Irist - Order Of The Mind | |
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Review von Damage Case vom 28.03.2020 (7586 mal gelesen) | |
Die weltgrößte Wrestling-Liga WWE veranstaltet am 4. und 5. April ihr diesjähriges Hauptereignis Wrestlemania. Ganz oben auf dessen Card stehen Wrestler, die bereits vor 15, 20 oder 30 Jahren Headliner bei Großveranstaltungen waren. Was hat das mit IRIST zu tun? Die Garde der jungen Wilden drängt nach oben - in allen Bereichen der Unterhaltungsindustrie. Auch im Wrestlingbusiness werden die Undertakers, Goldbergs und Brock Lesnars sukzessive von den jungen Stieren verdrängt. Schon unweigerlich, da eine solche Karriere maximal bis zum sechzigsten Lebensjahr einigermaßen unpeinlich gelebt werden kann. Und auch, wenn in der Musikindustrie diese Verweildauer auf fünfundsiebzig bis achtzig Lenze (zum Beispiel ROLLING STONES) gestreckt werden kann, müssen auch JUDAS PRIEST und DEEP PURPLE nach gut fünfzig, IRON MAIDEN und KISS nach fünfundvierzig und selbst METALLICA nach bald vierzig Bandjahren irgendwann die Headlinerspots an ihre Nachfolger abgeben. Und diese werden das Gesicht der harten Stromgitarrenmusik verändern. Waren in den 1980ern Wrestler noch muskelbepackte Storyteller und Hardrocker, saufende Hurenböcke, so sind Wrestler heute technisch versierte Hochleistungssportler und Hartwurzel-Mucker der modernen Sorte, tätowierte Social Networker und Influencer. So kann man beispielsweise das letztjährige Wacken-Experiment, PARKWAY DRIVE einen Headlinerspot zu geben, als durchaus gelungen betrachten. Im Schatten dieser Entwicklung fanden sich 2015 in Atlanta, Georgia ein paar noch völlig unbekannte Südamerikaner zusammen, um ihre gemeinsame Vision von Extreme Metal auszuleben. Der Bandname ist dabei ein Kunstwort, das sich aus den englischen Begriffen Rist, Iris und Stir zusammensetzt. Genug der einleitenden Worte. Wie klingt "Order Of The Mind"? IRIST legen sehr hohen Wert auf eingängiges Songwriting, nachvollziehbare Melodien bei einer gewissen Grundhärte auf einem modernen Soundteppich. Nuclear Blast stellen Vergleiche zu SEPULTURA, ALICE IN CHAINS, MASTODON, GOJIRA, THE MELVINS, SOUNDGARDEN, CONVERGE, MACHINE HEAD und vielen anderen her. Klar, Namedropping. Aber tatsächlich klingt "Order Of The Mind" wie ein bunter und doch homogener Mix aus all den genannten Referenzen - und doch irgendwie neu. 'Creation' zum Beispiel kommt wie ein musikalischer Bastard aus MASTODON und GOJIRA dahergeprescht, um dann am Ende ganz nachdenklich auszufaden. Richtige Brecher wie der Opener 'Eons' oder 'Dead Prayers' verbleiben trotz teilweise rasendem Tempo stets in einem melodischen Grundkorsett, in welchem das Tempo immer wieder geschickt variiert wird. So beginnen 'Burning Sage The Cleansing' und der Titelsong recht flott, um dann nach einem Break ihr Tempo komplett zu verschleppen und überraschen den Hörer damit komplett. Über der klasse aufspielenden Instrumentalfraktion thront Sänger und Brüllwürfel Rodrigo Carvalho. Er lebt den aus dem Hardcore entliehenen Schreigesang, den Phil Anselmo spätestens seit "Vulgar Display Of Power" salonfähig gemacht hat und der unter anderen von Burton C. Bell Mitte der 1990er mit einer großen Portion Klargesang aufgefrischt auf ein neues Level gehievt wurde - beste Beispiele sind 'Insurrection' und 'Severed'. Dabei shoutet Rodrigo jedoch zu keiner Zeit auf dem Prollfaktorniveau wie die musikalisch ähnlich gelagerten Kollegen BAD WOLVES oder FIVE FINGER DEATH PUNCH. Einen völlig unpeinlich klingenden Softsong inklusive Klargesang ('Harvester') würden jene jedenfalls nicht hinbekommen. Weiteres Plus: "Order Of The Mind" klingt modern, aber nicht überproduziert. Keine nervigen Chöre, die Instrumente klingen wie Instrumente und auch auf sonstigen Schnickschnack wird weitgehend verzichtet. Produzent Lewis Johns hat hier ganze Arbeit geleistet. Das Album hat mit ziemlich genau vierzig Minuten genau die richtige Länge für diese Art von Musik. Das Cover, wie auch die begleitend veröffentlichten Musikvideos, sind künstlerisch nicht aus dem unteren Regalfach. Das hat sich das Label, welches offensichtlich an die Jungs glaubt, sicher einiges kosten lassen. Fazit: Die Zukunft des Metals klingt so? Keine Ahnung. Aber die 2020er werden spannend. Und IRIST haben das Zeug dazu, ein relevanter Teil davon werden zu können. Das Potenzial dafür beweisen sie in jedem ihrer zehn Songs. Jetzt müssen sie sich auf den folgenden Alben nur nochmals steigern und ihre Identität schärfen. Dann dürfen auch IRON MAIDEN endlich in Rente. Drei Anspieltipps: 'Burning Sage The Cleansing' rockt anfangs noch richtig nach vorne los, um dann nach knapp zweieinhalb Minuten nach einem Break das Tempo rauszunehmen. Auch 'Severed' groovt und walzt mehr als zu brechen, hat aber aufregende Riff-Melodien zu bieten. 'Insurrection', ein Song, der in seiner schleppenden Großartigkeit an die leider viel zu früh aufgelösten CHIMAIRA erinnert. Gesamtwertung: 8.5 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. Eons 02. Burning Sage The Cleansing 03. Severed 04. Creation 05. Dead Prayers 06. Insurrection 07. Order Of The Mind 08. Harvester 09. The Well 10. Nerve | Band Website: www.facebook.com/Iristband/ Medium: CD Spieldauer: 40:24 Minuten VÖ: 27.03.2020 |
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