Livebericht Queensryche (mit Fatal Smile und Ivanhoe) |
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Ein Livebericht von Elvis aus Düsseldorf (Stahlwerk) - 22.06.2009 (28784 mal gelesen) |
QUEENSRYCHE schrieben in den 80er und frühen 90er Jahren unbestritten Metalgeschichte. Nach dem Ausstieg von Bandmitbegründer Chris DeGarmo folgten einige Alben, die bei den Fans nicht auf ungeteilte Begeisterung stießen. Nachdem 2006 mit "Operation Mindcrime II" der zweite Teil eines der definitiven Konzeptalben der härteren Musikwelt ebenfalls kontrovers diskutiert wurde, veröffentlichte die Band um Sänger Geoff Tate im Frühjahr diesen Jahres mit "American Soldier" ein weiteres Album mit einer zugrundeliegenden Idee. Basis für die Songs der aktuellen Platte sind mehrere hundert Interviews, die Mr. Tate mit amerikanischen Veteranen aus diversen Kriegen im Laufe der letzten Jahre geführt hat. Aktuell befinden QUEENSRYCHE sich auf der Welttournee in Folge dieses Albums, die Ende Juni nun auch im Stahlwerk in Düsseldorf Halt macht. Nachdem vor zwei Jahren die beiden "Operation Mindcrime"-Alben in voller Länge auf Tournee live aufgeführt wurden, steht hinter dieser Tour die Idee dreier Suiten (eine natürlich die aktuelle Platte "American Soldier"), wovon zwei im Internet von den Fans gewählt werden konnten. Die meisten Stimmen erhielten dabei die Klassiker "Rage For Order" und "Empire". Das Grundgerüst dieses warmen Sommerabends in der nordrhein-westfälischen Hauptstadt ist musikalisch also klar, zuvor muss der geneigte QUEENSRYCHE-Freund jedoch erst einmal die vier (!) Vorbands durchstehen - eine zumindest an diesem Abend kontrovers diskutierte Wahl, zumindest quantitativ betrachtet. Den Anfang machen mit INHALE und CUBE CASINO zwei lokale Support-Acts. Zwangsläufig ist vor der Bühne noch nicht viel los - losgelegt wird unmittelbar nach dem Einlass um 19.30 Uhr - und die meisten sind mit dem gebotenen Material nicht vertraut. Ungeachtet des für einen Montagabend daraus resultierend für viele sicherlich sehr späten Endes der ganzen Veranstaltung, muss man dem Veranstalter auf alle Fälle Respekt zollen, den beiden jungen Bands diese Chance zu bieten, sich vor einem größeren Publikum zu behaupten. IVANHOE sind dagegen keine Unbekannten mehr, sondern dürften einigen u.a. als die progmetallische Ex-Band von BRAINSTORM-Sänger Andy B. Franck bekannt sein. Nach einer längeren Pause ist man mit teilerneuerter Band, u.a. dem neuen Sänger Mischa Mang, sowie einem neuen Album in Gestalt von "Walk In Mindfields" im Gepäck unterwegs. Insgesamt machen die Jungs, zumindest auf einen eher unbefangenen Zuhörer, einen soliden Job. Merchandise wird sowohl in der Halle selbst von QUEENSRYCHE als auch im Vorraum von den Supportacts feilgeboten. Das Merchandiseprogramm des Main-Acts umfasst u.a. mehrere Tour-Shirts, die sich thematisch natürlich an das Thema der aktuellen Platte anlehnen und dementsprechend leicht militärisch angehaucht daherkommen, jedoch kommen auch Freunde der beiden Klassikeralben des Abends auf Ihre Kosten, denn sowohl "Rage For Order" als auch "Empire" ist jeweils ein eigenes Shirt gewidmet. Preislich gestaltet man sich mit 20-25 Euro fair. Bei der letzten Vorband des Abends handelt es sich mit FATAL SMILE um eine der fleißigsten Tourbands der letzten Zeit. Die vier Schweden um Gitarrist und Bandkopf Y sind seit der Veröffentlichung ihres ausgesprochen starken aktuellen Albums "World Domination" Anfang 2008 beständig auf Tour und haben so u.a. schon LORDI, DIO, DORO, W.A.S.P., LIZZY BORDEN oder PRETTY BOY FLOYD unterstützt. Es nimmt nicht wunder, dass die Jungs sich daher musikalisch einer zeitgemäßen Sleaze-Variante verschrieben haben. Leider ist der Auftritt von technischen Problemen geplagt, so dass immer mal wieder das Mikrofon ausfällt und Songs sogar neu gestartet werden müssen. Die Professionalität der Band wird dabei deutlich, da sie die Pannen mit Humor nimmt und sich den Auftritt trotzdem stimmungsmäßig nicht verhageln lässt. Die Qualität der Songs, die sich aus dem aktuellen Output und dem Vorgänger "Neo Natural Freaks" speisen, ist dabei durchgehend überzeugend - live krachen die Songs nochmals deutlich mehr als auf Platte. Sänger Blade liefert wie seine Kollegen eine gute Show ab und demonstriert dabei einmal mehr, dass dieser Band der baldige allgemeine Durchbruch zu wünschen ist. Das mittlerweile vorhandene Publikum scheint zumindest - obwohl bei einem QUEENSRYCHE-Konzert nicht unbedingt zu erwarten - recht angetan