Iron Maiden - En Vivo! | |
---|---|
Review von Opa Steve vom 26.03.2012 (13821 mal gelesen) | |
Von IRON MAIDEN gibt es ja nun wirklich schon einige Bildmedien, und so reiht sich "En Vivo!" in die traditionsreiche Liste der Superstars des Metals ein. Das Konzert wurde in Chile während der Final-Frontier-Tour aufgezeichnet. Und wie üblich wurde nicht gekleckert, sondern geklotzt. Schon das 5-Minütige Intro, welches Road-Impressionen vom Eintreffen mit der Ed Force One bis zum Einlass im Stadion abspult, hätte bei manch anderen Bands als Bonusmaterial ausgereicht. Mitgeschnitten wurde das Konzert von 22 HD-Kameras. Davon ist allerdings - wie üblich - auf der DVD nicht mehr viel zu merken. Zum Einen gibt man sich in Zeiten von BluRays absichtlich keine Mühe mehr mit dem DVD-Mastering, zum Anderen haben die vielen Bearbeitungsschritte vom HD-Material bis zur PAL-DVD - vermutlich über einen NTSC-Master - ihre Spuren hinterlassen und sorgen für lästige Nachzieheffekte bei schnellen Bewegungen. Wer sich also mit dem Kauf dieser Scheibe anfreunden möchte, sollte sicherheitshalber die BluRay vorziehen, die diese Probleme eigentlich nicht haben dürfte. Ärgerlich ist es dennoch, dass man so mit Gewalt zum Umstieg gezwungen wird. Die Kulisse vor 50000 Chilenen ist beeindruckend, aber für eingefleischte MAIDEN-Fans keine Besonderheit mehr. Die Band nimmt die Bühne professionell in Beschlag, und spielerisch ist das Sixpack ohnehin nach Jahrzehnten professioneller Erfahrung über jeden Zweifel erhaben. Vor allem habe ich das Gefühl, dass wir es hier mit einer echten Livepräsentation ohne nachträgliche Verbesserung zu tun haben. Kleine Feedbacks blieben drin, und auch ein dezentes Detuning der Gitarren lässt auf die authentischen Tonspuren schließen. Zu Beginn dominiert natürlich das titelgebende Album die Setlist. Bis zum 7. Song wird das aktuelle Album lediglich durch '2 Minutes To Midnight' unterbrochen. Nach 'The Talisman' begrüßt Bruce erstmalig und ausgiebig das Publikum. Nun ja, soweit ihm die lautstarken Sprechchöre überhaupt eine Chance dazu lassen. Überhaupt scheinen die Chilenen von Song zu Song weiter aufzudrehen. Eine weitere längere Ansage gibt es später zu 'Blood Brothers', in welcher Bruce Dickinson kurz erzählt, dass die Band auf der Tour Tokyo wegen des Erdbebens canceln mussten. Und dabei erinnert er auch an alle anderen Katastrophen und Unruhen überall in der Welt, und daran, dass nicht jeder MAIDEN Fan in einer glücklichen Lage sei. Überhaupt sind seine Entertainer-Qualitäten tadellos - da wird selbst das Spiel mit einem Papierband, welches vom Bühnendach herunterhängt, zur vollendeten Unterhaltung. Nachdem bei dem recht trägen 'When The Wild Wind Blows' vor dem letzten Drittel die Luft ein wenig raus scheint, greifen die Sechs dann für den Rest des Sets immer tiefer in die Historie. Ein gigantischer Publikumschor singt das Intro von 'Fear Of The Dark' mit - Gänsehaut. Der Schluss des Sets gehört wie gewohnt den ungeschlagenen Evergreens. Bei 'Iron Maiden' dreht Janick Gers nun endgültig am Rad und versteht gitarreschleudernden Ausdruckstanz als Performance - hmmm, nun ja. Vielleicht hatten sie auch einfach keine Idee, wie eine dritte Gitarre in diesen Oldschool-Titel passen würde. Aber einer fehlt noch - ja wer bloß? Ach, da