Ace Frehley - Origins Vol. 1 | |
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Review von Elvis vom 24.04.2016 (7274 mal gelesen) | |
Allzu viele Worte muss man über ACE FREHLEY an sich nicht mehr verlieren. Der legendäre Original-Gitarrist der noch viel legendäreren KISS ist nach der sensationellen Reunion mit den geschminkten Rockgöttern von Mitte der 90er bis Anfang der 2000er wieder wie in den seligen 80ern solo unterwegs. Mittlerweile seit zehn Jahren trocken und clean hat der Mann, der nunmehr gar schon Generationen an Gitarristen inspiriert hat, einen recht beachtlichen Lauf hingelegt. Nach einer längeren Schaffenspause, die nur den ein oder anderen Livegig sah, hat er 2009 mit "Anomaly" und 2014 "Space Invader" zwei starke Soloscheiben rausgehauen, die manch einer sogar als stärker ansehen würde als die letzten beiden KISS-Alben aus dieser Phase. Fast schon ungewohnt schnell hat ACE FREHLEY nun wieder neues Material aus dem Ärmel geschüttelt in Gestalt von "Origins Vol.1". Kann der lässige New Yorker so schnell schon wieder ein Ass aus dem Ärmel schütteln, um einen alten Kalauer zu bemühen? Nun, man bekommt im Grunde, was man erwarten darf. "Origins Vol.1" ist nämlich mitnichten ein Werk voller neuer ACE FREHLEY-Songs, sondern der Held schaut sich an, was er selbst so musikalisch mochte und hat ein komplettes Cover-Album aufgenommen. Wer das jetzt ein wenig uninspiriert finden mag, der muss sich vor Augen halten, dass Cover schon immer ein bedeutender Faktor im Schaffen des Protagonisten waren. '2.000 Man' von THE ROLLING STONES veredelte etwa das doch zwischen Disco und Pop eskalierende "Dynasty"-Album im Jahr 1979 bei KISS und schon ein Jahr vorher auf seinem Solo-Album war "New York Groove" ja auch ein Cover von HELLO (wenn auch von RUSS BALLARD geschrieben). Auch 'Fox On The Run' (bekanntlich von SWEET) auf "Anomaly" 2009 war stark, ebenso 'The Joker' 2014 (STEVE MILLER BAND - wer erinnert sich nicht noch an die Levi's-Werbung aus den 80ern?). Kurz gesagt, starke Cover-Versionen haben bei ACE FREHLEY Tradition, und zwar eine gute Tradition. Für "Origins Vol.1" hat der Maestro immerhin recht prominente Gäste gewinnen können, so etwa SLASH, JOHN 5 oder LITA FORD sowie einen ganz besonderen Gast ... niemand Geringerer als the one and only PAUL STANLEY gibt sich nämlich bei einem Song die Ehre. Gehen wir einfach mal der Reihe nach vor und so startet das Album mit 'White Room', im Original bekanntlich von CREAM. Der Song klingt genauso gut oder schlecht wie man es erwarten kann, nämlich eben wie eine härtere und solide Cover-Version, bei der schnell klar ist, dass ACE FREHLEY spielt. Unterm Strich durchaus gut, aber nicht weltbewegend. 'Street Fighting Man' (THE ROLLING STONES) klingt da schon spannender und wie bereits im Jahre 1979 gibt unser Spaceman dem Klassiker eine eigene, coole Note, womit diese Version - ebenso wie etwa auch das feine Cover von MÖTLEY CRÜE 2005 - ihre klare Existenzberechtigung hat. Auf 'Spanish Magic Castle' bekommt Mr. Frehley Unterstützung von JOHN 5. Das JIMI HENDRIX-Cover ist erwartungsgemäß härter und man merkt durchaus den Gast-Gitarristen, was jedoch Ace hier nicht abwerten soll. Zugestanden, ich war nie der größte Jimi-Fan, aber trotzdem ist es ordentlich geworden. Richtig spannend wird es mit dem FREE-Klassiker 'Fire And Water', denn er ist die erste Zusammenarbeit mit PAUL STANLEY seit die Wege bei KISS sich Jahre 2002 wieder trennten. Und offenbar stimmt zumindest die musikalische Chemie, denn sowohl Ace als auch Paul machen hier einen feinen Job und liefern ein Highlight des Albums ab. Offenbar kann man sich auch weiterhin gut riechen, denn kürzlich wurde sogar ein gemeinsames Video zu diesem Song aufgenommen. 'Emerald' von THIN LIZZY im Original bekommt ein solides Cover mit SLASH als Gast verpasst. Unnötig zu erwähnen, dass hier vor allem die Gitarren glänzen, oder? 'Bring It On Home', der LED ZEPPELIN-Klassiker, funktioniert besser als man es erwarten könnte, haut mich persönlich aber nicht vom Hocker. Nicht schlecht, aber kein Muss. LITA FORD greift Ace im nächsten Song unter die Arme. 