Various Artists - Systemstörung: Die Geschichte von Noise Records

Review von baarikärpänen vom 07.04.2017 (17000 mal gelesen)
Various Artists - Systemstörung: Die Geschichte von Noise Records Dem Metal God (wahlweise auch Rob Halford, dessen Stellvertreter auf Erden) sei gedankt und vor ihm aufs Außergewöhnlichste auf Knien gerutscht, dass sich mit David E. Gehlke endlich mal jemand erbarmt hat und die Geschichte von Noise Records erzählt. Ein Label, dem wir so wegweisende Bands wie BALLANTINEZ, ROSY VISTA oder ASGARD verdanken. Nee, is' natürlich nur ein Scherz. Die letztgenannten waren, teilweise zumindest, die absoluten Stinker im Programm. Obwohl, es soll ja durchaus Menschen geben, die für deren Output 'ne Stange Geld über die Theke schieben.

Was Neat-Records für Grossbritannien waren, das war Noise Records für Deutschland. Jedem halbwegs interessierten Metalhead etwas über Noise zu erzählen, wäre Eulen nach Athen getragen. Man braucht sich ja nur mal schnell vor Augen zu führen, welche Bands auf diesem Label ihre Karriere gestartet haben. HELLOWEEN, KREATOR, CELTIC FROST, RUNNING WILD - die Liste ist so lange, ich könnte den ganzen Artikel mit Bandnamen vollkleistern. Und wenn Hansi Kürsch im Vorwort sagt "Den Ritterschlag haben/sollten wir nie erhalten. Fakt.", und damit meint, dass BLIND GUARDIAN, trotz Angeboten von Noise, warum auch immer, nie ihren Otto unter einen Vertrag gesetzt haben, dann bringt es das gut auf den Punkt. Noise waren eine echte Institution. Kein anderes Label (nehmen wir mal Steamhammer raus) waren zu Beginn der 80er Jahre wichtiger für die aufkommende Metal-Welle.

Warum lohnt sich dieses Buch also auch für die Eule-nach-Athen-Träger? Ganz einfach, weil David E. Gehlke nicht den Fehler macht, sich in ermüdendem Zusammentragen von Informationen aus zweiter Hand zu ergehen. Ganz im Gegenteil. Gehlke lässt die Protagonisten zu Wort kommen. Aus einer echten Masse an Interviews, die er mit Musikern, Mitarbeitern und anderen Protagonisten der Szene geführt hat, wählt er immer wieder Zitate aus, die er geschickt in den Text einfließen lässt. So entsteht ein Buch, bei dem man, wenn man erst einmal mit dem Lesen angefangen hat, nur schwerlich aufhören kann. Und auch viele, die damals hautnah mit dabei waren, werden noch so einiges Wissenswertes erfahren. Aufgelockert wird der Lesespaß durch 225 Bilder, die entweder durchaus interessant sind oder bei denen man sich ein Schmunzeln nicht verkneifen kann. Und am Ende des Buches dann noch die komplette Noise-Discography ist ebenfalls ein Schmankerl, vor allem für Sammler. Die können nämlich jetzt gezielt im Netz oder sonst wo stöbern.

David E. Gehlke ist ein echt grandioser Schmöker gelungen, dem man jedem ans Herz legen kann, der seine Kenntnisse der deutschen Metal-Szene aufbessern will, einen Nostalgie-Trip unternehmen oder einfach nur gut unterhalten werden möchte. Kompliment an dieser Stelle auch an Andreas Schiffmann für die wirklich gelungene Übersetzung. Gibt ja leider genügend Beispiele, wo das voll in die Hose gegangen ist. Der Zeitpunkt der Veröffentlichung ist natürlich günstig gewählt, wo doch gerade, nach endlos langem Warten, endlich jemand damit beginnt, den Noise-Backkatalog wieder zu veröffentlichen.

Ein Wort noch zum Cover: "Never judge a book by it's cover!". Was ansonsten so falsch nicht ist, als gutgemeinter Ratschlag, wenn auch nicht explizit auf Bücher selbst bezogen, trifft in dem Fall nicht zu. Kein Geringerer als Michel "Away" Langevin (VOIVOD) hat es sich nicht nehmen lassen und "Systemstörung - Die Geschichte von Noise Records" eine geschmackvolle Hüllengestaltung spendiert.

- ohne Wertung -
Trackliste Album-Info
Band Website:
Medium: Buch
Spieldauer:
VÖ: 24.03.2017

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