Dirge - Hyperion | |
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Review von Zephir vom 01.05.2014 (4625 mal gelesen) | |
Was zur Hölle ist "Neurotic Post-Core"? Nie gehört? Dabei könnten wir es eigentlich alle schon seit bald zwanzig Jahren wissen. So lange besteht nämlich bereits die französische Formation DIRGE, und "Hyperion" ist schon ihr sechstes Album. Das Ganze begann 1994 in Paris, wo der noch immer als Gitarrist, Sänger und Programmierer aktive Marc T. gemeinsam mit einem Musikerkollegen drei Demos aufnahm, die zunächst eher dem Industrial Metal anverwandt waren. Als 1998 das erste Album mit Titel "Down, Last Level" erschien, drehte man schon allmählich das Steuerrad in Richtung reduziertere Elektronik und mehr Schwerkraft. Nach einigen Besetzungs- und Label-Wechseln landeten DIRGE 2013 schließlich bei den französischen Debemur Morti Productions, wo man sich mit Gravitationsschwere und sphärischen Klängen bestens auskennt - hier tummeln sich unter anderem MONOLITHE oder so schöne Dinge wie OCTOBER FALLS. Aber zurück zum Ausgangsbegriff, der natürlich auch für die mittlerweile fünfköpfige Truppe nur ein notwendiges Übel ist, denn auch im Hause DIRGE gibt man nicht viel auf Etikettierungen. Das neurotische Post-Core-Werk "Hyperion" ist ein Gebirge, ein schwarzer See, ein dunkles Kaleidoskop voll drückender Schwere und abgründiger Tiefen, ein bleierner, steinerner Resonanzraum depressiver Befindlichkeiten, mal massiv gefüllt mit grauer Kälte, mal in weite Räume ausufernd, die facettenreich und unübersichtlich gefüllt sind mit akustischen Traumsymbolen. Die musikalische Mischung aus Doom, Sludge und Dark Ambient schleppt sich zähfließend einher. Das bedrohliche, konstant in Seelenwunden wühlende Riffing und die entrückten, hypnotischen Doom-Screamo-Vocals wären fast als monoton zu beschreiben, würden nicht immer wieder Detailalternativen geboten, von denen man sich desorientiert umfangen findet wie in schweren Träumen: In 'Venus Claws' schaltet sich eine sinnliche Frauenstimme ein, die hell und ein bisschen verschlafen klingt; 'Hyperion Under Glass' mutet an wie ein doomig-monumentaler Soundtrack. Das ist das Eigenartige an dem nach dem griechischen Titanen benannten Album: die Überlagerung von einem in tiefste Tiefen hinabziehenden Instrumentalsog mit immer wieder einherwehenden ätherischen Brisen, was eine musikkategoriale Einordnung eigentlich verbietet. Das chthonisch-kryptische Coverwork (Verantwortlicher: ein Herr namens Axël Kriloff) reiht sich übrigens in die Serie der vergangenen Releases bestens ein. Irgendetwas daran ist ursprünglich elementar, irgendetwas ist psychotisch. DIRGE verpassen ihren Hörern mit "Hyperion" eine halluzinogene Stunde physischer Paralyse gepaart mit tiefster seelischer Unruhe. Gesamtwertung: 8.0 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. Circumploaris 02. Floe 03. Venus Claws 04. Hyperion Under Glass 05. Filigree 06. Remanentie | Band Website: www.dirge.fr Medium: CD Spieldauer: 1:02:16 Minuten VÖ: 14.03.2014 |
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