'Wild Thing' von THE TROGGS (ok, genau genommen, es war sogar da schon ein Cover von THE WILD ONES, aber das ist Musik-Nerdtum) ist nicht unbedingt ein Song, den man erwarten würde, aber auch - da doch sehr totgenudelt - keiner, den man unbedingt wählen müsste. Sowohl Ace als auch Lita machen einen soliden Job, aber dennoch hat das Cover, wie auch schon das Original, für mich einen Nervfaktor. Wenn es von THE TROGGS sein sollte, hätte mir 'With A Girl Like You' für ACE FREHLEY irgendwie besser gefallen. Zugestanden, auch ein Song, der schon das ein oder andere Cover hatte (zuletzt u. a. GLENN DANZIG 2015), aber ich denke, er hätte prima funktioniert. Nun ja, sei's drum ... Spannender, und auch nahezu zwingend, wird es nun aber mit 'Parasite', dem KISS-Klassiker von "Hotter Than Hell", dem zweiten Album von 1974. Der gute ACE FREHLEY schrieb den Song zwar, war aber weiland zu schüchtern selbst die Leadvocals zu übernehmen und so singt GENE SIMMONS bis heute diesen Song. Ace verleiht "seiner" Version nun mehr Schmiss und Härte und bringt auch gesanglich alles so, wie es ruhig schon 1974 hätte sein dürfen. KISS spielen 'Parasite' heutzutage zwar auch härter, aber von Ace hat es einfach was. Ganz klar ein Gewinner - vermutlich wäre er das sogar ohne JOHN 5, die hier auch noch mal in die Saiten greift! 'Magic Carpet Ride' von STEPPENWOLF funktioniert auch, ist aber eher unspektakulär. Und da es offenbar gar zu schön war, mit 'Cold Gin' gibt es gleich noch einen KISS-Klassiker! Und zwar konsequent den ersten echten Ace-Song von KISS aus dem Jahr 1973 vom Debüt, den - ja, ebenfalls aufgrund von Schüchternheit - auch im Studio GENE SIMMONS sang und bis heute singt. Ok, Ace sang ihn dann durchaus live mal und heutzutage eh, aber was soll man sagen ... auch diese Studio-Version überzeugt klar. Vielleicht nimmt man Ace den Inhalt auch ein bisschen besser ab als Gene, der bekanntlich Abstinenzler ist? An MIKE MCCREEDY alleine liegt es jedenfalls nicht, auch wenn der solide mithilft. Das THE KINKS-Cover 'Till The End Of The Day' klingt dann halt doch wieder wie ACE FREHLEY, der eben selbige covert, mehr Bums und deutlich cooler - kann man haben, muss man aber nicht. Dafür gibt es - aller guten Dinge sind oftmals doch drei - zum Abschluss noch ein drittes Highlight für KISS-Fans. 'Rock N Roll Hell' vom superstarken "Creatures Of The Night"-Album aus dem Jahr 1982 ist aber technisch betrachtet kein Cover seiner KISS-Phase. Zwar war Ace damals auf dem Cover und wurde auch als Gitarrist angegeben, tatsächlich war jedoch - wie bei KISS phasenweise nicht unüblich - der Großteil der Gitarren bereits von seinem Nachfolger VINNIE VINCENT eingespielt oder von Studiomusikern. Der im Original auch von GENE SIMMONS gesungene Song kommt auch von ACE FREHLEY prima rüber und ist eine sehr gute Wahl gewesen. Vielleicht sogar mit einer leicht ironischen Note angesichts des Titels haben wir hier eine der besten Versionen auf "Origins Vol.1", auch wenn ich das Original dennoch vorziehe, denn da ist immer noch der göttliche Drumsound von ERIC CARR ... An dieser Stelle: wer wirklich mal gute Drums hören will und wie so was im Studio klingen muss: "Creatures Of The Night" von KISS - besser geht es kaum mehr!!!! Was lässt sich unterm Strich damit über "Origins Vol.1" sagen? Ace ist lässig und cool wie immer und seine Soli sind durch die Bank auch 2016 noch eine Wucht. Weitgehend sind die Songs gut gewählt und funktionieren auch (fast) immer. Klare Highlights sind dennoch die KISS-Songs, das CREAM-Cover mit Paul Stanley und 'Street Fighting Man'. Produktionstechnisch passt alles und auch wenn die Idee nicht schlecht ist, das Photoshop-Cover hätte man durchaus auch in klassischerer Form gestalten könne, aber das sehe ich hier eher als Nebenkriegsschauplatz. Wenn man dem Titel glauben darf, so ist ein weiteres Album nur mit Cover ja offenbar durchaus angedacht. Seien wir also gespannt, was da noch kommt, live ist ACE FREHLEY heutzutage auch immer noch formidabel, und angesichts der Zusammenarbeit hier - vielleicht sehen wir den guten Spaceman ja doch noch mal mit KISS ... Gesamtwertung: 7.5 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. White Room (Original by CREAM) (5:04) 02. Street Fighting Man (Original by THE ROLLING STONES) (4:00) 03. Spanish Castle Magic (Original by JIMI HENDRIX, feat. JOHN 5) (3:34) 04. Fire And Water (Original by FREE, feat. PAUL STANLEY) (4:11) 05. Emerald (Original by THIN LIZZY, feat. SLASH) (4:28) 06. Bring It On Home (Original by LED ZEPPELIN) (4:25) 07. Wild Thing (Original by THE TROGGS, feat. LITA FORD) (3:44) 08. Parasite (KISS, feat. JOHN 5) (4:04) 09. Magic Carpet Ride (Original by STEPPENWOLF) (3:43) 10. Cold Gin (KISS, feat. MIKE MCCREEDY) (5:17) 11. Till The End Of The Day (Original by THE KINKS) (2:26) 12. Rock N Roll Hell (Original by KISS) (6:32) | Band Website: Medium: CD Spieldauer: 51:33 Minuten VÖ: 16.04.2016 |
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