isser ja! Hinter der verborgenen Backline hebt sich ein 5 Meter hoher Eddie-Oberkörper hervor und fingert debil grinsend nach den Musikern, während eine andere Kamera die großen Augen des Publikums einfängt. Gigantisch, aber mir waren die Eddie-Schauspieler auf der Bühne immer lieber. Beim Smashhit 'The Number Of The Beast' fällt mir unangenehm auf, wie laut sich Steve Harris mittlerweile abmischen lässt. Klar muss er gegen 3 Gitarren anstinken, aber für die alten Nummern ist es einfach zu dominant. Aber Band und Publikum geben nochmal alles und ticken gemeinsam aus, bevor die Hymne 'Hallowed Be Thy Name' etwas Ruhe einkehren lässt. Abgesehen von der maximal durchschnittlichen Bildqualität ist das Konzert perfekt geschnitten. Die Regie hat ein Gespür für gute Perspektiven, viele Highlights werden im richtigen Moment eingeblendet, ohne unruhig zu wirken. Der dezente Einsatz von Splitscreens bietet immer wieder mehrere Perspektiven pro Szene, was ganz interessant sein kann. Ich empfehle, auch auf einer Stereo-Anlage den 5.1-DTS-Ton auszuwählen, denn der Mix ist wesentlich transparenter als der reine Stereo-Mix. Dennoch verpasst man auf den Surrounds nicht viel, denn dort werden abwechselnd Publikum und ein simpler Studio-Hall hochgedreht. Wie so oft hat man keinen echten 5.1-Mix vorliegen. Schade, dass ein Millionenseller wie IRON MAIDEN hier ebenfalls den bequemen Weg geht, anstatt in ein paar hochwertige Ambience-Richtmikros zu investieren. Die Extras machen eine Band-DVD meistens erst so richtig wertvoll. So dreht sich die zweite DVD dann am Anfang um die Ed Force One - nicht viel Neues, wenn man schon die Impressionen der "Flight 666" DVD kennt. Großes Kino ist allerdings Nicko's Pelz-Dress, der ihn wie eine Diva der 60er Jahre aussehen lässt. Metallischer ist da schon die Doku über die Bühnenproduktion mit Licht und Ton, die auch auf die ganzen Besonderheiten an den Tourorten eingeht. Die ganzen Interview-Parts sind übrigens untertitelt, so dass man auch ohne Englisch-Kenntnisse folgen kann. Natürlich wird auch der Crew gedacht, die mit der Band ja monatelang zusammengearbeitet hat. "En Vivo!" ist ein Produkt, für welches jeder selbst entscheiden muss, ob er es braucht oder nicht. Die DoDVD ist auf jeden Fall rappelvoll, und bei einer Band wie IRON MAIDEN gibt es genügend Material, dass man auf Lückenfüller verzichten kann. Das Konzert ist soundtechnisch gut gelungen, die Bildqualität erreicht allerdings maximal befriedigendes Niveau. Der Sammler wird zugreifen, und wenn man sonst kein MAIDEN-Konzert als Film besitzt, ist es zumindest ein aktueller Einstieg. Allerdings bekommt man bei "Flight 666" die bessere Doku und bei "Rock In Rio" das bessere Konzertvideo. Gesamtwertung: 7.0 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01 Satellite 15 02 The Final Frontier 03 El Dorado 04 2 Minutes To Midnight 05 The Talisman 06 Coming Home 07 Dance Of Death 08 The Trooper 09 The Wicker Man 10 Blood Brothers 11 When The Wild Wind Blows 12 The Evil That Men Do 13 Fear Of The Dark 14 Iron Maiden 15 The Number Of The Beast 16 Hallowed Be Thy Name 17 Running Free Documentary Satellite 15 Promo Video Making Of Satellite 15 Show Intro | Band Website: www.ironmaiden.com/ Medium: DoDVD Spieldauer: 120+102 Mi Minuten VÖ: 23.03.2012 |
Alle Artikel