedacht - der Inhalt der Texte ("Hail Satan, You Fucks!" wird man hier also nicht vernehmen) und natürlich der Stil selbst. Und warum erzähle ich das so überraschend stringent und kurzgefasst? Weil dieses Review von einer Band namens ANTE-INFERNO und ihrem Album "Antediluvian Dreamscapes" handelt. Zwar stammt das Zweiergespann, bestehend aus Kai Beanland (Gitarre, Gesang) unter dem kreativen Pseudonym K.B. und Gary Stephenson (Drums), ebenfalls originell einfach unter G.S. firmierend, aus Scarborough in der Grafschaft North Yorkshire der Region Yorkshire And The Humber im so nördlichen Norden Englands, dass das Wort Norden im Namen der Region auftaucht und sich nördlicher nur noch North East England und North West England befinden (und Schottland, aber um diese Einhorn-Fetischisten geht's hier gerade nicht); das hinderte sie allerdings nicht daran, im Jahr 2017 mit ANTE-INFERNO eine Band, die man eben dem Cascadian Black Metal zuordnen kann und sollte, zu gründen und im selben Jahr auch direkt ein Demo namens "A Dream Of The Devil" herauszubringen. Drei Jahre später, also 2020, brachte man dann auch das erste Album, das auf den Namen "Fane" hört, heraus, auf dem - wie auch auf dem Demo - Mateo Zabawa (hier unterwegs unter dem Alias, you guessed it, M.Z.) die Gitarren beisteuerte. Nun also, nach zwei Jahren der musikalischen wie lebensqualitativen Entbehrungen, erscheint über das deutsche Label Vendetta Records (deren bekannteste Akquisitionen dürften wohl AFSKY, ULTHA, NINKHARSAG und VERHEERER sein) "Antediluvian Dreamscapes", zu Deutsch "Vorsintflutliche Traumlandschaften", und soll den Hörer abermals auf eine teils sehr entspannte Reise durch Geschichten und Epochen führen.

In typischer Manier des Cascadian Black Metals herrschen bestimmte Ingredienzen im Klangbild vor. Das wären zum einen die überlangen Songs, die sich zwischen sechs und zehn Minuten bewegen, zum anderen wird uns hier kein MARDUK'sches Panzergeballer um die Ohren gefeuert, sondern Musik, die, wie anfangs erwähnt, verträumt daherkommt und sich, gleich dem Post-Rock, stetig steigert, bis sie im unausweichlichen Finale kulminiert - einzig 'Nightmares Of The Eschaton', der Rausschmeißer, bricht mit dieser Vorgehensweise und ist mit vier Minuten nicht nur weitaus kürzer geraten, sondern steht in seiner Geschwindigkeit dem Rest des Albums auch diametral entgegen. Aufgelockert wird dieses Konzept aber durch gelegentliche, kurz vor dem inneren Auge vorbeigaloppierende, aggressive Attacken, die einmalig gar in den Blastbeat vornüberkippen, und ein Interludium, das an den Ohren aber, genau wie das Intro, eher unauffällig bis nichtssagend vorbeidudelt.

Das alles formt sich zu einem wirklich großartigen Album - in der ersten Hälfte. 'Transcendence' und 'Celestial Mirage' sind mit ihren Riffs und Melodien wunderbare Songs, an denen ich nichts weiter zu bemängeln habe. Nach dem Bruch durch das bereits erwähnte Zwischenspiel verlieren ANTE-INFERNO meines Erachtens aber den Faden. Alles wirkt einfalls- und kraftlos. Das vormalig nahezu perfekt aufgehende Rezept erhält Beulen und Dellen und erholt sich davon bis zum Ende leider nicht mehr - so wie ich in dieser Metapher gerade nach zwei Wörtern aufgegeben und in inkohärentes Kauderwelsch gewechselt bin. Kann ja auch nicht alles klappen.

So verbleibe ich bei einer immer noch guten, aber sich ob der Erwartungen doch zu niedrig anfühlenden Wertung von sieben Punkten und einem ansatzweise gedämpften Gefühl. Vielleicht wird Album 3 für mich dann alles, was ich mir immer erträumt habe (exklusive irgendwelcher Paraphilien, die in diesem Review sowieso nichts zu suchen haben - also hört auf zu fragen!).


Gesamtwertung: 7.0 Punkte
blood blood blood blood blood blood blood dry dry dry
Trackliste Album-Info
01. A Lullaby To A Dying World
02. Transcendence
03. Celestial Mirage
04. Shadowed Waters
05. Two Score And Ten Souls
06. Beyond The Immemorial Veil
07. Nightmares Of The Eschaton
Band Website: www.facebook.com/ANTEINFERNO
Medium: CD
Spieldauer: 42:25 Minuten
VÖ: 13.05.2022

Besucher-Interaktion

Name:
Kommentar:
(optional)
Meine Bewertung:
(optional)
(Hinweis: IP-Adresse wird intern mitgespeichert; Spam und Verlinkungen sind nicht gestattet)

Artikel über soziale Netzwerke verbreiten