Fraser Edwards - The Architect | |
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Review von Cornholio vom 04.06.2020 (7828 mal gelesen) | |
Ich bin mir auch nach mehreren Durchläufen nicht sicher, ob Multiinstrumentalist und Namensgeber dieser "Band", Fraser Edwards", sich selbst auf den Arm nimmt, oder ob er mit seiner extrem melodischen Combo hier wirklich ernsthaft versucht, ein Bein auf den Boden zu kriegen. Gut, das eine schließt das andere nicht zwingend aus, aber wenn ein Album mit einem fünfminütigen Klimper-Instrumental-Intro beginnt und das nächste Lied eins von zweien ist, das sich im Titel auf die Britische Extrem-Melodic-Band DRAGONFORCE bezieht, liegt aus meiner Sicht eine Neurose fast schon auf der Hand. 'Stop Saying We Sound Like Dragonforce' lautet der Titel jenes Songs, und nachdem ich mehrfach ein Lachen unterdrückte (die Lyrics beinhalten diverse Songtitel von DRAGONFORCE), fing ich ernsthaft an, mich zu fragen, ob ich in einem Atari oder in einer Spielhalle (oder -hölle) gelandet bin. Melodien sind ja gerade für mich extrem wichtig, aber der gute Mister Edwards übertreibt es schon in den ersten beiden Songs ziemlich. Außerdem: Es sind definitiv Parallelen zu der genannten Combo vorhanden, augenscheinlich und offensichtlich. "Humor ist, wenn man trotzdem lacht", fällt mir dazu nur ein. Ab dem dritten Song geht das Ganze zwar etwas gemäßigter zur Sache, aber 'The Death Zone' klingt trotzdem, als wäre man in einem C64-Spiel wiedergeboren worden. Außerdem klingen für mich die Drums sehr klinisch, um nicht zu sagen künstlich. Aber laut Labelinfo sitzt auf "The Architect" ein Andrew Scott hinter der Schießbude. Nun gut, das wird dann wohl so sein, dann schieb' ich es auf den Mix, der das Schlagzeug viel zu steril gemischt hat. 'Ruination' wird von einem Wechselgesang zwischen der normalen und recht hohen Stimme von Richard Carnie auf der einen und einer Art Gutturalgesang auf der anderen Seite geprägt und dominiert. Leider ist dieser Song, den man fast als Lichtblick bezeichnen könnte, nach nur etwas mehr als zweieinhalb Minuten wieder vorbei. Wer die Thrash-Vocals, so will ich sie mal nennen, beigesteuert hat, liegt mir allerdings nicht vor. "The Architect" bleibt aber abwechslungsreich. 'Dio Volendo Lo Faro' wechselt das Tempo mehrfach, im Solo muss man aufgrund einer vermeintlich bekannten Cartoon-Melodie abermals schmunzeln, und 'Among The Stars' kommt gar balladesk daher. Edwards selbst lässt die elektrischen Instrumente fast komplett weg, Sänger Carnie scheint das Gleiche mit seinen Testikeln zu tun, so hoch wie er hier singt. Für mich allerdings "too much"! Im weiteren Verlauf tauchen immer wieder Déjà-Vus auf, sei es zu DRAGONFORCE oder zu den klimpernden Spielautomaten (das Instrumental 'Sorrow Of The Loneliest Dragon' finde ich besonders aufdringlich; dagegen ist das direkt anschließende Instrumental 'Crouching Comrades, Hidden Dragonforce', was mich an eine Version von 'Hava Nagila' erinnert, geradezu zurückhaltend). Abschließend wird noch 'Your Song' von Sir ELTON JOHN gecovert, allerdings nur leider etwas zu uninspiriert einfach im Melodic-Metal-Gewand nachgespielt; nun ja, wer's braucht ... Es ist nicht einfach, hier ein treffendes Fazit anzubringen; Fans von DRAGONFORCE und ähnlich hochmelodiöser Musik (POWER QUEST fällt mir da gerade noch ein) könnten wirklich Gefallen an FRASER EDWARDS finden. Oder ist das hier gar nur eine Persiflage? Wenn ja, auf sich selbst oder auf DRAGONFORCE? Vermutlich werden wir die Wahrheit nie erfahren. Dass vor allem Edwards selbst seine Instrumente mehr als gut beherrscht, lässt er hier definitiv alle spüren, die es hören wollen - und alle anderen ebenfalls. - ohne Wertung - | |
Trackliste | Album-Info |
01. The Architect 02. Stop Saying We Sound Like Dragonforce 03. Warzone 04. The Death Zone 05. Ruination 06. Dio Volendo Lo Faro 07. Among The Stars 08. This World Can Be Ours 09. Sorrow Of The Lonliest Dragon 10. Crouching Comrades, Hidden Dragonforce 11. On My Own 12. Your Song | Band Website: www.facebook.com/fraseredwardsofficial/ Medium: CD Spieldauer: 48:24 Minuten VÖ: 05.06.2020 |
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