zu sein und spendet mehr als einen bloßen Höflichkeitsapplaus. Gegen 22.45 Uhr hat das Warten dann ein Ende und der Headliner betritt endlich die Bühne. Erwartungsgemäß starten QUEENSRYCHE den Gig mit der "Rage For Order" Suite und hauen mit 'Neue Regel' direkt einen Klassiker raus. Diesem folgen fünf weitere im Rahmen des ersten Albums des Abends. Wie vor dem Konzert im Interview zu erfahren ist, hat die Band quasi zwei verschiedene Sets für jedes der drei Alben, die sie auf der Tour immer wieder abwechseln, um nicht jeden Abend die gleichen Songs zu spielen und Fans auch einen Anreiz zu bieten, bei mehreren Konzerten unterschiedliche Songs hören zu können. Das Publikum des gut zur Hälfte gefüllten Stahlwerks hat offenbar im Internet für "Rage For Order" abgestimmt als eine der Suiten, denn die Reaktionen auf das erste Konzertdrittel sind wirklich positiv und die Band bekommt den verdienten Applaus. Dem tut es auch keinen Abbruch, dass der Sound zunächst nicht gerade perfekt ist und die gute musikalische Leistung nicht so klingt, wie es wünschenswert wäre. Geoff Tate macht ebenso wie seine Mitstreiter Michael Wilton (Gitarre), Eddie Jackson (Bass) und Scott Rockenfield (Drums) nämlich einen tollen Job und singt auch nach 28 Jahren Bandgeschichte immer noch grandios. Die Verstärkung in Gestalt der beiden Tourmusiker Parker Lundgren (Gitarre) und Jason Ames (Keyboard) bietet ebenfalls Qualitätsarbeit. Immerhin bessert der Klang sich im Laufe der Veranstaltung, obwohl die anwesenden Fans schon vorher deutlich sicht- und hörbar ihre Freude an QUEENSRYCHE haben. Spannend wird es, als mit 'Sliver' - wie bereits auf dem Album - die "American Soldier" Suite eingeläutet wird. Können die Songs des aktuellen Albums die gute Stimmung halten? Immerhin gehört schon ein wenig Mut dazu, einen ganzen Block nur mit neuem Material zu spielen, was möglicherweise viele der Anwesenden noch gar nicht kennen. Offenbar sind die Fans, die genug Geduld hatten, bis um eine Zeit, zu der andere Konzerte bereits längst beendet sind, auf den Headliner zu warten, jedoch bereits recht gut mit dem Material vertraut und das Publikum geht zwar nicht ganz so wie zu Beginn, aber doch gut mit. Das neue Material kommt zumindest beim Düsseldorfer Publikum gut an, bevor jedoch wohl der Höhepunkt des Abends eingeläutet wird. Nachdem mit 'A Dead Man's Words' der aktuelle Longplayer verabschiedet wird, folgt mit 'Best I Can' einer der großen Songs des kommerziell erfolgreichsten QUEENSRYCHE-Albums "Empire". Das charakteristische Intro veranlaßt viele gleich zu Jubelstürmen und zieht sich durch die ganze Suite durch. Mittlerweile hat der Sound auch endlich ein ordentliches Niveau erreicht und der zu Beginn noch mit Sonnenbrille, schwarzem Hemd und roter Krawatte leicht distanziert wirkende Geoff Tate hat sich nun für eine deutlich legerere Weste entschieden. Die lässt ihm auch die nötige Freiheit mit der ihm eigenen Theatralik (allerdings deutlich weniger natürlich als bei der letzten "Operation Mindcrime"-Tour) zu agieren. Klassiker folgt nun auf Klassiker und gerade die auch im Mainstreambereich (übrigens völlig zurecht) erfolgreiche Überballade 'Silent Lucidity' wird toll gespielt und gesungen. Nach 'Anybody Listening' ist um deutlich nach Mitternacht zunächst einmal Schluß. Trotz der fortgeschrittenen Uhrzeit gönnt die Band aus Seattle den tapferen Konzertbesuchern, die der Zeit trotzen konnten, mit 'Empire' abschließend noch den engagiert vorgetragenen Titeltrack des '91er Werks. Die Besucher verabschieden sie daraufhin mit kräftigen Applaus und gegen halb eins ist dann tatsächlich Schicht im Schacht bzw. Stahlwerk. Insgesamt ein abwechslungsreicher Konzertabend, der sich definitiv gelohnt hat. Angesichts der Menge an Vorbands hätte man vielleicht zwar eine Stunde früher anfangen können und so die am nächsten Tag Berufstätigen etwas schonen können. Wer es allerdings bis zum Schluß aushielt, erlebte einen wirklich guten QUEENSRYCHE-Auftritt, der wieder einmal zeigte, dass Geoff Tate und Co. es live auch nach fast 30 Jahren noch absolut draufhaben. 01. 'Neue Regel' 02. 'Whisper' 03. 'Screaming In Digital' 04. 'I Dream in Infrared' 05. 'Walk In The Shadows' 06. 'I Will Remember' 07. 'Sliver' 08. 'The Killer' 09. 'At 30,000 Ft' 10. 'Man Down!' 11. 'A Dead Man's Words' 12. 'Best I Can' 13. 'Thin Line' 14. 'One And Only' 15. 'Silent Lucidity' 16. 'Jet City Woman' 17. 'Anybody Listening?' Encore: 18. 'Empire' |
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