Livebericht Vader (mit Arkhon Infaustus und Arise) |
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Ein Livebericht von Opa Steve aus Andernach (Juz-Liveclub) - 22.05.2003 (25773 mal gelesen) |
Vader, Deranged, Arkhon Infaustus, Arise Der Beginn des Gigs stand unter keinem guten Stern. Während man pünktlich wie auf den Eintrittskarten empfohlen zum Einlass um 18 Uhr vor der Hütte stand, ließ dieser wiederum auf sich warten. Als dann aber erst eine halbe Stunde später der Tourbus inkl. Equipment (!!) eintraf, besonn man sich eines besseren und pilgerte in die gegenüberliegende Kneipe, um paar Kölsch zu zischen. Dank Drumtriggern ging dann aber alles noch recht rasch vonstatten, und weitere 60 Minuten später standen Arise dann wirklich auf den Brettern und gingen mit einem verblüffend guten Sound unter diesen stressigen Bedingungen an den Start. Die jungen Kerle wussten mit einem sehr schnellen, aber traditionell orientierten Thrash zu überzeugen. Leider spielte sich das Geschehen vor gerade mal 50 zahlenden Gästen ab, aber die Band bot trotz alledem einen sehr netten Gig und trotz des unbekannten Materials bangte ein Großteil des Publikums irgendwann mit. Arkhon Infaustus, Franzosen mit einem recht extremen Image als Sadomaso- Satanisten, lieferten direkt im Anschluss die brutalste Performance des Abends. Zwar wurden diverse Bühnen-Spielchen aufgrund fehlender Alterskontrolle ausgelassen und die Band präsentierte sich optisch recht bodenständig (die homogene B.C.Rich Gitarrenfront sah allerdings verdammt geil aus), aber die Geschwindigkeit und Aggression, mit der die Songs ins Publikum geballert wurden, suchen ihresgleichen. Mit geteilter Schreierei, einem absolut lässigen Spargeltarzan, der mit Sonnenbrille (!) das Kit mit gekonnter Technik hyperschnell zerlegte, und wahrlich grell-kalten Gitarrensounds kam diese Band einem getunten Presslufthammer ähnlich, der sich selbst durch dicksten Granit bohrt. Die Härtegrade waren kein Vergleich zum CD-Sound, der dreckiger und trockener klingt. Zu diesen Hyperspeed-Attacken waren die Bewegungsmöglichkeiten des Publikums zwar äusserst eingeschränkt, aber die Faszination dieses Sounds hat wohl jeden gepackt, denn Abwanderungen zum Tresen gab es keine. Dass der Drummer verdammt viel auf dem Kasten hat, ist wohl niemandem entgangen. Die Gitarrenfront litt etwas unter der Lautstärke und den Live-Bedingungen, aber auch hier muss man sagen, dass jedes Break, egal in welcher wahnwitzigen Geschwindigkeit, sass wie eine Eins. Arkhon Infaustus sind sicherlich merkwürdige Gesellen mit nur mit Vorsicht zu genießender Einstellung, aber es war imposant. Meine Fresse. Die Schweden Deranged sorgten anschließend für einige Verwirrung. Instrumental- Death?? Calle lüftete das Geheimnis und meinte, dass er sich vor 5 Tagen die Stimme versaut hätte und nicht singen darf. Hut ab, dass Deranged dennoch die Tour weiter voll durchziehen. Calle beschränkte sich zwar auf wenige Ansagen und der Gig wirkte etwas "stumm", aber die Fans zollten der Einstellung Tribut und feierten wie selbstverständlich jeden Song ab. So kam es immerhin noch zu klasse Stimmung im Publikum, welches sich auf die Band übertrug, die trotz ihres Malheurs immer freudiger an die Sache ranging. Der Headliner Vader, den ich nun schon zum dritten Mal live sehen durfte, wird von Mal zu Mal besser. Die symphatischen Polen mit Ausnahmedrummer Doc und dem in Andernach wirklich als Spassvogel über beide Backen grinsende Peter am Mikro präsentierten sich souverän wie noch nie. Mit glasklarem Sound und einer mächtigen Lautstärke fegten sie einen Knaller nach dem anderen in die Clubhalle, die sich zu dem Gig wie durch ein Wunder fast zur Hälfte gefüllt hatte. Schwerpunkte gab es keine, die Band zog alle Register verschiedener Alben, ohne das aktuelle Revelations zu bevorzugen. Natürlich kam die Zeit vor dem Durchbruch "Litany" etwas kürzer, aber bei der mittlerweile für ihr Alter riesigen Discographie muss man halt Abstriche machen. Probleme mit dem Gitarrengurt wurden mal eben im Hocken übergangen (Hocking-Headbanging...), mehrere Intros zu stimmungsvollem Licht wurden vom Playback eingespielt - ganz wie bei den "großen" Acts. Peters Ansagen waren Kult, er grüßte Jeden und die Welt, vor allem einen alten Vader-Maniac, der nun ganz in der Nähe in Koblenz wohnt. Dieser war natürlich nebst Familie im Publikum anwesend, und auch schon die kleine Tochter im Vader-Girlie konnte mit ihren schätzungsweisen 12 Jahren mit der Mucke was anfangen. Cool. Vader gaben aufgrund der anfänglichen Verspätung reichlich Gas, Doc spielte sich zur Höchstform auf, und ansonsten gab's auch nichts zu meckern. Nach einer Stunde Spielzeit wurde mit einem Slayer- Cover (Scheiss-Alkohol - war's South Of Heaven??) der Gig glorreich beendet, die "Vader!!"-Rufe wollten kaum abebben, und mein Gehör schmerzte allmählich doch etwas. Ein wirklich guter Abend. Zum fairen Preis von 13 Euro gab's keine Ausfälle, jede Band hatte einen guten Sound, die Spielzeiten waren OK, und mit durchweg brutalem Sound zu flottem Geknüppel erschien das Package auch herrlich homogen. Große Festivals sind für den Spass gut - der wahre Metal lebt aber nur in diesem intimen und würdigen Rahmen. Liebe Labels, bitte mehr davon! |
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